Psychology of Vision III – „Wir kriegen euch alle“: Multitasking im Pyramidensystem

Wie wir bereits gesehen haben, setzt PoV mehrere Strategien ein, um Kundschaft anzulocken und zu binden. Mit den bereits erwähnten „Steps to Leadership“ wird vor allem in Kanada, aber auch in Deutschland und der Schweiz ein gut verdienendes Publikum aus der Wirtschaft angesprochen bzw. Personen, die sich für Führungsaufgaben qualifizieren möchten.

Chuck&Lency sind dankbar, dass sie genug zu essen haben
Chuck&Lency sind Deutschland dankbar, dass sie genug zu essen haben

Jedoch ist auch Staatsknete immer willkommen. Eine Anbieterin aus Nordrhein-Westfalen veranstaltet einen Steps-To-Leadership-Kurs an sieben Wochenenden sowie einem Samstag. Die Preisstaffelung beträgt € 1.390 als Einzelpreis, ein Paarpreis von € 1.200 pro Person sowie € 1.000 für Erwerbslose. Zusätzlich wird auf Zuschussmöglichkeiten hingewiesen:

Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW gewährt bei vorliegen [sic] der Voraussetzungen für die Weiterbildung einen Zuschuss durch einen Bildungsscheck oder das Bundesministerium für Bildung und Forschung bei Vorliegen der Vorrausetzungen [sic] eine Bildungsprämie. […]
Das POV-Grundlagentraining ist durch das Land NRW für dieses Programm anerkannt. Das Angebt [sic] ist bei den Beratungsstellen bekannt.[1]

Was hat ein nicht anerkanntes, nicht validiertes Schneeballsystem ohne Peer Review, das sich mithilfe einiger Schlagworte einen pseudowissenschaftlichen Anstrich geben möchte, mit Bildung zu tun? Wie kann ein Landesministerium eine derartige Schwurbelei anerkennen? Werden im Ministerium auch mal die Hausaufgaben gemacht? Es fällt schwer, dies zu glauben – vor allem, wenn man sich die Beschreibung von PoV auf der Webseite der Kursanbieterin ansieht:

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Psychology of Vision II – Staatsknete abgreifen, Spenden fordern und den Wohltäter mimen

Bevor sich unsere Leser um ihre Steuergelder sorgen: das findet nicht hierzulande statt, sondern in Kanada. Methoden und Vorgehen werden dadurch nicht weniger perfide und verdienen, ins Auge gefasst zu werden.

Kanada hat, wie die USA, eine indigene Bevölkerung, die von Staats wegen nicht sonderlich gut behandelt wurde. In Kanada gibt es ebenfalls eine Vielzahl von Reservationen, die aber meist nicht gesamten Ethnien zugeteilt wurden, sondern einzelnen Gruppen oder Siedlungen einer Ethnie. Bei den alten Römern nannte sich dies: divide et impera. Angehörige dieser Gruppen wurden als „Status Indian“ anerkannt. Nun sind indigene Bevölkerungen ja auch immer irgendwie eine Erinnerung daran, dass das Land an und für sich mal anderen Leuten gehört hat, was unbequem drücken kann – andererseits will der gute Kolonialist natürlich „die Wilden“ zivilisieren und weiß, was für diese gut ist.

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Psychology of Vision I – die Kunden zahlen fürs Hypnotisiertwerden und Heulen

Wir möchten unsere Leser auf ein Angebot auf dem Psychomarkt aufmerksam machen, das seitens kritischer Projekte zu wenig Beachtung findet: die Psychology of Vision. Dieses Unternehmen ist in mehreren Ländern aktiv: Kanada, VR China, Singapur, Taiwan, Japan, Großbritannien, D-A-CH, Hawaii. Gegründet wurde PoV von Charles „Chuck“ Spezzano und seiner Frau Lenora „Lency“, US-Bürgern aus Hawaii.

Chuck im Hawaii-ShirtSpezzanos Lebenslauf ist etwas gewunden: zunächst studierte er Theologie, trat einem Orden bei, legte auch erste Gelübde ab und studierte Philosophie und Psychologie, die er mit einem Bachelor abschloss. Danach verließ er den Orden und setzte sein Studium in San Diego fort, wo er einen Doktortitel in Beratungspsychologie erwarb.
Ende 1979 eröffnete er eine eigene Praxis als Ehe- und Familienberater. Entsprechend lässt sich eine Lizenz in California ermitteln, die aber 1990 auslief; in Hawaii, wo Spezzano seit Anfang der 1980er lebt, beantragte er keine Lizenz als Berater. Statt dessen begann er mit Psychology of Vision, in deren Hintergrund eine Firma „Spezzano & Associates Ltd.“ steht.

Schaut man das Angebot an Seminaren an, fällt zunächst auf, dass PoV-Veranstaltungen eigentlich überall stattfinden – in den USA aber nur auf Hawaii. In den anderen 49 Bundesstaaten: Fehlanzeige. Dies mag Gründe haben.

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Hellseherei für 2015 in der österreichischen Kronenzeitung

Gerade haben wir im letzten Beitrag die Bitte des BILDBlog um Unterstützung erwähnt und wie man auch an diesem Blogbeitrag sehen wird: Seiten wie der BILDBlog sind bitter nötig.

Wir haben hier im Blog ja schon mehrfach diese österreichische Zeitung aufgegriffen, die „qualitativ“ der BILD kaum nachsteht. Sie ist offenbar sehr esoterikaffin und bringt in schöner Regelmäßigkeit entsprechende Schwachsinns-Artikel. Wenn wir jeden entsprechenden Artikel kommentierten, würde das unser Blogaufkommen vervielfachen …

Dem Leser sei an der Stelle stattdessen Kobuk empfohlen, das österreichische Äquivalent des BILDBlogs. Im aktuellen Posting ärgert man sich dort gerade darüber, dass aus einer durch Schock traumatisierten Großmutter eine „tobende Türkin“ gemacht wurde.

Passend zum neuen Jahr bringt die Krone schön unkritisch, wie es sich gehört (bloß nichts hinterfragen, damit könnte man ja den Ruf als Käseblatt gefährden), in der Sonntagsbeilage wieder ihre Hellsehergeschichten.

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Lebensfreude-Messe in Hamburg im November 2014 – nicht nur ein Anschlag auf die Lebensfreude

Vom 21. bis 23. November 2014 fand in Hamburg erneut die Lebensfreude-Messe statt: eine Veranstaltung, auf der Eso-Anbieter an Ausstellungsständen und mit Vorträgen dem Publikum viel Schwurbel und Scharlataneriemethoden nahebringen können. Unter anderem waren Anbieter indigener Zeremonien bei der Messe vertreten. Der NDR hat offenbar erst jetzt die Saure-Gurken-Zeit und berichtete in einer regionalen Fernsehsendung.

Correia da Silva
Correia da Silva

Einer dieser Anbieter war der Brasilianer Naldo Correia da Silva, der seit einigen Jahren offenbar regelmäßig die Lebensfreude-Messen in Hamburg, Kiel und Lübeck beschickt. Correia betreibt in Hamburg eine Shiatsu-Praxis und gibt an der Paracelsus-Schule Kurse für angehende Heilpraktiker. Correia hatte nicht nur einen Stand, an dem er Shiatsu vorstellte, sondern hielt auch Werbevorträge für von ihm angebotene Reisen nach Brasilien und weitere „schamanische“ Praktiken. Dazu gehört z.B ein Telefon-Orakel, zu dem der „Schamane“ das Geburtsdatum und den Familiennamen braucht. Wir erkennen: es kann sich wohl kaum um traditionelle indigene Orakel handeln – in indigenen Kulturen gab es keine Familiennamen und auch keine Geburtsdaten nach europäischen Kalendern. Dazu erfahren wir noch, dass der „Schamane“ seinen Sitz in Sao Paulo hat.

Bei der dreiwöchigen Reise nach Brasilien, für die Correia auf der Messe werben durfte, handelt es sich um ein Camp mit Ayahuasca-Konsum. Der Beschreibung nach (Flug nach Rio de Janeiro, Weiterfahrt in einen 20 km entfernten Ort) wohnt die „Schamanin“, deren „Schüler“ Correia nach eigener Aussage ist, nicht gerade in einer Region, in der Ayahuasca traditionell von indigenen Völkern verwendet wurde – dazu müsste man ein ordentliches Stück den Amazonas hinauf. In den indigenen Kulturen, die Ayahuasca kennen, wird es außerdem nicht von den Hilfesuchenden konsumiert, sondern von den Medizinleuten, denen es als diagnostisches Hilfsmittel dient. Wer also seiner Kundschaft mit ein paar Ayahuasca-Trips etwas Gutes (und Teures) tut, gibt sich wenigstens deutlich als Plastikschamane zu erkennen. Da Ayahuasca in Deutschland unter das BTM-Gesetz fällt, ist der Werbevortrag auf der Messe – auch wenn Ayahuasca offenbar nur dezent nebenher erwähnt wird – nach dem Motto „legal – illegal – völlig egal“ zu sehen.

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Vier Frauen und ein Scharlatan

Ein satirischer Esothriller von Eva S. Bernauer.

vier_frauenNormalerweise schreibt Eva S. Bernauer Krimis. Mit Esoterik im Allgemeinen und ihren Methoden im Speziellen hielt sie es – so ist zu vermuten – wie die Meisten in unserer Gesellschaft, die nicht besonders viel damit anfangen können: Das sind vielleicht etwas spleenige Leutchen, aber was solls, die Welt ist bunt und leben und leben lassen. Dass “leben lassen” noch eine ganz andere, unschöne Bedeutung in diesem Zusammenhang haben kann, nämlich ein flottes Dahinsiechen und Sterben, wurde ihr klar, als sie selbst an Krebs erkrankte und von manchen Seiten Ratschläge der “alternativen” Richtung als die einzig wahren Heilmethoden angepriesen wurden. Auch die “Germanische Neue Medizin” des vermutlich inzwischen völlig wahnsinnigen Ryke Geerd Hamer, die behauptet, ein psychischer Konflikt sei Ursache von Krebs jeglicher Art und dessen Auflösung brächte die Heilung – eine sehr schnell tödliche Annahme.

Zum Buch

Bei den ersten Sätzen meint man, sich in einem Groschenroman zu befinden und stellt schon Vermutungen an, ob nicht in der Buchbinderei etwas schief gelaufen sei. Falscher Innenteil mit falschem Umschlag oder etwas dieser Art. Spätestens aber, wenn rührselig der Sarg aus 1000-jährigem Wurzelholz beschrieben wird, muss man schmunzeln, und es kommt das zum Vorschein, was vorn drauf steht: Satire.

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Hogwarts an der Oder: mag. plast. scham. – oder: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

intrag2Da die Viadrina der Empfehlung der Hochschulstrukturkommission nicht folgen mochte und das IntraG nach wie vor besteht, bleibt uns ein thematischer Dauerbrenner erhalten: das [hüstel] Lehrangebot des Instituts.

Im Jahr 2014 werden im Modul „4a – Medizinethnologie“ Veranstaltungen angeboten, die offenbar auf einen Magister im Plastikschamanismus abzielen. So gibt es eine Veranstaltung von insgesamt sechs Stunden zu „Weltbild und Heilkunde nordamerikanischer Indianerstämme am Beispiel des Liban-Apache-Stammes“ [sic], als DozentIn ist nur „Gonzales Flores“ angegeben. Offenbar handelt es sich bei Herrn oder Frau Gonzales Flores um einen ganz geheimen wirklichen Geheimrat, da das gesamte Internet keine weiteren Ergebnisse finden kann, die auf eine Tätigkeit in der Ethnologie hindeuten. Das ist schade, weil wir unseren Lesern daher einen Überblick über die Tätigkeit dieses sicherlich hochqualifizierten und höchst produktiven Dozenten mit erheblichem Papierausstoß leider versagen müssen. Hinsichtlich der Qualifikation wundert es uns aber schon, dass einE EthnologIn im Titel der Veranstaltung gleich zweimal den Begriff „Stamm“ erwähnt und nicht etwa von „Ethnie“ spricht. Noch verwunderlicher ist es, dass eine solche Fachperson es nicht schafft, den Namen der Ethnie fehlerfrei zu schreiben. Da eine Fachperson ebenso wissen sollte, dass die indigenen Kulturen Nordamerikas sehr diversifiziert sind, hoffen wir doch, dass Herrn oder Frau Gonzales Flores in der sechsstündigen Veranstaltung keine unangebrachten Verallgemeinerungen unterlaufen sind.

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Ac Tah – Die Wegbereiter

(Teil II)

Wer organisiert nun Seminare mit dem Plastikschamanen Ac Tah und wer bewirbt einen solchen Unfug?

Thomas Merbt, Quelle: Stuttgarter Zeitung
Thomas Merbt, Quelle: Stuttgarter Zeitung

Fangen wir bei der Werbung an: diese wird z.B. vom „Indianermuseum Bretten“ veröffentlicht. Dessen Betreiber, Thomas Merbt, ist nach eigener Aussage offiziell Mitglied der Creek mit Ausweis, was legal gar nicht möglich ist, da nur Personen Anspruch auf offizielle Mitgliedschaft bei den Mvskoke haben, die einen direkten Vorfahren auf einer der sogenannten Dawes Rolls nachweisen können, auf denen vor gut 100 Jahren alle Angehörigen der Mvskoke erfasst wurden.

Merbt hat offenbar ein Händchen für Plastikschamanen und Möchtegernindianer, da er auch verkündet, seit Jahren mit einem Henry Reyna eng befreundet zu sein, der der Urenkel des Chiricahua-Häuptlings Geronimo sein will. Reyna, laut Telefonbuch Henry V. Graf-Reyna, ist der sogenannte wissenschaftliche Leiter des EIFAE (Europäischen Instituts für angewandte Ethik), außerdem betreibt er „astrologische Psychologie“. Die Kollegen bei NAPFS kennen Herrn Graf-Reyna auch schon.

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Ac Tah – auch nach 2012 auf der Maya-Schiene unterwegs

Teil I

AC_portrait
Felipe alias Ac Tah

Es ist Sommer, also Hochsaison für alle möglichen Plastikschamanen für Seminare, Heilsitzungen, Schwitzhütten und sonstiges Brimborium. Daher haben wir nun die Ehre, als zahlende Gäste zu Einführungsseminaren bei einem Herrn namens Ac Tah geladen zu werden. Ac Tah ist schon ein paar Jahre im Geschäft, zunächst mit 2012-Schwurbelei. Nun gut, 2012 ist durch, 2013 hat er offenbar weitgehend pausiert (die am 21.12. geladenen Energien verdauen, nehmen wir an), aber dieses Jahr geht es weiter mit Veranstaltungen in den USA und auch in Deutschland. Auch ein Plastic möchte sich ja am essen halten.

Auffällig ist, dass sein bürgerlicher Name nirgendwo erscheint – bis auf den Vornamen Felipe. In der deutschen Werbung für die vier Seminare heißt es, er sei bereits 22 Jahre im Geschäft, aber bis 2012 nur in Mexiko tätig gewesen und erst danach auch in den USA und Kanada. Er wird aber auf US-Seiten bereits vor 2012 mit Veranstaltungen außerhalb von Mexiko erwähnt.

Beim_chinesischen_TanzNun bietet er in Deutschland vier Seminare an. Das erste Seminar lehrt in nur sieben Stunden angebliche heilige Tänze (das sieht aus wie Tai-Chi in einem auf indianisch getrimmten Outfit), mit denen man sein Energiefeld ausgleichen, konstant das Nervensystem stimulieren (wollen wir das eigentlich wirklich?) und neue Synapsen entwickeln können soll (reichen die 100 Billionen, die Wikipedia uns zubilligt, denn nicht?). Für einen Kurs von € 100 ist das doch ein ordentlich dickes Paket.

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Maurizio Enrico Galati – ein schamanisierender Selbstdarsteller mit Heilerwahn

galatiOder: Was heraus kommt, wenn einer partout nicht arbeiten, aber trotzdem Geld einnehmen will

Psiram hat ein neues Juwel des Plastikschamanismus aufgetan, das mit einem nachdrücklichen „Porca Miseria!“ bereits ziemlich umfassend charakterisiert ist. Aber schauen wir mal etwas genauer:

Galati gehört zu der Fraktion, die sich mal eben als „Indianer“ ausgeben – wird hierzulande ja immer gerne geglaubt und ist vielen Zeitungen Artikel wert. Dass diese in die Kategorie „daneben“ fallen, hat natürlich vor allem mit dem Sujet zu tun, aber nicht nur: wir hätten bitte gerne für jeden strohköpfigen Journalisten, der beim Stichwort „Indianer“ selbstverständlich nur „waschecht“ assoziieren und sich nicht verkneifen kann, den Begriff im Artikel zu platzieren, einen Euro. Wir geben euch dann gerne großzügig vom Reichtum ab – alleine könnten wir das Geld wohl nicht verprassen.

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