Grander: Brückenbauer zwischen Pseudowissenschaft und Kommerz

Das Funktionsprinzip der Grander-Technik, wissenschaftlich erwiesen.

Gerade erst wurde das Unternehmen und das Konzept Grander-Wasser mit dem Goldenen Brett vorm Kopf, in der Kategorie Lebenswerk, geehrt. Damit dürfte pünktlich zum 40. Jubiläum ein weiterer Meilenstein für das Wasser erreicht sein, hat man doch auch endlich den harten wissenschaftlichen Nachweis erbracht, dass Granderwasser wirkt. Dies verkündet man stolz auf der Webseite des Unternehmen:

Theoretische Grundlagen der GRANDER®-Wasserbelebung wissenschaftlich nachgewiesen

Die Wetsus Forschungsgruppe „applied water physics“ konnte grundlegende Mechanismen der magnetischen Wasseraufbereitung unter Verwendung eines IPF- / Grander Wasserkern-Magnetzylinders verifizieren und in einer begutachteten Fachzeitschrift („peer review“) veröffentlichen.

Man fragt sich natürlich erstmal, welche “theoretischen Grundlagen” der “parawissenschaftliche Unfug”, dessen behauptete Effekte niemals wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten, denn überhaupt haben kann. Soweit bekannt, wird seit eh und je darauf verwiesen, dass der Wasserschwurbel gar nicht wirklich erklärt werden kann, da die Herstellerangaben direkt durch göttliche Eingebung übermittelt wurden. Dann wundert man sich auch, was das jetzt mit “magnetischer Wasseraufbereitung” zu tun hat, wird doch bei Grander gar nicht mit Magnetismus gearbeitet. 

Sei’s drum, man kann sich den genannten Artikel, der von einem renommierten Wasserinstitut in einer ebenfalls renommierten Fachzeitschrift durch wahrscheinlich noch renommiertere Fachwissenschaftler peer-reviewed veröffentlicht wurde, ja mal genauer ansehen. Das haben neben Florian Aigner auf Twitter auch die beiden Wissenschaftrocker von “Methodisch Inkorrekt” (Minkorrekt, in der Rubrik “Schwurbel der Woche”) übrigens auch schon getan. Die wundern sich ebenfalls, was das, was in dem Artikel geschrieben steht, jetzt mit “informierten” Granderwasser zu tun haben soll.

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Guerilla-Skeptizismus

Die Eule war auf Dienstreise. Sie war im schönen Wien und wie man sehen kann, fand sie auch Zeit für die typischen Touristenattraktionen (sie haben ihr nicht gefallen – die Eule hat nicht das sonnigste Gemüt). Anlass war die Verleihung des Goldenen Bretts vorm Kopf, dem Preis, der von der Wiener Regionalgruppe der GWUP, der Gesellschaft für kritisches Denken (GkD) seit 2011 für den „erstaunlichsten pseudowissenschaftlichen Unfug im deutschsprachigen Raum“ vergeben wird. Die Eule wurde eingeladen, die Laudatio auf den Preisträger für das Lebenswerk zu halten und da sie so viel Wertschätzung gar nicht gewöhnt ist, ist unsere Eule, die auch sonst nicht unter einem unterentwickelten Ego leidet, seitdem sie zurück ist, schlicht unerträglich. Goldenes Brett hier, Laudatio da – so geht es den ganzen Tag. Sollte sie wirklich mit einem Limousinen-Service vom Flughafen abgeholt und im Hotel Sacher untergebracht worden sein, so wie sie behauptet, werden wir mit den Organisatoren noch mal ein ernstes Wörtchen reden müssen. Am Ende bekam sie kurz vor ihrem großen Auftritt das große Nervenflattern, weswegen Niko Alm so freundlich war, kurzfristig einzuspringen und die bereits verfasste Rede vorzulesen.

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Große Gefühle: Der Psiram-Jahresrückblick 2016

 

Gefühlt war dieses Jahr länger, ereignisreicher, aufregender, deprimierender, spannender, bedrohlicher als alle Jahre zuvor. Gefühlt hat der Realismus, das kritische Denken, die Vernunft einige herbe Rückschläge einstecken müssen. Gefühlt bestanden die Nachrichten nur noch aus Meldungen über Krieg, Terror, Flüchtlinge und den endgültigen Untergang des Abendlandes. Gefühlt ist die gesamte Musikszene der 60er, 70er und 80er Jahre ausgestorben. Gefühlt sind wir von Reichsbürgern umgeben, die sich eigene Ausweise drucken und die Erde zur Scheibe in den Grenzen von 1937 erklären. Gefühlt steht an jeder Ecke ein Globulidealer und brüllt uns schon aus der Ferne entgegen: Viren gibt es nicht! Die Pharmamafia will uns alle töten! Komm mit zur nächsten Masernparty! Hüte dich vor den Chemtrails!

Jahresende. Zeit, die gemischten Gefühle zu sortieren, in ihre einzelnen Bestandteile zu zerlegen und zu schauen, was davon wirklich übrig bleibt. Wir richten unser Eulenauge auf die Fakten, so sie denn zu finden sind, übermalen die Schwarzseherei mit der bunten Vielfalt skeptischer Gedanken und glätten die Wogen der Extreme durch einen ausgleichenden Blick auf das große „Was war sonst noch?“.

Ach ja, die Fakten. Unsere Sorgenkinder des Jahres. Braucht die noch jemand oder können die weg? Sind wir jetzt offiziell im „postfaktischen Zeitalter“ angekommen? Während sich mit vollständigem Faktenverzicht problemlos Wahlen gewinnen und Massen mobilisieren lassen, besteht die weite Welt der Wissenschaft bis auf wenige Ausnahmen immer noch darauf, nach den tatsächlichen und nachprüfbaren Zusammenhängen zu suchen. Das Individuum dagegen liebt die schönen Geschichten, die Wünsche, Träume und Hoffnungen, die uns die Realität freundlicher, erträglicher oder wenigstens zuversichtlicher erscheinen lassen.

Also erzählen wir Geschichten. Von Menschen, die uns im vergangenen Jahr bewegt haben, von ihren Erlebnissen, ihren Taten, ihren Erfolgen und Schicksalen. Obwohl, oder vielleicht gerade weil Psiram das nicht ist: Keine Gesichter, keine Namen, keine Geschichten, sondern eine frei verfügbare und kritisierbare Sammlung von nachprüfbarem Wissen, archivierten Belegen und dokumentierten Ereignissen.

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Granderwasser, ein Biologe und die Breuer-Falle: Lehren aus der Causa Dr. Eder

OLG

Wieder einmal schlägt ein Rechtsfall Wellen: das Oberlandesgericht Wien hat den Biologen Dr. Erich Eder zur Unterlassung und zum Widerruf von Behauptungen verurteilt, in dem es, grob gesagt, um die vertraglichen Beziehungen einer Werbeagentur zum Firmengeflecht der Familie des inzwischen eher unbelebten Wasserbelebers Johan Grander ging. Im GWUP-Blog wurde darüber bereits berichtet, und die Verärgerung darüber, dass dem Unterlegenen jetzt eine aus mehreren Instanzen aufsummierte Kostenlast von 25.000 Euro obliegt, ist nachvollziehbar und verständlich. Abzuwenden ist diese missliche Situation nicht mehr, allenfalls im Rahmen des verbreiteten Spendenaufrufs für den betroffenen Dr. Eder zu lindern.

Offen gesagt: auch uns ärgert es gewaltig, dass aus dem Umfeld des Granderunwesens ein juristischer Erfolg gegen ein profiliertes GWUP-Mitglied errungen wurde. Über dem Ärger darf allerdings die genaue Betrachtung, was da eigentlich geschehen ist – und was nicht – nicht übergangen werden; ebenso wenig wie die Frage, was man aus diesem Ergebnis in Zukunft praktisch zu lernen hat.

Das Urteil, das man auf der Unterstützungsseite im Volltext nachlesen kann (es geht um das Urteil vom 18.01.2016), ist ein ziemlich sprödes Dokument, in dem man nach Parteinahmen für den Wasserbelebungs-Unsinn lange erfolglos suchen kann – es steht genau nichts darüber drin. Beteiligt war auf Klägerseite ausschließlich die Werbeagentur, mit der wohl ein Dienstleistungsvertrag, aber keine gesellschaftsrechtliche Verflechtung mit Grander-Unternehmen bestand. Dafür enthält es lange Ausführungen und Beweiswürdigungen zu der Frage, wer wann wie lange und in welchem Umfang für welche Firmen des Grander-Clans Reklame schob.

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Prima! Granderwasser wirkt (im Stadtrat)

Im Winterthurer Freibad wurde 2009 ein „Magnetgenerator“ zur Wasserbelebung nach Johann Grander installiert. Die Rückmeldungen zur „neuen Wasserqualität“ sollen ausgesprochen positiv ausgefallen sein. Das Schwimmbad erhält von der Stadt Winthertur Zuschüsse von 125000 Schweizer Franken im Jahr. Der Vorsteher des Schul- und Sportdepartements fordert nun Rechenschaft über die Verwendung der städtischen Mittel für Wasservoodoo: Zauberwasser … Weiterlesen

Wasserwahn – „Granderwasser“ in Bubesheim

Artikel via Augsburger Allgemeine: „Granderwasser“ schmeckt nicht jedem Bubesheim Die Gesundheit seiner Kinder will sich Bubesheim etwas kosten lassen. 3000 Euro gibt die Gemeinde für eine Wasserbelebungsanlage der österreichischen Firma Grander aus, die an den gemeinsamen Hauswasseranschluss von Rathaus und Kinderhaus eingebaut werden soll (wir berichteten). Ist das Granderwasser eine Wohltat – oder einfach nur … Weiterlesen

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