Eso-Einkauf bei FAZ, SPIEGEL und Süddeutscher Zeitung

Medienkompetenz ist in der heutigen Zeit durch nichts zu ersetzen. Fürsorgliche Eltern kümmern sich darum, ihren Kinder rechtzeitig beizubringen, wie Medien zu konsumieren und zu verstehen sind. Und vor allem: Wie man Wichtiges und Blödsinn unterscheiden kann.

Ein wichtiges Standbein sind dabei seriöse Tageszeitungen. Diese mühen sich nach bestem Wissen und Gewissen, einen möglichst korrekten Blick auf Welt und Tagesgeschehen zu bieten. Wo die Fakten klar sind, sind die seriösen Blätter auf einer Linie, z.B. bei Lichtnahrung und Wünschelruten.

Was allerdings nicht in das seriöse Bild passt, ist das Geldverdienen mit Themen, die man gleichzeitig kritisiert. Das entwertet die gerade geübte, berechtigte Kritik und schadet dem eigenen seriösen Ruf. Ganz besonders, wenn es um Irrsinn in Buchform geht.

Wir möchten hier, auch anlässlich aktueller Ereignisse, ein paar Beispiele zur Verdeutlichung anführen:

 

War da nichtmal ein Bericht in der FAZ? Ach ja!

FAZ: Erfolgreich aber erfunden

Mit Gravitationswellen wollte ein falscher Professor Daten übertragen und Lottozahlen vorhersagen. So ergaunerte er Millionen. Nun ist er auf der Flucht – doch mit seiner „Theorie“ wird noch immer Geld verdient. […]

Richtig! Wie z.B. in den Shops von SPON und der Süddeutschen:

SPIEGEL-SHOP; SZ-Shop

Die FAZ hoffentlich nicht, oder?

FAT.net-Shop

Ups!

 

Bei SPON findet man nicht nur entwarnende Studien, die zu den angeblichen Risiken veröffentlicht wurden, sondern auch Kritik an der (medialen) Panikmache:

SPON: Handy-Studie – Angst essen Daten auf

SPON: MOBILFUNK – Restrisiko Hirnriss

SPON: Strahlung Hirntumor-Zahlen in Handy-Ära gleichgeblieben

Auch die SZ stellt fest:

SZ: Wie sich mit der Angst vor Elektrosmog Geld verdienen lässt

…das wie des Geldverdienens wird in den drei Büchershops ja (leider) ausreichend verdeutlicht:

FAT.net-Shop; SPIEGEL-SHOP; SZ-Shop

 

Teurer Unsinn, nicht?

SZ: Mythos entgiften

SPON: Angebliche Entgiftung – Schummelpakete der Kosmetik-Industrie

Der aber trotzdem angeboten wird:

FAZ.net-Shop+ FAZ.net-Shop; SPIEGEL-SHOP + SPIEGEL-SHOP; SZ-Shop+ SZ-Shop

 

Millennium Bug: Licht versengt Festplatte
FAZ: „Lichtnahrung“ auf dem Psychomarkt
SZ: Tödliche Esoterik

Der Film ist schon schlimm genug. Die Todesmeldung noch schlimmer. Möchten die Verlage so etwas auch noch in Buchform anbieten?

Tja:

FAZ.net-Shop; SPIEGEL-SHOP; SZ-Shop

 

FAZ: Wünschelrutengänger-Test Prüfzeichen für die Goldgräber
SPON: Esoterik an der Fachhochschule – Wünschel Dir was
SZ: Esoterik an deutschen Hochschulen – Lasst die Nymphen tanzen!

Nicht nur an mancher Hochschulen wünschelt es, sondern auch in allen drei Buchshops:

FAZ.net-Shop; SPIEGEL-SHOP; SZ-Shop

 

Irgendwie schon traurig, dass dies alle drei Verlage sehenden Auges zulassen:

Direktlink:Nazi-Literatur frei Haus – Warum Online-Portale großer Verlage rechts-extremistische Literatur anbieten von Report Mainz vom 8.11.2010 aus der ARD-Mediathek.

 

Dabei gibt es für solche Themen speziell den seriösen Kopp-Verlag. Mainstream-Zeitungen können das doch gar nicht glaubhaft vermitteln.

Und man ist – zumindest was die SZ angeht – auch sehr verwundert:

SZ: Jüdische Aliens aus der globalen Pipeline
SZ: Arier im Mikrowellenkrieg

[…]Jo Conrad zum Beispiel, man ist jetzt unterwegs zu Jo Conrad, der in Worpswede wohnt. Conrad tritt regelmäßig in secret.tv auf, einem von Jan Udo Holey betriebenen Internetsender. Sein Buch „Entwirrungen“ wird gerade in der neunten Auflage ausgeliefert. Bis vor kurzem war es unter anderem über den SZ-Shop zu ordern; warum auch nicht, so der erste Eindruck.[…]

Das stimmt. Bis heute wird dort Literatur von Jo Conrad nicht mehr angeboten.

Also ist es irgendwie doch möglich zu selektieren.

Dann ist es aber für uns unerklärlich, warum die anderen im Artikel genannten Autoren und Verlage bis heute (!) angeboten werden. Oder sind Jan Udo Holey alias Van Helsing oder Tom Hockemeyer alias Trutz Hardo mit ihrem geistigem Dünschiss mit antisemitischen Geschmack keine Größen im braunesoterischen Verschwörungssumpf? Was ist mit David Icke?

Womöglich hat das Geld nur für einen Namen gereicht.

Diese verdammten Reptiloiden von Libri. Wollen wohl die unabhängigen Teile unserer Qualitätsmedien finanziell in die Knie zwingen, damit die Weisen von Zion noch mehr Kontrolle über die Presse bekommen…

 

Jo Conrad

FAZ.net-Shop; SPIEGEL-SHOP

Jan Udo Holey alias Van Helsing

FAZ.net-Shop+FAZ.net-Shop; SPIEGEL-SHOP + SPIEGEL-SHOP; SZ-Shop+SZ-Shop

Tom Hockemeyer alias Trutz Hardo

FAZ.net-Shop; SPIEGEL-SHOP; SZ-Shop

David Icke

FAZ.net-Shop; FAZ.net-Shop; SPIEGEL-SHOP; SZ-Shop

 

Und das sind auch nur Stichproben zu Themen der aktuellen Berichterstattung, die wegen der Schwere des Bullshits aufgefallen sind. Mit anderen Themen wie Homöopathiebüchern und anderer so genannter Alternativmedizin fangen wir lieber erst gar nicht an.

 

Dass man aber aus Fehlern und Nachlässigkeit die richtigen Konsequenzen ziehen kann, belegt dieser recht ähnliche Fall:

https://blog.psiram.com/?p=247

Weitere positive Beispiele wären die Buchshops von DIE ZEIT und der NZZ.

 

Über das Argument sich „nicht lohnender“ großer Investitionen und dadurch geschmälerte Renditen können wir nur den Kopf schütteln und uns Professor Salomon Korn anschließen, der am Ende des Beitrags von Report Mainz bemerkt:

Das kann kein Grund dafür sein, diese Produkte zu verkaufen, sondern es müsste im Gegenteil wenigstens vorübergehend Geld investiert werden, um solche Produkte aus den Verlagen herauszufiltern, damit ihre Glaubwürdigkeit nicht Schaden nimmt. Und bei der Verbreitung einer solchen Literatur nimmt der Ruf dieser Qualitätspresse und der Verlage, die dahinter stehen, Schaden.

11 Gedanken zu „Eso-Einkauf bei FAZ, SPIEGEL und Süddeutscher Zeitung“

  1. aber das selbe Phänomen gab es auch bei der Killer-Games Debatte. ach… was hat sich die Bild darüber echauffiert… wie schlimm das alles denn wäre. dabei hätte man nur auf ihrer Homepage schauen sollen welche Computer-Games die in ihrem Sortiment haben… nämlich gab es zur der zeit genau die spiele bei denen bestellbar gegen die sie so vehement vorgegangen sind…

    wie echt? schon oben schrieb… Geld Frist Hirn.

    Antworten
  2. Also, damit habe ich jetzt ehrlich gesagt überhaupt kein Problem. Abgesehen davon, dass Redaktion und Unternehmen sicherlich (hoffentlich) getrennt voneinander agieren, erwarte ich von einem Buchladen, dass er ein möglichst umfangreiches Angebot führt – die Auswahl treffe ich dann schon selbst. Bestimmte (nicht verbotene) Titel zu entfernen käme m.E. einer Zensur sehr nahe.

    Antworten
  3. Na ich weiß nicht, ich hätte schon einen Bedarf an einem gewissen Qualitätsstandard.
    Die Bücher sind nicht verboten, aber man muss seinen Namen nicht für jeglichen Schund hergeben, vor allem wenn man einen gewissen Bildungsanspruch hegt und erst recht, wenn die hauseigenen Publikationen das Ganze noch ordentlich abgewatscht haben – Ist halt ein seltsamer Doppelstandard.
    Mich ärgert das ebenso wie Ärzte die Homöopathie vertreiben, solide Kliniken die zusätzlich kraniosakrale Therapien und ähnlichen Quack anbieten, Krankenkassen die Eso-Bullshit finanzieren usw. (auch wenn es sich nur um marktwirtschaftliche Entscheidungen handeln sollte)

    Antworten
  4. Der Unterschied zwischen Zeit-Buchverstand und FAZ/Spiegel-Shop: die Zeit bietet nur eigene Werke an, FAZ/Spiegel bieten alle, die der Buchhandel liefern kann, an, einzige Ausnahmen dürfte Pornographie und indizierte Werke sein.
    Ich hab‘ einige Bauchschmerzen, wenn irgendwelche Leute entscheiden, was gute und schlechte Bücher sind und sich Buchhandlungen danach richten. Es gibt schon genug Probleme im Buchhandel (-> Konzentration, wieviel Marktmacht haben Amazon, Hugendubel und Thalia zusammen?), da muss jetzt nicht noch irgendwas in der Richtung kommen.

    Antworten
  5. @Roland: Warum soll das, was innerhalb einer Redaktion geschieht, nämlich das Bewerten, Wichten, Sortieren/Aussortieren bestimmter Themen und Artikeln nicht auch für einen angegliederten Shop, der sich zudem noch mit dem gleichen Namen schmückt, nicht gelten?

    Von Amazon erwarte ich sowas nicht, da wird alles verkauft, was nicht illegal ist. Von einem Buchhändler, wenn er seines Namens würdig ist, erwarte ich eine qualitative Selektion.

    Antworten
  6. Mir ist jede Buchhandlung sehr recht, die gewisse Titel von gewissen Leuten aussortiert auch auch nicht bestellt, und mir ist scheißegal, ob da einer »Zensur« schreit. Ein Buchhändler von Format führt solche Titel einfach nicht. Und dass amazon, Hugendubel und Douglas keine Buchhändler von Format sind, ist ja wohl klar. Da erwarte ich, dass die Mist verkaufen, bzw. verkaufen müssen (siehe Esoabteilung Thalia), aber bei Online-Plattformen gerade wie Spiegel, FAZ oder SZ nicht. Hätte ich nicht gedacht, dass denen das so wurscht ist, mit welchem Dreck sie ihr Geld verdienen.

    Die Nazis können ja meinetwegen bei Kopp einkaufen, aber bei Zeitung mit mehr oder weniger gutem Leumund möchte man den Nazikram doch nun wirklich nicht haben.

    Antworten
  7. Och, ich wuerde die Verlage dabei in Schutz nehmen: Die Listen offenbar das Angebot eines Grosshaendlers. Ich finde es dabei etwas zu viel verlangt, dass die dessen Angebot haendisch Filtern. So sehr ich mit mit Psiram Sympatisiere: Das wuerde ich die Rubrik Prolemik einordnen.

    Antworten
  8. @Christoph:
    Sicher listen die Verlage da Großhändler. Und vielleicht ist es zuviel verlangt, dass sie filtern.
    Aber warum sollte man etwas nicht optimales nicht kritisieren dürfen?

    Ein Zeitungs-Verlag ist keine Buchhandlung. Aber Amazon zu kritisieren wäre wiederum merkwürdig. Entweder man steht für „Ist uns egal, wir verkaufen alles“ oder man steht für Qualität.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

css.php