Leitfaden für Skeptiker – Teil 4: Der Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)

Definition: Ein Bestätigungsfehler (engl. confirmation bias) ist in der Kognitionspsychologie die Neigung, Informationen so auszuwählen, zu ermitteln und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen (bestätigen).

„Es hört nie auf zu regnen! Es regnet … im … mer … fort.“ lässt Douglas Adams den LKW-Fahrer Rob McKenna im „Anhalter“ rufen. Als erfahrene Skeptiker sehen wir hier sofort einen Bestätigungsfehler. Und auch Arthur Dent widerspricht: „Natürlich hört es auf zu regnen.“

Der Confirmation Bias beschreibt die Tendenz, bevorzugt solche Informationen wahrzunehmen, zu erinnern und zu akzeptieren, die zu unseren bestehenden Überzeugungen und dem vorhandenen Wissen passen. Umgekehrt neigen wir dazu, jene Informationen zu vergessen, zu verdrängen oder abzulehnen, die mit unserem Weltbild oder unseren Erfahrungen nicht im Einklang sind.

Während wir damit beschäftigt sind, eine Flut neuer Informationen zu verarbeiten, fügen wir diese zu einem Narrativ oder Paradigma zusammen. Grundsätzlich ist es hilfreich, eine Art Schablone zu haben, in die wir neue Informationen einpassen. So können wir sie durch Bildung von Zusammenhängen leichter speichern und verstehen.

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Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 4, 2019)

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Die aktuelle Folge der US-Science-Fiction-Serie „The Orville“ spielt auf einem Planeten, dessen Bewohner ihr gesamtes Leben nach der Astrologie ausrichten. So ist es dort gesellschaftlicher Konsens, dass in einem bestimmten Zeitraum Geborene grundsätzlich schädliche und gefährliche Charakereigenschaften aufweisen, weshalb diese Personen lebenslang in Lagern eingesperrt werden müssen. Der Glaube an die Macht der Sterne ist so stark, dass niemand auf die Idee kommt, diese Annahme zu hinterfragen, obgleich es sich ansonsten um eine aufgeklärte und hochtechnisierte Gesellschaft handelt. Fazit: Irrationale Glaubenssysteme führen zu falschen Entscheidungen und haben negative Auswirkungen auf unser Leben. Deshalb haben Bildungseinrichtungen, Politik und Medien die Verantwortung, gesichertes Wissen zu fördern und zu verbreiten und sich von Aberglaube fern zu halten. Auch eine Kleinigkeit wie die Vermeidung der Zahl 13 bei der Nummerierung von Gesetzen ist daher für uns ein Anlass, die Stimme zu erheben. In diesem Wochenrückblick finden sich viele weitere Beispiele dafür, welche Schäden der Glaube an Wunder, Götter und Übersinnliches anrichten kann. Deshalb lasst uns ein Gegengewicht bilden und nur gut geprüfte Informationen und gesichertes Wissen verbreiten. Lustige Geschichten über die Schicksalskraft der Planeten oder die heilende Wirkung von Zuckerkugeln gehören höchstens noch auf die Witzseiten der Boulevardblätter. Sinnvolle Informationen dagegen sammeln wir gerne für die nächste #Psirama-Folge. Also meldet Euch, helft mit und diskutiert darüber!

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Leitfaden für Skeptiker – Teil 3: Der Carpenter-Effekt

Definition: Als Carpenter-Effekt (oder ideomotorischer Effekt) wird das Phänomen bezeichnet, dass das Sehen einer bestimmten Bewegung sowie – in schwächerem Maße – das Denken an eine bestimmte Bewegung die Tendenz zur Ausführung ebendieser Bewegung auslöst.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten der Selbsttäuschung. Gelegentlich hilft sogar unser eigener Körper dabei. Bei der Verwendung von Wünschelruten zeigt sich dieser Effekt besonders deutlich. Ein solches Gerät kann aus zwei rechtwinklig gebogenen Metallstäben bestehen, die in beiden Händen vom Körper weg zeigend gehalten werden. Eine winzige Bewegung der Hand genügt, um dafür zu sorgen, dass die Stäbe sich durch Schwerpunktverlagerung zur Seite bewegen. Für den Wünschelrutengänger ist das ein klares Zeichen, die gesuchte Wasserader, eine stromführende Leitung oder ein Objekt gefunden zu haben.

Verantwortlich für die Bewegung der Stäbe ist natürlich nicht das Wasser, sondern die Erwartung des Wünschelrutengängers, an genau dieser Stelle etwas zu finden. Der Körper liefert die passende Bewegung dazu, ohne dass diese bewusst ausgeführt wird. Auch mit anderen Gegenständen wie einem Pendel oder einem sogenannten Ouija-Board lässt sich der Carpenter-Effekt nutzen.

Erstmals ausführlich beschrieben wurde das Phänomen im Jahre 1852 von William Benjamin Carpenter, einem englischen Physiologen und Naturwissenschaftler. Doch obwohl diese psychomotorische Funktion schon lange bekannt ist, halten sich Täuschungen und Selbsttäuschungen mit Wünschelruten und ähnlichen Apparaten bis heute hartnäckig.

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Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 3, 2019)

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Von Zeit zu Zeit stellt sich die Frage, wozu wissenschaftsbasierte Aufklärung nützlich ist und wie sie aussehen soll. Schließlich kann sich doch jeder selbst informieren und sich eine eigene Meinung bilden. Warum soll man den Leuten denn sagen, was sie zu denken und zu glauben haben? Nun, Wissenschaft ist kein Dogma und keine Religion, sondern die beste Methode, sich ein möglichst realistisches Bild von der Beschaffenheit der Welt zu machen. Wir beobachten an vielen Stellen, welche Auswirkungen es hat, wenn vorsätzlich falsche Informationen verbreitet werden. Die Folge ist dann die Rückkehr eigentlich besiegter Krankheiten, der Aufstieg populistischer Herrscher, die Marginalisierung von Bevölkerungsgruppen und die Spaltung von Gesellschaften. Um friedlich und gesund miteinander leben zu können, ist eine gemeinsame Wissensbasis notwendig. Wir alle können eine Kleinigkeit dazu beitragen, etwa indem wir Informationen prüfen, bevor wir sie verbreiten, indem wir nachprüfbar falschen Behauptungen widersprechen und gesichertes Wissen weitergeben. Tommy Krappweis singt „Entdumm Dich“. Das ist grundsätzlich ein guter Rat, aber ohne fremde Hilfe wird das mit der Entdummung schwierig. Deshalb helfen wir gerne dabei, denn in Gesellschaft kluger Menschen lebt es sich besser. Wenn Ihr uns dabei unterstützen möchtet, schickt uns interessante Links, Artikelvorschläge und Verbesserungen oder diskutiert einfach in Forum und Blog miteinander.

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Leitfaden für Skeptiker – Teil 2: Pareidolie

Definition: Pareidolie bezeichnet das Phänomen, in Dingen und (auch zufälligen) Mustern vermeintliche Gesichter und vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen.

Wenn wir als Kind lange in den Himmel schauten, um die vorbeiziehenden Wolken zu betrachten, erkannten wir plötzlich einen Hasen, einen Bären oder einen Zwerg mit einer riesigen Nase. Die Figuren veränderten sich, bildeten neue Formen und lösten sich schließlich auf. In zufälligen Objekten Gestalten zu sehen, konnte uns auch ängstigen, z.B. wenn wir den Schatten eines Blumentopfes im Halbdunkel für ein wildes Tier oder ein Monster hielten.

Als Erwachsene haben wir diese Fähigkeit immer noch; nun ist uns normalerweise aber bewusst, dass unser Gehirn bloß überagiert und die Gesichter und Gestalten nicht real sind. Auf einem Toastbrot das Gesicht von Jesus zu erkennen, ist keine Fehlfunktion, sondern ein Artefakt der raffinierten Mustererkennung unseres Wahrnehmungsapparats, die es uns ermöglicht, rasch ein informatives Bild von unserer Umgebung zu gewinnen.

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Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 2, 2019)

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Im ersten Wochenrückblick des Jahres 2019 kollidieren Wirklichkeit und Wunschdenken gleich an mehreren Stellen. Udo Endruscheit beschreibt ein Gerichtsurteil, bei dem die formelle Gesetzeslage über die Naturgesetze siegt. Natalie Grams erklärt, warum Pseudomedizin nicht wirksam wird, nur weil sie bei vielen Menschen besonders beliebt ist und bei Florian Aigner geht es um den Wunsch vieler Journalisten, die Wahrheit irgendwo in der Mitte zu suchen, auch, wenn die Faktenlage eindeutig ist. Wissenschaft und mit ihr die Suche nach der tatsächlichen Beschaffenheit der Welt wird zumehmend zu einem Argumentationsproblem. Populismus schreibt einfach die schöneren Geschichten und bedient die Sehnsucht nach einer Realität, die sich den persönlichen Wünschen unterwirft. Hat die Realität einmal die besseren Argumente, lässt sie sich immer noch mit einem Hamlet-Zitat niederringen. Warum das keine brauchbare Strategie ist, erklärt Onkel Michael in seinem Blog. Unsere selbstgewählte Aufgabe bleibt es auch in diesem Jahr, für den Realismus zu werben und das kritische Denken zu fördern. Dabei soll die neue Blog-Serie „Leitfaden für Skeptiker“ helfen und wöchentlich Denkanstöße liefern. Für eure Neujahrswünsche und Linktipps haben wir immer ein offenes Forum und freuen uns über Kommentare auf allen Kanälen.

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Leitfaden für Skeptiker – Teil 1: Der Dunning-Kruger-Effekt

Was stimmt und was stimmt nicht? Wie lassen sich richtige von falschen Nachrichten unterscheiden? Wie erkennt man zwielichtige Angebote im Gesundheitsbereich? Was sind die typischen Merkmale von Scharlatanerie-Produkten? Und wem soll man überhaupt glauben?

Die Antwort auf die letzte Frage ist einfach: Niemandem. Es ist nicht notwendig, etwas zu glauben, wenn man in der Lage ist, Informationen auf Plausibilität zu prüfen, sie mit wissenschaftlich gesichertem Wissen abzugleichen, gründlich zu recherchieren und Täuschungen zu erkennen. Wir möchten unseren Lesern gerne ein paar nützliche Werkzeuge an die Hand geben, die das kritische Denken trainieren, und beginnen deshalb heute unsere Serie „Leitfaden für Skeptiker“, inspiriert durch das 2018 erschienene Buch „The Skeptics‘ Guide to the Universe“.

Zum Einstieg beschäftigen wir uns mit dem

Dunning-Kruger-Effekt

Definition: Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt die Unfähigkeit, die eigene Kompetenz (auf einem bestimmten Gebiet) realistisch einzuschätzen, mit der häufigen Konsequenz, die eigenen Fähigkeiten oder Kenntnisse zu überschätzen.

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Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 50, 2018)

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Sprechen wir über Motivation: Was bringt eigentlich eine bunte Mischung von Menschen dazu, ein Informationsportal über Pseudowissenschaften, Beutelschneiderei und irrationale Überzeugungssysteme seit inzwischen elf Jahren zu pflegen? Nach Ansicht einiger Kritiker kommen dafür nur niedere Beweggründe in Frage: Angst, Neid, Missgunst oder gar Geld aus dunklen Kanälen. Andererseits kann auch der Wunsch, die Aufklärung voranzutreiben, sich mit interessanten wissenschaftlichen Themen zu beschäftigen und gemeinsam mit ähnlich Gesinnten nützliche Informationen zusammenzutragen, einen wirksamen Antrieb darstellen. Freundliche Zuschriften, Dankesworte und Anfragen von Journalisten wirken ebenfalls motivierend. Vielleicht ist es aber auch überhaupt nicht notwendig, die Frage nach dem Nutzen immer wieder zu stellen. Wie Florian Aigner bei futurezone schreibt, darf etwas auch einfach nur Spaß machen, ohne ein höheres, nutzbringendes Ziel zu verfolgen. Über Themenvorschläge und warme Worte sowie über Linkspenden für den nächsten Wochenrückblick – der allerdings erst im Januar erscheinen wird – freuen wir uns auf jeden Fall und wünschen erkenntnisreiche Feiertage.

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SkyWay und die verschwundenen Patente

„Scammer“ sind Firmen oder Personen, die etwas anbieten, das nicht oder nicht wie angegeben existiert bzw. funktioniert – also Betrüger. Eine typische Masche von Scammern ist die Ankündigung eines angeblich sensationellen Produktes, das z.B. Energie aus dem Nichts produziert, gegen allerlei Krankheiten hilft („Snake Oil„) oder Reichtum ohne Arbeit ermöglicht. Beliebt sind auch Zusatzfunktionen, welche die Welt besser, die Umwelt sauberer und die Gesellschaft gerechter machen; Weltverbesserung verkauft sich gut. Wer aber Geld für ein Produkt nimmt, das gar nicht existiert, muss damit rechnen, verklagt und wegen Betrugs verurteilt zu werden. Daher haben sich die meisten Scammer auf fachfremde (und daher leichter zu täuschende) Investoren oder Spekulanten als Zielgruppe spezialisiert. Diese werden mit Versprechungen geködert und anschließend – oft auf Jahre hinaus – mit noch größeren Versprechungen vertröstet. Die ehrgeizigen Pläne werden natürlich niemals umgesetzt.

Als Köder für Technologie-Scams dient die Präsentation zahlreicher Patente. Diese sollen neben Zertifikaten (z.B. vom TÜV) und Referenzen (die gewöhnlich frei erfunden sind) die Seriosität des Unternehmens sowie die Machbarkeit des Projekts belegen.

Ein derzeit recht aktives Scam-Projekt ist die Firmengruppe SkyWay aus Weißrussland. Firmengründer Anatoli Yunitsky möchte angeblich das weltweite Transportwesen revolutionieren und vielerorts Gondeln („String Transport“ genannt) aufhängen, die bislang allerdings nur als Computer-Animationen, Handzeichnungen oder Funktionsmodellen auf Märchenpark-Niveau existieren. Yunitsky behauptet, solche Hängebahnen seit über 40 Jahren zu entwickeln, kann aber keinen einzigen Auftrag vorweisen. Die Beschreibung des Systems steckt voller Widersprüche und technischer Unmöglichkeiten, das Firmengeflecht ist undurchsichtig, und die Finanzierung von Yunitskys Jugendtraum basiert auf einem MLM-System mit überzogenen Gewinnversprechen. Das Geschäftsmodell von SkyWay besteht darin, wertlose Gutscheine als „Firmenanteile“ zu verkaufen. Finanzaufsichtsbehörden vieler Länder haben bereits Warnungen vor SkyWay veröffentlicht.

Immerhin kann er aber doch einen ganzen Stapel Patente vorweisen, oder?

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Psirama – Der Psiram-Wochenrückblick (KW 48/49, 2018)

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Sind Skeptiker starrköpfig und unbelehrbar? Glaubt man den Worten von Esoterikern, Homöopathen und Aluhüten, ist das wohl der Fall. Grundsätzlch sollten Skeptiker in der Lage sein, flexibel auf neue Informationen zu reagieren, diese zu prüfen und gegebenenfalls ihre Ansichten zu ändern. Kritisches Denken bedeutet nicht, an einer Meinung entgegen anderslautender Argumente festzuhalten. Allerdings sind Skeptiker recht gefestigt in ihren Vorstellungen, wie ein Argument auszusehen hat. Reine Meinungen sind wertlos. Erst überprüfbare Fakten werden als Diskussionsgrundlage anerkannt. Sind diese vorhanden, ist es allerdings sehr einfach, die Ansichten von Skeptikern zu ändern. Die Diskussion um das Münsteraner Memorandum Heilpraktiker zeigte im letzten Jahr sehr schön, wie Gegenargumente – soweit sie überhaupt vorhanden waren – nicht aussehen sollen. Eine frisch erschienene Analyse der Kritik am Memorandum wurde diese Woche in einer Fachzeitschrift publiziert und ist sehr aufschlussreich. Eure Linkvorschläge für die kommende Woche nehmen wir wieder gerne entgegen, ebenso wie Argumente jeglicher Art – bevorzugt solche mit nachprüfbaren Fakten.

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