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Artikel Tagged ‘Ayurveda’

SPIEGEL, ALS und Ayurveda

27. Juni 2014 9 Kommentare

SPIEGEL ONLINE berichtet am 27.06.14 von einem Eishockey-Profi, der seit zwei Jahren an Amyotropher Lateralsklerose (ALS) leidet. Dank Ayurveda geht es ihm besser:

… plötzlich hat er Energie. Die Muskelzuckungen sind weniger geworden. Das Ungleichgewicht ist weg, das Gefühl, dass es kein nach Vorne sondern nur ein zu Ende gibt. Neun Kilo hat er mittlerweile abgenommen. Sein altes Spielergewicht, sagt L[…] fröhlich.

Die bittere Wahrheit ist, dass bei dieser Erkrankung die Kräfte stetig nachlassen und es keine Therapie gibt, die den Verfall aufhalten kann. Der Median der Überlebenszeit (d. h. zu diesem Zeitpunkt ist die Hälfte der Erkrankten verstorben) liegt bei ca. anderthalb Jahren nach Diagnosestellung. Gewichtsverlust im Krankheitsverlauf ist gewöhnlich [1]. Glücklicherweise ist die ALS selten. Mehr…

Von der Wellness und der weichen Esoterik

14. Oktober 2012 22 Kommentare

Wenn man Esoterik und esoterische Themen betrachtet, dann findet man schnell, dass das Spektrum extrem groß ist. Nicht nur sind die beworbenen „Gerätschaften“ und Techniken in ihrer Vielfalt sehr umfangreich, auch graduell gibt es große Unterschiede. Bei den klar esoterischen Themen ist es relativ einfach, diese als Unsinn abzutun, aber im schwammigen Bereich der sozusagen weichen Esoterik ist es relativ schwierig.

Wenn man zum Beispiel in den Bereich der Wellness blickt, findet man schnell Angebote, die einem einerseits Vernünftiges und auf der anderen Seite oft auch esoterisch Angehauchtes unterbreiten.

Entspannen, Energie tanken, Lebensgeister beflügeln, den Energiefluss steigern, Chakrenausgleich, … Mehr…

Schäden durch ayurvedische Medizin

6. September 2008 6 Kommentare

Gestern hatten wir unseren Spaß mit Peter Artmann, der sich in seinem Blog über die Meldungen, daß ayurvedische Medikamente Schwermetalle enthalten, lustig machte. Das brachte ihm einige Kritik in den Kommentaren und einen EsoBlog-Artikel ein.
Hier nochmal ein Auszug seiner Verteidigungsschrift für die indische Spielart der Quacksalberei:

Ja natürlich tun die da Blei rein. Die gesamte Rasashastra Schule der Ayurveda-Medizin basiert auf der Anwendung von Metallen. Wobei Blei nur eines der zu verwendenden Metalle ist. Traditionell werden bei dieser Medizin Kupfer, Silber, Blei, Eisen, Zinn, Zink und sogar Quecksilber verarbeitet.
Was sogar Quecksilber? Wollen die ihre Patienten denn vergiften?
Naja, es ist halt eine andere Medizin – aber das Quecksilber (und auch die anderen Metalle) wird nicht als reines Metall verabreicht, sondern aufgekocht, dann wieder zerstoßen, dann wieder aufgekocht bis nur noch weißes ascheartiges Pulver übrig bleibt (die Zubereitung dauert häufig Jahre). Das Produkt, das am Ende entsteht, heißt Bhasma und schwimmt sogar auf Wasser (versucht das Mal mit reinem Quecksilber).
Allerdings ist Quecksilber nur ein Mittel, andere beliebte Zutaten sind das bereits erwähnte Blei und natürlich auch Arsen.

Diese Mittelchen enthalten gehörige Mengen der giftigen Schwermetalle, das ist so gewollt.
Schwermetallionen lieben Schwefel, ganz besonders die Sulfidgruppen unserer körpereigenen Proteine.
Sie verlassen den Körper auch ziemlich langsam, so dass man sich auch mit relativ geringen regelmäßigen Mengen ordentlich schaden kann.
Was passiert also, wenn man sich die, illegal als Nahrungsergänzungsmittel importierten, ungeprüften und unter primitiven Bedingungen hergestellten, ayurvedischen Medikamente über längere Zeit gutgläubig zuführt?
Keine Ahnung, es gibt darüber keine Statistik. Das ganze Geschäft läuft an der seriösen Medizin vorbei.
Es gibt allerdings eine amerikanische Datenbank, die versucht, durch alternativmedizinische Verfahren Geschädigte zu erfassen:What´s the harm?
Unter Ayurveda finden sich Folgendes:
12 Fälle von Bleivergiftung durch ayurvedische Medizin:

Wie gesagt, in der Alternativmedizin wird nicht dokumentiert. Es gibt kaum offizielle Zahlen. Was es gibt, sind Messungen von Schwermetallmengen in diesem Quackquatsch. Dass es die Warnungen, wohl aufgrund des Sommerloches, in die großen Printmedien geschafft haben, ist sehr zu begrüßen. Allein, es wird nix nützen. Die Heiler verticken das Zeug unter Umgehung der Gesetze weiter und die Gutgläubigen werden weiterhin ihr Geld dafür ausgeben, sich mit absurden Pseudomedikamenten schleichend zu vergiften. Wer schneller erben will, der sollte seine Omi zum ayurvedischen Heiler schleppen. Wer einem durch Ayurveda Geschädigten helfen will, der geht mit ihm zum echten Arzt.
So einfach kann die Welt sein.

Lustiges Vergiften

5. September 2008 20 Kommentare

Peter Artmann, seiner Angabe zufolge Biologe, Wissenschaftsjournalist und Webdesigner, Autor des Scienceblogs „Medlog“ hat sich köstlich über die Dummheit von amerikanischen Forschern amüsiert, die in ayurvedischen Zubereitungen über 1000-fache Grenzwertüberschreitungen bei Schwermetallen gefunden haben, so z.B. bei Quecksilber. Das ist irgendwie lustig oder? Haha. Er findet das deswegen so lustig, weil die Schwermetalle ja da rein gehören! Und man einen Schamanen braucht, der einem das verabreicht. Und die dummen Forscher wissen das nicht! Haha. Und dann gibts auch noch so Blöde, die solche Sachen übers Internet bestellen. Und dann nette Cocktails aus Schwermetallen zu sich nehmen. Haha! Keine Ahnung von Ayurveda.

Herr Artmann ist schon mit einem anderen abstrusen Artikel aufgefallen. So holte er hier zu einem Rundumschlag gegen Kinderärzte aus, welche alle von der Pharmaindustrie gekauft wären und Kinder massenhaft mit der „chemischen Peitsche“ Methylphenidat „verstümmeln“. Auch hier wird es bedenklich, erinnern doch solche Aussagen exakt an den Unsinn, den Scientology verbreitet. Dass dies gerade bei Methylphenidat völliger Unsinn ist – bei nicht betroffenen Kindern wirkt das eben nicht beruhigend, sondern aufputschend – ignoriert er. Dann will er Kinder auch noch „chemisch unversehrt“ halten, was immer das heißen soll. Aber lesen Sie selbst:

Gibt es jemanden, der Kinder, die früher mit Ohrfeigen bestraft wurden, vor der Zwangsabhängigkeit durch Psychostimulanzien schützt?
Abhängigkeiten, die in der Grundschule geschaffen werden und frühestens in der Pubertät enden, weil zuvor sämtliche Absetzversuche scheitern.
Oder anders gefragt: Wenn die heutigen Erwachsenen die Wahl hätten zwischen jeweils drei Ohrfeigen für nicht gemachte Hausaufgaben und sechs Jahre lang Psychopharmakaschlucken
– mit ungewissen Folgen für die Gehirnentwicklung – wie würden sie entscheiden?
Das soll jetzt kein Plädoyer fürs Kinderschlagen sein, aber wenn Leute ernsthaft eine körperliche Unversehrtheit für Kinder fordern, die sie sogar ins Grundgesetz schreiben wollen, dann sollten sie auch mal über eine chemische Unversehrtheit nachdenken.
Denn was auf den ersten Blick als saubere Tablettenlösung daherkommt – und sogar vom Kinderarzt verschrieben wird – muss nicht unbedingt die beste Lösung für Erziehungsaufgaben sein.

Für jemanden, der Biologie studiert hat, ein echtes Armutszeugnis.

Die Science Blogs sind im Allgemeinen mit wirklich guten Leuten besetzt. Hier scheint es, dass sich neben Bert Ehgartner noch ein zweiter Kuckuck ins Nest gesetzt hat.
Kann man nur hoffen, dass er sich mehr auf Webdesign konzentriert. Das kann man zwar auch unglaublich schlecht machen, aber es stirbt keiner dran.

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