Vier Frauen und ein Scharlatan

Ein satirischer Esothriller von Eva S. Bernauer.

vier_frauenNormalerweise schreibt Eva S. Bernauer Krimis. Mit Esoterik im Allgemeinen und ihren Methoden im Speziellen hielt sie es – so ist zu vermuten – wie die Meisten in unserer Gesellschaft, die nicht besonders viel damit anfangen können: Das sind vielleicht etwas spleenige Leutchen, aber was solls, die Welt ist bunt und leben und leben lassen. Dass “leben lassen” noch eine ganz andere, unschöne Bedeutung in diesem Zusammenhang haben kann, nämlich ein flottes Dahinsiechen und Sterben, wurde ihr klar, als sie selbst an Krebs erkrankte und von manchen Seiten Ratschläge der “alternativen” Richtung als die einzig wahren Heilmethoden angepriesen wurden. Auch die “Germanische Neue Medizin” des vermutlich inzwischen völlig wahnsinnigen Ryke Geerd Hamer, die behauptet, ein psychischer Konflikt sei Ursache von Krebs jeglicher Art und dessen Auflösung brächte die Heilung – eine sehr schnell tödliche Annahme.

Zum Buch

Bei den ersten Sätzen meint man, sich in einem Groschenroman zu befinden und stellt schon Vermutungen an, ob nicht in der Buchbinderei etwas schief gelaufen sei. Falscher Innenteil mit falschem Umschlag oder etwas dieser Art. Spätestens aber, wenn rührselig der Sarg aus 1000-jährigem Wurzelholz beschrieben wird, muss man schmunzeln, und es kommt das zum Vorschein, was vorn drauf steht: Satire.

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Die Scientabilität, die Homöopathie und die Wissenschaftsbasierte Medizin. 2. Was soll’s

In Anbetracht der eingangs Teil 1 formulierten Kritik könnte man die „Scientabilität“ wegen fehlender praktischer Folgerungen als irrelevant ad acta legen. Aber sie hat einen Kern, der eine nähere Betrachtung verdient. Bei der Bewertung von Studienergebnissen ist die Einbeziehung der a-priori-Wahrscheinlichkeit unverzichtbar, oder schlicht gesagt: außergewöhnliche Ansprüche erfordern außergewöhnlich gute Beweise. Faraday soll gesagt haben, wenn es gelänge, mit Gedankenkraft auch nur eine Feder anzuheben, müsste sich unsere Auffassung vom Weltall ändern. Das gleiche gilt für die Homöopathie: die Datenlage aus 200 Jahren Wissenschaftsgeschichte ist einfach überwältigend. Wohl kaum etwas in der Medizin ist besser und gründlicher untersucht worden als die Homöopathie. Diese Datenlage kann mit einer positiven kontrollierten Doppelblindstudie nicht ausgehebelt werden. Es wäre um Größenordnungen wahrscheinlicher, dass diese Studie fehlerhaft war; und wenn sie es nicht war, dann kann sie nur das methodisch bedingte, unausweichliche 5% Grundrauschen repräsentieren. Die weitere „Forschung“ auf diesem Gebiet wäre in der Tat sinnlose Vergeudung von Ressourcen. Es genügt vollständig, sich mit den bereits vorliegenden zusammenfassenden Berichten bekannt zu machen (z.B. dem Donner-Report 1966, dem Bericht an das House of Commons 2010, dem australischen NHMRC-Papier von 2014 oder unüberschaubar vielen anderen mehr).

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Die Scientabilität, die Homöopathie und die Wissenschaftsbasierte Medizin. 1. Kritik und Kritiker

 

Russel“Shall we educate ourselves in what is known, and then
casting away all we have acquired, turn to ignorance for aid
to guide us among the unknown?”
Sollen wir erlernen, was bekannt ist und uns dann, indem wir alles Erlangte fortwerfen, der Unwissenheit als Reiseführer ins Unbekannte zuwenden?

– Michael Faraday

 

Das Konzept der „Scientabilität“, vorgestellt von Christian Weymayr [1], besagt (in äußerster Knappheit), dass es ein ressourcenverschwendender Unsinn sei, die homöopathischen Absurditäten weiterhin ernsthaft zu untersuchen und so den Anschein zu erwecken, man könnte da noch etwas Wichtiges herausfinden. Weymayr stellt fest, dass die Homöopathie auf der Annahme geistartiger, immaterieller Wirkkräfte beruhe und folgert schließlich:

„Da irrelevante Studien keinen Nutzen haben, sie jedoch schaden können, indem sie etwa die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft untergraben, sollen klinische Studien zur Wirksamkeit homöopathischer Arzneien unterbleiben. … Medizinische Maßnahmen sollen nur dann in klinischen Studien untersucht werden, wenn sie sicheren Erkenntnissen nicht widersprechen.“

Das ist natürlich ein wenig schlicht gedacht. Verlangt werden könnte höchstens, dass eine öffentliche Finanzierung solcher Studien eingestellt werde (die es in Deutschland nicht oder fast nicht gibt). Für jeden, der sich ernsthaft mit der Materie auseinandergesetzt hat, ist klar: Homöopathie-Studien sind reine Marketing-Instrumente, und es dürfte kaum durchsetzbar sein, Werbung zu verbieten. Globuli sind schließlich keine Zigaretten. Auch ist keinerlei Grund erkennbar, warum sich die einschlägigen Zeitschriften zur Scientabilität bekehren und auf die Publikation solcher Studien verzichten sollten; allenfalls könnte man die Redaktionen der seriösen Fachpresse damit ein wenig kratzen.

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Wir impfen nicht! – Eine Rezension

Wir Impfen nicht!

Wir Impfen nicht!Der Aids-Leugner Michael Leitner hat einen Film mit dem Titel „Wir impfen nicht“ gedreht. Die Geschichte hätte sich anfangs um das tragische Schicksal des kleinen Leon drehen sollen, der angeblich an einer Impfung fast gestorben wäre.

Dummerweise (für den Film) gestand der Vater kurz darauf, dass er seinen Sohn fast tot geschüttelt hatte. Kein Impfschaden, einfach Kindesmisshandlung. Das Kind konnte gerettet werden, der Vater wurde schlussendlich verurteilt. Man könnte meinen: Ende der Geschichte. Aber den Film – den hat Herr Leitner trotzdem gedreht.

Wir haben ihn uns angesehen und halten nichts davon. Man kann uns hier sicher eine gewisse Voreingenommenheit vorwerfen; wir meinen: Wenn jemand HIV für einen Mythos hält, sollte er zu medizinischen Themen einfach grundsätzlich den Mund halten.

Der Film beginnt im Vorspann dann auch mit einer Suggestivfrage:

Würden Sie sich oder Ihren Kindern freiwillig eine der folgenden Substanzen injizieren lassen:
* Das Zell- und Nervengift Aluminium
* Oder das krebserregende Nervengift Formaldehyd?
* Dann vielleicht organische Quecksilberverbindungen wie Thiomersal?
* Oder einen Schwarm genetisch veränderter Mikroorganismen, die auf Embryonalzellen oder pürierten Mücken gezüchtet wurden?

Es wird angedeutet, dass Impfungen all das enthalten. Klingt schrecklich? Naja. Nicht wirklich.

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Hogwarts an der Oder: mag. plast. scham. – oder: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

intrag2Da die Viadrina der Empfehlung der Hochschulstrukturkommission nicht folgen mochte und das IntraG nach wie vor besteht, bleibt uns ein thematischer Dauerbrenner erhalten: das [hüstel] Lehrangebot des Instituts.

Im Jahr 2014 werden im Modul „4a – Medizinethnologie“ Veranstaltungen angeboten, die offenbar auf einen Magister im Plastikschamanismus abzielen. So gibt es eine Veranstaltung von insgesamt sechs Stunden zu „Weltbild und Heilkunde nordamerikanischer Indianerstämme am Beispiel des Liban-Apache-Stammes“ [sic], als DozentIn ist nur „Gonzales Flores“ angegeben. Offenbar handelt es sich bei Herrn oder Frau Gonzales Flores um einen ganz geheimen wirklichen Geheimrat, da das gesamte Internet keine weiteren Ergebnisse finden kann, die auf eine Tätigkeit in der Ethnologie hindeuten. Das ist schade, weil wir unseren Lesern daher einen Überblick über die Tätigkeit dieses sicherlich hochqualifizierten und höchst produktiven Dozenten mit erheblichem Papierausstoß leider versagen müssen. Hinsichtlich der Qualifikation wundert es uns aber schon, dass einE EthnologIn im Titel der Veranstaltung gleich zweimal den Begriff „Stamm“ erwähnt und nicht etwa von „Ethnie“ spricht. Noch verwunderlicher ist es, dass eine solche Fachperson es nicht schafft, den Namen der Ethnie fehlerfrei zu schreiben. Da eine Fachperson ebenso wissen sollte, dass die indigenen Kulturen Nordamerikas sehr diversifiziert sind, hoffen wir doch, dass Herrn oder Frau Gonzales Flores in der sechsstündigen Veranstaltung keine unangebrachten Verallgemeinerungen unterlaufen sind.

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Wissenschaftlicher Berater? Igitt! Schafft das ab!

Während wir uns hier mit Pseudowissenschaftlern herumschlagen, hat sich ein Bund von neun Lobby-Organisationen aufs Pferd geschwungen, um ihre Pfründe zu verteidigen. Sie haben die Gefahr genau erkannt und den Feind ausgemacht: Den Posten des Chief Scientific Adviser („Oberster wissenschaftlicher Berater“) der Europäischen Kommission.

Natürlich, was könnte schlimmer sein, als ein Wissenschaftler – im konkreten Fall eine Wissenschaftlerin – in beratender Position? Noch dazu eine, die als „nachdenkliche und überzeugende Botschafterin für Wissenschaft und Beweise“ gilt. Das geht ja nun wirklich überhaupt nicht! Brr ….

Wie der Guardian so schön schreibt: Man fühlt sich an Richard Nixon erinnert, der vorgeführt hat, wie so etwas geht. Nixon schaffte seinerzeit das Beratergremium aus Wissenschaftlern ab und schickte den wissenschaftlichen Berater des Präsidenten sozusagen in die Wüste. Diese merkwürdigen Typen hatten so komische Vorstellung wie z.B. gegen den Vietnamkrieg zu sein. Verdammte Pazifisten.

Aber zurück zum wissenschaftlichen Berater der EU Kommission:
Am 22. Juli rafften sich neun NGOs auf und haben einen gemeinsamen Brief geschrieben (PDF).

Darin haben sie ihren Wunsch klar formuliert:

We hope that you as the incoming Commission President will decide not to nominate a chief scientific adviser and that instead the Commission will take its advice from a variety of independent, multi-disciplinary sources, with a focus on the public interest.Wir hoffen, dass sie als künftiger Kommissionspräsident sich dazu entscheiden werden, keinen wissenschaftlichen Berater zu nominieren und die Kommission sich stattdessen von einer Auswahl unabhängiger, multidisziplinärer Quellen, mit einem Fokus auf das öffentliche Interesse, beraten lassen wird.

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Das Salzburger Fenster und die Impfkritik

Manchmal fragt man sich, was in Journalisten, Redakteuren und bei Zeitungen im Allgemeinen vorgeht. Vor kurzem wurde durch das Salzburger Fenster ein Artikel online gestellt, den man nur als merkwürdig bezeichnen kann. Ok, zugegeben: es ist nur eine Gratiszeitung, was soll man da erwarten?
Nein doch, auch da muss man etwas erwarten. Wer eine Zeitung herausgibt, hat eine Verantwortung gegenüber dem Leser.

Die Autorin des Artikels tappt dabei in die Falsche Ausgewogenheit-Falle. Lässt sich leicht in einem Satz erklären: Es ist nicht notwendig, zum Thema Evolution einen Kreationisten nach seiner Meinung zu fragen.

Im fraglichen Artikel mit dem Titel „Kritik wegen Impfung gegen Krebs schon für Neunjährige“ geht es um die HPV-Impfung.

Diese Impfung ist nämlich inzwischen in Österreich im Rahmen des Schulimpfprogamms kostenfrei. So, und wen befragt man da zum Thema? Natürlich keinen Universitätsprofessor oder irgendeinen anerkannten Experten!

Nein, stattdessen fragt man die Grundschullehrerin Petra Cortiel und den steirischen „Arzt“ Johann Loibner. Den „Arzt“ haben wir in Anführungszeichen gesetzt, weil das medizinische Verständnis des Mannes einem richtiggehend Angst einflößt:

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Evolution ist ja nur eine Theorie …

… wenn sie immer gültig wäre, wäre es ja ein Gesetz.

Bis zum heutigen Tage muss man sich diesen Satz anhören, wenn man mit Kreationisten zu tun hat. Und das ist kein so ungewöhnliches Ereignis, wie man vielleicht meint. Dem Autor dieser Zeilen ist es einmal beim Mittagessen passiert, dass ein neuer Kollege diesen Knochenbrecher vom Stapel gelassen hat.

Jedenfalls zeugt dieser Satz von einem tiefen Missverständnis, der Unkenntnis was in der Wissenschaft Theorien und Gesetze sind. Unserer Ansicht nach müsste man es nämlich eher umgekehrt formulieren: Es ist ja nur ein Gesetz, nichts so Großartiges wie eine Theorie (wenn man uns diesen Äpfel – Birnen Vergleich verzeiht).

Das erste fundamentale Missverständnis betrifft aber sicher das Wort Theorie selbst, es wird umgangssprachlich anders verwendet als in der Wissenschaft. Die „umgangssprachliche Theorie“ wäre eher eine Hypothese.

Auf diesen Unterschied muss man sicher hinweisen, er wurde auch schon vielfach im Internet beschrieben. Aber trotzdem: Warum heißt es nicht Evolutionsgesetz?

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Ac Tah – Die Wegbereiter

(Teil II)

Wer organisiert nun Seminare mit dem Plastikschamanen Ac Tah und wer bewirbt einen solchen Unfug?

Thomas Merbt, Quelle: Stuttgarter Zeitung
Thomas Merbt, Quelle: Stuttgarter Zeitung

Fangen wir bei der Werbung an: diese wird z.B. vom „Indianermuseum Bretten“ veröffentlicht. Dessen Betreiber, Thomas Merbt, ist nach eigener Aussage offiziell Mitglied der Creek mit Ausweis, was legal gar nicht möglich ist, da nur Personen Anspruch auf offizielle Mitgliedschaft bei den Mvskoke haben, die einen direkten Vorfahren auf einer der sogenannten Dawes Rolls nachweisen können, auf denen vor gut 100 Jahren alle Angehörigen der Mvskoke erfasst wurden.

Merbt hat offenbar ein Händchen für Plastikschamanen und Möchtegernindianer, da er auch verkündet, seit Jahren mit einem Henry Reyna eng befreundet zu sein, der der Urenkel des Chiricahua-Häuptlings Geronimo sein will. Reyna, laut Telefonbuch Henry V. Graf-Reyna, ist der sogenannte wissenschaftliche Leiter des EIFAE (Europäischen Instituts für angewandte Ethik), außerdem betreibt er „astrologische Psychologie“. Die Kollegen bei NAPFS kennen Herrn Graf-Reyna auch schon.

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