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Der Rossi E-Cat und die Nasa

18. Januar 2012 5 Kommentare

Seit einiger Zeit geistert in diversen Foren die Behauptung herum, dass die NASA kalte Fusion (neuerdings auch LENR, low-energy nuclear reactions, genannt) und den E-Cat-Reaktor von Andrea Rossi unterstütze.

Auf der NASA-Seite wurde vor einiger Zeit ein Video online gestellt, das über die Möglichkeit zur Energiegewinnung mittels LENR spricht. Die Anhänger von Rossi haben daraus, dass die NASA über ein solches Phänomen spricht, messerscharf gefolgert, dass das Rossi Gerät damit echt sein muss.

Der angebliche Reaktor von Rossi wurde vor ziemlich genau einem Jahr das erste Mal gezeigt und seitdem immer wieder von ihm demonstriert. Nur leider hat sich jede dieser Demonstrationen als wertlos erwiesen, da externe Energiequellen oder ähnliches nie ausgeschlossen werden konnten. Diverse einfach zu behebende Kritik am Messverfahren wurde wieder und wieder ignoriert und immer noch einmal dasselbe fehlerhafte Experiment wiederholt.

In unserem Wiki findet man einen äußerst umfangreichen Artikel zum E-Cat, den fehlerhaften Versuchen und auch zur Person Andrea Rossi, dessen Lebenslauf nicht unbedingt „blütenrein“ zu nennen ist.

Die Vereinnahmung durch die E-Cat-Anhänger hat jedenfalls den Wissenschaftler, der im Video interviewt wurde – Joe Zawodny – dazu veranlasst, eine Klarstellung zu veröffentlichen.

Er startet mit einer Präambel, in der er sich bei seinem Arbeitgeber, der NASA, für die Möglichkeit bedankt, seine Meinung äußern zu können. Er stellt auch klar, dass jede seiner Aussagen nur seine persönliche Meinung ist. Er zweifelt nicht daran, dass Teile seiner Aussagen im Wild West Web entfremdet wiedergegeben werden und kann nur hoffen, den ursprünglichen Kontext zu darzulegen.

Dann erklärt er, wie es zur Veröffentlichung des Videos gekommen ist und was es damit auf sich hat. Es ist ein nicht technisches Video, für Laien gedacht, das sich um seine Forschung und LENR dreht. Er ist der Überzeugung als Wissenschaftler, dass Energieproduktion mit LENR möglich ist und mit Experimenten gezeigt wurde. Aber von Begriffen wie verläßlich, sinnvoll, kommerziell nutzbar oder kontrollierbar war nie die Rede. Er ist zwar der Meinung, dass weitere Forschung in diesem Bereich wünschenswert ist, aber bisher noch keine sinnvolle kommerzielle Anwendung auf der Basis dieses Phänomens demonstriert werden konnte.

Und von Rossis E-Cat und ähnlichen behaupteten Geräten grenzt er sich deutlich ab:

There have been many attempts to twist the release of this video into NASA’s support for LENR or as proof that Rossi’s e-cat really works. Many extraordinary claims have been made in 2010. In my scientific opinion, extraordinary claims require extraordinary evidence. I find a distinct absence of the latter…

Immer schön, wenn jemand Carl Sagan zitiert.

Vom E-Cat werden wir vermutlich noch eine Weile immer wieder hören; es bleibt jedoch abzuwarten, ob Rossis Unternehmung so „erfolgreich“ sein wird wie Steorn oder sogar Blacklight Power, die immerhin schon seit 15 Jahren ein funktionierendes Gerät „in ein paar Monaten“ versprechen …

Die Grünen – Einstieg in die Atomenergie?

24. Juni 2011 23 Kommentare

Gestern erreichte uns gar seltsame Kunde.

Im schönen Griechenland fand am 23. Juni in einem Palaio Faliro Municipality Congress Center eine Pressekonferenz der Firma Defkalion statt, um zu verkünden, dass sie in der nordgriechischen Stadt Xanthi in wenigen Monaten einen 1 MW Fusionsreaktor errichten wollen. Im low-tech Fusionsreaktor Typ Ecat könne Nickel mit Wasserstoff fusionieren und unter Freisetzung großer Energiemengen Kupfer bilden. Radioaktivität wäre kein Problem, schließlich seien die Reaktoren mit Blei abgeschirmt. Unter dem Handelsnamen Hyperion wolle man ab 2012 jährlich 300.000 derartige Fusionsreaktoren produzieren und diese ab 5.000 Euro pro Stück für das kleinste Modell anbieten.

Angekündigt war der griechische „Minister of Industry and Energy Mr Xinidis“, dieser schickte aber nur einen Vertreter. Unter den Augen des Fernsehens und der Presse erschienen Parteifunktionäre sowie diverse Persönlichkeiten der griechischen Wirtschaft.

Und nun die Überraschung: Unter den Teilnehmern befanden sich auch Vertreter der „Green Party of Germany“ sowie ein „representative of the local government of Baden-Württemberg controlled by the Green party“ (Vertreter der Baden-württembergischen Landesregierung, eingesetzt von den Grünen). Es stellt sich die Frage, was haben Abgesandte der Grünen oder der BW-Landesregierung bei einer solchen Konferenz zu suchen? Steigen sie in die Atomenergie ein oder sind sie auf Kosten der Steuerzahler etwa gar einem Schwindel aufgesessen?

Seit Ende 2010 gibt es Gerüchte um einen Fusionsreaktor namens Ecat, der mit Hilfe eines geheimen „Katalysators“ eine Kernfusion erreichen soll. Der Wissenschaft ist indes ein derartiger Fusionsprozess völlig unbekannt. Nuklearchemiker aus Schweden und Italien hatten in den vergangenen Wochen bereits darauf hingewiesen, dass eine derartige Fusionsreaktion aus theoretischer Sicht endotherm und nicht exotherm sei, also gar keine Energie liefern könne. Ein internationaler Patentantrag liegt auf Eis, weil die Gutachter der Meinung sind, dass das angebliche Funktionsprinzip mit dem allgemein akzeptierten Wissen aus der Physik nicht vereinbar sei.

Fachliteratur existiert nicht, veranstaltete Demonstrationen des Ecat entpuppten sich als schlampig durchgeführt und miserabel dokumentiert. Manche Daten, nach denen verlangt wurde, hat man schlichtweg „verloren“. In Schweden untersuchte „Asche“ des Reaktors zeigte zwar Kupfer, die Isotopen-Zusammensetzung war jedoch die von natürlich vorkommendem Kupfer, was bei Herkunft aus einer Kernspaltung oder Fusion praktisch unmöglich ist.

Widersprüchliche und unvollständige Angaben zu den Versuchen sowie widersprüchliche Angaben zum angeblichen Funktionsprinzip lassen auf einen Betrug oder Irrtum schließen, ebenso wie ein „white paper“ der Defkalion voller Rechen- und Rechtschreibfehler. Die unbekannten Eigner vom Balkan und dem nahöstlichen Raum der Defkalion lassen Zweifel aufkommen, sie verstecken ihre Identität hinter einer zypriotischen Gesellschaft die nach dortigem Recht die Identität der Eigner nicht bekannt geben muss. Bei diesem Geschäft geht es um viel Geld, in der letzten offiziellen Mitteilung war von 300-400 Millionen Euro die Rede …

Hier unser Artikel zum Thema im Eso-Wiki

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