Wie man mit „Cargo-Cult-Science“ auf die Fresse fliegt.
Forschung funktioniert nur, wenn man die richtigen Fragen stellt. Dr. Gerd Oberfeld wusste die Antwort auf seine Fragestellung schon vorher und bekam auch das gewünschte Ergebnis:
Zusammenfassend zeigte sich unter der gewählten zeitlichen Eingrenzung eine
signifikante zeitliche und örtliche Häufung von Krebserkrankungen im Bereich um
das Wählamt Hausmannstätten sowie signifikante Expositions-Wirkungs-
Beziehungen zwischen der Strahlungsexposition und dem Auftreten von Brustkrebs
und Gehirntumoren.
Link zur Studie
So weit, so üblich. Die Hysterie um den Elektrosmog sorgt für die entsprechende Nachfrage nach solcher Forschung. Das ist ja nicht schlecht. Der logische Fehlschluss, der allerdings in dieser Studie gemacht wurde, nennt sich Zielscheibenfehler oder auch Texas sharpshooter fallacy
Der Name bezieht sich auf einen Texaner, der seine Waffe zufällig auf ein Scheunentor abfeuert und dann um die größte Trefferhäufung eine Zielscheibe malt.
Der Fehler ist eng mit der Clustering-Illusion assoziiert, der menschlichen Eigenschaft, in zufälligen Daten nichtvorhandene Muster zu sehen.
Die Häufung der Krebsfälle war also schon vorher bekannt und die Schuld wurde nachträglich einer Mobilfunksendeanlage in die Schuhe geschoben.
Richtig peinlich wird es nur, wenn dann gerichtlich festgestellt wird,
dass in dieser Untersuchung ein erhöhtes Krebsrisiko in der Nähe eines gar nicht vorhandenen Sendemastes festgestellt wurde:
Die Mobilkom klagte Oberfeld daraufhin auf Widerruf und Unterlassung, weil sich ihren Angaben zufolge bis 1994 dort keine C-Netz-Sendeanlage befunden habe. Nun hat der Mediziner die Untersuchung laut Mobilkom zurückgezogen, das gerichtliche Verfahren sei damit beendet.
salzburg.com
Ordentlich auf den Punkt gebracht von Berthold Thoma (Mobilkom) und aus demselben Artikel:
Reale Krebsfälle in Hausmannstätten auf eine nicht-existente Mobilfunkanlage zurückzuführen, betrachte ich als einen Tiefpunkt der Wissenschaft.
Wenn ich dann lese, dass der Herr Doktor auch noch eine signifikante (Hört! Hört!) Beeinflussung von EEGs elektrosensibler Personen durch Funkwellen im Religionsunterrichtszimmer einer Salzburger Rudolf-Steiner-Schule festgestellt hat, dann umspielt meinen Mund doch ein leichtes Schmunzeln.
EEGs in Waldorfschule
Die besondere Beachtung in unserem Wikieintrag zur Elektrosmoghysterie hat sich der Herr Dr. Oberfeld damit redlich verdient.
Hier das entlarvende Luftbild von 1989. Wo ist die Antenne aus den achziger Jahren?
Nachtrag (Dank an Skrzypczajk):
Im Standard steht nun folgendes:
Rückforderungen nach Rückzug von Mobilfunkstudie angedacht
Überlegungen in Steiermark auf Rückzahlung von Fördermittel für zurückgezogene Studie über Handymasten
…
Laut dem Büro von Landesrat Helmut Hirt (S) unter Berufung auf Landessanitätsdirektor Odo Feenstra hieß, werde erst einmal die Zustellung der Vergleichsschrift abgewartet. Dann werde man weitersehen, welche Schritte man unternehme. Es könnte auch bis zur Forderung nach Rückzahlung gehen. Aus Landesmitteln sind für die Studie 21.800 Euro geflossen….
Mein Freund Nelson aus Springfield meint dazu:
„Ha ha!“
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