IPPNW: Fukushima und die Geburten

Wir haben vor kurzem mit Interesse eine Gegenbehauptung einer Vereinigung namens IPPNW, „Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ zu Fukushima gelesen, die, kurz gesagt, der Einschätzung der WHO widerspricht.

Den gesamten 26-seitigen Bericht zu kommentieren ist unmöglich, daher wollen wir uns auf ein Thema konzentrieren, das auch in den Medien drastisch verkündet wurde.

Da heißt es, dass die Geburtenraten in Japan im Dezember um 4362 gesunken ist und dies wird in den Medien auch mit eindrucksvollen Worten von einem IPPNW Vertreter kommentiert:
„Es ist anzunehmen, dass viele Embryonen in sehr frühen Phasen strahlenbedingt abgestorben sind“, so IPPNW-Vertreter Winfrid Eisenberg.

Außerdem wird erklärt, dass 75 Säuglinge zusätzlich im ersten Lebensjahr (bzw. in den Monaten Mai und Dezember) verstorben seien. Die Formulierung ist dabei etwas unklar, man summiert da wohl dubiose Sterberaten in den ersten 2 Monaten „nach Fukushima“ (also dann wohl 9 Monate danach?). Zum Beleg der Aussagen wird auf eine Arbeit des Physikers Alfred Körblein Bezug genommen, in diesem Fall allerdings nur eine Email. Die Zahl kommt in der Arbeit nicht vor, die Mitarbeiter der IPPNW haben offenbar nachgefragt.

Wir wollen uns im Folgenden auf die Quelle konzentrieren und nicht so sehr auf die Interpretation durch das IPPNW.

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Die österreichische Kronenzeitung und die Hellseher

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Weiterführende Literatur gibt es in der Buchhandlung

Nach dem Jubelbeitrag über Am Anfang war das Licht in der Sonntagsbeilage(?) der österreichischen Kronenzeitung vor 2 Wochen geht es auch diese Woche munter weiter.

Eine neue Serie „Übersinnliche Phänomene“ wird mit einem Modell, das sich als Engel präsentiert, auf der Titelseite angepriesen.

Nun, die Erwartungshaltung an die Kronenzeitung ist zugegebenermaßen nicht besonders groß; ein Artikel über „Engel, Hellsehen und Kontakt zum Jenseits“ – was wird das schon werden? Aber vielleicht wird man ja positiv überrascht? (Nein, nicht wirklich, aber man wird ja noch hoffen dürfen)

So geht es dann zum Artikel: auf einer Doppelseite – eine malerische Landschaft, auf der die Sonne wie ein leuchtender Stern über einer Hügelkette strahlt – bekommt man gleich ein „Shakespeare-Zitat“ präsentiert:

„Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich erträumen lässt“

William Shakespeare (Hamlet)

Dieses „Zitat“ ist an sich schon so ärgerlich, dass man darüber bloggen müsste, hätten es nicht schon andere getan: hier und hier (Falsch übersetzt, Romanfigur spricht zu Romanfigur, Autoritätsargument)

Auch eine Methode, einen Artikel auf vier Seiten aufzublasen.

Aber das sind nur Randnotizen: im eigentlichen Artikel wird dann die österreichische Hellseherin Rosalinde Haller von ihrer unkritischsten Seite gezeigt. Es kommt nicht einmal der Hauch eines Zweifels auf, jede Behauptung der Dame wird offenbar ohne weitere Recherche in den Artikel übernommen.

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Starcon vs. Scienceblogs: So leicht bringt man Blogger zum Schweigen

Mensch-kDiesmal betrifft es eines der bekanntesten und beliebtesten Wissenschaftsblogs: Astrodicticum simplex von Florian Freistetter. Wie man heute (14.3.2013) dort lesen kann, hat es ein windiger Esoterikabzocker geschafft, eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Schwachsinnsprodukten per rechtlicher Drohung aus dem Netz zu kicken.

Was geschah? Florian Freistetter veröffentlichte am 12. Mai 2009 einen kritischen Beitrag zum Thema „Sternenlicht-Juwelen“, den er jetzt wegen einer juristischen Drohung entfernt hat. Wir haben uns den verschwundenen Beitrag mal angesehen (Das Netz vergisst ja fast nichts). Wie zu erwarten, steht da nichts Ehrenrühriges, Florian macht sich ein bisschen lustig darüber – wie soll man einem solchen esoterischen Unfug auch anders begegnen?

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Greenpeace: Gefährliche Gen-Pflanzen außer Rand und Band

Im ersten Teil haben wir uns ja schon mit einigen Aussagen von Greenpeace zur Gentechnik beschäftigt, jetzt geht es mit den angeblichen Gefahren für die Gesundheit weiter.

Gen-Pflanzen können Stoffe bilden, die Risiken für die menschliche Gesundheit bergen. Die Langzeitfolgen von Gen-Pflanzen sind bisher nicht ausreichend erforscht. Inzwischen gibt es einige Fälle, die zeigen, dass Gen-Pflanzen negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Versuchstieren haben können.

Das gilt eigentlich auch für beliebige „normale“ Pflanzen. So wurde kurz aufgeschrien, als Killer-GMO-Gras auf einer Weide 15 Kühe getötet hat. Der Aufschrei währte nur kurz – als man feststellte, dass das Gras gar nicht gentechnisch modifiziert war, sondern gezüchtet, war es gleich wieder ruhig.

Mutationen oder Veränderungen sind immer Chance und Risiko. Zahllose Mutationen haben unsere Fauna zu dem gemacht, was sie heute ist, und sind für die Vielfalt der wir gegenüberstehen verantwortlich. In dieser Vielfalt wurden manche Pflanzen giftig und manche nicht.

Aus der Geschichte wissen wir, welche wir essen können/sollen. Wir wissen, dass Fliegenpilz Knollenblätterpilz nicht für die Einnahme gedacht ist, unsere Vorfahren haben die notwendigen Experimente vor langer Zeit durchgeführt. Vielleicht kommt daher das Sprichwort: „Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht“. Ein durchaus nicht unkluger Ansatz.

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Wetten, dass wir nur noch Genfood essen werden

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Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Beda M. Stadler. Er ist Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern. Der Beitrag erschien zuerst bei NZZ-Folio.

 

Die spanischen Eroberer mussten 1537 nicht schlecht gestaunt haben, als die einheimische Bevölkerung grausige Knollen aus dem Boden gruben um diese zu verzehren. Allerdings wurde in Sorocaba, einem Dörfchen in den Anden, bloss etwas entdeckt, was gar nicht zu entdecken war, schliesslich hatten die Inkas bereits 200 vor unserer Zeitrechnung die Kartoffel entdeckt. Eine Pflanze mit dermassen viel Kohlenhydraten, dazu leicht anzubauen, müsste einen Siegeszug vor sich gehabt haben. Weit gefehlt! Es vergingen 200 Jahre, bis sich die Skepsis gegenüber diesem Novel Food verflüchtigte. Wetten: bei Genfood wird es rascher gehen.

Kartoffeln seien giftig oder des Teufels, hiess es damals. Eine ähnliche Argumentation, die wir heute von NGO’s kennen. Greenpeace glaubt auch, Genfood sei giftig. Dabei war die Skepsis unserer Vorfahren sogar berechtigt, schliesslich haben damals einige Menschen anstelle der Knollen die giftigen Früchte gegessen. Selbst heute kann man an Dummheit sterben, falls man Unmengen von rohen Kartoffelschalen isst. Damals behauptete man auch, Kartoffeln würden Lepra oder Syphilis hervorrufen. Heute glaubt jeder, Genfood enthalte unabsehbare Risiken. Das ist gefährlicher als jene Krankheiten, die man dank Gentechnik behandeln kann. Noch taucht alle paar Monate eine miserable Studie auf mit der gezeigt wird, dass Marienkäfer oder Ratten wegen Genfood krank werden. Nichts davon hat je Bestand gehabt und wurde jeweils innerhalb einer Woche von der Wissenschaft widerlegt. Die Panikarbeiten werden aber jeweils zur Lieblingsliteratur für alle, die unser Essen lieber zu Medikamenten statt zu Nahrungsmitteln machen möchten. Schade, dass man das einstige Argument, die Kartoffel sei ein Aphrodisiakum, heute nicht mehr gebraucht, Genfood wäre ein Renner.

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Am Anfang war das Licht Talk beim ORF

Nach der gestrigen Ausstrahlung von „Am Anfang war das Licht“ fand beim ORF ein Talk statt. Wir möchten schnell die Gelegenheit nutzen, ein paar Aussagen von P.A. Straubinger und Rüdiger Dahlke zu kommentieren. Leider zu kurz und man könnte sicher mehr sagen.

Herr Dahlke hat sich wie so oft als handfester Weichspüler erwiesen. Wie von ihm gewohnt, hat er von Anfang an die Grenzen und Definitionen verwischt, alles etwas schwammiger gemacht, auf dass Fasten und Lichtnahrung auf eine Stufe gestellt werden.

Er hat das selbst ja schon gemacht. Und redet dann über Fasten. Dass aber Fasten ein normaler Prozess ist, den jeder kennt und dass man als gesunder Mensch „problemlos“ ein paar Tage ohne Nahrung auskommt, bestreitet niemand. Auch dass Wahnsinnige (ja, man muss es so formulieren) wie David Blaine 44 Tage ohne Nahrung, nur versorgt mit Wasser, verbracht haben, gibt es. David Blaine hat dabei aber auch 27 kg abgenommen und musste mit schwerer Unterernährung ins Krankenhaus.

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Biotechnologie: Über die Sprache der Anti-Gentechnik-Demagogen

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Wir bedanken uns beim Onlinemagazin NovoArgumente für die Erlaubnis zur Übernahme des Artikels.
Zu dessen Selbstverständnis geht es: hier.
Zum Inhaltsverzeichnis der aktuellen Printausgabe: hier

Woher kommt die Angst vor der grünen Gentechnik, fragt sich der Biologe Reinhard Szibor. An der Technologie kann es nicht liegen. Diese ist unbedenklich. Den Gentechnikgegnern ist es durch Desinformation und bewusste Sprachirreführung gelungen, den öffentlichen Diskurs zu dominieren.

Obwohl auf zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche gentechnisch veränderte (gv) Pflanzen angebaut werden, ist bisher kein einziger seriös recherchierter Fall dokumentiert worden, in dem ein Mensch durch gentechnisch erzeugte Produkte oder den Konsum von Gv-Pflanzen Schaden genommen hätte. Trotzdem wird der Genuss solcher Lebensmittel in Mitteleuropa von einer großen Mehrheit der Bevölkerung vehement abgelehnt. An EHEC sind erst kürzlich in Deutschland 3.844 Menschen erkrankt, 53 Patienten sind gestorben und viele sind so schwer geschädigt, dass sie nur noch als Dialysepatienten überleben können oder auf eine Nierentransplantation warten. Ausgelöst wurde die Katastrophe durch Sprossen, die in einem sogenannten Bio-Betrieb produziert wurden [1].

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Am Anfang war das Licht – Schon wieder …

So wie jedes Jahr taucht auch heuer wieder der Fantasy-Film „Am Anfang war das Licht“ in den Medien auf. Herr P.A. Straubinger stellt damit wieder einmal klar, dass er ein verdienter Gewinner des Goldenen Bretts 2011 war. Nicht, dass er das noch extra beweisen muss: sein Werk ist zweifellos nachhaltig und breitenwirksam. Dass es bereits ein … Weiterlesen

Greenpeace: Gen-Pflanzen: riskant, unkontrollierbar, nutzlos!

Greenpeace behauptet auf seiner Website ja so einiges zur Gentechnik, die wohl zentrale Seite dazu schreibt: Gen-Pflanzen: riskant, unkontrollierbar, nutzlos! und zählt in 4 Hauptpunkten auf, warum die Technologie und die daraus entwickelten Pflanzen so schlimm seien.

Aber ist das wirklich so? Gehen wir das mal Schritt für Schritt durch. Der erste Satz nach der Zusammenfassung ist gleich interessant:

Bei der Genmanipulation werden im Gegensatz zur Züchtung natürliche Grenzen ignoriert und natürliche Abläufe in der Pflanze massiv verändert.

Zur natürlichen, klassischen Züchtung gehört unter anderem die Verwendung von erbgutschädigender Substanzen wie Radioaktivität oder Giften. Diese Methode unterliegt keinerlei Auflagen und mehr als 3.000 Sorten wurden damit geschaffen, wie z.B. die Grapefruitsorten „Star Ruby“ und „Ruby Red“, die heute oft in Bioläden verkauft werden. 90% der behandelten Pflanzen überleben eine solche Behandlung nicht, aber der Rest weist hoffentlich eine gewünschte Veränderung auf. Dazu leider im Schnitt noch ca. 20 weitere, bei denen man oft keine Ahnung hat, was sie bewirken.

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Das Elend der Volkshochschulen (5) Bitte bequeme Kleidung, warme Socken, ein Kissen und eine Decke mitbringen – den kritischen Verstand dürfen Sie zu Hause lassen.

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Die warme Socke – Wahrzeichen der VHS?

 

In den vier vorangegangenen Folgen sind Wege aufgedeckt worden, auf denen irrationale Gedankenwelten in die Programme der Volkshochschulen einsickern; nicht etwa vereinzelt, sondern flächendeckend. Anscheinend muss man davon ausgehen, dass bundesweit keine VHS existiert, der es gelingt, sich gegen die Vereinnahmung durch unnütze bis gefährliche Heilslehren zuverlässig zu schützen. Hinweise auf Gegenbeispiele werden gerne entgegen genommen – nur wo sind sie?

Es ist vermutlich illusorisch, von den VHS zu erwarten, dass sie sich an die Spitze einer Aufklärungskampagne gegen Homöopathie setzen. Vermutlich ist es sogar zu viel verlangt, Kursangebote in dieser Richtung auch nur zu vermeiden – wenn gleichzeitig eine öffentliche Universität sich ein „Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften“ leistet. Sehr wohl aber könnte erwartet werden, dass zumindest der haarsträubendste Unfug nicht auf dem Umweg über einen VHS-Kurs den Ritterschlag öffentlicher Beglaubigung erhält. Dabei reichen in den meisten Fällen wenige Minuten der Überprüfung, mit wem und womit man es bei den Kandidaten für eine Dozententätigkeit zu tun hat. Wenige Mausklicks reichen aus, um vorgewarnt zu sein, dass ansonsten beispielsweise

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