Die Geschichte vom bösen Bein.


Die letzten zwei Monate hatte ich immer wieder mal Probleme mit meinem linken Bein. Genauer gesagt, es tat in der Kniekehle höllisch weh. Mal mehr, mal weniger. Weg war es aber nie. Wenn es arg war, konnte ich nur mit großen Schmerzen ins Auto einsteigen, denn beim Anwinkeln war es besonders schlimm. Irgendwann tat es dann auch beim Liegen weh, und ein leichtes Schmerzmittel war zum Einschlafen angesagt. Ich war bei zwei Hausärzten – das hat sich so ergeben, weil der eine mal die Vertretung des anderen war. Beide waren eher ratlos, es war nichts vom Üblichen, was sie so kennen. Beide meinten, ab zum Orthopäden, wenns zu arg schmerzt, Ibu einwerfen. Nun ist das mit Orthopäden ja so eine Sache. Es gibt solche und solche. Ich wollte zu einem solchen. Der ist aber ein bisschen weiter weg. Nachdem das Alles ja nicht lebensbedrohlich, sondern nur lästig und manchmal schmerzhaft war, schob ich das noch etwas vor mich hin. Und dann geschah es: Plötzlich war alles weg. Nicht nur weniger, sondern komplett, als ob nie was gewesen wäre. Von heute auf morgen. Es ist seitdem auch noch nicht mal im Ansatz wieder aufgetaucht.

Warum schreib ich diese für Andere eigentlich völlig uninteressante Geschichte in einen Blog? Ganz einfach, es ist ein wunderschönes Beispiel, wie man sich selber übers Ohr hauen kann. Wenn man z.B. in der Zeit irgendwelche Alternativmittelchen, sei es Homöopathie, Schüssler- oder sonstige Salze genommen hätte, Quarkwickel, Fernheilung, Gebete etc. wäre man ab spätestens diesem Ereignis glühender Verfechter dieser Methode. Denn: wenn etwas so lange und über viele Wochen angehalten hat, und dann von heute auf morgen weg ist – das kann doch kein Zufall mehr sein!

Ist es vermutlich auch nicht. Der Körper hat sich mal wieder selbst geheilt. Man schätzt, dass in Deutschland ca. 80% aller Arztbesuche – im Nachhinein betrachtet – eigentlich überflüssig gewesen sind. Natürlich nicht wirklich, denn im Vorhinein kennt man das Nachhinein noch nicht, und lieber einmal mehr zum Doc, als mal was wirklich Ernsthaftes zu übersehen oder zu lange zu verschusseln, bis es eher zu spät ist.

Aber man sieht das alte Problem. Wie unterscheidet man zwischen Koinzidenz und Kausalität, also ob etwas nur zufällig im gleichen zeitlichen Rahmen geschieht oder ob das eine die Ursache für das andere war? Gerade im medizinischen Bereich ist das, wie man z.B. an dem Beispiel oben sieht, manchmal enorm schwierig. Darum braucht es Studien. Mit der “Macht der großen Zahl” kann man dem Zufall oder auch der Ursache auf die Schliche kommen.

Aber der Mensch ist ein starrköpfiges Wesen. Sind die Neuronen erst mal auf A ->B verschaltet – und das geschieht bei persönlichem Erleben ganz flott – dann sind abstrakte Hilfsmittel wie Studien als Lösungsmittel für diese Verschaltung nur mehr bedingt wirksam. So wie man bei meiner Nachbarin sieht, wenn sie sagt: “Immer ihr mit euren Studien! Bei mir hats geholfen, und das ist das, was für mich zählt!”

Witzigerweise, das sei noch kurz angemerkt, werden gerade die überzeugtesten Vertreter einschlägiger Quackverfahren wie z.B. Hömoöpathie zum Opfer der Statistik: Wer bei jedem querliegenden Furz Kügelchen einwirft, erlebt die Homöopathie als etwas, was in ca. 80% der Fälle hilft. Und man muss doch doof sein, wenn man das nicht als eindeutigen Beweis sehen kann, oder?
Und ich überlege auch schon dauernd: Hatte ich am Tag vorher, bevor das alles plötzlich weg war, nicht einen außergewöhnlich guten französischen Roten getrunken?

9 Gedanken zu „Die Geschichte vom bösen Bein.“

  1. Jemand ist zufällig mit den für dich passenden Globuli an dir vorbeigelaufen, deren Schwingungen haben sich enorm in deinem Knie potenziert und die Selbstheilung induziert.

    *Scherz*

    In Wirklichkeit hatte ich die Nadel in das falsche Voodoopüppchen gesteckt, sorry.

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  3. Das Gleiche habe ich letztes Jahr mit meinem Heuschnupfen erlebt.

    Die frühsommerliche Pollensaison setzt mich für gewöhnlich 2-3 Wochen außer Gefecht, jedes Jahr. Dann läuft dermaßen die Nase und sind die Schleimhäute gereizt, dass ich locker eine Stange Tempos am Tag verbrauche (stündlich gewechselte Wattepropfen in der Nase sind ökonomischer und praktischer) und extrem abgeschlagen bin.
    Ich habe über die Jahre viel mit den üblichen Antihistaminika etc. rumprobiert, bis ich es schließlich aufgegeben habe. Bei der Intensität die der Heuschnupfen bei mir erreicht hilft nichts richtig.
    Meine Kollegen empfahlen mir 2010 eine Heilpraktikerin die sich u.a. auf Heuschnupfen spezialisiert haben soll. Ich habe den Rat dankend angenommen und mich sofort in ihre heilenden Hände begeben und was soll ich sagen ich bin für immer geheilt! …

    … haha Scherz, meine tägliche Impfdosis Esowatch hält das Hirn wach. Ich habe außer auf die Nasenschleimhaut abschwellend wirkenden Tropfen nichts genommen.
    ABER, ich habe mir in der Hauptsaison jeden Tag vorgestellt welche Kausalitäten aufgetreten wären, wenn ich ich die tollen Kräuterglobuli bezahlt hätte. Und da wäre ich ganz schön auf die Nase gefallen.
    Normalerweise ist „meine“ Pollensaison 2-3 Wochen durchgängig, aber letztes Jahr war es sehr durchwachsen. Einen Tag stark ausgeprägt, am nächsten Tag so gut wie weggeblasen. Ich hätte also mehrere Male eine positive Wirkung feststellen können, egal was ich eingenommen hätte.
    Kontrollierte Bedingungen sind für einen echten Wirknachweis die Vorraussetzung. Frei fliegende Pollen sind keine kontrollierbare Umgebung. Ergo können ausschließlich Medikamente die den Heuschnupfen vollständig verhindern oder unterdrücken ihre Wirksamkeit beweisen. Heuschnupfen geplagte Globulisten müssen ganz schön viel Einstecken können und Meister im Selbstbetrug sein.

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