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Artikel Tagged ‘Aberglaube’

Esos und die Natur

11. August 2011 7 Kommentare

Unlängst war ich hier: http://www.amethystwelt.at/ und hab mich natürlich furchtbar aufgeregt. Ich habe zwar tatsächlich Amethyste gefunden, wenn auch nur kleine, aber der Shop ist grausam. Steine zur Wasserbelebung und der ganze Tralala. Was mich aber wirklich wütend macht, ist etwas anderes.

So wurden zB Turmalin angeboten mit der Bemerkung, er sei magnetisch. Das ist Quatsch. Turmalin ist piezo– und pyroelektrisch. Aber für solche subtilen Unterschiede hat man da keinen Sinn. Ich habe mir trotzdem einen gekauft, und auch einen schönen Doppelspat, den die Verkäuferin als Doppelspalt bezeichnete und meinte, der Name komme daher, dass er sich gut spalten lässt. In Wirklichkeit ist Doppelspat stark doppelbrechend, was man beim Durchschauen sofort an dem doppelten Bild bemerkt. Was mich auch geärgert hat war, dass viele der verkauften Kristalle nicht im Urzustand waren, sondern geschliffen wurden. Für mich war das ein treffendes Sinnbild dafür, dass Esos nicht die Natur verehren, sondern ein Zerrbild, das sie für Natur halten. Da wird von Kräften, Energien und Eigenschaften der Kristalle herumgeheimnist, aber die wirklich faszinierenden Eigenschaften von Kristallen wie Pyroelektrizität oder Doppelbrechung werden ignoriert.

Dabei gibt es gerade von Kristallen so viel zu lernen. Aber dazu muss man sorgfältig beobachten und braucht auch Mathematik. Haüy hat schon 1784,  lange vor Dalton, durch die Beobachtung von Kristallen vermutet, dass diese aus Bausteinen bestehen, die er ‚integrierende Moleküle‘ nannte – ein Vorläufer der Atomhypothese.

Man kann auch darüber nachsinnen, dass man Kristalle, insbesondere Bergkristall, früher für Wasser hielt, das durch die Einwirkung von Druck und/oder tiefer Temperatur so fest gefroren sei, dass es nicht mehr auftauen könne. Das Wort Kristall kommt von κρύσταλλος (krýstallos, zu κρύος krýos „Eiseskälte, Frost, Eis“). Aber irgendwann im Mittelalter haben manche Menschen angefangen, solche Hypothesen zu überprüfen – und anzupassen, wenn sie nicht funktionieren. So hat sich die Astronomie von der Astrologie gespalten und die Chemie von der Alchemie. Auch in der Medizin wurde vieles umgestoßen – Aderlass zB. Aber manche lernen es nie…

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Weißt du wieviel Sternlein stehen…

23. Juni 2010 24 Kommentare

 

Raymond Domenech ist nun schon seit sechs Jahren Trainer der französischen Nationalmannschaft. In dieser Zeit erreichte Frankreich einen zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft 2006, bei der Europameisterschaft 2008 schied Frankreich aber schon in der Gruppenphase als Letzter sang- und klanglos aus. Auch bei der aktuellen WM in Südafrika hat die Mannschaft von Domenech eher neben, als auf dem Platz für Aufsehen erregt. Mit einem Tor und einem Punkt, dafür aber mit einer ganzen Reihe peinlicher Skandale, in deren Mittelpunkt letztendlich der Trainer stand, muss Frankreich schon wieder nach Hause fahren.

 Doch es soll nicht um das sportliche Abschneiden der Equipe gehen, vielmehr ist interessant, nach welchen Kriterien Domenech entscheidet, wer spielen darf und wer nicht.

 Im Jahre 2004 waren die ersten Worte des damals neuen Nationaltrainers diese:

„Mein Name ist Raymond Domenech. Ich trainiere ab sofort unsere Nationalmannschaft und bin Wassermann, Aszendent Jungfrau.“

 Nun war Domenech bereits für sein Faible für Esoterisches bekannt, aber das war schon bemerkenswert. Der würde doch nicht etwa…? Würde er…? Er würde!

“Die Astrologie ist bei der Zusammensetzung einer Mannschaft ein kleines, aber sehr relevantes Kriterium. Sehr geeignet für ein Team sind Spieler mit dem Sternzeichen Krebs”

 Vor wichtigen Entscheidungen soll er seinen Leib-Astrologen befragen. Einige Spieler haben nur deshalb schlechte Karten, weil ihnen das falsche Sternzeichen den Weg weist. Ein Leidtragender war bei der WM 2006 Robert Pires, ein Spieler den die Fachwelt als sicheren Kandidaten für die Equipe ausgemacht hatte. Sein Problem: er ist an einem 29. Oktober geboren, also ein Skorpion. Denen ist aber nicht zu trauen, wie Domenech meint:

 „Ich schaue bei Spielern auf Qualität und Charakter – und aufs Horoskop. Skorpione sind problematisch.“

 Skorpione waren es auch, die an die Macht der Sterne glauben ließen. Als er 1987 als Trainer von Olympique Lyon war, blieb die Mannschaft hinter den Erwartungen zurück und landete nur im Mittelfeld der zweiten französischen Liga. Ein Jahr später wurde das Team aber Meister!

 Was war geschehen?

 Der findige Trainerfuchs hatte sich die Sternzeichen seiner Spieler notiert und festgestellt, dass er sieben Skorpione in seiner Mannschaft hatte. Das war laut Domenech tödlich! Also musterte er bis auf einen Torwart und einen Stürmer alle Skorpione aus und der Erfolg stellte sich ein!

 Das ist offenbar haften geblieben. Im Kader für die Weltmeisterschaft 2006  stand gar kein Skorpion, auch nicht Robert Pires. Im EM-Kader 2008  war auch keiner dabei. Im aktuellen Kader nur einer: Anthony Reveillere. Einsatzminuten: keine.

 Aber nicht nur bei Skorpionen ist der Trainer misstrauisch, auch Löwen sind ihm nicht geheuer, zumindest wenn sie in der Abwehr spielen.

 „Wenn ein Löwe in meiner Abwehr spielt, halte ich bei jeder seiner Ballberührungen die Luft an.“

 Im Angriff sind Löwen dagegen hoch willkommen! Vielleicht darf deshalb der Löwe Gourcuff immer wieder mitmachen, auch wenn das nur wenige verstehen.

 Interessant ist die Aufstellung im letzten Gruppenspiel bei der WM 2010. Mit Gallas, Squilacci und Clichy standen gleich drei Löwen in der Abwehr!

War das der stille Protest des Monsieur Domenech gegen die Anfeindungen und Meutereien der letzten Wochen? Wollte er verlieren? Oder ging es darum, den Gastgebern noch ein Geschenk zu machen?

 Südafrika gewann 2:1, verpasste aber trotzdem den Einzug ins Achtelfinale. Dabei hatten die keinen einzigen Skorpion dabei…

1001 Tag- religiöser Aberglaube im Islam

16. Juni 2010 58 Kommentare

Manchmal fühlt man sich ja in eine andere Zeit versetzt, wenn man realisiert, woran Menschen glauben. Da wird an imaginäre Kräfte geglaubt, an Rituale, an Abwehrzauber der verschiedensten Art. Dass konkreter Hexenglaube, Glaube an Jinns und an den „Bösen Blick“ aber heute Inhalt bzw. Beiwerk einer Religion sein können, erstaunt dann doch etwas.
Im Koran und in der Sunna, das sind die gesammelten Überlieferungen zu dem Propheten des Islam, werden an vielen Stellen Zauberer und andere magische Vorstellungen erwähnt. Da der Koran das direkt offenbarte Wort Gottes sein soll, ist jemand, der bezweifelt, dass es Zauberer gibt, der bezweifelt, dass es Jinns gibt, für nicht wenige schon ein vom Glauben Abgefallener. Weil der „ideale Mensch“ des Islam, Mohammed, nimmt man einmal an, es habe diesen Menschen im 7. Jahrhundert gegeben, sich an einigen Stellen zu diesen Inhalten auslässt, ist es für den strenggläubigen Muslim nicht hinterfragbar, dass es Jinns und Zauberer gibt und auch, wie man mit ihnen zu verfahren hat. Der Koran sieht für Zauberei nämlich den Tod durch das Schwert vor.
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Nachtrag zum Fußballvoodoo

9. Juni 2010 Keine Kommentare

Zum gestrigen Artikel gibt es ein paar interessante zusätzliche Links:

Die Gwup hat auch zu dem Thema gebloggt und verlinkt eine Studie “Soccer, science and sorcery” und einen Essay „Where Has All the Magic Gone? Juju, Africa, and Superstitions in the Game“.

Unser Kommentator Alex wies uns in einem Kommentar auf den „offiziellen Partner des FC Bayern München“, Neosino AG/adionotec AG hin. Bei der Vermarktung dieser Wundermittel hing der ehemalige deutsche Mannschaftsarzt Müller-Wohlfart als Berater mit drin.

Hexerei im Fußballstadion

8. Juni 2010 10 Kommentare

Dass Sportler, also auch Fußballer abergläubig sind, ist nichts Neues. Der Physiotherapeut und Heilpraktiker Dieter Trzolek pendelt die „Mittel“ für die Knochen und Muskeln der teuren Profis aus, der ehemalige deutsche Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt verkauft Antioxidantien, verschiedene Spieler haben bizarre Marotten und beim 1.FC Köln trommelte eine Schamanin gegen die Pechsträhne.
Die Voodoopuppe, die passend zur WM verkauft wird, ist sicher als Scherzartikel anzusehen.

In Afrika geht das mit der Zauberei noch einige Zacken schärfer, wie zwei kürzlich veröffentlichte Spon-Artikel zeigen:

Mit Hexerei zum WM-Titel
Vorspiel auf dem Friedhof

Geköpfte Hühner, verfluchte Gegner, nächtliche Friedhofsbesuche: Oliver Becker hat einen Film über spirituelle Rituale im afrikanischen Fußball gedreht. SPIEGEL ONLINE sprach mit dem Afrika-Kenner über die Zeremonien der Hexenmeister und zeigt Eindrücke in Wort, Bild und Ton.

http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,669090,00.html

Hexenmeister in Afrika
Fußball von allen guten Geistern verlassen

Sie setzen auf Kräuter und grüne Pulver, um Gegner einzuschüchtern oder um das Tor zu vernageln: Traditionelle Heiler mischen Afrikas Fußball auf. Doch nicht immer geht die Zauberei gut. Thilo Thielke hat die kuriosesten Beispiele für Hexerei im Ballsport zusammengetragen.

http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,669090,00.html

Aberglaube bringt Unglück

13. Juli 2008 Keine Kommentare

OK, das ist jetzt nicht die neueste Meldung, ist schon 3 Jahre alt. Aber gerade deswegen mal wieder an der Zeit, daran zu erinnern: Das Institut für Demoskopie Allensbach hat Umfragen zu Aberglaube gemacht. Das Wertvolle daran: diese Umfragen gehen bis 1973 zurück und sind als Langzeitstudie angelegt. Das Schlimme daran: In der Zeit bis 2005 hat sich die Zahl der abergläubischen Menschen drastisch erhöht. Details gibt es hier

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