Aufmerksame Leser von EsoWatch-Artikeln werden sich vielleicht noch an die unsäglichen Betrügereien um vermeintliche Leberreinigungsprodukte erinnern, die im September 2009 Spiegel-Online veranlassten, uns zu zitieren. Damals berichteten wir über die alternativmedizinische Praxis, Kunden einzureden, sie hätten in großer Zahl behandlungsbedürftige Gallensteine. Eine von bestimmten „Diagnostikern“ sofort angebotene simple „Leberreinigung“ mit Ölen und sauren Getränken führt dann zur Bildung von so genannten Seifensteinen, die in der Toilette zum Vorschein kommen und als Beweis der Gallensteine bezeichnet werden. Anbieter von Leberreinigungsprodukten erschaffen sich also eine Scheinkrankheit, für die dann eine Scheintherapie verkauft wird.
Nun ist EsoWatch einem analogen Phänomen, einer besonderen Form der Darmreinigung, auf der Spur. Diese ist insbesondere in den USA als eine Form des „Colon Cleansing“ verbreitet, und wird von mehreren Firmen propagiert. Aber auch im deutschsprachigen Raum und in ganz Europa wird zur Zeit versucht, diese bestimmte Form einer rein diätetischen Darmreinigung zu verkaufen. Dabei wird den Kunden (z.B. für 89 Euro) ein Gemisch bestimmter Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel verkauft, die im Dickdarm am Darmschleim binden und von der Konsistenz her gummiartige Gebilde entstehen lassen. Wieder behaupten die Anbieter, dass es sich bei den imponierenden Toiletten-Würsten und -Girlanden um behandlungsbedürftige Zustände handele, diesmal als „Schleim-Plaque“ (mucoid plaques) bezeichnet, aber natürlich anatomisch-medizinisch völlig unbekannt. Ursprünglich geht die Erfindung des Begriffs mucoid plaque auf einen amerikanischen Händler für Nahrungsergänzungen namens Richard Anderson zurück.
In Deutschland sind dazu Aktivitäten eines Heilpraktikers Timo Pfau aus Tettnang (Firma „Ejuva“) zu beobachten, sowie die einer mysteriösen Marion aus Bonn. Hinter Marions „Kundendienst“ steht eine undurchsichtige Firma „DrNatura“ mit Briefkastenadresse einer „Mailboxes etc“ in London, die Produkte wie „Colonix“, „Toxinout“, „KleriTea“ oder „Paranil“ mit verbotener, gesundheitsbezogener Werbung und angeblichem Kundenlob auf impressumslosen .de-Seiten im Internet bewirbt. Die eigentlichen Drahtzieher sitzen aber wohl eher in Budakeszi in Ungarn, worauf auch die IP-Adresse des Servers (195.228.75.57) DrNatura.de hinweist. Die europäische EU-MWSt.-Nummer SK2022247689 ist jedoch die der slowakischen Firma „Dr Natura, s.r.o.“ aus Komárno in der Slowakei. Selbst die Mutterfirma DrNatura ist in den USA in Fort Mill (South Carolina) als c/o zu Hause, bei einer „IPD“ (International Pharma Packaging & Distribution).
Die Telefonnummer des deutschsprachigen „DrNatura Kundendienstes“ führt zu einem anonymen Telefonanschluss in Bonn. Aber: Wer verdammt nochmal ist Marion?
kochbuch? hat das was mit kochbüchern zu tun? 🙂
Käme auf die gewählte Schüssel an.
Ich glaub, Marions Kochbuch ist was anderes. Die haben auch eine höhere Bildqualität.
*Örks*
Da gibt es Menschen, die wühlen in den eigenen Exkrementen und machen Fotos davon….. Ich verkneife mir jetzt, über eine psychiatrische Diagnose zu spekulieren.
Super, da werde ich nicht mitmachen,
bei denen gibt es auch, das ist NEU:
>>>>INFORMATIONSENTSCHLACKUNG<<<<<
http://www.joalis.at/detoxication-center/detail/148.html
Auf RateMyPoo würden die glaub ich ganz hoch einsteigen 😛
Ähhmm, da posten Anwender ein Foto von sich und daneben den Inhalt ihrer Toilettenschüssel…und die machen das dann auch dreimal wöchentlich…würg.
Ich glaube, das nennt man Koprophilie. Jeden kickt was Anderes.
Mal wieder fast sprachlos,
Badrobot
Erinnert mich an die in You don’t know Jack beworbenen Darmkochbeutel, die man einfach kalt schluckt und später wunderbar warm herauskommen 😀
apropos Marions Kochbuch:
Haben die da auch Rezepte für das Zeugs… wie anno dazumal die Hebammen für die Plazenta???
https://www.psiram.com/de/index.php?title=Placentophagie
Eigentlich ein Brüller, dass Leute für so viel Geld etwas schlucken, um nach 2 Wochen ein riesiges langes hässliches Gummibärchen auszukacken.
Muß ja wirklich Spaß machen.
Warum nicht einfach billig Pektin und die anderen Gelbildner, ein paar Spelzen und Körner schlucken. Könnte man vorher noch Lebensmittelfarbe rauftun. Dann kann man prima rote, grüne oder blaue Gummiwabbelwürstchen rausdrücken. Macht sich doch auch gleich viel besser beim Fotoshooting.
Echt armselig Scheinkrankheiten erfinden zu müssen! Arme Menschheit!
@Papavera
Also wir hatten im Kinder- und Jugendheim für geistig Behinderte Kinder die schmierten… die wurden Nachts fixiert und bekamen einen Schlafsack an.
In diesem Fall, Schloss aufs Klo?
Auf http://www.drnatura.de/erfahrungsberichte17.php heißt es in einem der „Erfahrungsberichte“:
(Die Hervorhebung ist übrigens schon so im Original.)
Ich denke, da erübrigt sich wohl jeder Kommentar.
Auf der amerikanischen Seite wird mit der Geschichte einer Maryann geworben:
http://www.drnatura.com/
Vielleicht gibt es Marion gar nicht und das ist eine Eindeutschung. Die Fotos der Frauen sind allerdings unterschiedlich.
@Cohen:
Ich glaube nicht, dass die Marion auf der Maryann beruht. Vielleicht hat man einfach ein nettes Gesicht und einen nett klingenden Namen für den „Kundendienst“ haben wollen, aber um so etwas zu erfinden braucht man keine Vorlage.
Maryann liefert ja nur auf der englischen Seite nur einen von vielen jubelnden „Erfahrungsberichten“, von denen es sowohl auf der englischen als auch auf der deutschen Seite jede Menge gibt (wobei zumindest die älteren Berichte auf der deutschen Seite wohl Übersetzungen von der amerikanischen Seite sind, denn die Namen und Orte die da drunter stehen sind eindeutig amerikanisch).
Nachtrag: Wenn, dann ist eher Brandi von http://www.drnatura.com/cleanse-detox/ die „Vorlage“ für Marion. Natürlich nicht vom Bild her, aber von der Funktion: Ein nettes Gesicht, das das ganze Präsentiert, damit es „persönlicher“ wirkt.
Wenn die „komischen Dings“ mal keine Darmverschlüsse machen…
aber dagegen gibt es doch sicher die passenden glauboli, aus milchzucker…….
@notatall
@notatall
echt super der Hinweis mit der INFORMATIONSENTSCHLACKUNG das kann ich gut gebrauchen, ist mir bisher noch nicht aufgefallen. Das klingt äußerst interessant und werde ich mal ausprobieren.
Liebes Esowatch-Team,
ich gehöre von Beginn an zu den Stammlesern dieses Blogs und freue mich über jeden neuen Artikel hier. Seit Tagen aber, wann immer ich voll Erwartung ob eines neuen Textes hier den Blog mittels der Lesezeichen-Funktion meines Browsers aufrufe, sehe ich nichts als Scheiße.
Bitte inständig um einen neuen Artikel mit neuen Bildern.
Herzlichst…
Liebe/r ähem, diese Kritik ist sehr berechtigt und nicht die erste – der neue Blog sollte schon heute raus, aber da haben wir schon wieder tiefer in der virtuellen äh Scheisse gequirrlt als eigentlich gedacht (diesmal wirklich nur virtuell), so dass es bis morgen dauert. Bis dahin bitte Augen zu und durch.
LOL…mir geht es auch so. Deshalb schaue ich schon nicht mehr unmittelbar vor oder nach Mahlzeiten hier rein.
Also, auf vielfachen Wunsch ist jetzt ein Zwischenblog gemacht. Dürfte auch relativ einmalig in der Bloggerei sein …
Danke! Hatte auch keine rechte Lust mehr, diese Seite zu öffnen und wartete dringend auf neue Bilder…
Gut zu sehen, dass es anderen ähnlich ging wie mir. Danke für das Update, auf dass ich wieder am PC surfend essen kann. 😉
Ist ja voll eklig und abstrus! Danke für die Infos!
Und Gratulation zu diesem Blog! Weiter so!
Jo Conrads „Bewusst.TV“ hat sich neuerdings dem Thema Darmreinigung angenommen, dort nennt man es „Hawaianische Darmreinigung“ (sic).
Frau Heitkamp besitzt nicht nur eine Webseite ihres Namens sondern ist auch Protagonistin bei http://www.darmreinigung.nl/ und vertreibt dort Kuren. Die Beschreibungen der Kuren lassen auf dieselbe Abzockmethode schließen, auch die Fotos der Ausscheidungen gleichen denen dieses Artikels. Zudem weigert man sich, die Zusammensetzung der „hawaiianischen Kräutermischung“ zu nennen, die sei sowieso für Laien viel zu gefährlich und werde nur ehemaligen Kursteilnehmern verraten…
… Die „Kuren“ kann man selbstverständlich gleich Buchen, sie kosten € 690 aufwärts (ohne Unterkunft)