Neues aus dem Leben des Professors Harald W. – Teil 1, Bäcker

nusseckeProfessor W. steht in seiner Lieblingsbäckerei, idyllisch gelegen zwischen Hogwarts und der Oder. Seit geraumer Zeit schaut er versonnen auf einen Punkt auf dem Glas, welches das köstliche Gebäck von den Kunden trennt. Glas, eine Barriere, die sich nur mit Hilfe von Kommunikationen mit der meist freundlichen Bäckersfrau und der Abgabe eines stofflichen Zahlungsmittels überwinden lässt. All das ist zu profan für Professor W. – außer einem von einem freundlichen Lächeln versüßtem Nicken hat er sich nach seinem Eintritt in die duftenden Bäckerstube nicht geäußert. Der Verkaufsraum leert sich, Professor W. ist an der Reihe, außer ihm ist kein Kunde mehr da.

  • Bäckersfrau: Kann ich etwas für Sie tun?
  • Professor W. schüttelt bedächtig den Kopf, nimmt seinen Blick jedoch nicht von den Backwaren. Er gibt Laute des Wohlgeschmacks von sich.
  • Bäckersfrau schon jetzt genervt, denn unbekannt ist ihr dieses Schauspiel nicht, widmet sich dem Backautomaten und verschwindet im Hinterzimmer.
  • Professor W. schaut … und kaut. Mit leerem Mund. Eine Kundin betritt den Verkaufsraum und reiht sich hinter Herrn W. ein. Der Stoffbeutel und kleine Papierzettel deuten auf planvolles Vorgehen einer Materialistin hin, das ist nichts für Professor W. Professor W. schaut. Die Bäckersfrau betritt den Verkaufsraum.
  • Bäckersfrau: Bitteschön?
  • Frau, freundlich: Der Herr war vor mir.
  • Bäckersfrau: Der Herr kann warten.
  • Frau: Nein, ich bestehe darauf, wo kommen wir denn dahin?
  • Bäckersfrau: Frau Riedel, ich versichere Ihnen, der Herr …
  • Frau Riedel: Ich möchte mir nicht nachsagen lassen, unhöflich zu sein!
  • Professor W. schließt kurz die Augen, schluckt und nickt selig lächelnd.
  • Die Bäckersfrau seufzt, greift in die Auslage und reicht Herrn W. eine Tüte mit den Worten: Hier, Ihre Nussecke.
  • Professor W. triumphierend: Ich sage ihnen doch – es funktioniert, es funktioniert!
  • Bäckersfrau: Ja, Herr W.
  • Professor W.: Ist das nicht Beweis genug? Empirisch belegt – hier, vor Ihren Augen! -Wendet sich an Frau Riedel – Und Sie haben es auch gesehen, ich musste nichts sagen. Sie WUSSTE, was ich will und ich musste NICHTS SAGEN! Ich habe es einfach bestellt! -Verlässt den Laden, kaut seine Nussecke und murmelt-: Es funktioniert, jedes Mal, das muss man doch veröffentlichen!
  • Frau Riedel: Warum freut er sich denn so, wenn er es bei Ihnen bestellt hat?
  • Bäckersfrau: Nicht bei mir, beim Universum.
  • Frau Riedel: ?
  • Bäckersfrau: Er denkt daran, wie schön es wäre, eine Nussecke zu haben, stellt sich ihren Geschmack vor, kaut mit leerem Mund und schluckt. So denkt das Universum, er müsste eine Nussecke bekommen.
  • Frau Riedel, ein bisschen aufgeregt: Und das hat gerade funktioniert?
  • Bäckersfrau: Nein, er kommt jeden Tag und will immer eine Nussecke.
  • Frau Riedel, enttäuscht: Oh …
  • Bäckersfrau: … und er geht nicht, bevor er nicht seine Nussecke hat und immer freut er sich, dass es funktioniert.
  • Frau Riedel mitfühlend: … das hört sich anstrengend an.
  • Bäckersfrau: Es geht – Sie sollten mal hier sein, wenn er seine Studenten aus der Seminargruppe mitbringt.

19 Gedanken zu „Neues aus dem Leben des Professors Harald W. – Teil 1, Bäcker“

  1. @BSR: Irgendwie wirkt diese Einhornzeichnung auf mich wie so ein Rorschachtest… ein verträumtes, wunderschönes Wesen (damit meint die Zeichnerin sich selbst?) und ein ‚dickes Ding‘ mitten im Bild. Wahlweise „ich könnte mich auch wehren und bin nicht nur fluffig, hört endlich auf mit dem Mobben“ oder „ich will endlich mal mit Justin Bieber…“.
    *scnr*

    Schöner Text zum Wally! 😀

  2. @MrSpock: Ja, aber der hat sie dem Vernehmen nach von der Frau Mutter gebacken gekriegt. Es ist allerdings nicht überliefert, ob seine Mutter die sowieso gebacken hat, oder ob er sie meditativ beim Universum mit Lieferung über Mami bestellt hat.

  3. @Arno Nym: Bis die Bäckersfrau feinstoffliche Zahlungsmittel akzeptiert muss noch mancher Hektoliter Hundescheiße potenziert werden. Die rechnet ihre Einnahmen sicher sehr stofflich.

  4. René Descartes [ʀəˈne deˈkaʀt] (latinisiert Renatus Cartesius; * 31. März 1596 in La Haye en Touraine; † 11. Februar 1650 in Stockholm) war ein französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler.

    René Descartes teilte die materielle Welt in drei Abteilungen. Dabei bildet die Erde die erste und gröbste Abteilung, danach folgt eine dunkle Abteilung aus feineren Teilchen. Die dritte Abteilung schließlich besteht aus feinsten „Himmelskügelchen“. Diese feinstofflichen Kügelchen können durch die Zwischenräume der gröberen Kugeln in den beiden anderen Abteilungen hindurch diffundieren. Aus diesen feinsten feinstofflichen Teilen können nach Descartes „alle Körper, welche uns hier umgeben, entstehen.“[7] Allerdings ist nach Descartes die materielle Welt scharf von dem immateriellen Bereich des Seelischen zu trennen, eine feinstoffliche Erklärung geistiger Phänomene ist bei ihm daher ausgeschlossen.

    Ja, ja die alten Naturwissenschaftler mitunter schon bullshit gelabert. Descartes ist mal gerade 350 Jahre her und gilt als einer der Begründer der Naturwissenschaft…
    Na dann mal fröhliches hundurchdiffundieren zum immateriellen Bereich des Seelischen *grins*

  5. Pingback: Eine Zukunfts-Veranstaltung gegen die Aufklärung mit Professor Harald Walach @ gwup | die skeptiker
  6. Prof… Naja, für was denn? Esoterik am eigenen gegründeten Institut? Ich würde keinen BA kriegen, würde ich einen Versuch so operationalisieren. Denn es bedarf doch mehr als einer Versuchsperson, die man täglich nervt, um ein valides Ergebnis zu erhalten…

  7. Pingback: Psiram » Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 12, 2019)

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