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Artikel Tagged ‘Angela Wiedl’

Nachtcafé

11. Oktober 2008 23 Kommentare

Macht „Volks“musik dumm oder machen nur Dumme „Volks“musik? Um solche Fragen ging es gestern im Nachtcafé des SWR mit dem genialen Wieland Backes, der sich so stark zurückhalten kann, dass man am Schluß eine eigene Meinung generell als irgendwie unanständig empfindet.

Ok, war nur ein Scherz, die Sendung hieß: Glaube und Religion – reiner Selbstbetrug?

Man hätte sich einige Kosten sparen können, wenn man in dieser Zeit einfach nur ein Schild mit „JA!“ eingeblendet hätte.

Ganz traurig war das psychologische Schnittmuster der anwesenden Gläubigen: Ich glaube, weil ich überzeugt bin. Und weil ich überzeugt bin, glaube ich. Und wenn mir was ganz Schlimmes passiert, ist das eine Prüfung Gottes. Beim Gutem natürlich seine Fügung.

Sehr schön zu beobachten war, wie diese Zirkelschlüsse jenseits aller vergleichbarer Intelligenz bei Gläubigen ablaufen: Wer eher dumm ist, kreist mit wenigen Worten um die Mitte, die Wortmächtigeren können mit ihren Äußerungen ganze Planetenkreisbahnen füllen. Aber alle laufen sie im Kreis. Und wenn einer von außen sagt: „He, du läufst ja dauernd im Kreis!“ kommt ein mitleidiges Lächeln, dass man eben keinen Zugang zum Kreis hätte.

Herausragend war nur einer: Beda M. Stadler, der Schweizer Professor für Immunologie an der Uni Bern und inzwischen ein recht bekannter Polemiker, vor allem aber ein klassischer Humanist, der gegen Scharlatan und Eso-Schrott seine Stimme erhebt. Er hat sich dankenswerter weise dazu hergegeben, in dieser Sendung aufzutreten. Er war der Einzige, der fröhlich und frei verkündete, dass, wer an Gott glaubt, an einer Wahnvorstellung leidet. Damit wäre eigentlich auch schon alles gesagt gewesen, was zu sagen wichtig war. Sowas geht aber nur, wenn es keine Gäste gibt, aber die gab es. Stadler bekam vom Publikum nie Applaus, obwohl er am Besten formulierte, am schärfsten dachte und vor allem glaubwürdig das humanistische Menschenbild vertrat. Dass keiner der Zuschauer die Eier in der Hose hatte, mal gegen den Esodunst nur mal kurz zur humanistischen Sichtweise zu applaudieren, war schon verblüffend bzw. eher erschreckend.

Extrem peinlich war Angela Wiedl, ein sogenannter „Volksmusik“-Star. Ihre Begründungen drehten sich im Ein-Satz-Kreis. Und sie glaubt an Gott, weil ihr Kind mit 5 Jahren gestorben ist. GDas muss ein ganz toller Gott sein.

Beachtenswert war auch Ulrich Schnabel. Er nennt sich Wissenschaftsjournalist, wurde aber von der Postmoderne dermaßen überrollt, dass er nur noch Plattes von sich geben konnte. Ein sowohl-als-auch-Künstler. Ein unglaublich intelligenter Kerl. Er hat gemerkt, dass man mit sowohl-als-auch Nichts mit viel Worten sagen, und damit die Kreisbahn der Gläubigen abstrahieren kann und sich sogar noch die Laufrichtung offen lässt. Clever!

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