Buchempfehlung: Die Reimbibel.


Nun hält sich ja EsoWatch aus religiösen Themen eher raus, aber nachdem z.B. 55% aller US-Amerikaner meinen, was in der Bibel stünde, sei wörtlich zu nehmen und die Deutschen bemerkenswert selten in diesem Buch lesen, ist es ein Akt der Aufklärung, die Reimbibel zu empfehlen. Damit ist es wirklich für jeden des Lesens Mächtigen möglich, sich kurz und prägnant – sogar noch mit hohem Unterhaltungswert – ein Bild über den Inhalt der Bibel zu verschaffen. „Reimbibel“ klingt etwas angestaubt und langweilig. Es sei hiermit versichert, dass dies höchstens für den Titel, aber nicht für den Inhalt zutrifft. Wir haben mit dem Autor,

Prof. Wolfgang Klosterhalfen, ein Interview geführt.

EsoWatch: Mögen Sie Wilhelm Busch?

Klosterhalfen: Ich liebe ihn. Er gehörte zu meiner Kindheit und Jugend.

EsoWatch: In welcher Tradition sehen Sie sich? Wilhelm Busch, Walter Moers, …

Klosterhalfen: Meine Vorbilder sind die üblichen Verdächtigen von Goethe und Schiller bis Robert Gernhardt.

EsoWatch: Wer reimt besser und treffender als Sie?

Klosterhalfen: Zum Beispiel Busch und Gernhardt. Die konnten ihre Reime außerdem noch meisterhaft illustrieren und hätten theoretisch wunderbare Reimbibeln abliefern können.
Ich glaube aber nicht, dass sie jemals mit dem Gedanken gespielt haben, sich das anzutun.

EsoWatch: Wie meinen Sie das?

Klosterhalfen: Wenn man eng am Bibeltext bleiben will, was ich versucht habe, ist man künstlerisch sehr eingeschränkt. Der Inhalt ist ja genau vorgegeben. Und selbst bei der Wortwahl bleibt oft nicht viel Spielraum, zumal sich die Zeilen auch noch reimen sollen.

EsoWatch: Wann kamen Sie auf die Idee, eine Bibel in Reimen zu schreiben? Das ist doch ein etwas ungewöhnlicher Einfall.

Klosterhalfen: Der Vorsitzende eines kapitalstarken, weltweiten Kirchenkonzerns mit etwa einer Milliarde Kunden, der vom deutschen Staat jährlich mit einigen Milliarden Euro subventioniert wird, hat im Mai 2006 in Auschwitz behauptet, „eine Schar von Verbrechern“ habe das deutsche Volk „gebraucht und mißbraucht“. Diese skandalöse „Entnazifizierung“ von Volk und Kirche und der verlogene Slogan „deus caritas est“ haben zu „Josephs Legenden“, meinem ersten antiklerikalen Gedicht geführt.
In diesem Zusammenhang fing ich an, die Bibel zu lesen und war (und bin weiterhin) entsetzt über deren grauenvolle Inhalte und über die Diskrepanz zwischen dem was dort steht und dem was von Berufschristen gepredigt wird. Von den Deutschen ab 16 Jahren lesen nur vier Prozent häufig in der Bibel. Ich möchte daher mit meiner kritisch kommentierten Reimbibel dazu beitragen, dass mehr Menschen zur Kenntnis nehmen, was tatsächlich in der Bibel steht, und wie stark und umfangreich die Kritik an Bibel, christlichem Glauben und Kirche ist. Wie wichtig eine solche Aufklärung ist, zeigt das Beispiel Irland, wo die Meinungsfreiheit gerade durch ein mittelalterliches Blasphemie-Gesetz eingeschränkt worden ist. Wenn genug Gläubige sich hinreichend stark verletzt fühlen, dürfen Wohnungen durchsucht werden und dem Gotteslästerer, Religions- oder Kirchenkritiker droht eine Geldstrafe bis 25.000 Euro.

EsoWatch: Wie erklären Sie sich, dass Tausende von Theologen es ausgerechnet Ihnen überlassen haben, die erste Reimbibel seit dem Mittelalter anzufertigen?

Klosterhalfen: An mangelnder Intelligenz oder fehlendem Fleiß lag es nicht. Man hat vermutlich erkannt, dass es nicht opportun ist, all den widerwärtigen und widersprüchlichen Unsinn (Ausnahmen bestätigen die Regel) in leicht lesbarer Form zu präsentieren und sich daher auf einzelne Bibelgeschichten beschränkt und diese geschönt dargestellt.

EsoWatch: Was stört Sie am meisten am Christentum?

Klosterhalfen: Die religiöse Gehirnwäsche (mit Drohungen, Versprechungen, ständigen Wiederholungen von Behauptungen) bei wehrlosen Kindern und bei Jugendlichen durch Autoritäts- und Vertrauenspersonen. (Vorwort zur Reimbibel)
Die damit verbundene Gewöhnung, nicht bewiesene und nicht nachprüfbare Behauptungen als Wahrheiten zu akzeptieren: Religion ist die Mutter aller Esoterik.
Die gerade in letzter Zeit in vielen Variationen geäußerte, unverschämte Behauptung, Ungläubige seien moralisch minderwertig, z.B. „Moral braucht Gott“; „Der Humanismus, der Gott ausschließt, ist ein unmenschlicher Humanismus.“ (Enzyklika „Caritas et Veritate“, 29.7.2009). Die Verlogenheit der Kirchen: Umgang mit der Bibel und der Kirchengeschichte; Vortäuschen von Frömmigkeit; Kontrolle des Arbeitsmarkts im sozialen Bereich; Etikettenschwindel bei kirchlichen Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Caritas, Diakonie und Misereor, die nur zu einem geringen Teil aus Kirchensteuern finanziert werden.
Dass man immer noch an diesem elaborierten Wahnsystem festhält, in dem studierte Ebenbilder Gottes weniger versierten Ebenbildern Gottes gegen erhebliche Gebühren Logenplätze im Himmel vermitteln.

EsoWatch: Für wen haben Sie Ihr Buch geschrieben?

Klosterhalfen: Zunächst einmal für mich selbst, um meinem Ärger auf sozial akzeptable Art Ausdruck zu verleihen. Ansonsten für alle Menschen, die von der Bibel und von den Machenschaften der Kirchen so wenig Ahnung haben wie ich vor noch etwa drei Jahren. Und das dürfte die große Mehrheit der deutschsprachigen Bevölkerung sein. Ich nehme aber an, dass nur ohnehin ungläubige oder schon stark am Glauben zweifelnde Menschen meine Bibel mögen werden. Vielleicht werden Pfarrer/inn/en und weitere irdische Sprecher/inn/en des Herrn einzelne Gedichte für ihre religiösen Verdummungsveranstaltungen nutzen. Mit gefällt dabei der Gedanke, die Reimbibel könnte zu einem trojanischen Pferd werden. Im Grunde gehört die Reimbibel in jeden jüdischen, christlichen und säkularen Haushalt, in dem Deutsch gesprochen wird 😉 .

EsoWatch: Gibt es eine englischsprachige Reimbibel?

Klosterhalfen: Meines Wissens nicht. Ich hoffe sehr, dass es bald auch englische, französische, spanische usw. Reimbibeln geben wird.

EsoWatch: Warum haben Sie Ihr Buch bei BoD veröffentlicht?

Klosterhalfen: Weil es schnell geht, das finanzielle Risiko gering ist und mich eine verbesserte Neuauflage nur 39 Euro kostet. Wer nicht schon bekannt ist oder gute Beziehungen hat, hat bei großen Verlagen praktisch keine Chance. Ich hatte wenig Lust zu antichambrieren. Lektor/inn/en renommierter Verlage, die von meinem Opus begeistert sind, dürfen sich aber jederzeit bei mir melden 😉 .

Herr Klosterhalfen, vielen Dank für das Interview!

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3 Gedanken zu „Buchempfehlung: Die Reimbibel.“

  1. Die auf der Website einsehbaren Reime haben doch eine wohltuende Wirkung. Da weiß man direkt wieder woran man ist ;-).
    (Nach diesen (andernorts 😉 langen Diskussionen um die gar rechte Les- und Verständnisweise der 10 Gebote und des mixamatösen Geleitwortes an die fiesen Ungläubigen und Zehntenverweigerer.)

    Wobei mir während des Rüberschauens wieder einfiel, dass ich mit "inzestuösem Samenraub" überhaupt nicht einverstanden bin. Das ist doch auch so eine Verdrehung (und ja, ich denke immer nur das Schlechteste von Bibeltextschreibern ;-P)

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