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Was ist Qualität?

3. Juni 2009 13 Kommentare

Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse wurde vom Wirtschaftsmagazin Euro „zur Kasse mit besten alternativen Heilmethoden gewählt
Die DAK interpretiert das so:

Neues Signet bestätigt DAK-Qualität.

Auf der oben verlinkten Seite schreibt die DAK selber:

Eine jüngst veröffentlichte Forsa-Umfrage ermittelte, dass 67 Prozent der Deutschen, die Kompetenz in Fragen der medizinischen Versorgung als entscheidend für die Kassenwahl ansehen.

Kompetenz in Fragen der medizinischen Versorgung? Schauen wir mal: Zur Homöopathie sagt die DAK in echter Werbetexter-Poesie:

Nutzen Sie die verkehrte Heilungswelt! Similia similibus curentur. Alles klar? Na gut. Für die Nicht-Lateiner unter uns: “Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden.” Dies bedeutet die Übereinstimmung des Krankheitsbildes mit dem Arzneimittelbild. Diese Aussage ist die eigentliche Definition der Homöopathie. Ein anderer Begriff hierfür wäre die Resonanz.

Wie bitte? Verkehrte Heilwelt? Welche Resonanz?
Danach:

Die Mittel in der Homöopathie werden systematisch verdünnt – potenziert, wie man im Fachjargon sagt. Dabei wird dem jeweiligen Mittel bei jedem Verdünnungsschritt Energie zugeführt und “verschüttelt”. Was dabei genau passiert, ist wissenschaftlich nicht eindeutig. Am populärsten ist die These, dass dabei Informationen der jeweiligen Substanz übertragen werden. So können auch “giftige” Stoffe als Heilmittel genutzt werden, ohne dass Sie dabei gefährdet würden. Auch bei den sehr stark verdünnten Mitteln gibt es keinerlei Grenzen in der Wirkung.

Welche Energie? Was dabei passiert, ist wissenschaftlich eindeutig: außer Verdünnung nichts. Und keinerlei Grenzen der Wirkung?
Weiter unten aber dann:

Die Arzneimittel, die in diesem Bereich eingesetzt werden, sind sehr umstritten.

Mal ehrlich, ist das medizinische Kompetenz? Qualität? Erst dumme Texte von jemandem, der keine Ahnung von Homöopathie und offenbar auch nicht von Wissenschaft hat, dann das Eingeständnis, dass das sehr umstritten sei?
Weiter geht es mit anthroposophischer „Medizin“.
Auch hier läuft der Dichter zur Hochform auf:

Die anthroposophisch orientierte Heilkunde versteht sich nicht als alternative, sondern als eine erweiterte naturwissenschaftliche Medizin. Sie richtet sich dabei am Wesen des Menschen und seinen individuellen seelisch-geistigen Bedürfnissen aus. Der Zusammenhang zwischen Mensch und Natur, eine zwangsläufige, da evolutionsbedingte Verwandtschaft, bildet einen zentralen Basisgedanken der Anthroposophie.

Eine evolutionsbedingte Verwandtschaft zwischen Mensch und Natur. Aha. Zentraler Basisgedanke.
Weiter gehts mit:

Wahrscheinlich ist Ihnen der Naturwissenschaftler Rudolf Steiner als Begründer der Waldorfschulen ein Begriff. Was viele aber nicht wissen: Ihm und der Ärztin Ita Wegman verdanken wir die anthroposophische Heilkunst, die schon damals als Ergänzung der Schulmedizin gedacht war.

Steiner und Naturwissenschaftler. Klar doch, es hat sich ja etabliert, dass Naturwissenschaftler aus nur in ihrem Kopf bestehenden Chroniken zu lesen pflegen. Kuhhörner im Acker, Mondlicht auf Kuhhintern, Atlantis, Wurzelrassen. Ganz offensichtlich Naturwissenschaft. Der ganze Schwall geht noch weiter, lesen Sie selber.
Spannend ein Schlusssatz:

Die anthroposophische Arzneitherapie beruht lediglich auf Erfahrungen, nicht auf wissenschaftlichen Untersuchungen.

Ja was jetzt? Naturwissenschaft oder nicht?
Jetzt wissen wir ungefähr, was die DAK unter Qualität und medizinischer Kompetenz versteht. Blöd nur, dass sich Quacksalber aller Art wiederum auf sowas als „Beweis“ beziehen: Eine Kasse würde ja sowas nicht erstatten, wenn es nicht wirkt, behaupten sie kuhäugig. Wer es noch nicht gewusst haben sollte: Kassen haben als Ziel, möglichst wenig zu erstatten. Die Zielgruppe der esoterisch Verdummten ist im Schnitt noch relativ jung und verursacht wenig Kosten.

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