Alles Gute zum Geburtstag, Herr Darwin!

Charles Darwin wird am 12. Februar 200. Jahre alt. Im Sommer geht die Evolutionstheorie, deren „Vater“ er ist, in das 151. Jahr, Respekt. Vieles haben wir seitdem dazugelernt, aber die Fundamente der Grundidee wurden immer stärker und breiter.

Charles Darwin gilt für seine Forschungen und Veröffentlichungen zur Evolutionstheorie als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler. Die von ihm begründete Evolutionstheorie hat die Biologie grundlegend beeinflusst, da beinahe alle Teildisziplinen angefangen von der Molekularbiologie bis hin zur Ökologie von ihr betroffen sind.

Damit hat er nicht nur ein grundlegendes Verständnis zur Entstehung der Arten geschaffen sowie einen Grundstein der modernen Biowissenschaften gelegt, sondern auch in einer vorher noch nie dagewesenen Weise das Weltbild vieler Menschen erschüttert. Das brachte ihm von Seiten Glaubender Anfeindungen und Spott ein. Darwin hat den Menschen als Ziel einer göttlichen Weltordnung aus dem Zentrum geholt und mit anderen Lebewesen in eine Reihe gestellt. Er hat dem Menschen eine ehrliche und auf Fakten gestützte Geschichte gegeben, indem er seine Funde vorurteilsfrei interpretierte und sich nicht scheute, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen. Darwin hat eine Vergangenheit von uns allen entdeckt, die dem nicht gefällt, der sich lieber als Ebenbild Gottes sehen möchte.

Noch bis in die heutige Zeit wird immer wieder von christlichen Kreationisten und anderen Gläubigen versucht, die Evolutionstheorie in Abrede zu stellen. Beweise, die zur Widerlegung (Falsifizierung) führen könnten, bleiben sie indes schuldig. Schützenhilfe für die Evolutionsbiologie kommt auch aus der Geologie: Moderne Arten, die erst kürzlich entstanden sind, waren in alten Schichten bislang nicht zu finden. Funde in Gesteinsablagerungen lesen sich wie ein Geschichtsbuch des Lebens auf unserem Planeten, das viel dicker ist, als unsere Vorfahren wissen konnten. In aufeinander folgenden Schichten, deren Alter man gut bestimmen kann, kann man nacheinander die schrittweise Entstehung unserer heutigen Pferde aus hundegroßen Vorfahren ohne vernünftigen Zweifel und detailliert nachweisen. Ähnliches gilt auch für den Menschen. In der Fossilgeschichte des Menschen ist kein Platz und kein Bedarf für göttliche Schöpfungsmythen und auch die Arche Noah ist abgewrackt worden.

Trotz der unzähligen Daten auch aus anderen Wissenschaften, welche die Evolutionstheorie stützen, arrangierten sich die Kirchen mit der Evolutionstheorie nur widerwillig, stellt doch diese Theorie nicht nur ihr Menschenbild in Frage, sondern auch die Legitimation ihrer Macht.

Letztendlich man kann mit Recht sagen, dass die Anerkennung oder die Leugnung der Evolutionstheorie ein Gradmesser für aufgeklärtes und erwachsenes Denken darstellt.

Der Mensch ist genauso sicher aus Vorformen entstanden wie die Geschenke nicht vom Weihnachtsmann stammen.
Seit 150 Jahren kann der Mensch erwachsen sein – wenn er denn will.

24 Gedanken zu „Alles Gute zum Geburtstag, Herr Darwin!“

  1. Ein klasse Bild, ein schöner Artikel. Aber warum bringt ihr den jetzt schon, wißt ihr nicht daß es Unglück bringen soll, im Voraus zum Geburtstag zu gratulieren? (ach ne, ist ja so oder so "nachträglich"… *g*)

  2. Euer Blog ist geil und taugt mir sehr.
    Ich werde mich möglicherweise künftig häufiger hier beteiligen. Ob es ein Segen oder Fluch sein wird – wir werden sehen! 😉

  3. Danke für den Beitrag, und auch von mir alles Gute zum Purzeltag. Darwin war ja – als gläubiger Christ – selbst nicht so ganz glücklich mit den Implikationen seiner Theorie. Deswegen finde ich gerade den vorletzten Satz des Beitrages so richtig und wahr, beweist er doch, welche Größe Darwin besaß. Und: Wer sich als gläubiger Mensch von der Wissenschaft in seinem Glauben oder seiner Spiritualität bedroht fühlt, der hat weder Wissenschaft noch das Wesen des Glaubens verstanden.

    BTW: Es tut gut zu wissen, dass es soetwas wie Esowatch im Netz gibt und also nicht nur Irre unterwegs sind, sondern es auch Leute gibt, die ihren Verstand benutzen. Dafür auch Danke.

  4. @Geierwally: Danke für den Hinweis, wir werden sofort die Staatsanwaltschaft benachrichtigen, dass hier illegal Hintergrundbilder verwendet werden! Die IP ist gesichert!!!

    Achso: 🙂

  5. @Scardanelli: Danke für den Dank. Wird gerne genommen, in dem Sumpf rumzuwaten ist manchmal deprimierend, da tut positives Feedback gut.

    Das wäre mal einen eigenen Beitrag wert: Die Frage, ob es immer mehr Irre gibt, oder ob man sie früher mangels einfacher und günstiger Publikationsmöglichkeiten schlicht nicht wahrgenommen hat.

  6. "Letztendlich man kann mit Recht sagen, dass die Anerkennung oder die Leugnung der Evolutionstheorie ein Gradmesser für aufgeklärtes und erwachsenes Denken darstellt."

    Wohlgesprochen! Das trifft so sicher zu wie die Tatsache, dass sich das zivilisatorische Niveau bei wachsendem Einfluß der Frauen in der Geschichte immer gehoben hat (frei nach Schwanitz). Zumindest mein Niveau.

    Aufklärung ist also immer der erste Schritt zur Emanzipation von Fremdbestimmung. Das gilt geschlechterunabhängig. Danke Darwin, Danke Einstein, Danke Marx, Danke Freud …

  7. Ich neig ja nun nicht zu Verklärungen, auch beim Karli Darwin nicht. Aber der war nun in der Tat ein ganz, ganz Großer.
    Wenn ich christlich gesinnt wär, würde ich ein lautes DANKE gen Himmel rufen. Auf Englisch, versteht sich.

  8. @Schau-ma-amoi: Die größte Leistung ist ja noch nicht mal die Theorie, die sowieso in der Luft lag damals, sondern soviel Eier in der Hose gehabt zu haben, sich mit seinem Verstand gegen seine eigenen Überzeugungen zu wenden. Es ist eine Art Archetypus des wissenschaftlichen Denkens.

  9. Sehr geehrte Damen und Herren,

    gerade läuft auf Spiegel-Online eine Debatte, die mich geradezu am Geisteszustand der deutschsprachigen Internetnutzer zweifeln lässt. Kreationisten und IDler, die ihren Seim abgeben. Interessant finde ich, dass die "Argumente" bzw. die Argumentationsschemata der IDler fast bis zur Deckungsgleichheit mit denen etwa von Impfgegnern oder anderen Leutchen ähneln. Keinerlei Beweise, aber Beweise fordern bzw. Lehrmeinungen diskreditieren. Das Herumreiten auf falsch verstandenen, überholten oder so nie Inhalt des Kritisierten gewesenen Sachverhalten. Immer wieder der beleidigte Hinweis, dass ihre Meinung nicht ernstgenommen werde und dies Zeichen einer Meinungsdiktatur sei. Selbst fast immer nur ad Hominem diskutieren, sich dann aber eingeschnappt zeigen, wenn jemand Tacheles zurück redet. Und natürlich: Die böse, böse Wissenschaftsverschwörung, die die Theorien der IDler/Impfgegner/Hameristen/Einsteinleugner einfach nicht gelten lässt, weil das ja nicht in das Schema der Verschwörung passen würde.

    Mann, das geht mir auf den Senkel.

    Irgendwie haben diese Gestalten seit 350 Jahren nicht mehr in den Kalender geschaut – zumindest die Aufklärung haben sie verschlafen.

    Untertänigst

    Scardanelli

  10. Sehr geehrter Untertan,

    es ist in der Tat zum Kotzen, um nicht schlimmere Worte zu gebrauchen, dass es nach so langer Zeit seit dem Beginn dessen, was wir Aufklärung nennen, es manche immer noch nicht begriffen haben, dass es der Realität völlig schnurz ist, wenn man ein sprachliches Konstrukt erredet, welches den Mond unzweifelbar aus Käse geschaffen erscheinen lässt.

    Die Dödelköppe können offenbar nicht begeifen, dass es Unbegreifliches gibt.Was ihnen innerhalb des persönlich Fassbaren logisch erscheint, muss zwangläufig die Welt definieren. Eine Art Perversion des kategorischen Imperativs. Oder halt das Pippi-Langstrumpf-Prinzip.

    Die Deckungsgleichheit bezüglich de Argumentationsform innerhalb verschiedenster Idiotengruppen ist natürlich kein Zufall. Es bleibt ihnen letztlich immer nur der Rückzug in ein geschlossenes System, da sie ansonsten keinerlei rationale Argumente haben. Hier wird gern der Klassiker in Form einer Verschwörungstheorie genommen.

    Tja, Internet sei Dank, man bekommt nun langsam so eine Ahnung, wieviel Bescheuerte auf diesem Erdball rumeiern. Douglas Adams hatte völlig recht.

    In diesem Sinne,
    r

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