Das Übliche von den Anthroposophen

Heute schreiben wir einfach mal ab.
Das „Schwarzbuch Waldorf“ von Michael Grandt ist erschienen.
Es kam, wie es kommen musste:

16.09.2008: NEWS – PRESSEMITTEILUNG DES GÜTERSLOHER VERLAGSHAUS ZUR EINSTWEILIGEN VERFÜGUNG

„Am 11.September 2008 hat das Landgericht Stuttgart dem Gütersloher Verlagshaus durch Einstweilige Verfügung untersagt, das Buch des Autors Michael Grandt „Schwarzbuch Waldorf“ anzubieten, auszuliefern oder zu verbreiten, soweit es zum Thema des Verhältnisses der Waldorfpädagogik zu körperlichen Strafen in den Waldorfschulen aus dem Buch „Die Strafe als Selbsterziehung und in der Erziehung des Kindes“ zitiert, ohne dabei nachfolgend näher bezeichnete gerichtliche Auflagen zu beachten. Der Verlag bedauert, dass der Bund der Freien Waldorfschulen das Angebot des Verlages zu einem klärenden Gespräch über angebliche falsche, in Wirklichkeit nie auch nur ansatzweise substantiierte Tatsachenbehauptungen ausgeschlagen und stattdessen Gerichte Hilfe gesucht hat. Souveränität im Umgang mit Kritikern sieht anders aus, entsteht doch so der Verdacht, dass ein grundsätzlich missliebiges Buch in Gänze verhindert und ein renommierter Autor mundtot gemacht werden soll.

Der Verlag wird diesen durchsichtigen Versuch der Beeinflussung der öffentlichen Diskussion über die kontroverse, in Grandts Buch thematisierten Frage, ob die Waldorfschulen Weltanschuungsschulen sind, mit allem Nachdruck zurückweisen. Deshalb wird der Verlag gegen die Einstweilige Verfügung Widerspruch einlegen. Bis zu einer positiven Entscheidung über den Widerspruch wird das Buch mit einem klarstellenden Hinweis ausgeliefert, der den gerichtlichen Auflagen entspricht.

Ein Kritikpunkt des Gerichts war, dass im Schwarzbuch nur Passagen aus dem Buch von Grabert, immerhin von 1951 bis 1998 in zehn Auflagen als Band 1 der Schriftenreihe der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen erschienen, zitiert werden, die sich zustimmend zu körperlichen Strafen äußern. Eindeutig der Anwendung körperlicher Gewalt zustimmenden Passagen bei Grabert wie zB „Das Schmerzerlebnis [hat] eine seelisch-reinigende und zugleich eine das Bewusstsein aufweckende und aufhellende Wirkung. Dabei kann solcher Schmerz in der Strafe von der aller verschiedensten Art sein. Er kann rein physischer Schmerz sein, wie bei einem Schlage, einer Ohrfeige.“ müssten, so das Gericht, zukünftig auch Passagen gegenübergestellt werden, in denen Grabert die negativen Folgen körperlicher Gewalt erörtert.

Im Schwarzbuch muss zukünftig weiter klargestellt werden, dass 1998 eine Neubearbeitung des Grabert-Buchs durch einen Autor Kniebe erfolgte, in der körperliche Strafen ausdrücklich abgelehnt werden. Interessanterweise aber nennt das Vorwort der Neubearbeitung Graberts Fassung trotz der teilweisen Abkehr von dessen Thesen zur körperlichen Gewalt weiterhin einen „Klassiker der Literatur zur Waldorfpädagogik“ und ein „verdienstvolles Buch“. Und die oben zitierte Passage Graberts zur körperlichen Gewalt schreibt Kniebe trotz seiner Ablehnung körperlicher Gewalt im Übrigen nur eher dezent um zu: „Das Schmerzerlebnis [hat] eine seelisch-reinigende und zugleich eine das Bewusstsein aufweckende und aufhellende Wirkung. Dabei kann solcher Schmerz in der Strafe von der aller verschiedensten Art sein. Der rein physische Schmerz, wie beim Schlag, bei der Ohrfeige, kommt wohl in den seltensten Fällen wirklich in Betracht.“

Schließlich muss nach dem Wunsch des Gerichts klargestellt werden, dass sich die Verlagswerbung des überarbeiteten Gabert-Werkes („Georg Kniebe hat das Buch – bereits in mehreren Auflagen erschienen und zu einer unverzichtbaren Grundlage der Waldorfpädagogik geworden – grundlegend aktualisiert und durch eigene Überlegungen ergänzt “) nicht mehr auf die Gabert-Fassung, sondern ausschließlich auf die Kniebe-Neubearbeitung beziehen soll. Der Verlag wird diesen Hinweis beachten, jedoch seine entgegenstehende, der Sprachlogik folgende Auslegung der Reichweite der Verlagswerbung gerichtlich verteidigen.

www.michaelgrandt.de

Das gibt ordentlich Aufmerksamkeit.
In der „Süddeutschen“ steht schon mal ein Artikel:
Die Rache der Anthroposophen

Nachtrag:
„Deutschlandradieo Kultur“ unter anderem mit einem Telefoninterview mit Michael Grandt als MP3-Datei.

15 Gedanken zu „Das Übliche von den Anthroposophen“

  1. Jo, das sind die bekannt weltoffenen, friedfertigen und stets diskussionsbereiten Anthroposophen. Immer gleich mit der Keule drauf. Das Schöne: mit der Strategie erreichen sie gerade das Gegenteil.

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  2. >Das Schöne: mit der Strategie erreichen sie gerade das Gegenteil.

    Aha, körperliche Strafen werden also von den Anthroposophen jetzt abgelehnt. Das Positive am Durchleiden der Masern, die man durch einfache Impfungen verhindern könnte wird aber nach wie vor als sinnvoll erachtet…. Aber da "schlägt" man ja nicht selbst.

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  3. @roadrunner

    also medizinisch ist das ganz klar.

    Kindesmisshandlung wird unterteilt in verschiedenen Gruppen

    sexuelle Misshandlung: liegt nicht vor
    körperliche Misshandlung: wird nunmehr von den Anthros eher abgelehnt.

    Misshandlung durch Vernachlässigung beispielsweise der medizinischen Versorgung. Es ist also ganz klar ungeimpfte oder unzureichend geimpfte Kinder sind vernachlässigte Kinder, eine Form der Kindesmisshandlung. Ist offenbar üblich an Steinerschulen, da gibt es immer wieder Masernausbrüche zuletzt in Salzburg.

    Schau mal da- zu Kindesmisshandlung bes Tab 1a- sollten Anthroposophen mal lesen.

    http://www.kindesmisshandlu

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  4. da würde ich mal gerne von den waldorf-oberdruiden wissen, warum die "Bewusstsein aufweckende" anzahl an schlägen bei denen nix genützt hat ? also ihre renitenz gegenüber der gesellschaft scheint ihnen damit nicht ausgetreiben worden sein… woran mag es wohl liegen… zu wenig schläge oder zu viele ??? *grübel*

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  5. Ähm

    Zitat:
    "Nachtrag:
    Telefoninterview mit Michael Grandt beim DLF als MP3-Datei."

    Sie haben irgendwann mit Michael Grandt gesprochen und lassen jetzt (hier verlinkt) einen Antro ewig schwafeln? Merkt das keiner oder stehe ich auf dem Schlauch. In dem eigentlichen (hier nicht verlinkten) angeblichen Grandt Interview wurde gerade mal ein einziger Satz Grandts gesendet:

    http://www.dradio.de/dlf/se

    mp3 hier:
    http://ondemand-mp3.dradio….

    Dann geht es weiter mit DEM Antro Kenner Helmut Zander (wer ist das, ich bin noch nicht solange dabei?), der IMHO auch nichts anderes tut als verschleiern.

    Eine typische angebliche öffentlich rechtliche Ausgewogenheit, die nur noch weh tut: Die Antros bekommen knapp 2 Interviews, bei denen eins ja angeblich richtig kritisch ist und der echte Kritiker Grandt EINEN Satz.

    Oder habe ich was verpasst?

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  6. Hallo Ezra,

    ganz so war das nicht.

    Es gab in den letzten Tagen 3 Interviews im DLF.

    Das erste mit Michael Grandt, das zweite mit einem Sprecher des Bunds der Waldorfschulen und das dritte, auf das Sie verlinkt haben.

    Helmut Zander hat im letzten Jahr eine knapp zweitausendseitige Geschichte der Anthroposophie veröffentlicht.

    Er pflegt gewissermaßen eine freundlich kritische Haltung gegenüber den Anthros, wobei ersteres nur schwer nachvollziehbar ist, wenn er z.B. in Interviews die anthro "Medizin" lobt, obwohl seine eigene Forschungsarbeit stattdessen zu erschütternden Resultaten kam.

    J.G.

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  7. In der Zeit Druckausgabe und anschließend in Zeit online wurde über das "Schwarzbuch Waldorf" berichtet. Ein kompletter Verriss des Buches, aufgebaut auf reiner Polemik und ohne sachliche Argumentation. Für die Zeit, als renommiertes Blatt sehr ungewöhnlich, bis man feststellt wer den Artikel geschrieben hat. Dorion Weikmann, eine ehemalige Waldorfschülerin, Zeit-Autorin und Historikerin, die unter anderem auch PR- Artikel für die Waldorf- Schule publiziert hat. Was sagt man dazu ???

    http://www.zeit.de/2008/38/

    Grandts Buch wurde in der Sendung von Kulturzeit (3sat) vorgestellt und im Prinzip nur ins Lächerliche gezogen. Auf der Internet Seite von Kulturzeit gibt es aktuell ein Forum zu dem Thema: "Was halten Sie von der Steiner- Pädagogik?" Das Forum wurde anfänglich regelrecht überschwämmt von Lobeshymnen auf Waldorf. Mittlerweile melden sich jedoch immer mehr äußerst kritische Stimmen, die von ihren negativen Erlebnissen berichten.

    http://www.3sat.de/kulturzeit/

    Grüße an Esowatch
    http://blog.ebook-insel.de/

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