Als Kongressmitglied und Mitglied des Komitees für Wissenschaft und Technologie muss man zu wissenschaftlichen Themen eine klare Linie haben und diese auch öffentlich vertreten.
So geschehen in einer Rede, die der amerikanische Kongressabgeordnete Paul Broun bei einem Kirchenbankett hielt. Und er äußerte sich klar und unmißverständlich:
All that stuff I was taught about evolution and embryology and the Big Bang Theory, all that is lies straight from the pit of Hell. And it’s lies to try to keep me and all the folks who were taught that from understanding that they need a savior.
Als wäre es nicht schlimm genug, dass der Mann Kongressabgeordneter ist, darüber hinaus ist er auch noch einer der Leute, die über die zivilen Wissenschaftsausgaben der USA, wie zum Beispiel die der NASA, entscheidet.
Er ist übrigens in diesem Komitee nicht ganz allein mit eigenwilligen Ansichten, so glaubt zum Beispiel auch der Vorsitzende Ralph Hall nicht an den Klimawandel, Michael McCaul wollte vorschreiben, dass nur christliche Gebete bei Soldatenbegräbnissen verwendet werden oder der auch bei uns nicht ganz Unbekannte Todd Akin, der meinte, von echter Vergewaltigung wird man nicht schwanger. Die Liste der Mitglieder findet man hier, man findet noch so einige andere merkwürdige Ansichten bei den Mitgliedern.
Wer es nicht glaubt, dass jemand, der in einem Wissenschaftskomitee sitzt, solchen Unsinn von sich gibt – das Ganze gibt es natürlich auch auf Video:
Der „Junge-Erde-Kreationist“ Broun stellt im Video auch klar, dass er glaubt, die Erde sei nur 9.000 Jahre alt und klarerweise in 6 Tagen geschaffen.
Selbstverständlich ist er auch der Meinung, dass uns die Bibel nicht nur lehrt, wie man sein Leben führen soll, sondern auch, wie Entscheidungen des öffentlichen Lebens gefällt werden sollten (Public Policy). Die Ansicht, dass Homosexualität verboten werden sollte, überrascht da nicht weiter.
Er kann sich ja hier ein paar Anregungen holen:
Paul Broun kandidiert gerade für die Wiederwahl, bei der er hoffentlich auf die Hinterbank befördert wird, die er verdient und man kann nur hoffen, dass junge, aufgeschlossene Politiker irgendwann Dinosaurier wie diesen verdrängen werden. Ganz im Sinne der teuflischen Evolution.
De Name der Organisation ist in den USA, so scheint es, egal. Hauptsache du hast genug Geld oder Freunde, dann kommst du auch an die Spitze. Die Nachrichten aus diesem Land erfolgen bei uns natürlich sehr gerichtet und in der Wahrnehmung besitze ich auch einen starken Bias, der mich daran glauben lässt, in den USA gibt es nur Politiker, die zu Sachen Evolution keine klare Stellung beziehen wollen oder eindeutig Kontra sind, aber:
Wie kann es denn sein, dass an den Amerikanischen Universitäten ein paar der Besten und Klügsten Menschen dieser Welt sitzen und forschen bis die Balken sich biegen? Ich würde mich als solcher dort sehr bedroht fühlen.
Kein Wunder, dass die Rüstungsausgaben steigen und die NASA eine Kürzung nach der nächsten bekommt. Schließlich gibt es da oben Niemanden, den man mit Flamme und Schwert bekehren kann, also lieber für das Wahnsinnsabenteuer Syrien vorbereiten (siehe Mitt Romney : wenn der gewinnt, gute Nacht!).
Bitte, bitte ! Mehr Geld für die NASA – damit ich von diesem Fels abhauen kann, bevor sich diese Idioten in einen neuen Weltkrieg stürzen.
Ja, sehr merkwürdig. Auf den Scienceblogs in den USA haben auch so einige ihre helle Freude damit:
http://scienceblogs.com/gregladen/2012/10/07/this-is-why-republicans-are-scary-dangerous-and-separation-of-church-and-state-is-so-important/
http://scienceblogs.com/startswithabang/2012/10/05/why-i-am-a-liar-straight-from-the-pit-of-hell/
„The good book“ von Tim Minchin:
https://www.youtube.com/watch?v=kr1I3mBojc0
„Jehova, Jehova, Jehova!!!“
„Selbst wenn – und ich möchte, dass das absolut klar ist – selbst wenn hier jemand Jehova sagt!“
Tut mir leid, aber mehr fällt mir zu Leuten wie Mister Broun leider nicht ein. Man kann nur hoffen, dass die Mehrheit der US-Amerikaner intelligenter ist, als es das Klischee vom ungebildeten, überpatriotischen Ami suggeriert.
Lieber Mephisto. Ebenso wie Du hoffe ich, dass unser Bild des Hinterwäldler Amis völlig falsch ist und wir alle einfach nur voreingenommen. Die Sendung Doomsday Preppers welche im Moment auf National Geogeaphic läuft hilft mir dabei leider nicht besonders. Komische amerikanische Menschen bereiten sich auf ihren ganz speziellen Doomsday vor. Das kann ein dritter Weltkrieg sein oder ein Alienangriff oder eine Ölkrise oder was auch immer. Dafür horten sie Futter in Dosen und natürlich Massen an Waffen und Munition oder bauen Bunker etc. Und am Ende bekommen nicht etwa alle automatisch einen Besuch beim Psychiater geschenkt…nein nein es werden ihnen Punkte gegeben und ihnen wird erklärt was sie noch verbessern müssen!
@ Sunny
vielleicht hilft das:
„James Brown – Sunny ( Live in Paris )“
http://www.youtube.com/watch?v=p6FmS5Co-j4
… noch nicht mal off-topic: diese Sublimation des Animalischen dürfte für einen Ultra-Konservativen direkt aus der Hölle kommen …
Oh ja das hilft sogar enorm 🙂
Vielen Dank Jakobus
Wenn die obersten Leute schon so etwas von sich geben, dann wundert es mich gar nicht, wenn Aufklärung und Wissen in der Mittel- und Unterschicht Mangelware sind. So viel Idealismus, so viele Vorurteile, alles so festgesetzt in der Gesellschaft. Und da soll sich noch mal jemand über die Mauer aufregen. Die sind auch quasi gefangen im eigenen Land, aufgehalten durch Patriotenzäune. Und auch wenn mir viele wiedersprechen werden: Ein großes Problem stellen dabei einfach die Religionen und 1000 Kirchen in diesem Land da. Während wir so jemandem empfehlen würden doch lieber eine Umschulung zum Pfarrer zu machen, kommen diese leute da in die höchsten Ämter.
Also, laut dem verlinkten Artikel in „Online Athens“ geht es nicht um ein Verbot von Homosexualtät, sondern um das Verbot der Öffnung der Ehe für Homosexuelle – was keineswegs dasselbe ist!