Der Preis des bewussten Lebens (11) – Nur echt mit dem Magneten
Das Jahr 2012 bricht an, und heute werfen wir einen Blick in die „Wohlfühlwelt“ von Aalenaa in Kißlegg im Allgäu. Dort verkünden die Betreiber, Meike und Michael Paasch, in ihren „Leitlinien“:
„Wir vertreiben nur Produkte, die wir mit Begeisterung selbst gebrauchen“.
Lustig muss es bei Paaschs zugehen, wenn man sich das Sortiment anschaut:
– man kleidet sich in Farben der ayurvedischen Typenlehre
– man speist regelmäßig Algen
– zwischendurch gern auch mal in Pralinenform
– im trauten Heim sorgen Glaswürfel mit 6 cm Seitenlänge für 77 € das Stück für energetisch harmonisierte Räume, zumindest in einem Radius von 80 cm, und wenn Paaschs verreisen, dürfen es noch mal 20 € mehr sein
– geduscht wird natürlich rechtsdrehend
– beim Sporten greift man zur Erfrischung nicht zum handelsüblichen 0,75-Liter-Bidon aus dem Fachhandel für dreifuffzich, sondern standesgemäß zum siebenfachen Chakren-Set für 65 €, wahlweise zu ausgewählten Einzelstücken für knappe 10 € das Stück
– die Kinderchen werden mit Prof. Emotos Wassergesülze frühzeitig auf Kurs gebracht
– und selbst die Haare werden noch mit „wertvollen alchemistischen Essenzen aus Gold, Perlen und Amethyst“ etc. pp. für schlappe 77 € vitalisierend traktiert.
Überhaupt schwingt es bei Meike und Michael an allen Ecken und Enden. Wem von dem vielen Schwingen blümerant wird, dem wird hier selbstverständlich mit noch mehr Schwingung geholfen – und damit sind wir in der wunderbaren Wohlfühlwelt des Magnetismus angelangt.
Solche lustigen Maskeraden sollen dazu dienen, Permanentmagneten am Körper zu befestigen:
Es gehört zu den skurrilen Erscheinungen der Energetikerszene, einerseits auf jegliche Erwähnung des Elektromagnetismus mit nervösen Ausschlägen zu reagieren, sich andererseits aber mit allerlei heilkräftigem magnetischen und elektromagnetischen Zeugs zu umgeben. Auch hier geht es angeblich um eine „sanfte Magnetfeldtherapie“. Was genau therapiert werden soll, wird nicht ganz klar. Klar ist nur, dass für diese Bandagen Preise von 40 bis knapp 140 € aufgerufen werden, je nach dem Grad der Entstellung, den der Kunde noch akzeptiert. Einzig erkennbares Funktionsprinzip: die bedeckten Körperregionen werden durch die verwendeten Textilien mollig warm gehalten; sie bestehen jeweils aus mehreren Lagen Frottee, Baumwolltuch und Fleece.
Trotz aller Beteuerungen: Vergeblich versuche ich mir Familie Paasch vorzustellen, wie sie sich zu Hause schwitzend und mit Magneten behängt über die Dielen schleppen.
Wer übrigens meint, das Wärmegefühl, das sich beim Tragen der Magnoflex-Bandagen unvermeidbar einstellt, komme von den Magneten, erhält die goldene Pappnase.
Aber nur echt mit dem Magneten vorne dran!
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