Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk ist immer dafür gut, Skandale aufzudecken; kürzlich ging es in der ARD-Sendung plusminus um psychologische Gutachten. Eingangs wird der Fall eines quasi von Gerichts wegen entführten Kindes geschildert. Vorwand für diesen empörenden Eingriff in die Menschenrechte sei ein Gutachten gewesen; und: „Dabei sind sie [die Gutachten] oft das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind.“ Sagt wer? Sagt die „Psychotherapeutin und Rechtspsychologin Andrea Jacob“. Sie „bestätigt“: „‘Ich habe noch nicht ein einziges Gutachten vorliegen gehabt, das wirklich allen fachlichen Anforderungen entsprochen hätte.‘“ Und so weiter, alles ganz furchtbar.
Weder der Bundesjustizminister noch die kritisierte Gutachterin seien zu einer Stellungnahme bereit gewesen, heißt es. Aber es ist nun nicht so, dass es gar keine fachliche Stellungnahme gegeben hätte. Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) e.V. – Sektion Rechtspsychologie – hat im November 2015 einen ausführlichen Brief an die Redaktion plusminus geschrieben. Darin heißt es unter anderem:
„Sie lassen Andrea Jacob als “Expertin” zu Wort kommen. Frau Jacobs Einschätzungen sind in Fachkreisen hoch umstritten. Sie nennen sie “Rechtspsychologin”, anscheinend ohne sich näher über ihre Qualifikation und die Voraussetzungen dieser Berufsbezeichnung informiert zu haben. Über die spezifische, rechtspsychologische Weiterbildung verfügt Frau Jacob nicht. Ferner ist auch zweifelhaft, ob sie Psychotherapeutin ist […]“
http://www.rechtspsychologie-bdp.de/2015/11/brief-an-plusminus/
Nur eben, dass diese Stellungnahme den schönen Skandal gestört hätte, weshalb sie der plusminus-Redaktion nicht weiter erwähnenswert schien. Psiram ist in der Lage, noch weitere Details zur Qualifikation von Frau Jacob beizusteuern. Bereits weit vorher, im Umfeld der Diskussion um die Causa Mollath (wenn auch in der späten Phase), hatte sich Frau Jacob durch einige – sagen wir, schräge – Einschätzungen in anderen Fällen bekannt gemacht. Dies war uns Anlass, uns kundig zu machen über die indischen Bildungseinrichtungen, an denen sie ihre akademischen Meriten erworben hat.