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Unabhängige Experten

26. Juni 2023 Keine Kommentare

In einer privaten Diskussion bin ich unlängst mit dem Argument konfrontiert worden, ein bestimmter „Experte“ sei unabhängig, da nicht an einer Universität beschäftigt.

Die Logik ist, kurz gesagt, daß ein Wissenschaftler an einer Universität nichts  publizieren könnte, was seinem Arbeitgeber nicht passt. Ein freiberuflich, als Autor und Vortragsreisender tätiger Experte wäre demgegenüber niemandem Rechenschaft schuldig und dadurch besonders unabhängig.

Im konkreten Beispiel ging es um den „Mann ohne Antworten“, Herrn Ganser, aber die  Argumentation ist natürlich nicht nur auf ihn gemünzt. Also kurz ein paar Kommentare dazu, gedacht für Menschen, denen das Innenleben einer Universität fremd ist:

1. Spätestens vom Professor an hat ein Wissenschaftler an einer Universität Narrenfreiheit. Wer das nicht glaubt- unser Wiki ist voll von Naturwissenschaftlern an Universitäten, die  absurdeste, beweisbar falsche Dinge behaupten (Meyl, Scheinriese TurTur)- und das seit Jahren. Warum sollte das in Fächern anders sein, die weniger scharf entscheidbar sind? Das heisst aber nicht, das alles geht- Prof. Meyl  darf seinen Unsinn zwar verbreiten- aber nicht in der Vorlesung. Die Universität hat ihm auferlegt, auf die Darstellung seiner Skalarwellen in Vorlesungen zu verzichte, bis er einen experimentellen Nachweis ihrer Existenz führen kann. Entlassen hat sie ihn nicht, dazu ist die Schwelle viel höher:
Es gibt gewisse Standards in der Wissenschaft- wer seine Experimente schlampig macht,  wer Zitierregeln nicht einhält- der bekommt früher oder später Ärger: Die Leitung einer Universität hat das Recht, das einzufordern und kann Verstöße saktionieren. Das ist wie ein Elektriker, der bei seinen Steckdosen einfach den Schutzleiter weglässt- geht,  eine Zeitlang. Ist aber trotzdem falsch und hat Konsequenzen.

Das Strafrecht gilt übrigens selbstverständlich auch (zB für Herrn Protsch) es bedarf aber erheblicher krimineller Energie seitens eines akademischen Übeltäters.

2. Was Geisteswissenschaften betrifft, ist eine Entscheidung richtig/falsch natürlich etwas schwammiger als bei einer Gleichung. Trotzdem- handwerkliche Prinzipien wie Zitierregeln greifen natürlich voll. Dazu kommt, daß es viele Universitäten gibt, mit einem Pluralismus an Meinungen und Forschungsansätzen. Wer also an einer Stelle nicht zurechtkommt, könnte prinzipiell einfach eine andere suchen- wenn die Qualität seiner Arbeit stimmt.

3. Das meiner Meinung nach Schlimmste ist aber, daß die Abhängigkeit von einer Institution durch
die Abhängigkeit vom Publikum ersetzt wird- das engt viel stärker ein. Das geht so:

Ich bin Wissenschaftler und untersuche X. Ok, ich muss erst mal jemand finden, der das finanziert, wenn
ich mehr Geld brauche als mein Gehalt hergibt. Es hindert mich aber niemand, Geld dafür einzuwerden (Drittmittel). Wenn ich diese Hürde genommen habe, kann ich losforschen. Bin ich fertig, schreibe ich darüber eine Publikation. Wahrscheinlich habe ich bisschen was Neues herausgefunden, aber nichts weltbewegendes. Ich schreibe daher, daß ich a, b und c probiert hatte, hat nix gebracht, aber d, das ist vielleicht was. Wenn ich das präzise aufschreibe, ist das eine wissenschaftliche Leistung. Nichts spektakuläres, aber das werden andere lesen, a, b und c gar nicht erst versuche, d probieren und davon inspiriert e entdecken. Prima! Vielleicht habe ich aber auch was Tolles entdeckt- umso besser.

Wenn ich aber kein Wissenschaftler bin, sondern Autor und Vorträge halte, die nicht an ein Fachpublikum
gerichtet sind, sondern Hallen füllen müssen- dann brauche ich Sensation, sonst kommt kein Publikum, kein Buchverkauf- und ich muss hungern. Habe ich nun aber keine echte Sensation- kann ich hungern oder schwindeln. Das ist, was diese „Experten“ abhängig macht. Sie ersetzen wissenschaftliche Arbeit, die Erkenntnisse liefern kann, durch den Verkauf eines auf das Zielpublikum zugeschnittenen Produkts. Die immer gleichen, von anderen längst beantworteten Fragen zu stellen, mag als Kleinkunst gelten. Unabhängige Wissenschaft ist es nicht.

DDOS und was wir dagegen tun

14. Januar 2022 Keine Kommentare

Liebe Leser, aktuell kommt es immer mal wieder zu Störungen beim Betrieb von Psiram. Ursache sind DDOS-Angriffe. Was ist das, was tun wir und was könnt Ihr tun?

1. Bei einem DDOS-Angriff kommen extrem viele Anfragen auf einmal zu uns. Diese stammen von einer Unzahl von Computern, die von dem Angreifer kontrolliert werden. Ein Computer kann in diesem Zusammenhang alles mögliche sein – nicht nur ein PC, sondern ein Handy, eine Webcam, ein Drucker, ein DSL-Modem – alles, was mit dem Internet verbunden ist. Der Angreifer betreibt einen oder mehrere Server mit einer (von ihm entwickelten oder gekauften) Software, die diese Sklaven-Computer kontrolliert: Die Angriffe an- und abschaltet, auf Ziele ausrichtet etc. Das ganze System nennt man ein Botnet. Das Botnetz Mirai hatte zu seinen besten Zeiten schätzungsweise 3 Millionen Sklaven.

2. DDOS-Angriffe werden von Kriminellen gegen Bezahlung durchgeführt. Im Darknet gibt es Dienstleister, die „Lasttests“ anbieten. Vorgeblich wird so die Leistungsfähigkeit der Server-Infrastruktur des Käufers getestet. Da der Anbieter aber nicht prüft, ob die getesteten Systeme dem Käufer gehören, kann der Kunde jede beliebigen Website „testen“ lassen. Und wenn der Test die „getesteten“ Website eben ein paar Tage aus dem Netz fegt…

Dass es sich hierbei um Kriminelle handelt, ist nicht unsere Privatmeinung. Die Bereitstellung (als Provider) von Hardware-Infrastruktur, das Angebot solcher Dienstleistungen und die Nutzung solcher Dienste sind Straftaten, die in der Vergangenheit zu Haftstrafen geführt haben – auch in Deutschland. Der Hauptangeklagte wurde zu 5 Jahren und 9 Monaten verurteilt (dabei wurde ihm Beihilfe gar nicht nachgewiesen). Mehr…

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Offener Brief an Werner Altnickel

15. Juli 2013 34 Kommentare

Sehr geehrter Herr Altnickel!

Wie wir Ihrer Website entnommen haben, sind Sie durch den Whistleblower Snowden inzwischen im Besitz unwiderlegbarer Beweise, dass Chemtrails eine höchst reale Verschwörung der US-Regierung und Monsanto mit dem Zweck der Klimabeeinflussung sind.

Dies haben Sie durch die Übersetzung dieser Website festgestellt:
http://www.chronicle.su/news/snowden-uncovers-shocking-truth-behind-chemtrails/

Wir haben das geprüft und müssen uns jetzt leider geschlagen geben. Offensichtlich war unsere hartnäckige Chemtrail-Leugnerei falsch. Diese Seite glänzt mit so ernster Seriosität, dass wir uns einfach geschlagen geben müssen. Wir haben viel schlechtes Karma auf uns geladen, das wir jetzt abtragen müssen.

Daher würden wir Ihnen gerne helfen, weitere Inhalte von chronicle.su auf Deutsch zu übersetzen, z.B.: das hier:
http://www.chronicle.su/news/snowdens-greatest-leak/

Wie die außerirdischen Redakteure berichten, ist es Herrn Snowden offensichtlich gelungen, Gottes Gmail Konto zu hacken. So hat er herausgefunden, dass Gott ein Automechaniker namens Wilbur Mercer ist, der in Cuthbert, Georgia, USA lebt. Mehr…

Elph – Opfer gesucht

13. Juni 2013 15 Kommentare

Wir erhalten in letzter Zeit vermehrt Anfragen wegen Brigitte Schories, die sich jetzt als Göttin “Mhaadeii AmaMia” verehren und vor allem bezahlen lässt. Wurden in der Vergangenheit oftmals neue Anhänger mittels kassenärztlich zugelassener Therapeuten akquiriert, so hat B. Schories nun ein neues Lockangebot für ihre Zwecke entdeckt. Um Einsteiger zu keilen, ist ihre wöchentliche Videobotschaft nun einmal im Monat öffentlich und kostenfrei geworden, wenn man zu einem Gastgeber geht und sich zutexten lässt.

Will man dann die Elph-Therapeutenausbildung absolvieren, kostet es aktuell (Mai 2013) für die Teile 1-4 je 5.000.-€, für Teil 5 dann 7.000.-€ plus der zusätzlichen „Elphings“ zu je 180.-€ pro Sitzung. Zusammen mal eben mind. 27.000.- für eine nutzlose und nirgends anerkannte Ausbildung! Mehr…

Vom Wert der Bildung

23. Januar 2013 15 Kommentare

Wer, wie der Autor dieses Artikels, gerne Telepolis liest, dem sind vielleicht auch schon die Jubelartikel zur Kalten Fusion sauer aufgestoßen. Was steckt dahinter? Diese Artikel werden von dem Journalisten  Haiko Lietz verfasst, und mit Tante Google kann man ja mal gucken, was der sonst so macht. Das Ergebnis ist ein bisschen schizophren: Einerseits ist der Mann im ganz seriösen Wissenschaftsbetrieb tätig und publiziert in seinem Fachgebiet, andererseits macht er solchen Unsinn wie Kalte Fusion, berichtet unkritisch über 9/11 Truther und publiziert bei Plattformen, auf denen auch Gestalten wie Hans Tolzin tätig sind. Mehr…

New Scientist

16. Oktober 2012 17 Kommentare

Lieber New Scientist!

Eigentlich bist Du ein britisches Erzeugnis. Auch wenn Du keine wissenschaftliche Zeitung mit Peer Review bist, genießt Du durch die sorgfältige Auswahl deiner Autoren ein hohes Ansehen in Wissenschaftskreisen. Und weil Du dir Mühe gibst, bist Du aber trotzdem auch für Nicht-Fachleute verständlich. Wie schreibst Du selbst: „New Scientist wird für all jene Männer und Frauen herausgegeben, die sich für wissenschaftliche Entdeckungen interessieren und für deren industrielle, kommerzielle und soziale Folgen.

Wissenschaftjournalismus in Deutschland ist ein hartes Brot. Die Versuche reichen vom unsäglichen PM bis zum guten, aber trockenen Spektrum der Wissenschaft. Du hast dir da also viel vorgenommen, vor allem wenn man bedenkt, dass alles auch im Web stattfinden und man damit Geld verdienen muss. Immerhin – wir haben deinen Blog  überflogen und niemanden entdeckt, den wir auf Anhieb der Impfgegner-Geistheiler-Einsteingegner oder sonstwie Spinnerszene zuordnen dürfen. Daher setzen wir große Hoffnungen in dich! Wirst Du in Zukunft sachgerecht informieren, wenn das ZDF titelt, dass Genmais Krebs macht? Wirst Du klar Stellung beziehen, wenn wissenschaftliche Standards verletzt werden und die Publicity wichtiger ist als die Sache? Wir sind gespannt!

Enttäusch uns nicht!

Viel Glück!

 

Fernsehtipp

10. Oktober 2012 2 Kommentare

Heute Abend, 20:45 im MDR: Exakt- Die Wunderheiler:

Manchen macht es einfach nur Spaß, am Frühstückstisch das Horoskop in der Zeitung zu lesen. Doch für andere ist der Stand der Sterne bitterer Ernst. Aber warum glauben so viele an Wünschelruten, Handauflegen und Co? Das Geschäft mit dem Übersinnlichen boomt. „Exakt – Die Story“ wirft einen Blick hinter die Kulissen einer florierenden Branche und zeigt die Gefahren, die von ihr ausgehen.

 

Mit Ursula Caberta, Jo Hüssner und Martin Mahner von der GWUP.

 

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