
Raymond Domenech ist nun schon seit sechs Jahren Trainer der französischen Nationalmannschaft. In dieser Zeit erreichte Frankreich einen zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft 2006, bei der Europameisterschaft 2008 schied Frankreich aber schon in der Gruppenphase als Letzter sang- und klanglos aus. Auch bei der aktuellen WM in Südafrika hat die Mannschaft von Domenech eher neben, als auf dem Platz für Aufsehen erregt. Mit einem Tor und einem Punkt, dafür aber mit einer ganzen Reihe peinlicher Skandale, in deren Mittelpunkt letztendlich der Trainer stand, muss Frankreich schon wieder nach Hause fahren.
Doch es soll nicht um das sportliche Abschneiden der Equipe gehen, vielmehr ist interessant, nach welchen Kriterien Domenech entscheidet, wer spielen darf und wer nicht.
Im Jahre 2004 waren die ersten Worte des damals neuen Nationaltrainers diese:
„Mein Name ist Raymond Domenech. Ich trainiere ab sofort unsere Nationalmannschaft und bin Wassermann, Aszendent Jungfrau.“
Nun war Domenech bereits für sein Faible für Esoterisches bekannt, aber das war schon bemerkenswert. Der würde doch nicht etwa…? Würde er…? Er würde!
“Die Astrologie ist bei der Zusammensetzung einer Mannschaft ein kleines, aber sehr relevantes Kriterium. Sehr geeignet für ein Team sind Spieler mit dem Sternzeichen Krebs”
Vor wichtigen Entscheidungen soll er seinen Leib-Astrologen befragen. Einige Spieler haben nur deshalb schlechte Karten, weil ihnen das falsche Sternzeichen den Weg weist. Ein Leidtragender war bei der WM 2006 Robert Pires, ein Spieler den die Fachwelt als sicheren Kandidaten für die Equipe ausgemacht hatte. Sein Problem: er ist an einem 29. Oktober geboren, also ein Skorpion. Denen ist aber nicht zu trauen, wie Domenech meint:
„Ich schaue bei Spielern auf Qualität und Charakter – und aufs Horoskop. Skorpione sind problematisch.“
Skorpione waren es auch, die an die Macht der Sterne glauben ließen. Als er 1987 als Trainer von Olympique Lyon war, blieb die Mannschaft hinter den Erwartungen zurück und landete nur im Mittelfeld der zweiten französischen Liga. Ein Jahr später wurde das Team aber Meister!
Was war geschehen?
Der findige Trainerfuchs hatte sich die Sternzeichen seiner Spieler notiert und festgestellt, dass er sieben Skorpione in seiner Mannschaft hatte. Das war laut Domenech tödlich! Also musterte er bis auf einen Torwart und einen Stürmer alle Skorpione aus und der Erfolg stellte sich ein!
Das ist offenbar haften geblieben. Im Kader für die Weltmeisterschaft 2006 stand gar kein Skorpion, auch nicht Robert Pires. Im EM-Kader 2008 war auch keiner dabei. Im aktuellen Kader nur einer: Anthony Reveillere. Einsatzminuten: keine.
Aber nicht nur bei Skorpionen ist der Trainer misstrauisch, auch Löwen sind ihm nicht geheuer, zumindest wenn sie in der Abwehr spielen.
„Wenn ein Löwe in meiner Abwehr spielt, halte ich bei jeder seiner Ballberührungen die Luft an.“
Im Angriff sind Löwen dagegen hoch willkommen! Vielleicht darf deshalb der Löwe Gourcuff immer wieder mitmachen, auch wenn das nur wenige verstehen.
Interessant ist die Aufstellung im letzten Gruppenspiel bei der WM 2010. Mit Gallas, Squilacci und Clichy standen gleich drei Löwen in der Abwehr!
War das der stille Protest des Monsieur Domenech gegen die Anfeindungen und Meutereien der letzten Wochen? Wollte er verlieren? Oder ging es darum, den Gastgebern noch ein Geschenk zu machen?
Südafrika gewann 2:1, verpasste aber trotzdem den Einzug ins Achtelfinale. Dabei hatten die keinen einzigen Skorpion dabei…
Neueste Kommentare