Zeitreisen sind möglich.
Der Optiker unter den Philosophen, der mit der legendären Bügellänge, Peter Sloterdijk, hat sich zu Rudolf Steiner geäußert. Andreas Lichte hat das bei den Ruhrbaronen recht trefflich kommentiert. Den Artikel werden wir die nächsten Tage auch noch mal zwecks Penetranz veröffentlichen.
Gleichzeitig kann man bei Detritus (Scilogs) ebenso eine wunderbar nüchterne Analyse von Steiners Blödsinn lesen. So richtig schön ist, was Detritus da an einem fast schon verschütteten Zitat von Karl Popper ausgegraben hat:
Jeder Intellektuelle hat eine ganz besondere Verantwortung. Er hatte das Privileg und die Gelegenheit, zu studieren; dafür schuldet er es seinen Mitmenschen (oder „der Gesellschaft“), die Ergebnisse seiner Studien in der einfachsten und klarsten und verständlichsten Form darzustellen. Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann. […] Was ich oben (Punkt 1) die Sünde gegen den heiligen Geist genannt habe – die Anmaßung des dreiviertel Gebildeten –, das ist das Phrasendreschen, das Vorgeben einer Weisheit, die wir nicht besitzen. Das Kochrezept ist: Tautologien und Trivialitäten gewürzt mit paradoxem Unsinn. Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu. Das schmeckt dem Leser, der geschmeichelt ist, in einem so ‚tiefen‘ Buch Gedanken zu finden, die er selbst schon mal gedacht hat.
Wie kann es sein, dass Popper Sloterdijk vorab kritisiert hat? Wie kann man es so treffend ausdrücken, ohne das Geschwurbel von extremen Langbügel-Brillenträgern vorher gehört zu haben?
Das ist quasi das Rätsel zum Wochenende.

Dr. Detlef Hardorp, bildungspolitischer Sprecher der Waldorfschulen in Berlin-Brandenburg, behauptet, dass sich Rudolf Steiner für eine multikulturelle Gesellschaft engagiert habe. Von unserem Gastautor Andreas Lichte.
Ausgerechnet an Rudolf Steiners berüchtigtem „Arbeitervortrag“ – „Vom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums“, GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923 – versucht Detlef Hardorp zu belegen, dass Rudolf Steiner kein Rassist sei.
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Prof. Dr. Peter Loebell, Dozent an der anthroposophischen Freien Hochschule Stuttgart, behauptet, dass die für die Waldorfpädagogik zentrale „Jahrsiebte-Lehre“ Rudolf Steiners mit der empirischen Forschung vereinbar sei.
Von unserem Gastautor Andreas Lichte.
Peter Loebell verweist als Quelle für seinen Artikel in der „erziehungsKUNST“ „Jahrsiebte: Naturgegebenheit oder gesellschaftliches Konstrukt?“ auf Rudolf Steiners Aufsatz „Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft“, ohne selber daraus zu zitieren. Dort sagt Steiner, Seite 320:
„Man sieht aus dem Vorhergehenden, dass man beim Menschen von vier Gliedern seiner Wesenheit sprechen kann: dem physischen Leib, dem Äther- oder Lebensleib, dem Astral- oder Empfindungsleib und dem Ichleib. (…) Als Erzieher arbeitet man an diesen vier Gliedern der menschlichen Wesenheit.“
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Übernommen, mit freundlicher Genehmigung von Andreas Lichte, von den Ruhrbaronen:

Prof. Hopmann
Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone.
Andreas Lichte: Sie kennen Prof. Klaus Prange noch von Ihrer Zeit an der Christian-Albrecht-Universität in Kiel?
Stefan T. Hopmann: Ja, als einen der analytisch streng, sprachlich präzise schwierige Zusammenhänge beschreiben kann – garniert mit trockenem norddeutschem Humor …
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KategorienAnthroposophie, Bildung Tags: Andreas Lichte, Anthroposophie, Gastbeitrag, Prof. Hopmann, Rudolf Steiner, Ruhrbarone, Stefan T. Hopmann, Steiner, Waldorfpädagogik, Waldorfschule
Passend zur Steiner-Woche ein Gastbeitrag von Andreas Lichte.
Dieser Beitrag ist am 28.02.2011 auch bei den Ruhrbaronen erschienen.

Unser Gastautor Andreas Lichte war als Experte zur Waldorfschule beim Deutschlandradio Kultur zu Gast. In der Zeitreisen“-Sendung „Die bessere Schule oder esoterischer Irrglaube?“ am 23.02.2011 berichtete er auch von seinen Erfahrungen während seiner Ausbildung zum Waldorflehrer am „Seminar für Waldorfpädagogik Berlin“. Hier eine Extended Version.
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Heute, am 27. Februar 2011, gibt es den 150. Geburtstag Rudolf Steiners zu feiern. Grund genug für uns, die Leiche ordentlich zu fleddern. Steiner wird von den Anthroposophen völlig unkritisch verehrt und als Universalgenie angesehen. Wir wollen doch mal schauen, was er so auf der Pfanne hatte…
Steiners Menschenbild
Steiner vertrat krude Ideen über die Entwicklung des Menschen, die er aus der Theosophie übernommen hatte. So wird von einer geradlinigen Entwicklung der ‚Lemurier‘ und ‚Atlanter‘ ausgegangen, die hin zur höchsten Stufe, natürlich dem Europäer, führt. Affen und Indianer sind in dieser Vorstellung ‚dekadente Abzweigungen‘.

Dekadente Indianer
Indigene Menschen finden diese Vorstellung höchst rassistisch, ein Vorwurf den moderne Anthroposophen aber meist nicht nachvollziehen können. Jedenfalls wurden aufgrund dieser und anderer Äußerungen (z.B. über das Triebleben der Neger) Steiners Schriften von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien beinahe indiziert. Neue Ausgaben von „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“ sollten nur noch mit erläuternden Kommentaren erscheinen.
EsoWatch ist politisch neutral – wir sind der Meinung, dass bezüglich Irrationalität alle politischen Strömungen Dreck am Stecken haben. Ein schönes Beispiel ist die linke TAZ: Hier wird die antroposophische Heilkunde bejubelt, hier Steiner selbst. Wie sich die Ansichten des Rassisten Steiner mit linkem Selbstverständnis vereinbaren lassen, erschließt sich uns nicht.

Gestern erschien in dem vom Deutschen Bundestag herausgegebenen Wochenblatt „Das Parlament“ eine Kritik von Philipp Bloms Werk „Der taumelnde Kontinent – Europa 1900 – 1914“.
Blom beschreibt in seinem Buch den turbulenten Wandel Europas in der Zeit zwischen 1900 und 1914. Dabei kommt auch die zu dieser Zeit sehr populäre esoterische Strömung mit einem ihrer Hauptvertreter, dem Gründer der Anthroposophie und Waldorfpädagogik Rudolf Steiner zur Sprache.
Der Verfasser der Buchkritik Nikolaus German schreibt wörtlich:
„Was auf die Gestalt Steiners einen Schatten wirft, ist indes weniger seine obskure Esoterik. Bedenklich ist vielmehr – was heute die wenigsten Steiner-Jünger wahrhaben wollen – dass dieser ‚traurige Prophet‘ und ’selbsternannte Visionär‘ (Blom) ein ausgesprochener Rassist war, der die Überlegenheit der ‚arischen‘ weißen Rasse predigte und die Minderwertigkeit der Schwarzafrikaner, der ‚triebhaften Neger‘. Steiner siedelte die ‚Neger‘ in seiner hierarchisch aufgebauten Rassenlehre knapp über, manchmal sogar unterhalb der Stufe von Tieren an. Das erweist Steiner als einen Geistesverwandten des national-sozialistischen Rassenwahns und arischen Herrenmenschentums. Freilich hatten sich damals die Ideen von Rasse und Volk in vielen Köpfen festgesetzt, selbst Intellektuelle waren nicht frei davon. Das betrifft auch den weit verbreiteten Antisemitismus.“
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So betitelt Autor Andreas Kunz seinen Artikel in der Schweizer Weltwoche. Er nimmt Bezug auf die Abstimmung in der Schweiz bezüglich freier Schulwahl und Michael Grandts «Schwarzbuch Waldorf». So schreibt er z.B.:
Für den Sektenspezialisten ist die Steiner-Schule eine esoterisch-okkulte Weltanschauungsanstalt mit religiösen Zügen. Die vorgeblich freie und tolerante Pädagogik werde glorifiziert, der tatsächliche Hintergrund der Lehre den Eltern verschwiegen. Gründervater Rudolf Steiner (1861-1925), ein österreichischer Philosoph, von den Anhängern seiner anthroposophischen Geisteswissenschaft als Universalgenie verherrlicht, sei nichts anderes als ein geistig verwirrter, offenkundiger Rassist, der mit seinen hellseherischen Offenbarungen bis heute den Unterricht bestimme.
Grandt zitiert ausführlich aus Steiners anthroposophischen Abhandlungen, und die klingen tatsächlich verwunderlich. Der selbsternannte «Lehrer des Okkultismus» fabuliert ausschweifend über Kobolde, Elfen, Gnomen und Wichtelmännchen, die als real existierende Wesen mit den Menschen Schabernack treiben und den Lauf der Natur bestimmen. Die «Mondbrüller» zum Beispiel seien «nicht grösser als etwa ein siebenjähriges Kind» und ihr Brüllen «Ausdruck der klimatischen Verhältnisse auf dem Mond. Je nachdem Vollmond oder Neumond ist, brüllen oder schweigen diese Mondwesen.»
Den ganzen Artikel gibt es hier
BONN. (hpd) Anfang September 2007 waren zwei Bücher von Rudolf Steiner knapp der Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien entgangen – weil der Verlag zusicherte, alsbald kommentierte Neuauflagen herauszubringen und bis dahin das Buch nur mit einer Beilage auszuliefern. Doch nach über einem Jahr ist noch immer nichts geschehen.
Der lesenswerte ganze Artikel beim humanistischen Pressedienst.
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