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Artikel Tagged ‘Vergiftung’

Killer GMO Gras oder nur ein Haufen Dung

16. Juli 2012 9 Kommentare

Seit kurzem geistert die Behauptung herum, dass GMO-Gras 15 Kühe auf einer Weide in Texas vergiftet und getötet habe. Ursprung war ein Artikel bei CBS News, der nun auf einschlägigen Seiten verbreitet wird.

Allerdings stellte sich kurz darauf heraus, dass das Gras gar nicht gentechnisch modifiziert, sondern eine Hybridsorte und es zur Zeit überhaupt keine GMO-Gräser im Handel oder auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gibt. Das hält aber offenbar Verschwörungstheorie-Seiten (vor allem im englischen Raum) nicht davon ab, diese Schlagzeile weiterzuverbreiten.

Hybride sind einfache Kreuzungen zweier Arten bzw. Unterarten. Bekannte Hybriden im Tierreich sind z.B. die Maultiere/Maulesel als Kreuzung von Pferd und Esel. Hybride treten völlig natürlich auf. In der Pflanzenzucht wird die Technik ebenfalls schon sehr lange genutzt, um Pflanzen mit besseren Eigenschaften zu produzieren. Dabei wird der Heterosis-Effekt genutzt.

Was bei den vergifteten Tieren nun tatsächlich auftrat, ist eine Blausäure-Vergiftung. Dass Pflanzen Blausäure zur Abwehr von Fressfeinden (in diesem Fall Kühe) verwenden, ist nicht ungewöhnlich.

In diesem Fall trat das Problem bei einer Hybridsorte von Hundszahngras (engl. Bermudagrass) auf, das aus Afrika stammt und 1750 in den USA eingeführt wurde. Seitdem wurden zahlreiche Varianten davon durch Kreuzung gebildet.

Die spezielle Sorte, Tifton 85 Bermudagrass, ist seit 1992 im Handel erhältlich und wurde in den USA letztes Jahr auf ungefähr 60.000 Quadratkilometern angebaut (Deutschland hat 357.000 km²). Ein „Elternteil“ der Sorte, Tifton 68, hat bekanntermaßen die Fähigkeit, Blausäure zu produzieren; diese Fähigkeit wurde offenbar vererbt.

Zur Zeit ist noch unklar was genau passiert ist, aber solche Ereignisse kommen offenbar nicht nur in Zusammenhang mit diesem Gras gelegentlich vor. Rancher rechnen jährlich mit ca. 2% Verlust an Tieren durch „diverse“ Vorkommnisse, darunter eben auch Vergiftungen. Zur Zeit geht man von einem vereinzelten Unglücksfall aus, wird das Ganze aber weiter untersuchen und beobachten.

Eine sehr genaue Aufarbeitung des aktuellen Standes findet man hier, auch z.T. in älteren Blogposts. Professor Hancock von der Georgia-Universität hat in einem offenen Brief ebenfalls eine Klarstellung der diversen Fehlbehauptungen, die in Internet und Zeitungen zu finden sind, veröffentlicht. Er weist speziell darauf hin, dass 1,6 Millionen Quadratkilometer Land in 30 Ländern mit GMO-Pflanzen bebaut sind und diese zu den am besten untersuchten Pflanzen der Welt gehören. Siehe auch hier.

Schäden durch ayurvedische Medizin

6. September 2008 6 Kommentare

Gestern hatten wir unseren Spaß mit Peter Artmann, der sich in seinem Blog über die Meldungen, daß ayurvedische Medikamente Schwermetalle enthalten, lustig machte. Das brachte ihm einige Kritik in den Kommentaren und einen EsoBlog-Artikel ein.
Hier nochmal ein Auszug seiner Verteidigungsschrift für die indische Spielart der Quacksalberei:

Ja natürlich tun die da Blei rein. Die gesamte Rasashastra Schule der Ayurveda-Medizin basiert auf der Anwendung von Metallen. Wobei Blei nur eines der zu verwendenden Metalle ist. Traditionell werden bei dieser Medizin Kupfer, Silber, Blei, Eisen, Zinn, Zink und sogar Quecksilber verarbeitet.
Was sogar Quecksilber? Wollen die ihre Patienten denn vergiften?
Naja, es ist halt eine andere Medizin – aber das Quecksilber (und auch die anderen Metalle) wird nicht als reines Metall verabreicht, sondern aufgekocht, dann wieder zerstoßen, dann wieder aufgekocht bis nur noch weißes ascheartiges Pulver übrig bleibt (die Zubereitung dauert häufig Jahre). Das Produkt, das am Ende entsteht, heißt Bhasma und schwimmt sogar auf Wasser (versucht das Mal mit reinem Quecksilber).
Allerdings ist Quecksilber nur ein Mittel, andere beliebte Zutaten sind das bereits erwähnte Blei und natürlich auch Arsen.

Diese Mittelchen enthalten gehörige Mengen der giftigen Schwermetalle, das ist so gewollt.
Schwermetallionen lieben Schwefel, ganz besonders die Sulfidgruppen unserer körpereigenen Proteine.
Sie verlassen den Körper auch ziemlich langsam, so dass man sich auch mit relativ geringen regelmäßigen Mengen ordentlich schaden kann.
Was passiert also, wenn man sich die, illegal als Nahrungsergänzungsmittel importierten, ungeprüften und unter primitiven Bedingungen hergestellten, ayurvedischen Medikamente über längere Zeit gutgläubig zuführt?
Keine Ahnung, es gibt darüber keine Statistik. Das ganze Geschäft läuft an der seriösen Medizin vorbei.
Es gibt allerdings eine amerikanische Datenbank, die versucht, durch alternativmedizinische Verfahren Geschädigte zu erfassen:What´s the harm?
Unter Ayurveda finden sich Folgendes:
12 Fälle von Bleivergiftung durch ayurvedische Medizin:

Wie gesagt, in der Alternativmedizin wird nicht dokumentiert. Es gibt kaum offizielle Zahlen. Was es gibt, sind Messungen von Schwermetallmengen in diesem Quackquatsch. Dass es die Warnungen, wohl aufgrund des Sommerloches, in die großen Printmedien geschafft haben, ist sehr zu begrüßen. Allein, es wird nix nützen. Die Heiler verticken das Zeug unter Umgehung der Gesetze weiter und die Gutgläubigen werden weiterhin ihr Geld dafür ausgeben, sich mit absurden Pseudomedikamenten schleichend zu vergiften. Wer schneller erben will, der sollte seine Omi zum ayurvedischen Heiler schleppen. Wer einem durch Ayurveda Geschädigten helfen will, der geht mit ihm zum echten Arzt.
So einfach kann die Welt sein.

Lustiges Vergiften

5. September 2008 20 Kommentare

Peter Artmann, seiner Angabe zufolge Biologe, Wissenschaftsjournalist und Webdesigner, Autor des Scienceblogs „Medlog“ hat sich köstlich über die Dummheit von amerikanischen Forschern amüsiert, die in ayurvedischen Zubereitungen über 1000-fache Grenzwertüberschreitungen bei Schwermetallen gefunden haben, so z.B. bei Quecksilber. Das ist irgendwie lustig oder? Haha. Er findet das deswegen so lustig, weil die Schwermetalle ja da rein gehören! Und man einen Schamanen braucht, der einem das verabreicht. Und die dummen Forscher wissen das nicht! Haha. Und dann gibts auch noch so Blöde, die solche Sachen übers Internet bestellen. Und dann nette Cocktails aus Schwermetallen zu sich nehmen. Haha! Keine Ahnung von Ayurveda.

Herr Artmann ist schon mit einem anderen abstrusen Artikel aufgefallen. So holte er hier zu einem Rundumschlag gegen Kinderärzte aus, welche alle von der Pharmaindustrie gekauft wären und Kinder massenhaft mit der „chemischen Peitsche“ Methylphenidat „verstümmeln“. Auch hier wird es bedenklich, erinnern doch solche Aussagen exakt an den Unsinn, den Scientology verbreitet. Dass dies gerade bei Methylphenidat völliger Unsinn ist – bei nicht betroffenen Kindern wirkt das eben nicht beruhigend, sondern aufputschend – ignoriert er. Dann will er Kinder auch noch „chemisch unversehrt“ halten, was immer das heißen soll. Aber lesen Sie selbst:

Gibt es jemanden, der Kinder, die früher mit Ohrfeigen bestraft wurden, vor der Zwangsabhängigkeit durch Psychostimulanzien schützt?
Abhängigkeiten, die in der Grundschule geschaffen werden und frühestens in der Pubertät enden, weil zuvor sämtliche Absetzversuche scheitern.
Oder anders gefragt: Wenn die heutigen Erwachsenen die Wahl hätten zwischen jeweils drei Ohrfeigen für nicht gemachte Hausaufgaben und sechs Jahre lang Psychopharmakaschlucken
– mit ungewissen Folgen für die Gehirnentwicklung – wie würden sie entscheiden?
Das soll jetzt kein Plädoyer fürs Kinderschlagen sein, aber wenn Leute ernsthaft eine körperliche Unversehrtheit für Kinder fordern, die sie sogar ins Grundgesetz schreiben wollen, dann sollten sie auch mal über eine chemische Unversehrtheit nachdenken.
Denn was auf den ersten Blick als saubere Tablettenlösung daherkommt – und sogar vom Kinderarzt verschrieben wird – muss nicht unbedingt die beste Lösung für Erziehungsaufgaben sein.

Für jemanden, der Biologie studiert hat, ein echtes Armutszeugnis.

Die Science Blogs sind im Allgemeinen mit wirklich guten Leuten besetzt. Hier scheint es, dass sich neben Bert Ehgartner noch ein zweiter Kuckuck ins Nest gesetzt hat.
Kann man nur hoffen, dass er sich mehr auf Webdesign konzentriert. Das kann man zwar auch unglaublich schlecht machen, aber es stirbt keiner dran.

Homöopathie gegen Arsenvergiftung

3. März 2008 1 Kommentar

pressetext.austria ist ein steter Quell unterhaltsamer Esoterik. So behauptet Michaela Monschein, dass Homöopathie gegen Arsenvergiftung wirkt, indem man verdünntes („potenziertes“)Arsen gibt:

www.pressetext.de/pte.mc?pte=031027013

Nett. Schon wieder mit einer kleinen Meldung Physik und Biochemie revolutioniert. Wo bleiben die Nobelpreise? Seriös wie der ganze Text ist auch die Quellenangabe: die BBC. Da findet man bestimmt was, wenn man intensiv sucht. Wie dieser Versuch durchgeführt wurde, in welcher Potenz „Arsenicum album“ gegeben wurde, was genau gemessen wurde – darüber schweigt sich Frau Monschein aus. Hauptsache geschwurbelt und Text produziert.

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