Angekündigt wird die auf den 27./28. Juni 2015 terminierte Veranstaltung als großes „Trommelevent mit Künstler- und Handwerkermarkt in Bad Gögging“ . Hinter der harmlos daherkommenden Bezeichnung verbirgt sich allerdings ein Wochenende, das prallvoll mit esoterischer Schwurbelei, allen möglichen Heilern und vielen Plastikschamanen auf Kundenfang geht. Auf der Facebook-Seite heißt es, das Event stehe „ganz im Zeichen von Mensch, Gesundheit, Ökologie, Spiritualität und Freude“, „[w]as als kleine Idee des Veranstalters Norbert Grüner aus Kelheim und einigen Gleichgesinnten begann, mobilisiert nun Schamanen, Trommler und Heiler aus ganz Europa“. Es wird nichts ausgelassen: „… gemeinsam zum Herzschlag der Erde für die Heilung der Mutter Erde trommeln. Damit soll ein Zeichen gesetzt werden …“ und natürlich: „Für alle, die neue Wege gehen wollen, sich über die Möglichkeiten der Heilungsmethoden aus der Natur erkundigen möchten oder einfach nur zum spirituellen Gedankenaustausch mit anderen treffen wollen …“. Für das breite Publikum gibt es ebenfalls noch Line-Dance (seeehr spirituell und indigen) und einen „Chuck Berry vom Schlachthofviertel“.
Plastikschamanen
Unechte indigene Spiritualität
Brooke „Medicine Eagle“ Edwards – Plastikschamanin mit 40 Jahren Erfahrung im Abzocken
Edwards gehört zu den Plastikschamanen, die seit Jahrzehnten im Geschäft sind und wurde so oft als Plastik entlarvt, dass eigentlich jeder Bescheid wissen sollte. Ein Beispiel ist ihre Erwähnung in einer Resolution des American Indian Movement, die 1984 auf der National Leadership Conference verabschiedet wurde, in der Edwards treffend als Brooke „Medicine Ego“ bezeichnet wird. Leider hat bisher nichts dazu geführt, dass sie ihr Geschäft aufgeben muss, daher kommt sie in diesem Jahr nach Europa (Malta, Spanien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien) und schaut sich hier nach weiteren Schäfchen um, die sie mit Workshops, Seminaren und „Schamanischen Konferenzen“ scheren kann. Edwards wird auch Damanhur aufsuchen – eine Sekte, die sich als ökologisch ausgerichtete „intentional community“ bezeichnet. In Deutschland wird sie an einem sogenannten „Medicine Wheel-Treffen“ teilnehmen, das vom Bärenstamm organisiert wird, der vom Plastikschamanen Vincent LaDuke alias Sun Bear gegründet wurde.
Edwards unterhält seit ca. 30 oder 40 Jahren gute Verbindungen zum Bear Tribe und hat bereits mit LaDuke und dem Bear Tribe in den USA zusammengearbeitet. Das in der Esoterikszene beliebte Medizinrad, das auch Edwards einsetzt, ist weitgehend eine Erfindung von LaDuke, die er auf sein zahlungskräftiges weißes Klientel abstellte.
Beim Treffen des Bärenstamms wird Edwards auch Francis Talbot alias Manitonquat oder Medicine Story treffen, der sich als Ältester und Medizinmann der Wampanoag ausgibt. In den USA haben indigene Aktivisten jahrelang versucht, die Behörden davon zu überzeugen, dass Talbot nichts von all dem ist, da mehrere Gefängnisse ihn Zeremonien für indigene Häftlinge durchführen ließen. Er kommt regelmäßig zu Sommercamps nach Europa und arbeitet mit dem ZEGG, Tamera und Findhorn zusammen.
Brooke „Medicine Eagle“ Edwards – Plastic Shaman with some 40 Years of Experience in Fleecing
Edwards is one of the plastic shamans in business for several decades and has been exposed as a fake so often everyone should be aware of what she is. One example is Edwards being renounced as a plastic shame-on in an AIM resolution passed during its 1984 National Leadership Conference, in which she is aptly called Brooke „Medicine Ego“. Unfortunately, her being debunked as a fake did not take her out of business, and in 2015, Ms Edwards will come to Europe (Malta, Spain, France, Germany, Great Britain) looking for more sheep to fleece with workshops, seminars, and „shamanic conferences“, and she will also visit Damanhur community in Italy which is a cult masking itself as an ecologically-minded „intentional community“. In Germany, she will participate in a so-called „Medicine Wheel Gathering“ organised by the Bear Tribe which was founded by plastic shaman Vincent LaDuke aka Sun Bear.
Indeed Edwards has maintained ties to the Bear Tribe since 30 or 40 years and cooperated with LaDuke resp. the Bear Tribe in the USA. The medicine wheel as used in the Newage scene, and by Ms Edwards, is largely an invention employed by LaDuke to appeal to an affluent white clientele.
At the Bear Tribe gathering, Edwards will also meet Francis Talbot aka Manitonquat or Medicine Story who poses as a Wampanoag elder and medicine person. Indigenous activists in the USA have been working for years to convince authorities Talbot was a fake, as several prisons used to accept him to do ceremonies for imprisoned indigenous persons. He is regularly touring Europe for summer camps in various countries, and cooperates with ZEGG, Tamera, and Findhorn.
Lebensfreude-Messe in Hamburg im November 2014 – nicht nur ein Anschlag auf die Lebensfreude
Vom 21. bis 23. November 2014 fand in Hamburg erneut die Lebensfreude-Messe statt: eine Veranstaltung, auf der Eso-Anbieter an Ausstellungsständen und mit Vorträgen dem Publikum viel Schwurbel und Scharlataneriemethoden nahebringen können. Unter anderem waren Anbieter indigener Zeremonien bei der Messe vertreten. Der NDR hat offenbar erst jetzt die Saure-Gurken-Zeit und berichtete in einer regionalen Fernsehsendung.
Einer dieser Anbieter war der Brasilianer Naldo Correia da Silva, der seit einigen Jahren offenbar regelmäßig die Lebensfreude-Messen in Hamburg, Kiel und Lübeck beschickt. Correia betreibt in Hamburg eine Shiatsu-Praxis und gibt an der Paracelsus-Schule Kurse für angehende Heilpraktiker. Correia hatte nicht nur einen Stand, an dem er Shiatsu vorstellte, sondern hielt auch Werbevorträge für von ihm angebotene Reisen nach Brasilien und weitere „schamanische“ Praktiken. Dazu gehört z.B ein Telefon-Orakel, zu dem der „Schamane“ das Geburtsdatum und den Familiennamen braucht. Wir erkennen: es kann sich wohl kaum um traditionelle indigene Orakel handeln – in indigenen Kulturen gab es keine Familiennamen und auch keine Geburtsdaten nach europäischen Kalendern. Dazu erfahren wir noch, dass der „Schamane“ seinen Sitz in Sao Paulo hat.
Bei der dreiwöchigen Reise nach Brasilien, für die Correia auf der Messe werben durfte, handelt es sich um ein Camp mit Ayahuasca-Konsum. Der Beschreibung nach (Flug nach Rio de Janeiro, Weiterfahrt in einen 20 km entfernten Ort) wohnt die „Schamanin“, deren „Schüler“ Correia nach eigener Aussage ist, nicht gerade in einer Region, in der Ayahuasca traditionell von indigenen Völkern verwendet wurde – dazu müsste man ein ordentliches Stück den Amazonas hinauf. In den indigenen Kulturen, die Ayahuasca kennen, wird es außerdem nicht von den Hilfesuchenden konsumiert, sondern von den Medizinleuten, denen es als diagnostisches Hilfsmittel dient. Wer also seiner Kundschaft mit ein paar Ayahuasca-Trips etwas Gutes (und Teures) tut, gibt sich wenigstens deutlich als Plastikschamane zu erkennen. Da Ayahuasca in Deutschland unter das BTM-Gesetz fällt, ist der Werbevortrag auf der Messe – auch wenn Ayahuasca offenbar nur dezent nebenher erwähnt wird – nach dem Motto „legal – illegal – völlig egal“ zu sehen.
Hogwarts an der Oder: mag. plast. scham. – oder: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?
Da die Viadrina der Empfehlung der Hochschulstrukturkommission nicht folgen mochte und das IntraG nach wie vor besteht, bleibt uns ein thematischer Dauerbrenner erhalten: das [hüstel] Lehrangebot des Instituts.
Im Jahr 2014 werden im Modul „4a – Medizinethnologie“ Veranstaltungen angeboten, die offenbar auf einen Magister im Plastikschamanismus abzielen. So gibt es eine Veranstaltung von insgesamt sechs Stunden zu „Weltbild und Heilkunde nordamerikanischer Indianerstämme am Beispiel des Liban-Apache-Stammes“ [sic], als DozentIn ist nur „Gonzales Flores“ angegeben. Offenbar handelt es sich bei Herrn oder Frau Gonzales Flores um einen ganz geheimen wirklichen Geheimrat, da das gesamte Internet keine weiteren Ergebnisse finden kann, die auf eine Tätigkeit in der Ethnologie hindeuten. Das ist schade, weil wir unseren Lesern daher einen Überblick über die Tätigkeit dieses sicherlich hochqualifizierten und höchst produktiven Dozenten mit erheblichem Papierausstoß leider versagen müssen. Hinsichtlich der Qualifikation wundert es uns aber schon, dass einE EthnologIn im Titel der Veranstaltung gleich zweimal den Begriff „Stamm“ erwähnt und nicht etwa von „Ethnie“ spricht. Noch verwunderlicher ist es, dass eine solche Fachperson es nicht schafft, den Namen der Ethnie fehlerfrei zu schreiben. Da eine Fachperson ebenso wissen sollte, dass die indigenen Kulturen Nordamerikas sehr diversifiziert sind, hoffen wir doch, dass Herrn oder Frau Gonzales Flores in der sechsstündigen Veranstaltung keine unangebrachten Verallgemeinerungen unterlaufen sind.
Ac Tah – Die Wegbereiter
(Teil II)
Wer organisiert nun Seminare mit dem Plastikschamanen Ac Tah und wer bewirbt einen solchen Unfug?
Fangen wir bei der Werbung an: diese wird z.B. vom „Indianermuseum Bretten“ veröffentlicht. Dessen Betreiber, Thomas Merbt, ist nach eigener Aussage offiziell Mitglied der Creek mit Ausweis, was legal gar nicht möglich ist, da nur Personen Anspruch auf offizielle Mitgliedschaft bei den Mvskoke haben, die einen direkten Vorfahren auf einer der sogenannten Dawes Rolls nachweisen können, auf denen vor gut 100 Jahren alle Angehörigen der Mvskoke erfasst wurden.
Merbt hat offenbar ein Händchen für Plastikschamanen und Möchtegernindianer, da er auch verkündet, seit Jahren mit einem Henry Reyna eng befreundet zu sein, der der Urenkel des Chiricahua-Häuptlings Geronimo sein will. Reyna, laut Telefonbuch Henry V. Graf-Reyna, ist der sogenannte wissenschaftliche Leiter des EIFAE (Europäischen Instituts für angewandte Ethik), außerdem betreibt er „astrologische Psychologie“. Die Kollegen bei NAPFS kennen Herrn Graf-Reyna auch schon.
Ac Tah – auch nach 2012 auf der Maya-Schiene unterwegs
Teil I
Es ist Sommer, also Hochsaison für alle möglichen Plastikschamanen für Seminare, Heilsitzungen, Schwitzhütten und sonstiges Brimborium. Daher haben wir nun die Ehre, als zahlende Gäste zu Einführungsseminaren bei einem Herrn namens Ac Tah geladen zu werden. Ac Tah ist schon ein paar Jahre im Geschäft, zunächst mit 2012-Schwurbelei. Nun gut, 2012 ist durch, 2013 hat er offenbar weitgehend pausiert (die am 21.12. geladenen Energien verdauen, nehmen wir an), aber dieses Jahr geht es weiter mit Veranstaltungen in den USA und auch in Deutschland. Auch ein Plastic möchte sich ja am essen halten.
Auffällig ist, dass sein bürgerlicher Name nirgendwo erscheint – bis auf den Vornamen Felipe. In der deutschen Werbung für die vier Seminare heißt es, er sei bereits 22 Jahre im Geschäft, aber bis 2012 nur in Mexiko tätig gewesen und erst danach auch in den USA und Kanada. Er wird aber auf US-Seiten bereits vor 2012 mit Veranstaltungen außerhalb von Mexiko erwähnt.
Nun bietet er in Deutschland vier Seminare an. Das erste Seminar lehrt in nur sieben Stunden angebliche heilige Tänze (das sieht aus wie Tai-Chi in einem auf indianisch getrimmten Outfit), mit denen man sein Energiefeld ausgleichen, konstant das Nervensystem stimulieren (wollen wir das eigentlich wirklich?) und neue Synapsen entwickeln können soll (reichen die 100 Billionen, die Wikipedia uns zubilligt, denn nicht?). Für einen Kurs von € 100 ist das doch ein ordentlich dickes Paket.
Maurizio Enrico Galati – ein schamanisierender Selbstdarsteller mit Heilerwahn
Oder: Was heraus kommt, wenn einer partout nicht arbeiten, aber trotzdem Geld einnehmen will
Psiram hat ein neues Juwel des Plastikschamanismus aufgetan, das mit einem nachdrücklichen „Porca Miseria!“ bereits ziemlich umfassend charakterisiert ist. Aber schauen wir mal etwas genauer:
Galati gehört zu der Fraktion, die sich mal eben als „Indianer“ ausgeben – wird hierzulande ja immer gerne geglaubt und ist vielen Zeitungen Artikel wert. Dass diese in die Kategorie „daneben“ fallen, hat natürlich vor allem mit dem Sujet zu tun, aber nicht nur: wir hätten bitte gerne für jeden strohköpfigen Journalisten, der beim Stichwort „Indianer“ selbstverständlich nur „waschecht“ assoziieren und sich nicht verkneifen kann, den Begriff im Artikel zu platzieren, einen Euro. Wir geben euch dann gerne großzügig vom Reichtum ab – alleine könnten wir das Geld wohl nicht verprassen.
LMU: Eine Uni wird geräuchert
Eröffnet Hogwarts an der Oder eine Filiale an der Isar? Man möchte es fast meinen, vernimmt man den GWUP-Blog. Kopfkratzend liest man dort Bernd Harders Artikel “Heiler und Medizinmänner: Wird die LMU München zur Schwitzhütte?”. Es geht um den “Weltkongress der Ganzheitsmedizin”, veranstaltet von “Infomed – Institut für Ganzheitsmedizin” und man fragt sich, was das an einer Uni, und dann auch noch an der renommierten Ludwig-Maximilians-Universität (LMU ) zu suchen hat. “Nichts”, meint sinngemäß auch der Dekan der Medizinischen Fakultät, welchen die GWUP um Stellungnahme bat:
Wir haben die LMU angeschrieben und vom Dekan der Medizinischen Fakultät, Herrn Prof. Dr.med. Dr.h.c. Maximilian Reiser, persönlich eine Antwort erhalten.
Demnach ist ein “Weltkongress der Ganzheitsmedizin” der Hochschulspitze nicht bekannt und den Hinweis auf die Fakultät erachte man als “rufschädigend”.
„Schamanin“ Sonja Raab oder: Wie man Angehörige der First Nations ausbeutet
In der Kronenzeitung durfte Frau Raab sich als „Schamanin“ darstellen – was sie bestimmt erfreut hat, denn ihre diesbezüglichen Meriten scheinen doch ebenso wie ihr Angebot eher spärlich. Selbstverständlich unterhält sie eine eigene Webseite, um ihrem Geschäft auf die Beine zu helfen. Darüber hinaus hat sie die ergreifende Geschichte ihrer „Initiation“ auch selbst ab ca. 2004 allenthalben im Internet gestreut und zwar unter mehreren Namen (Kellermair, Benatzky, Raab) sowie mehreren Nicks (Sonja, majun, bergfrau, Sedna, Raabenweib, Rabenweib).