Paul Karason ist tot

Der 62-jährige Paul Karason, der von vielen wegen seiner blauen Hautfarbe als Papa Schlumpf bezeichnet wurde (ein Name, den er gehasst hat), ist vorige Woche gestorben.

Paul Karason

Diese Verfärbung der Haut hatte er sich durch jahrelange Einnahme von Kolloidalem Silber selbst zugefügt. Diese Krankheit, Argyrie genannt, wird durch Einlagerung von Silber verursacht und war vor ca. einem Jahrhundert recht häufig, als Silber noch zur Desinfektion verwendet wurde. Silber ist zwar ein wirksames Desinfektionsmittel, aber die Nebenwirkungen sind nicht ohne.

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Heute im Bio-Markt (2) – Plaste und Elaste

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Wer alt genug ist, erinnert sich – an die erste Generation von Bioläden. Meist paarweise auftretende Inhaber in grob gestrickten Pullovern und mit ebensolchem Haupthaar standen hinter grob gezimmerten Verkaufstischen und ebensolchen Regalen. Die angebotenen Lebensmittel waren minimalistisch verpackt, meistens tat es eine verklebte oder gefaltete Tüte. Hinter dem Tresen eines Bioladens in meiner damaligen Nachbarschaft standen offene Säcke mit mehreren Sorten Getreide und Hülsenfrüchten, darin jeweils eine Schöpfkelle. Das war noch Bio, meine Herrschaften! Na gut, es war auch eine notorische Quelle für Plodia interpunctella, aber wer mit der Natur leben will, muss auch mit ihr teilen können – trösteten wir uns zumindest.

Das alles ist graue Vorgeschichte. Bio ist heute eine Erscheinungsform von Supermarkt. Einem Betrieb der in Bickenbach in Südhessen ansässigen Alnatura-Kette etwa sieht auf Anhieb niemand an, dass hier alles Bio sein soll. Von Nachhaltigkeit ganz zu schweigen. In meterlangen Stahlregalen rollt genau die Verpackungslawine wie im konventionellen Verbrauchermarkt nebenan. Eine Kostprobe? Hier haben wir das Ergebnis eines völlig normalen Samstagseinkaufs für eine durchschnittliche Familie, bei dem keineswegs auf bestimmte Auswahl geachtet wurde:

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Heute im Bio-Markt (1) – Ruby, my Dear

Das Wochenende steht vor der Tür und mit ihm die Einkaufsrunde durch die Supermärkte des Landes. Der Blick schweift über Regale und Kühltruhen, alles schön bunt hier, alles Bio, und doch – könnte in der schönen neuen Biowelt möglicherweise der eine imagesCAW7PHEUoder andere Wurm stecken?

Ein beherzter Griff in die Obstauslage, und in der Hand halte ich eine rotfleischige Grapefruit.

Als Sorte ist angegeben: Ruby Red, Rio Star oder Red Star, ganz egal. Herkunft: Israel. Schon stocke ich.

Na ja, Israel geht in der Ökobilanz noch in Ordnung, es hätte schlimmer kommen können, sagen wir: Florida, Texas, Südafrika, Lateinamerika. Israel liegt etwa auf einem Level mit anderen Hauptproduzenten für den europäischen Markt wie Spanien oder Zypern. Aber dann…

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Ig-Nobelpreis 2013

Der Stinker -offizielles Maskottchen des Ig-Nobelpreises
Der Stinker – offizielles Maskottchen des Ig-Nobelpreises

Gestern Abend war es wieder soweit, der Ig-Nobelpreis wurde zum 23. Mal in mehreren Kategorien vergeben. Wer es nicht kennt: es handelt sich um eine Parodie auf den echten Nobelpreis, bei dem „spezielle“ Erfolge im wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Bereich gewürdigt werden.

Ig kommt von „ignoble“: unwürdig, schmachvoll, schändlich und bezeichnet damit einen Preis, den man eigentlich nicht haben möchte. Hier ist anzumerken, dass das nicht unbedingt stimmt, der Preis wird häufig persönlich entgegengenommen.

Es wurden zwar zum Teil echte Helden der Pseudowissenschaft „gewürdigt“, wie z.B. Jacques Benveniste für seine Behauptung, dass Wasser intelligent sei und Erinnerungen habe (und später, dass es diese sogar übers Telefon weitergeben kann) oder Bestsellerautor Erich von Däniken für seine Schwurbeleien über uralte Astronauten aus dem Weltall, aber auch echte Forschung, die einfach nur lustige Themen hatte, wird immer wieder geehrt.

Das muss man auch als Kritikpunkt am Preis an sich sehen, dass hier Dinge vermengt werden, die nicht zusammen gehören. Auch wenn man vielleicht bei Forschungsergebnissen, dass Schimpansen ihre Artgenossen anhand von Fotos von deren Hintern identifizieren können die Augenbrauen hochzieht, ist es doch Wissenschaft.

Nicht immer, aber manchmal haben diese seltsamen Forschungsergebnisse auch praktische Auswirkungen. Die ebenfalls mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnete Erkenntnis, dass Malaria übertragende Moskitos Limburger Käse genauso mögen wie den Geruch menschlicher Füße, war nützlich für die Entwicklung besserer Moskito-Fallen.

Pseudowissenschaft dagegen schafft keine Erkenntnisse, sie dient nur dazu, das entsprechende Glaubenssystem zu bestätigen und zu verfestigen.

Daher sollten diese Dinge, auch scherzhaft, besser nicht vermengt werden.

Trotz dieser Kritik ist es ein phantastischer Preis, der jedes Jahr von echten Nobelpreisträgern vergeben wird. Und auch dieses Jahr sind wieder lustige Dinge dabei:

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Masern und impfkritische Pfarrer in Texas

Vor kurzem wurden bei einem Ausbruch der Masern in Texas wurden 21 Menschen angesteckt, darunter ein 4 Monate altes Baby. Die Krankheit wurde durch einen Reisenden aus Indonesien eingeschleppt und verbreitete sich schnell unter den 1500 Mitgliedern der „Eagle Mountain International Church“.

Es ist im Wesentlichen ein typisches Beispiel eines Masernausbruchs in den westlichen Ländern heutzutage. Texas hat zwar im Prinzip 98% Durchimpfungsrate, allerdings gilt das natürlich nicht für die fragwürdige Kirche. Mindestens 16 der infizierten Personen waren ungeimpft, die restlichen 5 könnten zumindest eine Impfung bekommen haben. Könnten, denn ob und wann sie geimpft wurden, ist undokumentiert.

Obwohl die Masern in den USA nicht mehr heimisch sind, werden sie ab und an doch aus anderen Ländern eingeschleppt. Wenn so ein Masernkranker dann auf eine entsprechend ungeimpfte Gemeinschaft trifft, hat man sofort eine Häufung von Fällen. Bei uns in Deutschland sind die Waldorfschulen eine Brutstätte für Masern: kaum ein Jahr vergeht, ohne dass es dort zu einem Ausbruch kommt.

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Prof. Potrykus über Goldenen Reis

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Ingo Potrykus, Professor emeritus am Institut für Pflanzenwissenschaften der ETH Zürich, gehört zu den weltweit angesehensten Persönlichkeiten auf den Gebieten der landwirtschaftlichen, Umwelt- und industriellen Biotechnologie und erfand zusammen mit Peter Beyer den Goldenen Reis. Im Gegensatz zu normalen Reis hat er erhöhten Nährwert, da er Vitamin A liefert. Laut WHO leiden weltweit rund 127 Millionen Kinder im Vorschulalter an Vitamin-A-Mangel, bis zu 500.000 erblinden jedes Jahr und insgesamt sterben pro Jahr etwa 600.000 Kinder unter 5 Jahren daran.

Wir freuen uns sehr, dass Prof. Potrykus so freundlich war, uns ein paar Fragen zu beantworten. (To the English version)

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Prof. Potrykus on Golden Rice

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Ingo Potrykus, Professor emeritus at the Institute of Plant Sciences, ETH Zurich, is one of the world’s most renowned personalities in the fields of agricultural, environmental, and industrial biotechnology, and invented Golden Rice with Peter Beyer. In contrast to usual rice, this one has an increased nutritional value by providing provitamin A. According to WHO, 127 millions of pre-school children worldwide suffer from vitamine A deficiency, causing some 500,000 cases of irreversible blindness every year. This deficiency is responsible for 600,000 deaths among children under the age of 5.

We are delighted Prof. Potrykus kindly agreed to be interviewed by Psiram. (Zur deutschen Version)

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Die österreichische Kronenzeitung und das EU-Verbot der Naturheilmittel

Es ist irgendwie verblüffend. Sogar wenn man glaubt, dass ein Thema längst gegessen, längst erledigt und schon zu Tode ausdiskutiert wurde: Weiter geht’s!

Die österreichische Kronenzeitung, sowieso nicht unbedingt bekannt für ihre präzise Berichterstattung (hier sei wie immer auf kobuk.at verwiesen), kann es auch diesmal in ihrer Sonntagsbeilage nicht lassen und hat einen extrem uninformativen Artikel zum Thema „EU-Angriff auf die Naturheilkraft“ abgedruckt.

Und das mit dem „uninformativ“ meinen wir genau so. Nach dem Lesen des Artikels ist man so schlau wie zuvor. Alles, was man erfährt ist, dass die böse, böse, gemeine EU und ihr Handlanger, die gentechnikfreundliche Behörde für Lebensmittelsicherheit – natürlich angestiftet durch die milliardenschwere Pharmamafia -, vorhaben, Naturheilmitteln den Garaus zu machen.

Wie sie das genau machen, welche Richtlinie, welches Gesetz? Nichts. Keinerlei Fakten. Man erfährt nur, dass ein einzelner Widerstandskämpfer (in ganz Österreich) sich diesem schrecklichen Vorhaben entgegenstellt.

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47.500 zusätzliche Lähmungen in Indien durch Polio-Impfung?

Diverse typische Desinformationsseiten wie Infowars, Mercola, NaturalNews, OMSJ und viele mehr gehen seit einigen Monaten mit einer Schlagzeile hausieren, die im Wesentlichen behauptet, dass Polioimpfungen in Indien 47.500 Fälle von Lähmungen verursacht hätten.

Als Basis der Behauptung wird ein Artikel der Wissenschaftler Neetu Vashisht und Jacob Puliyel angegeben, der im kleinen, relativ unbekannten „Indian Journal of Medical Ethics“ erschien. Es hat unserer Meinung nach wenig Wert, sich mit den auf Pseudoseiten verwursteten Texten zu befassen. Werfen wir lieber direkt einen Blick auf diese Publikation, sehen wir uns an, was darin steht und was die Daten in Wirklichkeit hergeben. Bevor wir aber in medias res gehen, möchten wir einige Punkte aus der Arbeit herausgreifen und kurz anschneiden.

In dem Artikel „Polio programme: let us declare victory and move on“ wird erklärt:

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Tolzins Stuttgarter Impfsymposium mit etwas GNM

Hans Tolzin bei der Anti Zensur Konferenz des Sektenführers Ivo Sasek
Ende September 2013 findet ja mal wieder ein Impfgegnertreffen statt, organisiert vom in der Szene bekannten Hans Tolzin.

Eine ganz wunderbare (beziehungsweise eher wunderliche) Veranstaltung, die sich von der heute üblichen Erwartungshaltung, von Experten auf Basis von Fakten informiert zu werden, in außerordentlicher Weise abhebt.

Es ist doch mal etwas anderes, wenn Leute, die nicht viel Ahnung vom Thema haben, frei von der Leber weg ihre subjektive Meinung zum Besten geben können.

Und wenn die Fakten nicht so passen: Schwamm drüber. Geht ja nur um das Leben anderer Leute.

Falls sich also jemand im Bereich Impfungen zu gut informiert fühlt, dem kann auf dieser Veranstaltung geholfen werden.

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