Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 14, 2019)

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Wer bereit ist, einen Unsinn zu glauben, wird früher oder später auch anderen Unsinn glauben. Das mag eine Verallgemeinerung sein, tatsächlich gibt es aber etwa einen Zusammenhang zwischen dem Glauben an „Alternativmedizin“ und Verschwörungstheorien, wie Medical Tribune berichtet. Sicher lassen sich auch noch weitere Zusammenhänge finden, wenn man genauer hinschaut. Das ist für uns ein Grund, Glaubenssysteme verschiedenster Art zu dokumentieren und Gegenargumente zu liefern. Dabei können wir jederzeit Hilfe gebrauchen. Wer sich mit Wiki-Systemen ein wenig auskennt, kann uns etwa bei der Pflege und Neuanlage von Artikeln unterstützen. Aber auch Hinweise zu Verbesserungsmöglichkeiten und neuen Themen sind immer willkommen. Also: Meldet Euch im Forum oder per E-Mail, schreibt uns bei Facebook und Twitter oder lasst hier im Blog einen Kommentar da!


 

Gesellschaft, Politik und Religion

 

Tagesspiegel: Impfgegner und soziale Medien – Forscher ergründen Verschwörungstheorien

Facebook, YouTube und Co. sind bei Impfgegnern beliebte Plattformen, um Stimmung gegen das Impfen zu machen. Die oft zitierte Angst davor, dass Impfungen Autismus oder andere gesundheitliche Probleme auslösen würden, ist dabei allerdings nur ein Argument von vielen. Das berichten Forscher der Universität Pittsburgh im Fachblatt „Vaccine“. Andere Gründe sind demnach mangelndes Vertrauen in die Wissenschaft, Bevorzugung von Alternativmedizin wie Homöopathie und Verschwörungstheorien.

 

aargks: KäsE 1: Geballte Kristallkongress-Kompetenz

Frohlocket! KäsE (Kristalle ärgern selten Einhörner) geht los. Aus Anlass des weltbekannten – ach was sag ich – über die Grenzen des Universums und aller Dimensionen hinaus knorken Kristallkongresses (kKk) im bayrischen Miesbach, bietet das aargks in gewohnt kompetenter Manier einen Verbraucherservice zum Thema. Heute: der Überblick.

 

Medical Tribune: Alternativmedizin beliebt bei Verschwörungstheoretikern

Je stärker jemand mit Verschwörungstheorien sympathisiert, desto mehr befürwortet die Person alternative Verfahren. Und desto mehr lehnt sie konventionelle Heilmethoden sowie Impfungen ab. So das Ergebnis einer Studie von Pia Lamberty der Universität Mainz. Was könnte das für den Umgang mit Patienten bedeuten?

 

Listverse: 10 Surprising Facts You Didn’t Know About Flat-Earthers

The researchers attended a flat-Earther conference each year and interviewed 30 flat-Earthers. Of those 30, 29 said they believed the Earth was round until they watched YouTube videos “proving” the Earth is flat. Notably, they were watching conspiracy videos involving 9/11 and the Moon landings when YouTube auto-played the flat-Earth videos.

 

Novo: Desinformation gegen Glyphosat

Glyphosat gilt derzeit als das Supergift, das alles Leben zerstört und die Menschheit ausrottet. Allein bei der Nennung des Namens kriechen Schauder über den Rücken. Laut sind die Forderungen, das Teufelszeug zu verbieten. Doch auch nach über 40 Jahren weltweitem Gebrauch gibt es keinen Beweis dafür, dass Glyphosat schädliche gesundheitliche Folgen hat. Dennoch beginnen jetzt vor US-amerikanischen Gerichten wahre Schlachten darüber.

 

Der Standard: Angst vor Strahlung: 5G-Gegner starten Petition gegen Netzausbau

Das Thema polarisiert. Laut den Suchtrends von Google gehören „5g gefährlich“ und „5g netz gefährlich“ zu den besonders häufigen Suchanfragen im Zusammenhang mit der neuen Technik. Gesundheitliche Auswirkungen von Mobilfunk-Strahlung sind sehr umstritten. Kritiker werfen der Strahlung vor, krebsauslösend zu sein. Das wird von Befürwortern in Abrede gestellt, es liegen auch keine Studien vor, die den Zusammenhang beweisen würden.

 

Der Standard: Ermittlungen gegen Kirche in Spanien wegen „Umerziehungstherapien“

Noch während der ersten Sitzung verbot ihm die Pseudotherapeutin, von den Inhalten der Stunden zu sprechen. Denn das, was sie plane zu tun, um ihm zu helfen, sei illegal. Sie wolle ihn aus seiner sexuellen Verwirrung befreien, ihm zeigen, dass Homosexualität heilbar ist. Doch bei dem Klienten handelte es sich nicht um einen sexuell verwirrten Mann, sondern um einen spanischen Journalisten, der verdeckt in Sachen „Umerziehungstherapie“ recherchierte. – derstandard.at/2000100763664/Ermittlungen-gegen-Kirche-in-Spanien-wegen-Umerziehungstherapien

 

Deutschlandfunk Nova: Verschwörungstheorien: Wir glauben gerne an unsere Vorurteile

Chemtrails, die Impf-Lüge, verseuchtes Trinkwasser und und und… Sind wir in einem postfaktischen Zeitalter angekommen, in dem konspirative Geschichten mehr Zustimmung finden, als Fakten?

 


 

Gesundheit und Medizin

 

The Guardian – Opinion: Naturopaths are snake-oil salespeople masquerading as health professionals (Gary Nunn)

I don’t mean to dismiss anyone who’s had a positive naturopathic experience, but the naturopaths who are trained nutritionists are, quelle surprise, likely to give good nutritional advice. For all else: never underestimate the power of the placebo. Except when what you really need is tried and tested medicine.

 

Pharmazeutische Zeitung: Misteltherapie bei Krebs – Kein Effekt auf Heilung oder Lebensqualität

Die Misteltherapie soll bei Krebs die Heilung unterstützen und die Lebensqualität verbessern. Doch tut sie das wirklich? Wissenschaftler um die Jenaer Professorin für Integrative Onkologie Dr. Jutta Hübner haben in einer Übersichtsarbeit die vorhandene Evidenz zusammengetragen – und fällen ein vernichtendes Urteil.

 

MedWatch: Klage gegen Riko Muranaka: Gericht in Tokio gibt Impfgegner Recht

Muranaka geriet ins Visier erbitterter Impfgegner. Einen Arzt, der fragwürdige Belege für angebliche Nebenwirkungen bei Tierversuchen vorgestellt hat, bezichtigte Muranaka der Fälschung. Daraufhin verklagte er die Journalistin und das Magazin „The Wegde“ wegen Verleumdung, wie Muranaka auch in einem Gastbeitrag auf MedWatch schrieb.

 


 

Wissen und Forschung

 

Forschung und Wissen: Religion macht Kinder unsozial und intolerant

An über 1.000 Kindern aus verschiedenen Kulturkreisen haben Forscher nun nachgewiesen, dass religiös erzogene Kinder unsozialer sind als atheistisch erzogene Kinder. So teilen christlich und muslimisch erzogene Kinder seltener mit Altersgenossen, wollen im Gegenzug aber unsoziales Verhalten härter bestrafen. Je religiöser die Familien waren, desto ausgeprägter war dieses Verhalten zu beobachten.

 

nature: Scientists rise up against statistical significance

Our call to retire statistical significance and to use confidence intervals as compatibility intervals is not a panacea. Although it will eliminate many bad practices, it could well introduce new ones. Thus, monitoring the literature for statistical abuses should be an ongoing priority for the scientific community. But eradicating categorization will help to halt overconfident claims, unwarranted declarations of ‘no difference’ and absurd statements about ‘replication failure’ when the results from the original and replication studies are highly compatible.

 

blooD’N’Acid: Hunde können keine DNA riechen, oder: wenn das peer review versagt

Unser Fazit lautete, daß die Studie für die von vorneherein höchst unplausible Annahme, daß Hunde Menschen anhand von DNA unterscheiden können, keine Belege hervorgebracht hat, daß ihre Schlußfolgerung, daß Hunde dies können, mithin nicht durch Belege gestützt wird und daß daher diese Studie keinesfalls dafür eingesetzt werden darf, vor Gericht den Einsatz etwaiger DNA-Mantrailing-Beweismittel zu legitimieren!

 

tagesschau.de: #FakeScience – Hohe Geldstrafe für pseudowissenschaftlichen Verlag

Es ist ein schwerer Schlag gegen die Branche der sogenannten Raubverleger, in deren pseudowissenschaftlichen Zeitschriften Hundertausende Wissenschaftler weltweit ihre Forschung veröffentlichen. Ein Bundesgericht im US-Staat Nevada hat einen Branchenriesen, den indischen OMICS-Konzern, zu einer Strafe von gut 50 Millionen US-Dollar verurteilt und ihm die Tätigkeit in den USA weitgehend untersagt.

 


 

Psiram

 

Aus dem Blog-Archiv (09/2012): Heimwerken für den Weltfrieden

Sie sind zahlreich, meistens männlich, unterschiedlichen Alters, verfügen über eine mittlere bis niedrige Qualifikation und haben eines gemeinsam: Den unerschütterlichen Glauben daran, dass sie eines Tages die Welt von der Sklaverei der Energiekonzerne erlösen werden. Dann wird jeder Haushalt ein kleines, unabhängiges und preiswertes Kraftwerk im Keller stehen haben, das endlos Wärme und Strom produziert, ohne dafür irgendwelchen Kraftstoff zu benötigen.

 


 

Video der Woche

 

maiLab: Die Pharma-Verschwörung

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=vDgnsMKWbZs

16 Gedanken zu „Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 14, 2019)“

  1. Bei den Flacherdlern frage ich mich, sich das Ganze als mathematischer Spaß sehen lässt. Man versucht zu zeigen, wie weit man die Kugel und das Planetensystem auf eine flache Erde abbilden kann. Wissenschaftlich befände man sich dabei durchaus in guter Tradition. Zum Beispiel hat Tycho Brahe ja ein Planetensystem beschrieben, dass sich anhand der Beobachtung von Planetenbahnen nicht vom kopernikanischen unterscheiden lässt. Da war das Ganze ja noch nicht mal als Spaß, sondern ernst.
    Wenn man einen Haufen von Hilfskonstrukten hinzufügt, dann klappt das vielleicht. Zum Beispiel könnte es ja im äußeren Bereich der Scheibe (von Kugeltheoretikern Südhalbugel genannt) beschleunigende Teilchen in der Luft geben, die dafür sorgen, dass zum Beispiel Flugzeuge, aber auch Wolken die längeren Strecken dort genauso schnell zurücklegen, wie im inneren Bereich. Dass man im äußeren Bereich andere Sterne sieht, liegt dann an irgendeiner Verzerrung durch eine atmosphärische Linse oder ähnliches. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

  2. Mit der „Kinder und Religion“-Studie bin ich nicht ganz zufrieden. Die Probanden kommen aus 6 Ländern: Kanada, China, Jordanien, Südafrika, Türkei und den USA. Da die Religiosität möglicherweise und spezielle Religion sicher in diesen Ländern ungleich verteilt sind, könnte die Studie mehr über allgemeinen kulturellen Hintergrund als über Religiosität aussagen. Vorbildlich an der Studie ist aber, dass Religiosität nicht nur auf Basis der Selbsteinschätzung angenommen wurde, sondern auch religiöse Praxis abgefragt wurde.
    Eine alternative Hypothese wäre, dass die chinesischen Kinder altruistischer sind und dies spezielle kulturelle Gründe neben der Religion hat.

  3. Religiöse Menschen sind sozialer als Atheisten. Zumindest dann, wenn sie eine lebendige Religiosität haben. Im Christentum gibt es z. B. erfreulicherweise eine charismatische Erneuerung.

  4. @Pfingstler343
    Ich bin fern jeder Religion erzogen worden. Später Christ geworden und habe viele Kinder im Zeltlager und Kindergottesdienst begleitet.
    Ich habe zwei völlig verschiedene Welten erlebt. Kinder die in einem gesunden christlichen Umfeld aufgewachsen sind, sind deutlich sozialer als andere. Das liegt auch daran, dass Kinder aus christlichen Gemeinden sehr viel mehr soziale Kontakte zu anderen Kindern haben.

  5. Einfach mal lernen, dass Anekdoten keine Daten sind, ist zu viel verlangt, oder?

    Aber wenn wir schon dabei sind: Ich habe religiös erzogene Kinder als unsozialer, geiziger und weniger kontaktfreudig erlebt. Und jetzt?

    Davon abgesehen: „gesund“ und „christlich“ schließt sich meiner Meinung nach bei der Erziehung aus. Wenn Kinder mit irrationalen Glaubenssystemen indoktriniert werden, kann das nicht gesund sein.

  6. „Gesunder, christlicher Umfeld“ ist ein eindeutiger Beobachtungsfehler. Man WILL einfach sehen, dass christlich verunstalte Kinder einfach toller sind als normal aufgewachsene unchristliche Kinder (nein, ich drehe es nur um, also keine Kmmentare).

    Ich hab ab 15 Jahren Kinder im Zeltlager begleitet. Uchristliche Kinder waren deutlich sozialer als christliche, die „mit denen da, die sind ja dumm, weil ungläubig“ jeden Kontakt abgelehnt haben und jede Art von Sozialition verweigert haben, wenn DIE DA ja UNGLÄUBIG sind.

    Eine perversere Erziehung durch angeblich Erwachsene, dabei aber nur verwachsene Bejaher des Kinderf****** habei ch nie wieder erlebt.

  7. Bisher hielt ich Frau Nguyen-Kim für eine sehr kluge, kritische und seriöse Wissenschaftlerin und Influenzerin. Das oben abgebildete Jubel-Video über die Pharmaindustrie ist in meinen Augen aber reine Propaganda und keine Aufklärung.

    Ich nehme als Beispiele mal die sukzessive Herabsetzung der Grenzwerte bei Cholesterin und Hypertonie. Hier gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen medizinischen Mietmäulern und der Pharmaindustrie. Durch die Absenkung der Normen werden weltweit Menschen zu behandlungsbedürftigen Patienten stilisiert.

    Warum erklären denn renommierte Mediziner im Vorwort zu diversen Leitlinien über die Behandlung von Krankheiten ihren Interessenkonflikt?

    Beispiel Hepatitis C:
    Interessenskonflikte:
    Aktuelle Empfehlung der DGVS zur Therapie der chronischen Hepatitis C

    Christoph Sarrazin1 , Thomas Berg2 , Heiner Wedemeyer3 , Stefan Mauss4 , Matthias Dollinger5 , Michael Manns3 , Stefan Zeuzem 1

    1 Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Med. Klinik 1, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main
    2 Sektion Hepatologie; Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig
    3 Medizinische Hochschule Hannover
    4 Zentrum für HIV und Hepatogastroenterologie, Düsseldorf
    5 Universitätsklinikum Ulm

    Christoph Sarrazin Vortrags- bzw. Beratungshonorare von Abbott, Abbvie, BMS, BoehringerIngelheim, Gilead, Janssen, Merck/MSD, Roche, Vertex. Klinische Studien bzw. Forschungsunterstützung von Abbott, BoehringerIngelheim, Gilead, Janssen, Qiagen, Roche, Siemens.

    Thomas Berg Vortrags- bzw. Beratungshonorare von Abbvie, BMS, BoehringerIngelheim, Gilead, Janssen, Novartis, Merck/MSD, Roche, Vertex. Klinische Studien bzw. Forschungsunterstützung von Abbvie, BMS, Boehringer-Ingelheim, Gilead, Janssen, Merck/MSD, Novartis, Roche, Vertex.

    Heiner Wedemeyer Vortrags- bzw. Beratungshonorare von Abbott, Abbvie, Achillon, BMS, Boehringer-Ingelheim, Gilead, Janssen, MSD-Merck, Roche. Forschungsunterstützung von Abbott, Gilead, Janssen, Roche.

    Stefan Mauss Vortrags- und Beratungshonorare von Abbvie, Boehringer-Ingelheim, BMS, Gilead, Janssen, MSD, Roche.

    Matthias Dollinger Vortrags- bzw. Beratungshonorare von Bayer, BMS, Falk, Gore, Roche. Klinische Studien bzw. Forschungsunterstützung von Bayer, Novartis, Roche.

    Michael Manns Vortrags- bzw. Beratungshonorare von BMS, Boehringer-Ingelheim, Gilead, GlaxoSmithKline, Idenix, Janssen, Merck, Novartis, Roche Klinische Studien und Forschungsunterstützung von BMS, BoehringerIngelheim, Gilead, Janssen, Merck, Novartis, Roche.

    Stefan Zeuzem Vortrags- bzw. Beratungshonorare von Abbvie, BMS, BoehringerIngelheim, Gilead, Idenix, Janssen, Merck/MSD, Novartis, Roche, Santaris, Vertex. Durchführung klinischer Studien mit Abbvie, BMS, Boehringer-Ingelheim, Gilead, Janssen, Merck/MSD, Novartis, Roche, Santaris, Vertex.

    Die Deutsche Leberhilfe, ebenfalls Mitwirkende an den Leitlinien, bekommt jährlich von Boehringer Ingelheim eine Spende in sechsstelliger Höhe.

    Auch beim Bluthochdruck gibt es diese Erklärungen. Aufgewachsen bin ich in den 60er und 70er Jahren mit der Formel „Normaler Blutdruck = 100 plus Lebensalter“. Sie beruhte auf der Binse, dass es unausweichlich ist, wenn sich im Alter bei den meisten Menschen die Arterien verengen. Die Ausgabe des Bestsellers „Bittere Pillen“ von 1985 nennt als Blutdruckhöchstwerte 160/95 mm Hg (Seite 560). An diesem Nachschlagewerk haben weltweit kompetente Mediziner mitgewirkt. Die waren doch nicht blöd oder verantwortungslos.

    Heute gelten Menschen mit einem Blutdruck von über 120/80 mm Hg bereits als behandlungsbedürftige Prähypertoniker. Die Folge ist nicht selten die Verschreibung nebenwirkungsreicher Blutdrucksenker für Menschen, die höchstwahrschenlich kein KHK-Risiko haben. Daneben werden Mrd. Dollar in die Kassen der Pharmahersteller gespült.

    Recherche scheint nicht zu den Begabungen von Frau Nguyen-Kim zu gehören.

  8. @gerdos
    Ich sehe das Video von Frau Nguyen-Kim nicht als Jubel-Video wahr. Sie sagt etwa unter anderem, dass Regulierung erforderlich ist. Das ist nicht im Interesse einer skrupellosen Pharma-Industrie. Daneben ist einer ihrer wichtigen Punkte, dass medizinische Forschung nicht nur durch die Industrie finanziert wird.
    Das Erfordernis Interessenkonflikte zu kennzeichnen ist gerade dazu erforderlich, dass es nicht zu negativer Einflussnahme kommt und spricht nicht für ein Pharma-Verschwörung.
    Das heißt natürlich nicht, dass es nicht Fälle geben kann, in denen den Industrie-Interessen zu viel Gewicht beigemessen wird. Ihr obiges Beispiel könnte ein solcher Fall sein. Ich möchte aber anmerken, dass die vergangenen Mediziner, die einen höheren Blutdruck als Grenze genommen haben, auch einfach schlechtere Daten zur Verfügung gehabt haben könnten. Um das zu beurteilen, müsste man sich das genauer Ansehen. Aber dies würde nicht die These einer großen Verschwörung rechtfertigen, sondern dass Medizin der Regulierung und öffentlich finanzierter Forschung bedarf.
    Ein anderer Fall ist die Unterregulation von alternativen Heilmethoden wie Homöopathie, bei denen die Hersteller geringerer Regulation unterliegen und die Wirksamkeit nicht nachweisen müssen. Da wird den Industrieinteressen zu viel Gewicht beigemessen.

    Ergänzung: Ich habe in die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie geschaut und Maßnahmen zur Blutdrucksenkung werden für Werte über 140 mmHg mit dem Ziel der Absenkung auf diesen Wert empfohlen und nicht ab 120 mmHg.

  9. gerdos :

    Das oben abgebildete Jubel-Video über die Pharmaindustrie ist in meinen Augen aber reine Propaganda und keine Aufklärung.

    Ich habe mir das Video angesehen. Es ist völlig in Ordnung. Die Frontstellung, die Du aufbaust, ist verfehlt. Ohne Pharma-Industrie wäre es so wie ohne Energiekonzerne. Völlig unbenommen davon ist, dass diese – wie jede andere – Industrie dazu verdonnert ist, Profite zu machen, und dass es eines beständigen Kampfes bedarf zu sichern, dass sie Profit möglichst nur mit realer Leistung erzielen.

  10. Zur teilweise Bestätigung meiner Argumente zu den Blutdrucknormen und den Interessenkonflikten (siehe ganz unter!) hier ein Link:
    https://www.aerzteblatt.de/archiv/198861/Europaeische-Hypertonie-Leitlinie-2018-Ein-Spiegel-der-schwierigen-Datenlage

    In diesem Kontext fehlt auch die falsche Diagnose aufgrund einer Weißkittelhypertonie und die Empfehlung, bei Bluthochdruck den Salzkonsum zu reduzieren. Zucker ist viel gefährlicher.

    Hinzu kommt, dass es im Rahmen von Studien andere Meßmethoden gibt, als in der Arztpraxis. Kein Arzt nimmt sich die Zeit für 2 Wiederholungsmessung im Abstand von 5-10 Min. Meistens ergibt sich letztlich ein wesentlich niedriger Wert, als bei der ersten Messung. Die Leitlinienempfehlung (2018), erst bei einem systolischen Druck von über 140 Hg medikamentös zu intervenieren, und stattdessen eine Veränderung des Lebenswandels zu kommunizieren ist praxisfremd, denn ich kenne keinen Arzt, der sich dafür Zeit nimmt. Ein Rezept ausstellen geht schneller.

    Daher noch mal zum Video: Aufklärung und skeptischer Umgang mit dem Thema geht anders. So z. B.:

    https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/bluthochdruck-usa-senken-richtwerte-fuer-blutdruck-a-1177880.html

  11. ACE-Hemmer (Captopril, Lisinopril, Enalapril, Ramipril und andere mit der Endung „-pril“) können ebenfalls Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen sowie Verdauungsbeschwerden verursachen. Auch Muskelkrämpfe oder -schmerzen sind häufig. Daneben kann der Kaliumspiegel im Blut ansteigen (was Herzrhythmusstörungen verursachen kann!) und gelegentlich treten Gesichtsschwellungen auf (angioneurotisches Ödem), die unter Umständen lebensbedrohlich sein können. Die für ACE-Hemmer typischste Nebenwirkung ist jedoch ein lästiger trockener Reizhusten, unter dem 15 bis 30 Prozent aller Patienten leiden4, häufig besteht auch Atemnot.

  12. gerdos :
    Die Leitlinienempfehlung (2018), erst bei einem systolischen Druck von über 140 Hg medikamentös zu intervenieren, und stattdessen eine Veränderung des Lebenswandels zu kommunizieren ist praxisfremd, denn ich kenne keinen Arzt, der sich dafür Zeit nimmt. Ein Rezept ausstellen geht schneller.

    Das zeigt dann aber doch, dass es politische Probleme unter anderem der Vergütung sind und kein Problem von Forschung, die durch Pharma-Firmen bezahlt wird. Das Weißkittel-Problem wird in den Leitlinien auch angesprochen. Da zeigt sich ein analoges Problem, dass häusliche Messungen empfohlen werden, wenn dies logistisch/wirtschaftlich möglich ist.

    Daneben ist die Anzeige des Interessenkonflikte in Ihrem Link nicht auf Ersteller der Leitlinien bezogen, sondern auf Berichterstatter darüber.

    Die Leitlinie finden Sie unter:

    https://www.hochdruckliga.de/tl_files/content/dhl/downloads/Pocket-Leitlinie%20Hypertonie%202018.pdf

    Anzeigen zum Interessenkonflikt unter:
    https://www.escardio.org/static_file/Escardio/Guidelines/DOI/DOI_Summary_2018_Hypertension_update.pdf

    Von ca. 180 Beteiligten haben 38 keinen möglichen Interessenkonflikt angegeben.

    Und nochmal: Mir ist die Relevanz zum verlinkten Video nicht klar, da dort explizit der Erfordernisse Regulation und unabhängige Forschung angesprochen werden. Es kann sein, dass Sie das überhört haben, dann sehen Sie sich das Video nochmal in Ruhe an.

  13. libertador: Danke für die Verlinkung der Dokumente. Dabei fiel mir auf, welch enormen Umfang der Abschnitt der pharmakoligischen Behandlung von Hypertonie gegenüber der Umstellungsemfehlungen bezüglich des Lebenswandels hat. Salzkonsum (Lakritz wird auch genant) wird als schädlich eingestuft, während der viel gefährlichere Zuckerkonsum (Stichwort „versteckter Zucker“ – keine Lebensmittel mehr ohne Glukose, Sacharose, Fructose etc.) nicht erwähnt wird. Angesichts der in @de grassierenden Selbstoptimierung-, Gesundheits- und Fitnesswelle wäre der Belastungsblutdruck ein ebenso wichtiger Faktor. Dieser Begriff kommt in den Leitlinien aber trotz der Bewegungsempfehlung nur einmal vor.

    Mich hat jeweils erstaunt, dass befreundete Sport-Kardiologen, die ich als Ausdauersportler alle zwei Jahre zu einem Rund-Um-Kardio-Check aufsuche, mir jedesmal angesichts meines einmal gemessenen Blutdrucks von milde über 140 sowohl Elanapril und Captopril verordnet haben. Erst mit Selbstmessungen über einen Zeitraum von 4 Wo. konnte ich sie überzeugen, dass die Medikation nicht nötig ist.

    Mit der Absenkung des syst. Blutdrucks auf 120 mmHg wurden über Nacht 35 Mio bisher als gesund definierte Menschen zu potenziellen Hypertonie-Patienten. Außerdem bleiben Herz- und Keislauferkrankungen trotz permanenter Absenkung der Blutdrucknormwerte und Verbesserung der Therapien in den letzten Dekaden die Nr. 1 der Todesursachen. Das macht mich nachdenklich, genauso, wie die m. E. seriöse journalistische Recherche (SWR Odysso)in diesem Video

    https://www.youtube.com/watch?v=gR4oyQUmatI

    (Ist nur 6 Min. lang. Spannend ab Min, 5:30.) Des finden Sie mich eher auf der Seite der Medizinkritiker wie z. B, Jörg Blech vom Spiegel.

  14. gerdos :
    … Dabei fiel mir auf, welch enormen Umfang der Abschnitt der pharmakoligischen Behandlung von Hypertonie gegenüber der Umstellungsemfehlungen bezüglich des Lebenswandels hat. Salzkonsum (Lakritz wird auch genant) wird als schädlich eingestuft, während der viel gefährlichere Zuckerkonsum (Stichwort „versteckter Zucker“ – keine Lebensmittel mehr ohne Glukose, Sacharose, Fructose etc.) nicht erwähnt wird. …

    Lakritz wird hier absolut nicht wegen dem Salz genannt, sondern wegen seines hohen Gehalts an Glycyrrhizin. Glycyrrhizin ist ein Hormon-Analog und kann eine massive Erhöhung des Cortisonspiegels auslösen, das Resultat ist ein Pseudo-Cushing-Syndrom mit deutlich erhöhtem Blutdruck. Das ist vor allem bei Kindern und Erwachsenen mit vergleichsweise niedrigem Gewicht sehr gefährlich Soviel ich weiss gibt es keine signifikante Studie, die einen Zusammenhang von Zuckerkonsum und Bluthochdruck nachweist. Dass ist bei Salz und Lakritz aber durchaus so.

    Wenn sie schon den Leitlinien am Lack kratzen wollen, sollte sie mit den Fakten besser vertraut sein. Alle Studien sind übrigens auf PubMed einsehbar, zumindest im Abstract, und jede Unibibliothek hat Vollzugang…

  15. Mamarok: Es geht mir nicht ums Rechtbehalten. Trotzdem hier meine Quelle, die hoffentlich Ihren Glaubwürdigkeitskriterien standhält:

    (Resultat in Kasten1)

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4336865/

    „Es ist an der Zeit, dass Richtlinienausschüsse sich vom Salz abwenden und stärker auf den wahrscheinlichen Lebensmittelzusatzstoff „Zucker“ achten. “

    PS: Es gibt eine weltweite Zuckerlobby, jedoch meines Wissesn keine Salzlobby.

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