Leitfaden für Skeptiker – Teil 2: Pareidolie

Definition: Pareidolie bezeichnet das Phänomen, in Dingen und (auch zufälligen) Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen.

Wenn wir als Kind lange in den Himmel schauten, um die vorbeiziehenden Wolken zu betrachten, erkannten wir plötzlich einen Hasen, einen Bären oder einen Zwerg mit einer riesigen Nase. Die Figuren veränderten sich, bildeten neue Formen und lösten sich schließlich auf. In zufälligen Objekten Gestalten zu sehen, konnte uns auch ängstigen, z.B. wenn wir den Schatten eines Blumentopfes im Halbdunkel für ein wildes Tier oder ein Monster hielten.

Als Erwachsene haben wir diese Fähigkeit immer noch; nun ist uns normalerweise aber bewusst, dass unser Gehirn bloß überagiert und die Gesichter und Gestalten nicht real sind. Auf einem Toastbrot das Gesicht von Jesus zu erkennen, ist keine Fehlfunktion, sondern ein Artefakt der raffinierten Mustererkennung unseres Wahrnehmungsapparats, die es uns ermöglicht, rasch ein informatives Bild von unserer Umgebung zu gewinnen.

Das funktioniert nicht nur mit Bildern, sondern hilft uns auch, undeutliche Sprache zu verstehen oder die Herkunft von Tönen zu erkennen. Auch sind wir so in der Lage, ähnliche, aber nicht identische Bilder von Objekten einer gemeinsamen Kategorie zuzuordnen (eine Tanne sieht völlig anders aus als eine Buche, trotzdem erkennen wir beide sofort als Baum). Besonders intensiv funktioniert diese Mustererkennung bei Gesichtern. Wir kommen bereits mit dem Instinkt zur Welt, Gesichter als solche zu erkennen und darauf zu reagieren. Zwei Punkte und ein Strich genügen, um ein emotional berührendes Bild eines Gesichts zu sehen.

Sind wir uns des Phänomens der Pareidolie nicht bewusst, kann dies dazu führen, dass wir eigentlich zufällige Muster wie das berühmte „Marsgesicht“ für real existierende Objekte halten und ihnen eine tatsächliche Bedeutung zuordnen. Selbst in zufälligen Zahlenreihen lassen sich so scheinbar sinnhafte Abfolgen erkennen, was zu völlig falschen Schlussfolgerungen führen kann.

Pareidolie ist ein interessanter Effekt und kann Spaß machen, sofern uns bewusst ist, dass unsere Wahrnehmung die Realität für uns interpretiert und manipuliert. Nehmen wir das Ergebnis aber für bare Münze, erliegen wir leicht einer Täuschung.

 

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