Ein Gastbeitrag von Sigrid Herrmann-Marschall
Magisch-mythisches Denken auch in Alltagsfragen findet sich als volkstümliche Nebenerscheinung von einigen Religionen. So werden Hostien Heilkräfte zugeschrieben, ebenso dem Wasser aus Lourdes. Manche Gruppierung setzt auf die heilende Kraft des Gebetes wie viele Pfingstgemeinden. Es wird sich bekreuzigt, es werden Schutzzauber mit Reliquien vollzogen und es werden Heiligenbildchen mitgeführt. Es gibt einen bunten Strauß an Möglichkeiten, wie der ängstliche Mitmensch sich durch Rituale zu beruhigen suchen kann. Wenn es für die Person funktioniert und keine andere Person betroffen ist, so liegt das in ihrer persönlichen Freiheit. Viel Glück, die Person wird es brauchen bei ernsthafter Erkrankung.
Auch der fundamentalistische Islam ist nicht frei davon. Auf diversen Internetseiten finden sich detaillierte Nachfragen, was hinsichtlich einer rituell korrekten Wohnungsreinigung zu beachten ist, wie man mit Dschinns umzugehen hat oder ob Haarbürsten aus Schweinehaar benutzt werden dürfen. Obwohl Konzepte wie Gegenzauber und Exorzismus etc. wohl nicht auf den Koran zurückgehen, sondern auf die Sunna und eingebundenen Volksglauben, werden von einigen Strömungen diese Ideen verwendet, ebenso wie das Konzept der Dschinns oder der Zauberei, die sich im Koran wiederfinden. Es hat den Anschein, dass Anhänger fundamentalistischer Richtungen mehr zu Beiritualen neigen. Man könnte es auf die einfache Formel bringen: Mehr Angst, mehr Regelungsbedarf, mehr Abwehrzauber.