Waldorflehrer werden! – am „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“

Passend zur Steiner-Woche ein Gastbeitrag von Andreas Lichte.
Dieser Beitrag ist am 28.02.2011 auch bei den Ruhrbaronen erschienen.

Waldigrafik
Unser Gastautor Andreas Lichte war als Experte zur Waldorfschule beim Deutschlandradio Kultur zu Gast. In der Zeitreisen“-Sendung „Die bessere Schule oder esoterischer Irrglaube?“ am 23.02.2011 berichtete er auch von seinen Erfahrungen während seiner Ausbildung zum Waldorflehrer am „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“. Hier eine Extended Version.

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Der ursprüngliche politische Kontext der Waldorf-Bewegung

Die Diskussion des politischen Kontexts der frühen Waldorf-Bewegung hat einige wichtige Fragen aufgeworfen. Wie mehrere Listenteilnehmer richtig aufzeigten, war dieser Kontext nicht der Nazismus; die Nazis kamen erst acht Jahre nach Steiners Tod an die Macht. Tatsächlich verbindet sich der reale historische Kontext direkt mit dem vorigen Austausch über anthroposophische Einstellungen zur Demokratie.

In dem Ausmaß, wie sich die frühe Waldorf-Bewegung vor einer politischen Aufsicht fürchtete, befürchtete sie die demokratische Politik, nicht aber die nationalsozialistische Politik. Die Aufzeichnungen der frühen Waldorf-Geschichte spiegelt mehr oder weniger das Gegenteil dessen wider, was Stephen eingangs vermutete: Die Führer der Waldorf-Bewegung waren häufig gegenüber der demokratischen Weimarer Republik feindlich eingestellt, die ein Gegner des Nazismus war, während dieselben Waldorf-Führer dem Nazi-Regime in seinen frühen Jahren oft bemerkenswerte Sympathien entgegen brachten.

Die erste Waldorf-Schule wurde 1919 gegründet, unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, gerade als die allererste Demokratie Deutschlands ihre ersten Schritte unternahm. Dieser Zeitraum von 1918 bis 1933 wird als Weimarer Republik bezeichnet. Die Weimarer Republik ersetzte den autoritären Staat des Deutschen Reiches, der am Ende des Ersten Weltkrieges zusammengebrochen war. Das demokratische System der Weimarer Zeit wurde von Gegnern des Nazismus errichtet und repräsentierte alles, was die Nazis verachteten.

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150 Jahre Steiner

Heute, am 27. Februar 2011, gibt es den 150. Geburtstag Rudolf Steiners zu feiern. Grund genug für uns, die Leiche ordentlich zu fleddern. Steiner wird von den Anthroposophen völlig unkritisch verehrt und als Universalgenie angesehen. Wir wollen doch mal schauen, was er so auf der Pfanne hatte…

Steiners Menschenbild

Steiner vertrat krude Ideen über die Entwicklung des Menschen, die er aus der Theosophie übernommen hatte. So wird von einer geradlinigen Entwicklung der ‚Lemurier‘ und ‚Atlanter‘ ausgegangen, die hin zur höchsten Stufe, natürlich dem Europäer, führt. Affen und Indianer sind in dieser Vorstellung ‚dekadente Abzweigungen‘.

Dekadente Indianer

Indigene Menschen finden diese Vorstellung höchst rassistisch, ein Vorwurf den moderne Anthroposophen aber meist nicht nachvollziehen können. Jedenfalls wurden aufgrund dieser und anderer Äußerungen (z.B. über das Triebleben der Neger) Steiners Schriften von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien beinahe indiziert. Neue Ausgaben von „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“ sollten nur noch mit erläuternden Kommentaren erscheinen.

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Noch mehr Pfusch als subventionierte Kassenleistung

Einer unserer FDP-nahen Esowatchautoren mit Kontakten zum Bundesministerium für Gesundheit hat Erschreckendes aus gut unterrichteten Kreisen zugespielt bekommen. Es befindet sich eine Verordnung in Arbeit (der Referentenentwurf und die Strategiepapiere liegen Esowatch vor), die zum 1.10 2010 in Kraft treten soll. Zwei Dinge sind aus unserer Sicht bemerkenswert: – die Mehrwertsteuer für homöopathische und anthroposophische … Weiterlesen

Sexueller Missbrauch in Waldorfschule?

Täglich werden es mehr Meldungen zum sexuellen Kindesmissbrauch an privaten Schulen und Internaten. Dass nun auch eine Waldorfschule betroffen sein soll, verwundert nicht, ganz im Gegenteil, man konnte eigentlich darauf warten und man kann auch davon ausgehen, dass es nicht bei einem Fall bleiben wird.

Vorwürfe gegen Waldorfpädagoge
(ÜBERLINGEN/iw) Auch an der Freien Waldorfschule in Überlingen soll es Missbrauchsfälle gegeben haben. Das berichtet ein ehemaliger Schüler, der die Einrichtung Mitte der Neunziger Jahre besucht hat. Der Pädagoge soll entlassen worden sein.
Erst Salem, jetzt Überlingen. Nachdem die ersten Missbrauchsfälle an schulischen Einrichtungen aufgedeckt wurden, kommen jeden Tag weitere an die Öffentlichkeit. Gestern hat sich ein ehemaliger Schüler der Freien Waldorfschule Überlingen an die Medien gewandt, der die Einrichtung bis zur sechsten Klasse besucht hat, ehe er auf eine andere Schule wechselte. Zwei Kinder in seiner Klasse seien missbraucht worden und es habe zahlreiche gewalttätige Übergriffe auf Schüler gegeben, auch gegen ihn. Die Schulleitung der Waldorfschule konnte gestern nicht für eine Stellungnahme erreicht werden. Aus dem Umfeld der Schule werden die Vorwürfe gegen den ehemaligen Klassenlehrer bestätigt. Der Mann sei umgehend entlassen worden. Nicht belegt wurde die Anschuldigung, dass die Schule von Vorfällen an anderen Schulen gewusst habe und den Pädagogen dennoch eingestellt habe.

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Lorenzo Ravagli und der Glaubenskrieg der Anthroposophie gegen Helmut Zander

Von Andreas Lichte

Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus dem Brightsblog.

Frühjahr 2009. Als Antwort auf Helmut Zanders preisgekröntes Standardwerk “Anthroposophie in Deutschland” erscheint Lorenzo Ravaglis Schmähschrift “Zanders Erzählungen”. Im Vorwort sagt Dr. Walter Kugler, Leiter des Rudolf Steiner Archivs in Dornach, Ravagli habe das Ziel gehabt, “zu retten, was noch zu retten ist” und dabei Mut bewiesen. Zum Beispiel so:

Ravagli beschuldigt Zander, dieser verfolge mit seiner publizistischen Tätigkeit zur Anthroposophie eine “verdeckte Agenda” [S. 24].

Ravagli stellt Zander als “Enthüllungsjournalisten marxistischer Orientierung” dar, der “trotz seiner katholischen Vergangenheit einem marxistisch inspirierten, historischen Materialismus verpflichtet ist” [S. 35].

Ravagli stellt klar, dass nicht etwa die Anthroposophie eine Sekte ist, sondern: „Zander als Eingeweihter einer trivialaufklärerischen Entmythologisierungtradition strebt wie alle Angehörigen von Wissenschaftssekten (sic!) danach, die Normativität seiner partikularen Rationalität zu universalisieren und alle Angehörigen abweichender Traditionen oder Diskursgemeinschaften als Ketzer zu stigmatisieren.“ [S. 372]

Möchte jemand versuchen, das zusammenzufassen? Wie wäre es damit: Helmut Zander – ein katholisch-marxistischer, materialistischer Verschwörer der Sekte Wissenschaft gegen die Anthroposophie?

Solch mutige anthroposophische Charakterisierungen Zanders haben Tradition. Ein Blick zurück:

Sommer 2007. Nach Zanders Artikel “Jenseits von Steiners höherer Erkenntnis – Entmythologisiert die Anthroposophie!” kommt es im eigens eingerichteten Diskussionsforum der Stuttgarter Zeitung zu heftigsten Angriffen gegen Zander:

Autor: didlda“ gibt dem Leser einen Crashkurs in moderner Spiritualität, weist auf „banalstes Allgemeinwissen“ hin, das – außer Helmut Zander – „heute jeder weiss, damals auch“. So erfährt der Leser etwas über den Zusammenhang von Chakras und der Quantenphysik, „die heute weit in geistige Gebiete hineinreicht, die Steiner bereits vor 100 Jahren ganz klar nachvollziehbar benannt hat.“ Dankbar werden Heisenberg, Planck und Schrödinger in ihren nächsten Inkarnationen den Kollegen Steiner begrüßen!

Bei „didlda“ wird aus Zander „Zehnder“, der Zehn-Ender, der zum Abschuss freigegeben wird. Halali! Zanders Buch „Anthroposophie in Deutschland“ ist mit 1884 Seiten und 246,00 Euro Kaufpreis wahrlich ein kapitaler Hirsch, dem man mit großkalibrigen Waffen begegnen muss:

Autor: Vater“ nimmt Zander so aufs Korn: „Ich finde die Herangehensweise von Herrn Zehnder höchst unsachlich und unwissenschaftlich.“ Lieber Leser, sagen Sie jetzt bitte nicht, dass sei aber ein glatter Fehlschuss. Es gibt andere Autoren, die für „Vater“ nachladen und nachladen:

Autor: Dr. Jörg Ewertowski, Leiter der Rudolf Steiner Bibliothek in Stuttgart“ wirft Zander vor, er besäße keine „echte ergebnisoffene wissenschaftliche Fragehaltung“, sonst hätte Zander ja schon längst selber entdeckt, dass es nur EINE, Zitat Ewertowski, „Weisheit vom Menschen“ geben kann, nämlich die „Anthropo-Sophia“.

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Links schützt vor Eso nicht

EsoWatch ist politisch neutral – wir sind der Meinung, dass bezüglich Irrationalität alle politischen Strömungen Dreck am Stecken haben. Ein schönes Beispiel ist die linke TAZ: Hier wird die antroposophische Heilkunde bejubelt, hier Steiner selbst. Wie sich die Ansichten des Rassisten Steiner mit linkem Selbstverständnis vereinbaren lassen, erschließt sich uns nicht.

Die Pressure-Group der Anthroposophen bei der Arbeit


Gestern erschien in dem vom Deutschen Bundestag herausgegebenen Wochenblatt „Das Parlament“ eine Kritik von Philipp Bloms Werk „Der taumelnde Kontinent – Europa 1900 – 1914“.
Blom beschreibt in seinem Buch den turbulenten Wandel Europas in der Zeit zwischen 1900 und 1914. Dabei kommt auch die zu dieser Zeit sehr populäre esoterische Strömung mit einem ihrer Hauptvertreter, dem Gründer der Anthroposophie und Waldorfpädagogik Rudolf Steiner zur Sprache.

Der Verfasser der Buchkritik Nikolaus German schreibt wörtlich:
„Was auf die Gestalt Steiners einen Schatten wirft, ist indes weniger seine obskure Esoterik. Bedenklich ist vielmehr – was heute die wenigsten Steiner-Jünger wahrhaben wollen – dass dieser ‚traurige Prophet‘ und ’selbsternannte Visionär‘ (Blom) ein ausgesprochener Rassist war, der die Überlegenheit der ‚arischen‘ weißen Rasse predigte und die Minderwertigkeit der Schwarzafrikaner, der ‚triebhaften Neger‘. Steiner siedelte die ‚Neger‘ in seiner hierarchisch aufgebauten Rassenlehre knapp über, manchmal sogar unterhalb der Stufe von Tieren an. Das erweist Steiner als einen Geistesverwandten des national-sozialistischen Rassenwahns und arischen Herrenmenschentums. Freilich hatten sich damals die Ideen von Rasse und Volk in vielen Köpfen festgesetzt, selbst Intellektuelle waren nicht frei davon. Das betrifft auch den weit verbreiteten Antisemitismus.“

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Anthroposophen gescheiter als Scientologen?

Wie wir heute in den Nachrichten erfahren konnten, stehen die Scientologen in Frankreich kurz vor dem Aus. Zu offensichtliches Betrügen mit angeblichen Wundermitteln, den E-Metern, die poplige Widerstandsmesser aus dem Baumarkt waren – all das hat ein Französisches Gericht als Betrug angesehen, welcher den Betroffenen mindestens 20.000 Euro gekostet hat. Obwohl beide „Weltanschauungen“ ähnlich skurile … Weiterlesen

Lorenzo Ravagli


Beim Brightsblog und beim NPD-Blog kann man nachlesen, wie Lorenzo Ravagli mit Andreas Molau, dem NPD-Spitzenkandidaten für die Niedersächsische Landtagswahl 2008, zusammengearbeitet hat. Nun ist es sicherlich sehr interessant, mit wem der Herr Ravagli gemeinsam ein Buch schreibt. Aber er hat dieses Buch ja zurückgezogen. Und was schreibt Herr Ravagli sonst so im Web?
Kurzes googeln fördert dies zu Tage: Ein Beitrag, der ursprünglich in der Wochenschrift „Das Goetheanum“ Ausgabe 25/2006 erschienen ist.

Da lesen wir unter der Überschrift „Distanzieren. Ritual einer Ersatzreligion“ einige lustige Dinge.

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