Nazis, Nadeln und Intrigen

Buch-Cover

Edzard Ernst, Professor für Alternativmedizin, muss man denjenigen, die sich auch nur flüchtig mit der anderen Medizin auseinandergesetzt haben, nicht vorstellen. Nun hat er seine Lebensgeschichte veröffentlicht. In deutscher Übersetzung Nazis, Nadeln und Intrigen, erschienen bei JMB. Eine kurzweilige Lektüre.

Er kramt in seiner Vorgeschichte, ohne sich zu glorifizieren: die Wissenschaft war ihm nicht in die Wiege gelegt. Diejenigen, die sich heute durch die Multiple-Choice-Fragen der Staatsexamina quälen, können sich mit seinen Anekdoten besser ausmalen, ob die Willkür der mündlichen Prüfungen die bessere Alternative wäre. Im Vorbeigehen streift er einige schmerzhafte Wahrheiten; über die Speichelleckerei in der deutschen Medizin, oder über seine Erfahrungen in einem englischen psychiatrischen Krankenhaus beispielsweise. Auch der Wiener Medizinbetrieb kommt nicht gut weg – dem Ortsfremden fallen dazu wenigstens einige Chansons von Georg Kreisler ein. Alle kriegen sie ihr Fett.

Er hatte in Exeter den weltweit ersten und einzigen Lehrstuhl zur wissenschaftlichen Untersuchung der Paramedizin inne (Lehrstühle zur Propaganda für die Paramedizin gibt es natürlich wie Sand am Meer). Seine Besetzung verdankte sich mehreren Missverständnissen. Seine Sponsoren erwarteten, dass er der Quacksalberei den Weg in die Medizin eröffnen würde, und er selbst meinte, die wissenschaftliche Überprüfung alternativer Heilmethoden würde von deren Vertretern begrüßt werden. Es benötigte einige Zeit, bis beide Seiten ihre Illusionen als solche erkannten. Nach 20 Jahren international beispiellos erfolgreicher Tätigkeit, in den letzten Jahren von seiner eigenen Alma Mater möglichst ignoriert, „trat Ernst in den Ruhestand“. Um ihm diesen Entschluss zu erleichtern, hatte man zuvor die Finanzierung des Lehrstuhls vertragswidrig eingestellt. Warum? Das macht man aber auch nicht, Seine Königliche Verworrenheit als „Schlangenölverkäufer“ zu titulieren, nein.

Die deutsche Übersetzung leidet unter zahlreichen Kommafehlern, ansonsten ist sie gut lesbar. Wir empfehlen sie.

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