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Artikel Tagged ‘Kindersterblichkeit’

Lebenserwartung im Lauf der Zeit

3. Mai 2015 66 Kommentare

Wenn man über Statistiken zur Lebenserwartung spricht und erklärt, dass die Menschen früher 40 Jahre und heute 80 Jahre alt werden, kommt meist schnell der Hinweis: „Ja, aber das doch nur, weil die Kindersterblichkeit gesunken ist!“

Es stimmt zweifellos: früher war es richtig gefährlich, ein kleines Kind zu sein. Mit ein Grund, warum Eltern so viele Kinder hatten: Es war nicht sicher, wie viele davon das Erwachsenenalter erreichen. Hatte man das erste Jahr, die ersten 5, die ersten 10 geschafft, durfte man auch vor Jahrhunderten schon ein längeres Leben erwarten. Allerdings: kein so langes Leben wie heute!

Max Roser von der Universität Oxford hat in einem interessanten Diagramm die Lebenserwartung im Vereinigten Königreich nach Alter aufgeschlüsselt.

Diagramm der Lebenserwartung nach Alter seit 1701

Und wie man sieht, hatte ein Kind bei der Geburt 1845 eine Lebenserwartung von 40 Jahren. Aber ein 5-jähriges Kind hatte bereits eine Lebenserwartung von 55 Jahren. Man sieht sehr eindrucksvoll, wie gefährlich und oft kurz das Leben eines kleinen Kindes damals war.

Auf der anderen Seite durfte ein alter Mensch, der die 70 erreicht hatte, mit weiteren neun Lebensjahren rechnen.

Springt man nach vorne, ins Jahr 2011, sieht man, wie wunderbar sich Lebenserwartung und Kindersterblichkeit entwickelt haben. Ein Neugeborenes wird fast sicher überleben und darf damit rechnen, ein Alter von 81 Jahren zu erreichen. Aber auch für den 70-jährigen hat sich einiges getan: dieser kann mit weiteren 16 Lebensjahren rechnen.

Sehr interessant ist auch, wie nah das erwartete Alter zusammen liegt. Baby und Greis liegen nur 5 Jahre in der Lebenserwartung auseinander. Das Leben mag eine chronische Krankheit sein, die mit dem Tod endet. Aber der Tod darf heute etwas länger warten als früher. Und zwar auf alle – ob jung, ob alt!

UNICEF: Jährlicher Report zur Kindersterblichkeit

25. September 2011 Keine Kommentare

Letzte Woche hat die UNICEF den jährlichen Bericht zur Kindersterblichkeit veröffentlicht. Leider ist sie weniger gesunken als erhofft, von 7,76 Millionen 2009 auf 7,61 Millionen 2010.

40% der Todesfälle betreffen Kinder im ersten Lebensmonat, 70% im erste Lebensjahr, die großen „Killer“ sind Lungenentzündung (18%), Durchfallerkrankungen (15%), Frühgeburtskomplikationen (12%) und Erstickungstod bei Geburt (9%).

Wenn sich die Situation nicht bessert, wird das Millennium-Entwicklungsziel, eine Senkung der Kindersterblichkeit um 2/3 bis 2015 (von 10,6% 1990 auf 3,5%) wohl nicht erreicht werden. Viele Länder sind auf einem guten Weg, Tanzania zum Beispiel, andere, wie Somalia weit davon entfernt.

Ein schwerer Schlag für Afrika war dabei HIV/AIDS und der Wahnsinn der durch Aids-Leugner in Südafrika betrieben wurde. In Afrika wurde es durch AIDS in den 1990ern schlimmer, nicht besser. Aber seitdem ging es wieder aufwärts.

Man muss dabei aber vor allem an eines denken: Weltweit ist die Kindersterblichkeit seit 1990 um 30% zurückgegangen! Auf Gapminder findet man dazu eine Übersicht, die von Hans Rosling zusammengestellt wurde (siehe auch andere Blogeinträge mit Hans Rosling). 16 Länder haben die angestrebte Reduktion um 2/3 bereits 2008 erreicht, weitere 43 sind auf einem guten Weg. Leider haben 10 Länder noch immer dieselbe oder sogar eine schlechtere Kindersterblichkeitsrate.

Die Hilfe, die Arbeit die durch Organisationen wie Unicef, Ärzte ohne Grenzen und vielen anderen geleistet wird, ist nicht umsonst. Bei all den Berichten von Katastrophen, von Kriegen, Bürgerkriegen, Hungersnöten und ähnlichem darf man nicht vergessen, dass Fortschritte erzielt werden.

Wenn man zurückblickt, im Jahr 1900 hatte Deutschland eine Kindersterblichkeit von 372(!) pro 1.000. 1950, kurz nach dem Krieg, nur noch 65 pro 1.000. Im letzten Jahr war es nur noch 4,1 pro 1.000. Subsaharisches Afrika ist von 174 (1990) auf 121 (2010) pro 1.000 heruntergegangen. Noch 1900 hatte Deutschland eine doppelt so hohe Kindersterblichkeit wie die heute schlimmsten Regionen der Welt. Und auch wir hatten in der ersten Hälfte des Jahrhunderts mit Krieg zu kämpfen.

Wenn man zurückblickt und die Entwicklung Europas betrachtet, warum sollten die Länder Afrikas nicht ähnliches erreichen können?

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