Pseudowissenschaft: Glyphosat und Grapefruits sind mörderisch

Im April wurde eine „Studie“ veröffentlicht, laut der Glyphosat eine lange Liste an Krankheiten verursacht:

inflammatory bowel disease, obesity, depression, ADHD, autism, Alzheimer’s disease, Parkinson’s disease, ALS, multiple sclerosis,cancer, cachexia, infertility, and developmental malformations.

Es handelt sich dabei um die Arbeit „Glyphosate’s Suppression of Cytochrome P450 Enzymes and Amino Acid Biosynthesis by the Gut Microbiome: Pathways to Modern Diseases“ von Stephanie Seneff und Anthony Samsel, die im Physik-Journal „Entropy“ abgedruckt wurde. Die Arbeit erregte in amerikanischen Medien relativ viel Aufmerksamkeit, da sie sofort von diversen grünen Webseiten und einigen Zeitungen aufgegriffen wurde.

In einem vorhergehenden Blogpost haben wir schon einige generelle Probleme mit den Arbeiten von Stephanie Seneff aufgezeigt. Da diese Arbeit aber eine relativ große Reichweite erlangt hat, möchten wir einen genaueren Blick darauf werfen.

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Biosemiotic Entropy: Disorder, Disease, and Mortality: Oder wie ein Journal vom Wahnsinn gepackt wird

Vor wenigen Wochen erschien eine Spezialausgabe „Biosemiotic Entropy: Disorder, Disease, and Mortality“des online Physik-Journals „Entropy“, die man getrost als „merkwürdig“ bezeichnen kann. In dieser Spezialausgabe des Physik Journals sind nämlich mehrere fragwürdige pseudomedizinische Arbeiten erschienen. Man würde wirklich ziemlich gerne wissen, was da geschah. Wir möchten ein wenig spekulieren, wie es zu dieser Ausgabe kam und dann auch ein paar Worte zu den Arbeiten verlieren.

Ein Kommentator in den englischen Scienceblogs vermutet, dass es sich um ein „vanity model“ handelt, bei dem Autoren einfach für die Publikation bezahlen (in diesem Fall 1200 CHF). Der Job des Editors ist es, die Autoren zu „rekrutieren“.

Ob diese These stimmt oder nicht, können wir nicht sagen, aber bevor wir uns einigen Arbeiten zuwenden, wollen wir uns mal den verantwortlichen „Guest Editor“ genauer ansehen.

Prof. Dr. John W. Oller Jr. hat einen Titel in Linguistik und mit Physik offenbar recht wenig am Hut. Aber gut, Kenntnisse der Sprachwissenschaften mögen einem Editor nicht schaden, er muss ja die Artikel nicht zwingend fachlich beurteilen. Erfahrung mit Literatur hat er, er ließ es sich nicht nehmen, vor ein paar Jahren ein Buch mit dem Titel „Autism: The Diagnosis, Treatment, & Etiology of the Undeniable Epidemic“ zu äh (v)erbrechen.

Stammleser werden beim Buchtitel wohl schon ein leises Ziehen in der Magengrube verspüren. Spätestens beim Blick ins Vorwort wird einem alles klar. Das hat nämlich Andrew Wakefield geschrieben. Und nicht etwa vor 10 Jahren, bevor Wakefields Machenschaften aufgeflogen waren, sondern erst 2009. Was man so über das Buch findet, legt nahe, dass Oller sich durch Fakten nicht behindern ließ. Im Endeffekt werden die alten, längst widerlegten Geschichten zu Thiomersal und Autismus aufgewärmt.

John Oller ist auch ein gottesfürchtiger Mann, wie er in der Bibel steht. Oh, ja! Und Amen. So hat er seine Universität schon wegen Diskriminierung verklagt. Offenbar waren Uni sowie einige Mitprofessoren voll gemein zu ihm. Und das nur, weil er Kreationist ist und an Intelligent Design glaubt. Ach ja, und weil er gefährlichen Blödsinn über Autismus verzapft.

Man fragt sich: Ein KreationistenImpfgegner, der für ein Physik-Journal medizinische Artikel herausgibt? Was kann da schief gehen?

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Die taz, eine Werbebeilage und ein Poster

Hinweis: Dieser Blogbeitrag basiert größtenteils auf diesem Forenbeitrag von NutzerIn ajki.

Ich liebe die taz. Wirklich! Ich kann auch gar nicht verstehen, wie irgendjemand die ständige Aneinanderreihung von (wenig) Genialischem über alle Zwischenstufen bis runter zum (mehrheitlich) Radikalschwachsinn sowohl beim Gesamtblatt als auch auf jeder einzelnen Seite NICHT goutieren kann.

In der Wochenendausgabe vom 15./16. werden wieder mal alle Rekorde gebrochen zur Beweislast des oben Geschriebenen. Einerseits nehmen sie sich in einem Interview durch eine freie Journalistin einen der Markenträger des Verlagsjournalismus vor und entlarven dabei nachhaltig den schönen Schein der „Zeit“ als rein scheingrabschig. Wobei das nun wirklich nichts Neues ist, aber eben schön gemacht.

Andererseits macht die Verlagsgesellschaft „taz“, die absolut nicht mit der taz-Redaktion identisch ist (ähnliches Prinzip wie bei der „Zeit“), mal wieder was völlig Typisches und lässt die „CAM„-Industrie drei volle Seiten sponsoren – Schwachfug-Texte noch und nöcher, eingerahmt von übelster Werbung von allen möglichen üblichen Verdächtigen (Heel und Weleda natürlich vorne dran).

Es geht direkt los mit einem höchst unfreiwillig dekuvrierenden Textstück, das dem verantwortenden Schreiber von der Ultra-Granate der „forschenden“ Homöopathen in das Textsystem diktiert wurde – von Frau Professorin Dr. med. Claudia M. Witt, der internationalen Astralgestalt der Glaubisten. Interessant am Text, der als solcher rummault, dass in Deutschland im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten überhaupt nicht genügend viel zu CAM „geforscht“ wird (ob das Frau Witts Genossinnen und Genossen von der WissHom auch so sehen? Die kommen doch wie ihr Pendant KIKOM in der Schweiz mit dem ganzen Forschen gar nicht mehr nach?), sind dabei kleine verräterische Schnipsel, die Aufschluss über den wahren Absichtskern der „forschenden CAM-ler“ geben:

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Fluoride und die erschreckende Meldung aus Harvard

Angeregt durch einen Gesundheitsartikel in der österreichischen Krone, der mit einer reißerischen Überschrift (begleitet vom Bild eines zähneputzenden Kindes) andeutet, dass Fluoride laut einer Harvard-Studie die neurologische Entwicklung von Kindern stören können, wollen wir uns auch mal die Evidenz in dem Bereich ansehen.

Es könnte ja sein, dass sich durch die Überschrift oder andere Texte, die so im Internet zu finden sind, Leute verunsichern lassen und dann doch lieber keine Zahnpasta mehr verwenden.

Zur Verteidigung der Krone muss man vielleicht noch sagen, dass der Artikel an sich dann nicht schlecht ist und den wissenschaftlichen Konsens darlegt. Von der reißerischen Andeutung in der Überschrift bleibt jedenfalls nichts übrig …

Die erwähnte Harvard-Studie zu Fluoriden wird im Internet an vielen Stellen pseudowissenschaftlich verwurstet und als Beweis verwendet, dass Fluorid Kinder dumm macht. Im englischsprachigen Raum wurde diese Behauptung durch „Qualitätsseiten“ wie Mercola oder NaturalNews als Horrorgeschichte publiziert.

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Walachsche Methodenlehre für Anfänger (Teil 2)

Wie im ersten Teil erwähnt, ist es unter der Würde des führenden Methodologen, sich mit den Argumenten seiner Widersacher auseinanderzusetzen. Umso ausführlicher beschäftigt er sich damit, an deren wissenschaftlicher Reputation herumzukratzen. Er benutzt hierzu ein Werkzeug der sog. Szientometrie [8], „Harzing’s Publish or Perish“ [9]. Damit wird ein „Hirsch-Faktor“ ermittelt, der die Zitierhäufigkeit anzeigt. Für … Weiterlesen

Walachsche Methodenlehre für Anfänger (Teil 1)

Die Speerspitze der Aufklärung [1], im Rang einer päpstlichen Autorität [2], hat sich kürzlich in der Rubrik „Methodenlehre für Anfänger“ [3] grundsätzlich zur Legitimität der Kritik an der „Komplementärmedizin“ geäußert. Wie zumeist in solchen Fällen ist der erste Gedanke des Lesers, dass es zu einer konkreten Widerlegung der Kritik, insbesondere der Kritik an dem Vordenker … Weiterlesen

Wort + Geist

Bei Psiram wird uns ja oft – und vielleicht ja auch zu Recht – vorgeworfen, zu negativ zu sein. Wir wollen heute daher mal jemanden vorstellen, der ein echter Heiler und Heiliger ist, bescheiden und zurückhaltend – Helmut Bauer von Wort und Geist.

Schon von Anfang an zeigte sich die segensreiche Wirkung des Heiligen Geistes, als er in bestehende Gemeinden eindrang, verkrustete Strukturen aufbrach und viele Seelen aus ihren nur scheinbar gläubigen Familien herausreißen und retten konnte. Retten in einem sehr realen Sinne, denn wie gesagt ist er ein großer Heiler, der viele Menschen zum Absetzen ihrer Medikamente bewegen konnte. Natürlich gibt es da einige, die nicht fest genug im Glauben sind und daher doch nicht geheilt werden. Andere, die wie Ingrid Z. dem Heilungsdienst angehörten, ziehen einer Heilung (in ihrem Fall Krebs der Bauchspeicheldrüse) dann doch die ewige Glückseligkeit vor. Alle aber können sich trösten, dass der Obolus, den sie dafür gespendet haben (man redet von 8.000-12.000 € pro Heilgottesdienst, die dem Völkerapostel und fleischgewordenen Christus Bauer cash im Umschlag zugesteckt werden), sicher einem guten Zweck zugute kommt. Die Finanzen von Wort und Geist sind zwar nicht besonders transparent (Geschätzte Einnahmen der Bibelschule allein, also ohne Spenden laut NDR: 3,6 Mio € / Jahr), aber an dem großen Audi A8 (geht bei 75.000 € los), den Bauer fährt, sieht man doch, dass das Geld gut in den Aufschwung angelegt wird.

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Ein Lob an „Der Standard“ und die Austria Presse Agentur

Wir hatten hier im Blog die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ ja schon des öfteren „zu Gast“. Kein schlechtes Blatt, aber in der Gesundheitsredaktion wurden über lange Zeit immer wieder zweifelhafte Beiträge gebracht: so durfte sich z.B. 2011 Michael Frass über die „Verächtlichmachung der Homöopathen“ aufregen. Oder in jüngerer Vergangenheit ein dümmlicher Artikel, in dem Harald Walachs verdiente Auszeichnung mit dem Goldenen Brett (vor dem Kopf) relativiert wurde.

In den letzten Monaten weht aber offenbar ein frischer Wind aus skeptischer Richtung und die Redaktion hat sehr viele interessante Artikel veröffentlicht. In diesem Zusammenhang muss man auch die APA (Austrian Presse Agentur) erwähnen, von der der Standard oft Artikel übernimmt. Die APA ist eine Genossenschaft, an der einige österreichische Zeitungen sowie auch der ORF beteiligt sind und damit der führende Informationsdienstleister Österreichs.

Im Blog der GWUP findet man eine ausführliche Übersicht über das tolle Pressedossier der APA zur Pseudowissenschaft. Damit haben viele österreichische Tageszeitungen in ihrer geteilten Datenbank eine Grundlage für weitere Artikel zur Hand, was hoffentlich die Autoren zum Nachdenken anregt.

Der Standard hat eine Rubrik Parawissenschaften eingeführt, aus der wir einige Beispiele nennen wollen.

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Neues von der Ministerin für Homöopathie

Frau Ministerin Barbara Steffens (unsere Leser werden sich erinnern) hat sich am 06.03.2013 bei abgeordnetenwatch.de grundsätzlich zu den Fragen von Stephan Dörner geäußert:

  • Begründet sich Ihre Überzeugung, dass Homöopathie politisch gefördert werden sollte, auf mehr als Anekdoten?
  • Kennen Sie die Arbeit von Prof. Edzard Ernst und anderen, die sich wissenschaftlich mit der Homöopathie befasst haben?
  • Setzen Sie sich für eine Reform ein, damit auch „alternativmedizinische“ Präparate ihre über die Wirksamkeit eines Placebos hinausgehenden Wirkung in Doppelblindtests beweisen müssen?

Steffens geht auf die Fragen nicht direkt ein. Man sollte ihr das nicht übel nehmen; das gilt ja in der Politik durchaus nicht als schlechter Stil. Dennoch greifen wir das Gespräch noch einmal auf (die folgenden Zitate sind ihrer Antwort entnommen):

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Astral quantenbeschränkt: Schon wieder Homöopathie. Sorry.

ein Post des Foristen ajki, den wir als Blog gerne etwas prominenter wiederholen möchten.

Im Prinzip ist zu Homöopathie  seit Jahrzehnten alles Notwendige gesagt – und im Unterschied zu anderen Themen auch schon von praktisch jedem (doppelt und dreifach). Theoretisch könnte man es also zugunsten des allgemeinen Wohlbefindens dabei belassen, wie es eben derzeit ist: landauf, landab können sich Konsumenten bergeweise mit Kügelchen beliebiger Art und Form eindecken und/oder bei einem reichhaltigen Dienstleistungsangebot an Schamanen, Heilpraktikern, Therapeuten, Ärzten, Instituten und Kliniken ein Rundum-Sorglospaket an strikt (neben-)wirkungsfreien Produkten einkaufen. Und wenn tatsächlich mal was schiefgeht, steht ein machtvoller Apparat an EBM-Hilfe unmittelbar zur Verfügung. Alles ist bestens: das BIP wird auch durch Wundermittel wirkungsvoll gesteigert, solange die Wunderwaren und -dienstleistungen genügend bepreist sind (das zumindest steht ohnehin völlig außer Frage) und selbst die Doppelnamen-Oberstudienrätin (gesch., selbstverständlich) sollte sich eigentlich mit dem erreichten Stand der Dinge zufrieden geben können.

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