Die österreichische Kronenzeitung: Noch immer eine Eso-Sonntagsbeilage

Im März kritisierten wir hier bereits eine absolut unkritische Esoterik-Serie in der Sonntagsbeilage der Kronenzeitung. Die Schreiberin der Artikel, Ingrid Altermann, hatte damals über mehrere Wochen Jubeltexte zu diversen Themen produziert.

Wir schreiben hier übrigens absichtlich nicht Journalistin, denn das impliziert ja, dass man journalistische Arbeit leistet. Und dazu gehört es auch, zu recherchieren und Quellen zu prüfen. Davon konnte jedoch bei den Artikeln, z.B. zur Aura Soma Therapie nicht die Rede sein. Man hatte eher den Eindruck, dass es sich um eine bezahlte Werbeeinschaltung handelt.

Sich zu informieren, ob irgendwelche der Behauptungen einer Überprüfung standhalten, kam der Texterin offenbar überhaupt nicht in den Sinn. Zu den vermeintlichen Wahrsage-Erfolgen der Rosalinde Haller, die in einem Artikel völlig unkritisch dargestellt wurden, ließ sich mit minimalem Aufwand einiges an Material finden.

Auch diesmal darf wieder Rosalinde Haller ihre G’schichtln erzählen, sie besitzt ja angeblich auch die „Heilkraft des Wendens“. Wenden ist ein lokaler österreichischer Begriff für Geistheilung. Wenn man Bullshitbingo spielen würde, hätte man eigentlich damit schon den ersten Begriff. „Uraltes Wissen“ und „alternativ“ kommen dann gleich in der Kurzfassung.

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Metasophie – ZDF legt nach

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Wie Psiram aus gut informierten Kreisen mitgeteilt wurde, plant der öffentlich-rechtliche Sender ZDF ein neues Format. Nachdem die Pilotsendung mit Richard David Precht als Double von R. D. Sprecht erfolgreich verlief, will man jetzt wirklich klare Kante zeigen, was den öffentlichen Bildungsauftrag angeht. Eine erste Testsendung wurde in einem Hörsaal der Europa-Universität Viadrina mit Studenten des Lehrganges Pataphysik durchgeführt. Wir haben den ersten Abschnitt, bis es zu einem Zwischenfall kam, transskribiert. Gesprächspartner sind R.D. Sprecht und Dr. Ici Wenn, asiatischer Kulturantroposophologe mit deutschen Wurzeln, bekannt durch sein Werk „Vom Werden des Seins“.

R. D. Sprecht: Ich freue mich sehr, Sie heute in der Sendung zu haben!

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Tödliche Medikamente und Organisierte Kriminalität

glotzschke… Staunend äußerst
Du zu dir: natürlich lügen sie. Aber
Dass sie so lügen!
Peter Hacks

Peter C. Gøtzsche, Deadly Medicines and Organised Crime. How big pharma has corrupted health care. Radcliffe Publishing, London New York 2013

Es ist meine Angewohnheit, an den Seiten eines Textes Striche zu machen, wenn mir etwas neu, bemerkenswert oder des Nachprüfens würdig erscheint. In diesem Buch gibt es von knapp 300 Seiten so gut wie keine ohne Striche. Das Lese-Erlebnis ist dem bei der Öffnung der Stasi-Akten vergleichbar; Manches wusste man, vieles ahnte man, und dennoch überwältigt das Ausmaß des nachgewiesenen Betrugs. Nach jeder halben Seite habe ich die Lektüre unterbrochen: Was hast Du da eben gelesen? Jeder Absatz ein Hammerschlag.

Ich vermeide Namen, nicht um die Firma zu schonen (der Kundige wird sie ohnehin identifizieren), sondern um die anderen Großkonzerne nicht unverdient in Schutz zu nehmen:

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Neues aus dem Leben des Professors Harald W. – Teil 1, Bäcker

nusseckeProfessor W. steht in seiner Lieblingsbäckerei, idyllisch gelegen zwischen Hogwarts und der Oder. Seit geraumer Zeit schaut er versonnen auf einen Punkt auf dem Glas, welches das köstliche Gebäck von den Kunden trennt. Glas, eine Barriere, die sich nur mit Hilfe von Kommunikationen mit der meist freundlichen Bäckersfrau und der Abgabe eines stofflichen Zahlungsmittels überwinden lässt. All das ist zu profan für Professor W. – außer einem von einem freundlichen Lächeln versüßtem Nicken hat er sich nach seinem Eintritt in die duftenden Bäckerstube nicht geäußert. Der Verkaufsraum leert sich, Professor W. ist an der Reihe, außer ihm ist kein Kunde mehr da.

  • Bäckersfrau: Kann ich etwas für Sie tun?
  • Professor W. schüttelt bedächtig den Kopf, nimmt seinen Blick jedoch nicht von den Backwaren. Er gibt Laute des Wohlgeschmacks von sich.
  • Bäckersfrau schon jetzt genervt, denn unbekannt ist ihr dieses Schauspiel nicht, widmet sich dem Backautomaten und verschwindet im Hinterzimmer.
  • Professor W. schaut … und kaut. Mit leerem Mund. Eine Kundin betritt den Verkaufsraum und reiht sich hinter Herrn W. ein. Der Stoffbeutel und kleine Papierzettel deuten auf planvolles Vorgehen einer Materialistin hin, das ist nichts für Professor W. Professor W. schaut. Die Bäckersfrau betritt den Verkaufsraum.
  • Bäckersfrau: Bitteschön?

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Paul Karason ist tot

Der 62-jährige Paul Karason, der von vielen wegen seiner blauen Hautfarbe als Papa Schlumpf bezeichnet wurde (ein Name, den er gehasst hat), ist vorige Woche gestorben.

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Diese Verfärbung der Haut hatte er sich durch jahrelange Einnahme von Kolloidalem Silber selbst zugefügt. Diese Krankheit, Argyrie genannt, wird durch Einlagerung von Silber verursacht und war vor ca. einem Jahrhundert recht häufig, als Silber noch zur Desinfektion verwendet wurde. Silber ist zwar ein wirksames Desinfektionsmittel, aber die Nebenwirkungen sind nicht ohne.

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Heute im Bio-Markt (2) – Plaste und Elaste

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Wer alt genug ist, erinnert sich – an die erste Generation von Bioläden. Meist paarweise auftretende Inhaber in grob gestrickten Pullovern und mit ebensolchem Haupthaar standen hinter grob gezimmerten Verkaufstischen und ebensolchen Regalen. Die angebotenen Lebensmittel waren minimalistisch verpackt, meistens tat es eine verklebte oder gefaltete Tüte. Hinter dem Tresen eines Bioladens in meiner damaligen Nachbarschaft standen offene Säcke mit mehreren Sorten Getreide und Hülsenfrüchten, darin jeweils eine Schöpfkelle. Das war noch Bio, meine Herrschaften! Na gut, es war auch eine notorische Quelle für Plodia interpunctella, aber wer mit der Natur leben will, muss auch mit ihr teilen können – trösteten wir uns zumindest.

Das alles ist graue Vorgeschichte. Bio ist heute eine Erscheinungsform von Supermarkt. Einem Betrieb der in Bickenbach in Südhessen ansässigen Alnatura-Kette etwa sieht auf Anhieb niemand an, dass hier alles Bio sein soll. Von Nachhaltigkeit ganz zu schweigen. In meterlangen Stahlregalen rollt genau die Verpackungslawine wie im konventionellen Verbrauchermarkt nebenan. Eine Kostprobe? Hier haben wir das Ergebnis eines völlig normalen Samstagseinkaufs für eine durchschnittliche Familie, bei dem keineswegs auf bestimmte Auswahl geachtet wurde:

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Heute im Bio-Markt (1) – Ruby, my Dear

Das Wochenende steht vor der Tür und mit ihm die Einkaufsrunde durch die Supermärkte des Landes. Der Blick schweift über Regale und Kühltruhen, alles schön bunt hier, alles Bio, und doch – könnte in der schönen neuen Biowelt möglicherweise der eine imagesCAW7PHEUoder andere Wurm stecken?

Ein beherzter Griff in die Obstauslage, und in der Hand halte ich eine rotfleischige Grapefruit.

Als Sorte ist angegeben: Ruby Red, Rio Star oder Red Star, ganz egal. Herkunft: Israel. Schon stocke ich.

Na ja, Israel geht in der Ökobilanz noch in Ordnung, es hätte schlimmer kommen können, sagen wir: Florida, Texas, Südafrika, Lateinamerika. Israel liegt etwa auf einem Level mit anderen Hauptproduzenten für den europäischen Markt wie Spanien oder Zypern. Aber dann…

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Ig-Nobelpreis 2013

Der Stinker -offizielles Maskottchen des Ig-Nobelpreises
Der Stinker – offizielles Maskottchen des Ig-Nobelpreises

Gestern Abend war es wieder soweit, der Ig-Nobelpreis wurde zum 23. Mal in mehreren Kategorien vergeben. Wer es nicht kennt: es handelt sich um eine Parodie auf den echten Nobelpreis, bei dem „spezielle“ Erfolge im wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Bereich gewürdigt werden.

Ig kommt von „ignoble“: unwürdig, schmachvoll, schändlich und bezeichnet damit einen Preis, den man eigentlich nicht haben möchte. Hier ist anzumerken, dass das nicht unbedingt stimmt, der Preis wird häufig persönlich entgegengenommen.

Es wurden zwar zum Teil echte Helden der Pseudowissenschaft „gewürdigt“, wie z.B. Jacques Benveniste für seine Behauptung, dass Wasser intelligent sei und Erinnerungen habe (und später, dass es diese sogar übers Telefon weitergeben kann) oder Bestsellerautor Erich von Däniken für seine Schwurbeleien über uralte Astronauten aus dem Weltall, aber auch echte Forschung, die einfach nur lustige Themen hatte, wird immer wieder geehrt.

Das muss man auch als Kritikpunkt am Preis an sich sehen, dass hier Dinge vermengt werden, die nicht zusammen gehören. Auch wenn man vielleicht bei Forschungsergebnissen, dass Schimpansen ihre Artgenossen anhand von Fotos von deren Hintern identifizieren können die Augenbrauen hochzieht, ist es doch Wissenschaft.

Nicht immer, aber manchmal haben diese seltsamen Forschungsergebnisse auch praktische Auswirkungen. Die ebenfalls mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnete Erkenntnis, dass Malaria übertragende Moskitos Limburger Käse genauso mögen wie den Geruch menschlicher Füße, war nützlich für die Entwicklung besserer Moskito-Fallen.

Pseudowissenschaft dagegen schafft keine Erkenntnisse, sie dient nur dazu, das entsprechende Glaubenssystem zu bestätigen und zu verfestigen.

Daher sollten diese Dinge, auch scherzhaft, besser nicht vermengt werden.

Trotz dieser Kritik ist es ein phantastischer Preis, der jedes Jahr von echten Nobelpreisträgern vergeben wird. Und auch dieses Jahr sind wieder lustige Dinge dabei:

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Masern und impfkritische Pfarrer in Texas

Vor kurzem wurden bei einem Ausbruch der Masern in Texas wurden 21 Menschen angesteckt, darunter ein 4 Monate altes Baby. Die Krankheit wurde durch einen Reisenden aus Indonesien eingeschleppt und verbreitete sich schnell unter den 1500 Mitgliedern der „Eagle Mountain International Church“.

Es ist im Wesentlichen ein typisches Beispiel eines Masernausbruchs in den westlichen Ländern heutzutage. Texas hat zwar im Prinzip 98% Durchimpfungsrate, allerdings gilt das natürlich nicht für die fragwürdige Kirche. Mindestens 16 der infizierten Personen waren ungeimpft, die restlichen 5 könnten zumindest eine Impfung bekommen haben. Könnten, denn ob und wann sie geimpft wurden, ist undokumentiert.

Obwohl die Masern in den USA nicht mehr heimisch sind, werden sie ab und an doch aus anderen Ländern eingeschleppt. Wenn so ein Masernkranker dann auf eine entsprechend ungeimpfte Gemeinschaft trifft, hat man sofort eine Häufung von Fällen. Bei uns in Deutschland sind die Waldorfschulen eine Brutstätte für Masern: kaum ein Jahr vergeht, ohne dass es dort zu einem Ausbruch kommt.

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Prof. Potrykus über Goldenen Reis

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Ingo Potrykus, Professor emeritus am Institut für Pflanzenwissenschaften der ETH Zürich, gehört zu den weltweit angesehensten Persönlichkeiten auf den Gebieten der landwirtschaftlichen, Umwelt- und industriellen Biotechnologie und erfand zusammen mit Peter Beyer den Goldenen Reis. Im Gegensatz zu normalen Reis hat er erhöhten Nährwert, da er Vitamin A liefert. Laut WHO leiden weltweit rund 127 Millionen Kinder im Vorschulalter an Vitamin-A-Mangel, bis zu 500.000 erblinden jedes Jahr und insgesamt sterben pro Jahr etwa 600.000 Kinder unter 5 Jahren daran.

Wir freuen uns sehr, dass Prof. Potrykus so freundlich war, uns ein paar Fragen zu beantworten. (To the English version)

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