Tödliche Medikamente und Organisierte Kriminalität

glotzschke… Staunend äußerst
Du zu dir: natürlich lügen sie. Aber
Dass sie so lügen!
Peter Hacks

Peter C. Gøtzsche, Deadly Medicines and Organised Crime. How big pharma has corrupted health care. Radcliffe Publishing, London New York 2013

Es ist meine Angewohnheit, an den Seiten eines Textes Striche zu machen, wenn mir etwas neu, bemerkenswert oder des Nachprüfens würdig erscheint. In diesem Buch gibt es von knapp 300 Seiten so gut wie keine ohne Striche. Das Lese-Erlebnis ist dem bei der Öffnung der Stasi-Akten vergleichbar; Manches wusste man, vieles ahnte man, und dennoch überwältigt das Ausmaß des nachgewiesenen Betrugs. Nach jeder halben Seite habe ich die Lektüre unterbrochen: Was hast Du da eben gelesen? Jeder Absatz ein Hammerschlag.

Ich vermeide Namen, nicht um die Firma zu schonen (der Kundige wird sie ohnehin identifizieren), sondern um die anderen Großkonzerne nicht unverdient in Schutz zu nehmen:

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Wieviel kostet ein Medikament?

Es wird ja sehr gerne über die „Pharmamafia“ geschimpft, die sich mit ihren Medikamenten angeblich eine goldene Nase verdient. Da stellt sich natürlich die Frage: Wieviel kostet es tatsächlich, ein Medikament zu entwickeln?

Der Konzern Pfizer hat seit 1997 110 Milliarden für R&D ausgegeben, was vielleicht einen ersten Eindruck gibt, wie teuer die Entwicklung von Medikamenten ist und wieviel Geld man in die Hand nehmen muss, um Medikamente zu entwickeln. Zum Vergleich: der Umsatz von Pfizer 2011 betrug 67 Milliarden. R&D macht damit ganz grob geschätzt mehr als 10% ihres Jahresumsatzes aus.

Die Frage nach den Kosten eines Medikaments ist trotzdem nicht leicht zu beantworten und auch für uns ergibt sich kein klares Bild. Man findet ein weites Spektrum an Studien zum Thema, die sich gegenseitig kritisieren und es gibt keine endgültige Antwort.

Es dauert zur Zeit etwa 12 Jahre, um ein neues Medikament auf den Markt zu bringen; die Industrie gibt an, dass nur einer von 10.000 untersuchten Stoffen interessant bleibt und auch dann nur etwa 20% der Medikamente Phase-I-Studien „überleben“. Besonders bitter für den Aktienkurs ist es, wenn es im späteren Stadium oder gar erst in Phase III Probleme gibt.

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Edzard Ernst über „Little H“

„Big Pharma“, das sind die Bösen und „Little Alt Med“, die Alternativmedizin, sind sanft und gütig, nicht wahr?
Nachdem ich ungefähr zwei Jahrzehnte die Alternativmedizin erforscht habe, kann ich mit reichlich Beispielen belegen, dass die oben genannte Annahme fehlerhaft ist. Schauen wir uns beispielhaft die Homöopathie an, oder „Little H“, wie wir sie in diesem Beitrag nennen wollen.

Der Name „Little H“ ist nicht so weit hergeholt, denn der Umsatz mit homöopathischen Substanzen ist selbstverständlich wesentlich geringer als jener im pharmazeutischen Bereich. Trotzdem liegt der weltweite Umsatz mit homöopathischen Produkten nach meiner Schätzung jährlich im Bereich zwischen 2,5 und 3,5 Milliarden Euro. Das ist nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass praktisch keine Ausgaben für Forschung, Entwicklung und Wirksubstanzen anfallen. Wir erinnern uns: Homöopathische Präparate sind so stark verdünnt, dass sie normalerweise exakt nichts von der Wirksubstanz enthalten. Für „Little H“ ist das leicht verdientes Geld bei hohen Gewinnen.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass „Little H“ diese Goldgrube mit allen Mitteln verteidigen will.

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