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Bild: Deutschland verschenkt Strom ins Ausland

10. Oktober 2011 56 Kommentare

Wir möchten hier Bild ja fast zu dem kognitiven Sprung gratulieren, den sie mit ihrem Artikel Deutschland verschenkt Strom ins Ausland geschafft haben. Sie haben gemerkt, was das Problem bei Ökostrom ist: Lagerung und unkontrollierte Produktion.

Gratuliere, war sicher nicht einfach dieses gut gehütete Geheimnis herauszufinden.

Viele Leute stellen sich das mit dem Strom eventuell so vor:
Da ist der Herr Bäcker, der backt Brötchen. Und dann komm ich als Kunde und kaufe welche. Ganz einfach. Und wenn mehr Nachfrage ist, dann backt er einfach mehr Brötchen. Und wenn er zuviele hat, wirft er im schlimmsten Fall welche weg. Ganz klar.

Tja, liebe Mitbürger, mit kalorischen Kraftwerken geht das tatsächlich so. Die schalte ich ein und aus wann ich will. Die stinken nur ein wenig. Und auch Atomkraftwerke kann ich regeln.

Aber bei dem guten, gesunden, grünen Ökostrom ist das leider nicht so. Ich kann der Sonne nicht befehlen, wann und wieviel sie scheinen soll (speziell nachts und im Winter ist sie irgendwie unkooperativ). Und der Wind ist sogar noch unkontrollierbarer. Bei dem kann ich mich nicht mal darauf verlassen, dass er nachts weg ist…

Ich habe also einen Bäcker, der manchmal 5 und manchmal 50 Brötchen produziert. Je nachdem wie das Wetter so ist. Und da bleibe ich eben manchmal hungrig. Aber es kommt noch schlimmer: Die überzähligen Brötchen kann er nicht wegwerfen. Die muss er loswerden. Sofort und unbedingt! Sonst verbrennt er sich die Finger.

Lastkurve Stromnetz (Quelle: Wikipedia)

Eigentlich ist das ja nicht so kompliziert zu verstehen, oder? Man hat eine unberechenbare Energiequelle, die mal mehr, mal weniger produziert. Ob ich die Energie haben will oder nicht, lässt sie ziemlich kalt.

Ich will aber genau die Energie im Diagramm links, immer die gleichbleibende Menge für die Grundlast, eine kontrollierte Menge für die Mittellast und schnelle Reserven für die Spitzenlast. Na, wie hoch ist die Chance, dass mir Wind und Sonne genau so eine Kurve liefern? Sie haben es erraten: Praktisch gleich Null.

 

Der Bild-Artikel oder genauer, der RWE-Chef hat auch schon die Lösung: Mehr Stromspeicher bauen, vor allem Pumpspeicherkraftwerke braucht das Land. (Wir verfügen tatsächlich über keine bessere Methode um Energie zu speichern als „Wasser auf einen Berg zu pumpen“)

Gute Idee. Nur eine kleine Frage, Herr RWE-Chef: Wohin bauen wir die denn? Ich würde die Frage ja an Ihrer Stelle an die Grünen delegieren, die wollen keinen Atomstrom und lieben Ökostrom. Die wollen Ihnen ganz sicher erklären, wo sie Ihre Pumpspeicherkraftwerke hin tun können. Wenn sie nicht gerade dagegen demonstrieren.

Ach ja, und der Clou: Wenn wir bald mehr Ökostrom produzieren, brauchen wir natürlich auch mehr Pumpspeicherkraftwerke. Und wenn dann mal eine Woche Miesepeter ist, auch kein Problem. Für den Fall baue ich einfach noch ein paar kalorische Kraftwerke und verfeuere ein bisschen Kohle (die Klimageschichte ist sowieso eine Lüge, wir können problemlos weitermachen wie bisher). Ist das nicht toll? Und so grün.

Dämmert es langsam? Der Ausstieg aus der Atomkraft wird nicht nur teuer, er wird auch schwierig. Strom und Ökostrom ist kein triviales Thema. Mehr Überlandleitungen. Mehr Pumpspeicherkraftwerke. Mehr kalorische Kraftwerke um Mittellast und Spitzenlast zu decken… Wenn Ihr das wollt, sicher, vorwärts!

Aber zur Beruhigung, man kann das Zeug ja auch alles woanders bauen, oder? Also 20 km weiter, muss ja nicht gerade vor meinem Haus sein…

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Esowatch goes Mainstream

27. März 2009 4 Kommentare

Ein kleines Schmankerl zum Wochenende, ich kann es kaum glauben.
Auf Bild.de gibt es folgenden Artikel:

Geistheilen, Bachblüten,Eigenbluttherapie
Ist das alles bloß Quacksalberei?
Eigenurin auf die Haut tupfen, um Rheuma und Ekzeme zu behandeln. Dem Heilpraktiker 15 Euro dafür bezahlen, dass er Sie zur Ader lässt. Oder sich Bachblüten auf die Zunge träufeln, um die innere Unruhe loszuwerden. All diese Therapien haben eines gemeinsam: Sie sind teuer, ihr Nutzen ist kaum erwiesen, und sie können sogar lebensbedrohlich werden.

Quelle
Unter dem Artikel kann man sich durch neun Quacksalbereien klicken und findet z.B. so eine Zusammenfassung zur orthomolekularen Medizin:

Idee: Hochdosierte Vitamin- und Mineralienpräparate sollen als Radikalfänger dienen, Mangelerscheinungen ausgleichen und gegen bestimmte Krankheiten helfen.
Kosten: Die Laboruntersuchung müssen Patienten selbst bezahlen. Ein Basisprofil zum oxidativen Stress kostet z.B. 120 Euro. Die Vitaminpräparate kosten in der Drogerie um einen Euro.
Nebenwirkungen: Die Überdosierung von Vitaminen kann gesundheitsschädlich sein, besonders für Kinder, Schwangere und Ältere.
Wirksamkeit: Eine lebensverlängernde Wirkung ist nicht nachgewiesen.

Die Meldung bezieht sich auf das aktuelle Sonderheft von Ökotest:
ÖKO-TEST Spezial alternative Heilmethoden.

Das sind doch mal gute Nachrichten.
Das Wochenende kann kommen.

Für Leute, die es etwas anspruchsvoller und schöner formuliert mögen, habe ich hier noch einen schweizerischen Artikel zur Paramedizin gefunden.

Die Wahrheit über Homöopathie, unverdünnt

Am 17. Mai wird darüber abgestimmt, ob die Krankenkassen künftig für Komplementärmedizin zahlen sollen.
27.03.2009 von Birgit Schmid

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