Jo Conrad
Durch das Fürstentum Germania hat es der Herr Conrad wieder in die Medien geschafft. Eine willkommene Gelegenheit, mal zu sehen was er so denkt, der Herr Conrad. Das macht er uns leicht, denn er hat seine Gedanken in mehreren Büchern festgehalten. Eines heißt „Entwirrungen“ und liegt mir vor. Folgen Sie mir unauffällig auf Seite 18, wo er sich über die Evolution auslässt:
… Eine wirkliche Simulation des Zufalls, aus dem Höheres entsteht, wäre doch nur, wenn man zum Beispiel in BASIC programmierte:
10 A=RND*25+65
20 A$=CHR$(A):PRINT A$;
30 GOTO 10
Das ergäbe nun eine zufällige Buchstabensuppe, vergleichbar mit den zufälligen Aminosäuren, aus denen sich eine DNS-Kette bilden soll. Auch, wenn man dieses Programm Milliarden Jahre laufen lässt, würde niemals ein sinnvoller Text daraus entstehen. Man könnte mal Wörter mit drei, vier oder sogar fünf Buchstaben finden, die einen Sinn ergeben, aber mit jedem Buchstaben wird die Wahrscheinlichkeit immer geringer, bis sie gegen unendlich tendiert.
Das Basic-Programm soll demonstrieren, dass aus Zufall niemals Ordnung entstehen kann. Es lässt aber einen wichtigen Aspekt aus: Die Ausgabe ist nicht auf die Eingabe rückgekoppelt. Dadurch bleibt die Ausgabe natürlich zufällig. In Wirklichkeit gibt es aber eine solche Rückkopplung dadurch, dass manche Moleküle (und später Bakterien oder höhere Lebewesen) sich erfolgreicher vermehren als andere. Wenn man nun eine solche Rückkopplung einprogrammiert, erhält man einen Evolutionären Algorithmus. Solche Algorithmen leisten genau das, was Conrad für unmöglich hält: Sie erzeugen eine (fast) optimale Lösung für ein Problem, ohne dass Informationen über diese Lösung einprogrammiert wären. Vorgegeben werden nur die Kriterien, nach denen ein Zwischenschritt als gut oder schlecht bewertet wird.
Auch mit Herrn Newton steht Conrad auf Kriegsfuß (Seite 19):
Betrachten wir alleine die Bahnen der Planeten, angeblich Urmaterie, die sich verdichtete und von Sonnen „eingefangen“ wurde, in einer Bahn, in der sich Anziehungskraft und Fliehkraft gegenseitig aufhob. Wenn wir uns ein Experiment vorstellen, wo wir einen Magneten in der Mitte einer drehbaren Scheibe haben und nun versuchen, eine Eisenkugel genau in der richtigen Entfernung vom Magneten so zu platzieren, dass sich die Anziehungskraft und die durch die Drehung erzeugte Fliehkraft gegenseitig aufheben, wird jeder Mensch mit einem halbwegs gutem Vorstellungsvermögen annehmen, dass die Kugel entweder rasch vom Magneten angezogen wird oder aber behende aus der Bahn fliegt. Die Bahn der Kugel in unserem Experiment wäre äußerst instabil. In unserem Sonnensystem drehen sich aber neun Planeten „zufällig“ in genau diesen Bahnen, und es eiern auch noch diverse Monde um sie herum. Künstliche Satelliten halten sich ebenfalls nicht sehr lange auf den Umlaufbahnen. Wenn die Steuerdüsen ausgebrannt sind, stürzen sie ab. Ist es da nicht einfältig, ja sogar höchst unrational, sich vorzustellen, dass überall im Universum Sonnen, Planeten und Monde auf ideale Bahnen gefunden haben, ohne irgendeine ordnende Kraft?
An dem Bild von der Eisenkugel ist allerhand schief: Zum ersten sind Magnete Dipole, ihre Wechselwirkung ist eine ganz andere als die zwischen Massen (Massen ziehen sich immer an, Magnete können sich auch abstoßen). Zum anderen erfährt eine Kugel auf einer Scheibe Reibung, wird langsamer und wird deshalb dem Magneten immer näher kommen. Planeten dagegen erfahren keine Reibung und drehen sich deswegen auf immer gleichen Bahnen. Für künstliche Satelliten gilt das gleiche: Nur wenn Sie noch Reibung durch die Ausläufer der Atmosphäre erfahren, werden sie langsamer. Sind sie nur hoch genug fliegen sie ungebremst weiter.
Um all das zu wissen, reicht es in der Hauptschule aufgepasst zu haben. Herrn Conrads Publikum ist daher wohl ein anderes. Das ganze Buch ist voll von Aussagen, an denen bei näherer Betrachtung nichts dran ist. Das ganze wäre lächerlich, gäbe es nicht solche Einschübe wie das folgende, wohlwollende Zitat von Franklin aus Seite 61:
Benjamin Franklin sagte u.a.: „In welchem Land sich die Juden auch immer niedergelassen haben, haben sie die vorhandene Moral gesenkt…. die christliche Religion, auf deren Bestimmungen unsere Nation aufgebaut ist, verspottet und versucht, diese zu unterwandern“ George Washington warnte die Amerikaner: „Die Juden arbeiten effektiver gegen uns, als die Armeen des Feindes. Sie sind hundert mal gefährlicher für unsere Freiheit …“ Und auch Winston Churchill warnte: „Von den Tagen des Spartakus Weishaupt zu denen des Karl Marx, bis zu einem Trotzki, Bela Kuhn, Rosa Luxemburg und Emma Goldmann an, wuchs diese weltweite Verschwörung zur Stürzung von Zivilisationen (…) sie spielte eine wichtige Rolle in der Tragödie der französischen Revolution …“
Luther wird in gleichem Sinne bemüht, und da wird es dann richtig ekelhaft.
Noch Fragen welch‘ Geistes Kind der Mann ist?
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