Wie schon berichtet macht ein Report namens „The GMO emperor has no clothes“ die Runde. Darin wird vom Versagen der Gentechnik auf der ganzen Linie gesprochen. Der Text beginnt mit einer Referenz auf das Märchen von Hans Christian Andersen, Monsanto wird mit dem Kaiser aus dem Märchen verglichen. Wir haben uns gedacht, wir schauen uns einfach mal den Report durch. Leider hat er 250 Seiten und ein echtes Review würde epische Ausmaße annehmen. Warum, wird klar, wenn wir die erste Seite durch haben.

Quelle: Gute Gene, Schlechte Gene auf der Basis von Zahlen der Food and Agriculture Organization of the United Nations.
Die erste echte Inhaltsseite dreht sich um den Ertrag und beginnt gleich mit der Behauptung, dass sich die Baumwollernte in Indien durch die Einführung der Gentechnik nicht um ein einziges Körnchen verbessert habe. Diese Behauptung hat sich „Gute Gene, Schlechte Gene“ in einem Artikel bereits angesehen.
Kurz zusammengefasst: Die Daten der UN zeigen ganz klar, dass der Ertrag sich seit dem Zeitpunkt der Einführung der gentechnisch modifizierten Baumwolle (2002/2003) grob gesagt verdoppelt hat (bei nur geringem Anstieg der bebauten Fläche). Indien, vor der Einführung noch Netto-Importeur, ist seit 2004 Nettoexporteur. Die Behauptung, speziell auch anhand von Baumwolle, ist somit leicht zu widerlegen.
Dann wird ein Fall in Mississippi 1997 zitiert, in dem tatsächlich etwas schief ging und das Ertrags-Versprechen von Monsanto nicht nur nicht eingehalten wurde, sondern etwa 20% der ausgesäten Pflanzen verformte Samenkapseln aufwiesen. Die betroffenen Bauern zogen vor Gericht und wurden entschädigt. Wir konnten leider die genauen Gründe nicht herausfinden, aber offenbar hat sich das Ereignis danach nicht mehr wiederholt.
Der Fall ist zwar an sich korrekt, nur beweist er gar nichts, vor allem da es sich um einen Fall vor 14 Jahren handelt. Man muss bedenken, heute sind 93% aller Baumwollpflanzen in den USA gentechnisch verändert. Klagen müssten an der Tagesordnung sein, wäre das der Normalfall.
Eine Studie zum Anbau von Baumwolle, die feststellte, dass man ähnlichen Ertrag bei transgenen und nicht modifizierten Pflanzen hatte, stellte auch fest:
Transgenic cotton had higher yield than nontransgenic cotton for any given number of insecticide applications. However, nontransgenic, Bt and BtHr cotton had similar yields overall, largely because higher insecticide use with nontransgenic cotton improved control of key pests.
(Quelle: Farm-scale evaluation of the impacts of transgenic cotton on biodiversity, pesticide use, and yield )
d.h. man kann also ohne BT Baumwolle die gleichen Erträge erzielen, man braucht nur mehr Pestizide.
Danach wird auf den Bericht „Failure to Yield“ verwiesen und behauptet, dass dieser nachweist, dass Gentechnik zu keinerlei Erhöhung der Produktion bei irgendeiner Feldfrucht geführt hat. Dieser hat allerdings nur Sojabohnen und Mais untersucht und kommt für diese beiden tatsächlich zum Schluss, dass keine Verbesserung des Ertrags erreicht wurde. Andere Vorteile oder Nachteile wurden ebenfalls nicht untersucht!
Im Report wird das gleich zu crop (also Feldfrucht) umgemünzt, und dann geht es gleich mit der Feldfrucht Raps weiter. Es wird impliziert, diese kommt ebenfalls in dem Bericht vor.
Studien aus Australien von 2001 und Zahlen von Bayer werden zitiert, es wird behauptet, der Ertrag von BT Raps sei nicht höher. Die zitierte Quelle merkt aber an, dass es bisher keine(!) unabhängigen Studien in Australien zum Thema gegeben habe und erklärt, dass sie die Zahlen von Monsanto bzw. der Homepage von Bayer haben. Man muss sich fragen, ob die „Report“-Autoren die Quelle überhaupt gelesen haben?
Das Spannende ist in dem Fall, was der Report gegenüber dem zitierten Bericht weglässt. Nämlich die Spritzmittel! Wir ergänzen gerne.
Unbehandelter Raps: 1144 Eingesetzte Spritzmittel: Trifluralin(bei uns seit 2008 verboten), OnDuty, Hasten, Lontrel
GM Raps: 1055 Eingesetzte Spritzmittel 2x Roundup
GM Raps: 977 Eingesetzte Spritzmittel 1x Roundup
Man kann also mit konventionellen Samen mehr Erträge erzielen, man braucht nur mehr Spritzmittel? Diese Zahlen sind natürlich, wie der ursprüngliche Text feststellt mit Vorsicht zu genießen, da sie von Monsanto stammen und nicht aus einer unabhängigen Quelle. Eine durchaus valide Kritik. Den Report interessiert das wenig, solange die Zahlen zum eigenen Vorteil genutzt werden können, werden sie zitiert.
Eine aktuelle Zusammenfassung des Studien/Wissensstandes kommt zu einer sehr guten Einschätzung von GM Raps.
Als Fazit unserer Recherchen lässt sich sagen, dass der Einsatz von Gentechnik bei einigen Pflanzen erhöhten Ertrag bringt (Baumwolle), bei anderen Pflanzen(Soja, Mais) eventuell nicht. Aber, man muss sich vor Augen halten, dass Ertrag für Landwirte nicht der dominierende Faktor ist. Interessant ist der Gewinn! Und da ist der Ertrag nur eine Komponente. Wenn man 4x spritzen muss für +20% Ertrag mag das weniger Gewinn bringen als 1x zu spritzen.
Ein wesentliches Problem der Ertragsdiskussion in dem Report ist, dass die Bauern einfach zu Idioten erklärt werden. Es wird gleichsam behauptet, die Bauern werden alle geknechtet und abgezockt. Das dem nicht so ist, sieht man schon an dem Fall in Mississippi. Als sie Ertragsverluste hatten, haben sie geklagt, Recht und damit Schadensersatz bekommen. Die Leute sind doch nicht blöd, sie sind genauso in der Lage zu rechnen, Vorteile und Nachteile abzuschätzen und den Gewinn zu optimieren. Es lassen sich Herbizide/Pestizide sparen oder der Ertrag erhöhen. Am Ende steht eine Zahl am Konto. In Indien gab es auch einen schwunghaften Schwarzhandel mit illegalen, nicht lizenzierten Baumwoll-Samen, der vom Staat geduldet wurde. Indische Bauern haben laut einer Studie einen Gewinn von 1 Milliarde Dollar durch gentechnisch veränderte Baumwolle pro Jahr.
Wie gesagt, das waren ein paar Gedanken zur ersten Seite des Berichts. Wir wollten damit eine Grundlage für weitere Bewertungen schaffen, die vielleicht jemand durchführen möchte und einen Einblick geben, wie der Bericht aufgebaut ist.
Neueste Kommentare