Wiki-Watch: Wer bewacht die Wächter?
Im Herbst 2010 wurde das Projekt Wiki-Watch mit dem hehren Ziel der Qualitätssicherung in der Wikipedia ins Leben gerufen. Angeblich als „Arbeitsstelle im Studien- und Forschungsschwerpunkt ,Medienrecht‘ der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).“, als Forschungsprojekt geführt von dem Journalistik-Professor Wolfgang Stock.
Wie allerdings jetzt bekannt wurde, wurde der Account von Stock durch Mitarbeiter der Wikipedia überprüft und einige Auffälligkeiten festgestellt. Wiki-Watch soll: „… in zahlreichen Konfliktthemen um Religion, Homosexualität und Politik mittels zahlreicher Accounts massiv versucht haben, Artikel in ihrem Sinne zu manipulieren und zu beeinflussen.„. In einem 11 Seiten langen Dossier der Wikipedia Mitarbeiter wird ein interessantes Bild der Vorgänge gezeichnet. Ein Artikel, der zum Schaden einer Pharmafirma gewesen wäre, wurde mehrfach „optimiert“, andere Artikel geschönt.
Stock erklärte der FAZ, dass er in einem 8-Personen Haushalt gelebt hätte und man mit mehreren Laptops gearbeitet habe und vielleicht nicht immer der angemeldete Benutzer mit der Person hinter dem Laptop übereingestimmt haben könnte …
Auf der anderen Seite wurde auf der Wiki-Watch Seite die „Qualität“ der Artikel bewertet.
Wie sich weiter herausstellte, hat Wiki-Watch niemals Etatmittel von der Universität erhalten und wird ausschließlich von unbekannten „Dritten“ finanziert. Die Homepage ist auf die Privataddresse von Wolfgang Stock registriert und gehört ihm damit als Privatperson und nicht der Universität. Ebenso verhält es sich mit dem Logo. Auf die gleiche Adresse ist auch die Homepage von Convincet GmbH, bei der Stock Geschäftsführender Gesellschafter ist, gemeldet. Convincet wirbt mit folgendem Text:
„Wir unterstützen Sie bei Ihrer Interessenvertretung im politisch-gesellschaftlichen Kontext. Ziel ist es, Ihren unternehmerischen Erfolg durch gezielte Interventionen zu sichern und Krisen vorzubeugen. Extrem schnelle und flexible Reaktion auf neue Themen und Problemstellungen ist dabei selbstverständlich.“
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …
Die FAZ, die einen Artikel zum Thema verfasst hatte, wurde in der Zwischenzeit mit Klage bedroht und entfernte den Artikel von ihrer Webseite. Aber im Sinne des „Streisand-Effekts“ finden Sie den Artikel natürlich bei uns: hier.
Und weil es dieses Wochenende kein Rätsel gab, hier noch ein kleines:
Rätselfrage: Wie nennt man das, wenn jemand für Geld Artikel manipuliert und gleichzeitig als Qualitätswächter auftritt? Uns ist kein geeigneter Begriff eingefallen.
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Edit: Das Dossier wurde verlinkt
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