Evangelikale – das gefährlichste Virus des 21. Jahrhunderts

Ted Haggard, ehemaliger evangelikaler Pastor und früherer Präsident der amerikanischen Evangelikalen-Vereinigung, zählte in seinem Amt ca. 30 Millionen Christen zu seinen Schäfchen, von denen bei der letzten Wahl 80 Prozent für George Bush stimmten. Nach einem Gespräch 2005 mit dem Präsidenten äußerte er: „Religion und Politik waren in Amerika schon immer miteinander verflochten. Es waren die besten Momente der Politik, wenn Evangelikale Einfluss hatten: Martin Luther King, Jimmy Carter, Ronald Reagan, Bill Clinton, George Bush – alles Evangelikale.“

Colorado Springs ist Amerikas Zentrum der religiösen Rechten. Nirgendwo in den USA ist die Anzahl christlicher Institutionen höher. Sie nennen sich Focus on the Family, International Bible Society, Compassion International oder Fellowship of Christian Cowboys. Sie betreiben Verlage, Bildungseinrichtungen, Stiftungen, Schwangerschaftszentren, Radiosender und Consulting-Firmen.

Eines ihrer gemeinsamen Lieblingsthemen ist der radikale Kampf gegen Homosexualität. „Focus on the Family“ engagiert sich in den USA vehement dafür, dass Homosexualität überwunden werden könne und müsse. Ihr Ziel ist jedoch, das Thema Schwule & Lesben weltweit auszurotten unter dem schönen Slogan „Förderung und Verteidigung der Familie in der ganzen Welt“.

Es handelt sich hier nicht um eine kleine Organisation, der Vorsitzende James Dobson produziert eine tägliche Radiosendung, die in mehr als einem Dutzend Sprachen und laut Focus on the Family von über 6.000 Radiosendern weltweit gesendet, von mehr als 200 Millionen Menschen in 164 Ländern täglich gehört und von etwa 80 US-Fernsehsendern täglich übertragen wird.

Weltweite Missionsarbeit unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe mit dem besonderen Einsatz gegen Unterdrückung und Missachtung der Menschenrechte gehört natürlich auch zum Programm der Institution. Laut eigenen Angaben finden Hilfsprojekte bereits in 90 Ländern statt, immer auch mit dem speziellen Anliegen der Versorgung von Kindern.
Dabei scheint es wenig zu stören, dass ausgerechnet Dobson eine sehr eigene Art der Kindererziehung propagiert. In seinem Buch „Dare to Discipline“ schreibt er:

„Es sei nicht notwendig, ein Kind in die Untertänigkeit hinein zu schlagen; ein bisschen Schmerz kann schon bei einem jungen Kind viel erreichen. Die Schläge sollen jedoch von ausreichender Härte sein, damit das Kind wirklich weint“.

Eine weitere nette Publikation nennt sich „Bringing up boys“, die sich der Homosexualität widmet. Darin äußert Dobson:

„Wer von uns würde wissentlich einen Weg wählen, der in Entfremdung von der Familie, Ablehnung durch Freunde, Abscheu der heterosexuellen Welt, Aussetzung gegenüber sexuell übertragbaren Krankheiten wie AIDS und Tuberkulose und eine kürzere Lebensspanne münden würde? Nein, Homosexualität wird nicht ‚gewählt‘, abgesehen von seltenen Umständen. Im Gegenteil, verwirrte Kinder und Jugendliche befinden sich in der Lage, mit etwas umgehen zu müssen, das sie selbst noch nicht einmal verstehen“.

Dobson hat auch angeblich Ted Haggard mit seiner Therapie vom sündigen Homo-Laster befreit, nachdem dieser 2006 aller seiner evangelikalen Ämter enthoben wurde, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er einen Callboy über drei Jahre hinweg für Sex bezahlte.

Haggard ist jedoch nach wie vor ein radikaler Homo-Gegner, dem jegliches Mittel recht ist, diese Sünde zu bekämpfen.

Im Gegensatz zu ihm und den meisten anderen Evangelikalen erscheint hier Dobsons Einstellung noch sehr großzügig, doch dass er es damit ernst meint, Homos ausschließlich umerziehen zu wollen, wird ihm aktuell niemand mehr abnehmen, wenn man an Uganda denkt:

„Uganda droht Schwulen und Lesben mit der Todesstrafe. Die Spuren des Skandals führen bis nach Washington – und bringen dort religiöse Netzwerke und hochrangige US-Politiker in Erklärungsnot.“

Dobson und sein Verein gehören natürlich zu der Gruppe der Evangelikalen, die in Uganda massiv missioniert und so wie es aussieht mit bahnbrechenden Erfolgen:

„Die Regierung soll Homosexuelle unter bestimmten Umständen hinrichten dürfen – das sieht das zurzeit im Parlament diskutierte „Anti-Homosexualitäts-Gesetz 2009“ vor, das noch in diesem Jahr verabschiedet werden könnte. Der ugandische Minister für Ethik, James Nsabo Butoro, begründete die Pläne in Interviews unter anderem so: „Die Makler der Unmoral verstoßen gegen Gottes Willen und schaden mit Lügen und Täuschungen unserer Gesellschaft.“ Homosexualität sei gegen die ugandische Kultur gerichtet. Wer Schwule oder Lesben aus Familie und Freundeskreis nicht an die Polizei verrät, soll deshalb ebenfalls für Jahre hinter Gitter.“

(der ganze Artikel hier)

Man kann nur hoffen, dass sich alle Nationen einsetzen und bei Bedarf Sanktionen verhängen, sollte es zur Umsetzung dieses Gesetzes kommen. Es wird auch endlich Zeit, die große Gefahr der Missionsarbeit fundamentalistischer Christen als solche einzuschätzen und ihren Machenschaften massiv entgegenzutreten.

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