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Über Meinungsfreiheit, Fakten und Wirklichkeit

27. Dezember 2011 19 Kommentare

Angeregt durch einen Kommentar zu unserem Siegelwettbewerb, der übrigens noch läuft und bereits 16 Bilder enthält (the more the merrier!), aber auch durch die Diskussion zu den Piraten, die die ungute Scherler-Geschichte an der Backe haben, hier ein paar Gedanken dazu.

Wir halten es mit Voltaire und eines der schönsten Zitate, das ihm fälschlicherweise oft zugeschrieben wird, ist wohl:

„Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.“

(The Friends of Voltaire, Evelyn Beatrice Hall, 1906)

Wir sind im Sinne Voltaires durchaus der Ansicht, dass jeder Mensch seine Meinung frei äußern können muss. Das ist ein Recht, das hart erarbeitet wurde, das wir nicht gefährden und mit Zähnen und Klauen verteidigen müssen.

Aber(!) man hat kein Recht auf seine eigene Wirklichkeit.

Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört daran zu glauben

(„How To Build A Universe That Doesn’t Fall Apart Two Days Later“, Philipp K. Dick)

Die Gravitation macht keine Ausnahmen, nur weil man heute mal nicht so in Stimmung ist. Man kann zwar Daten unterschiedlich interpretieren oder zu den Auswirkungen von Eigenschaften der Realität wiederum Meinungen haben, aber damit halten sich viele von unserer Stammkundschaft nicht auf.

Es werden fröhlich Dinge behauptet, ohne Scham werden Meinungen verbreitet, die erwiesenen Fakten völlig widersprechen. Es wird oft nicht einmal an der Wirklichkeit entlanggeschrammt, sondern gleich mit Warp 9 zum Todesstern geflogen.

Wenn nun eine Meinung durch Fakten nicht gedeckt wird oder diesen sogar widerspricht, wenn damit, wie es in der Medizin so häufig ist, Menschenleben gefährdet werden, dann sind wir ebenso wie Voltaire der Meinung, dass man solchen Unsinn auf das Schärfste kritisieren und verdammen sollte.

Nicht umsonst hat sich Voltaire in seinen Büchern mit beißendem Spott über Religion, Adel, Krieg, Sklaverei, Aberglauben, unrealistische Vorstellungen und einiges mehr lustig gemacht. Auch die Ärzteschaft seiner Zeit, die tatsächlich mehr Quacksalber als Heiler waren, verspottete er.

Mit der Eloquenz eines Voltaire können wir uns zwar nicht messen, aber im Geiste dieser Philosophie versuchen wir zu handeln.

Wer hanebüchenen (heutzutage gilt als Synonym vielleicht auch hahnemannschen) Unsinn von sich gibt, wird von uns kritisiert werden. Und im Gegenzug erwarten wir uns auch, ebenso kritisiert zu werden.

Kritik ist etwas gutes, etwas befruchtendes. Natürlich nur, wenn sie wie oben angesprochen auf der Fakten, der Realität, basiert. Fürchten muss Kritik nur der Gläubige; der Skeptiker, der Wissenschaftler, wird immer danach streben die Kritk anzunehmen und seine Sicht der Wirklichkeit anzupassen.

Edit: „fälschlicherweise“ zum Zwecke der Klarheit ergänzt. (Siehe Kommentare)

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