Raif Badawi – Jeden Freitag 50 Peitschenhiebe

Die Attentäter sind tot, Charb, Cabu, Tignous, Philippe Honoré, Georges Wolinski, Oncle Bernard und zahlose andere Menschen sind tot, viele schwer verletzt.

Und während es noch viel zu sagen gäbe, die Geschehnisse noch lange nicht aufgearbeitet sind, gibt es auch einen, der noch lebendig ist und nicht vergessen werden sollte: Raif Badawi, ein Blogger, der seit fast drei Jahren in Saudi-Arabien im Gefängnis sitzt.

Er wurde zu einer 10-jährigen Gefängnisstrafe und 1000, in Worten EINTAUSEND, Peitschenhieben verurteilt. Mit der Durchführung der Züchtigung wurde letzten Freitag begonnen und jeden folgenden Freitag, noch 19 Mal, soll er wieder ausgepeitscht werden.

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie das ist: Fünfzig Peitschenhiebe bekommen. Und wenn man das ertragen hat, weiß man: Nächste Woche wieder. Und dann wieder. Und wieder. Und wieder.

Und warum? Weil er ein Terrorist ist und auf seiner Webseite die Meinung vertrat, dass Muslime, Juden, Christen und Atheisten gleichwertig sind. Deswegen wurde er zum Ungläubigen erklärt, für dieses „Vergehen“ ist sogar die Todesstrafe möglich.

Nun wird sich der Leser fragen: Terrorist? Was? Wie bitte?

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Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit! Und Meinungsfreiheit.

Man ist erstmal sprachlos. Traurig. Wütend. Erschrocken.

Dabei ist man ja abgehärtet, die regelmäßige Katastrophenmeldung steckt man ganz locker weg. Flug QZ8501 der Air Asia ist abgestürzt? 162 Tote? Ein Fährenunglück in der Adria? 13 Tote?

Ja, man ist abgehärtet. Man überfliegt diese Meldungen, aber es sind eben Unglücke, Unfälle, die normalen Katastrophen. Man ist ja abgehärtet.

Der Anschlag auf Charlie Hebdo trifft einen dann doch. Der Unterschied ist einfach: Es ist Mord. Sinnlos? Nein, schlimmer. Gezielter Mord, aus niedersten Motiven. Da wurden Menschen kaltblütig ermordet, nur weil sie anders dachten, anders fühlten und eben anders zeichneten. Anders Denkende werden nicht geduldet.

In gewisser Weise sogar schlimmer als Breivik. Der hat in gewisser Hinsicht wahllos gemetzelt, es war ihm im Grunde wohl egal, wen er umbringt. Hauptsache möglichst viele. Er wollte ein Zeichen setzen, die Regierung „so hart wie möglich“ treffen, da sie zum „Massenimport von Moslems“ maßgeblich beigetragen habe. Und gegen den Islam wollte er Norwegen verteidigen.

Die Täter von Paris sind dagegen zielgerichtet in die Redaktion von Charlie Hebdo eingedrungen, als diese ihr wöchentliches Treffen hatte. Das wussten sie offenbar und hatten daher diesen Zeitpunkt gewählt. Nach dem Eindringen hatten sie Frauen und Männer getrennt, bevor sie mit der Hinrichtung begannen.

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Der BILDblog braucht Unterstützung

Den BILDblog muss man vermutlich nicht vorstellen, denn jeder, der sich mit kritischem Journalismus beschäftigt, wird schon von ihm gehört und zumindest gelegentlich einen Artikel gelesen haben. Immerhin hat der Blog eine gute Million monatlicher Besucher, wobei wir uns sogar wünschten, dass es noch mehr wären. Und falls nicht, dann wird es Zeit, diese Wissenslücke … Weiterlesen

Wissenschaftlicher Berater der EU? Nee, wollen wir nicht.

Wir haben uns schon im August über einen offenen Brief einiger äh – „wohlmeinender“ Gruppierungen wie Greenpeace geärgert, in dem sie die Abschaffung des sogenannten „obersten wissenschaftlichen Beraters“ (chief scientific adviser) der EU forderten.

Sie taten das mit schönen, klaren Worten:

We hope that you as the incoming Commission President will decide not to nominate a chief scientific adviser and that instead the Commission will take its advice from a variety of independent, multi-disciplinary sources, with a focus on the public interest.Wir hoffen, dass Sie als künftiger Kommissionspräsident sich dafür entscheiden werden, keinen wissenschaftlichen Berater zu nominieren und die Kommission sich stattdessen von einer Auswahl unabhängiger, multidisziplinärer Quellen, mit einem Fokus auf das öffentliche Interesse, beraten lassen wird.

So ein wissenschaftlicher Berater ist so „unabhängigen, multidisziplinären Quellen“ wie Greenpeace und anderen offenbar ein Dorn im Auge. Ein Schelm, der bei dieser Formulierung Böses denkt …

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Der sinnlose Tod der kleinen Kinder

Es macht einen wütend. Wütend ob der Sinnlosigkeit, weil es einfach nicht notwendig wäre. Wenn man in der Zeitung von kleinen Mädchen wie Aliana oder Angelina, vier und acht Jahre alt, lesen muss, die an SSPE, einer Langzeitfolge der Masern, erkrankt sind und einen sehr frühen Tod sterben werden, versteht man es einfach nicht.

Die Masern waren in unseren Breiten praktisch besiegt; die WHO hatte gehofft, sie bis 2015 auszurotten. Aber leider erkranken noch immer jedes Jahr 20 Millionen Menschen daran, was jede Stunde 16 Todesopfer fordert. Man kann hier leicht mit nackten Zahlen operieren, die Verhältnisse darlegen – wir haben es hier im Blog auch schon oft gemacht.

Aber besonders eindringlich verspürt man die Notwendigkeit, die Masern auszurotten, wenn man die Gesichter der Opfer vor Augen hat.

Bild der kleinen Aliana. Verlinkt ist eine Reportage bei RTL
Aliana in einer RTL Reportage

Aliana erkrankte wohl mit drei Monaten an den Masern. Eine seltene Langzeitfolge davon ist eine entzündliche Erkrankung des Gehirns, die nach Jahren auftritt. Aliana war vor wenigen Monaten noch ein fröhliches Kind; inzwischen verschlechterte sich ihr Zustand zusehends: sie kann weder stehen noch sitzen, spricht nicht mehr und wird über eine Sonde ernährt. In einer Reportage bei RTL kommen die Eltern zu Wort, man kann den Bericht nur mit Mitgefühl ansehen.

Die Eltern haben eine eigene Facebook Gruppe eingerichtet, in der man dem Schicksal der kleinen Aliana folgen kann.

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Wir impfen nicht! – Eine Rezension

Wir Impfen nicht!

Wir Impfen nicht!Der Aids-Leugner Michael Leitner hat einen Film mit dem Titel „Wir impfen nicht“ gedreht. Die Geschichte hätte sich anfangs um das tragische Schicksal des kleinen Leon drehen sollen, der angeblich an einer Impfung fast gestorben wäre.

Dummerweise (für den Film) gestand der Vater kurz darauf, dass er seinen Sohn fast tot geschüttelt hatte. Kein Impfschaden, einfach Kindesmisshandlung. Das Kind konnte gerettet werden, der Vater wurde schlussendlich verurteilt. Man könnte meinen: Ende der Geschichte. Aber den Film – den hat Herr Leitner trotzdem gedreht.

Wir haben ihn uns angesehen und halten nichts davon. Man kann uns hier sicher eine gewisse Voreingenommenheit vorwerfen; wir meinen: Wenn jemand HIV für einen Mythos hält, sollte er zu medizinischen Themen einfach grundsätzlich den Mund halten.

Der Film beginnt im Vorspann dann auch mit einer Suggestivfrage:

Würden Sie sich oder Ihren Kindern freiwillig eine der folgenden Substanzen injizieren lassen:
* Das Zell- und Nervengift Aluminium
* Oder das krebserregende Nervengift Formaldehyd?
* Dann vielleicht organische Quecksilberverbindungen wie Thiomersal?
* Oder einen Schwarm genetisch veränderter Mikroorganismen, die auf Embryonalzellen oder pürierten Mücken gezüchtet wurden?

Es wird angedeutet, dass Impfungen all das enthalten. Klingt schrecklich? Naja. Nicht wirklich.

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Das Salzburger Fenster und die Impfkritik

Manchmal fragt man sich, was in Journalisten, Redakteuren und bei Zeitungen im Allgemeinen vorgeht. Vor kurzem wurde durch das Salzburger Fenster ein Artikel online gestellt, den man nur als merkwürdig bezeichnen kann. Ok, zugegeben: es ist nur eine Gratiszeitung, was soll man da erwarten?
Nein doch, auch da muss man etwas erwarten. Wer eine Zeitung herausgibt, hat eine Verantwortung gegenüber dem Leser.

Die Autorin des Artikels tappt dabei in die Falsche Ausgewogenheit-Falle. Lässt sich leicht in einem Satz erklären: Es ist nicht notwendig, zum Thema Evolution einen Kreationisten nach seiner Meinung zu fragen.

Im fraglichen Artikel mit dem Titel „Kritik wegen Impfung gegen Krebs schon für Neunjährige“ geht es um die HPV-Impfung.

Diese Impfung ist nämlich inzwischen in Österreich im Rahmen des Schulimpfprogamms kostenfrei. So, und wen befragt man da zum Thema? Natürlich keinen Universitätsprofessor oder irgendeinen anerkannten Experten!

Nein, stattdessen fragt man die Grundschullehrerin Petra Cortiel und den steirischen „Arzt“ Johann Loibner. Den „Arzt“ haben wir in Anführungszeichen gesetzt, weil das medizinische Verständnis des Mannes einem richtiggehend Angst einflößt:

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Evolution ist ja nur eine Theorie …

… wenn sie immer gültig wäre, wäre es ja ein Gesetz.

Bis zum heutigen Tage muss man sich diesen Satz anhören, wenn man mit Kreationisten zu tun hat. Und das ist kein so ungewöhnliches Ereignis, wie man vielleicht meint. Dem Autor dieser Zeilen ist es einmal beim Mittagessen passiert, dass ein neuer Kollege diesen Knochenbrecher vom Stapel gelassen hat.

Jedenfalls zeugt dieser Satz von einem tiefen Missverständnis, der Unkenntnis was in der Wissenschaft Theorien und Gesetze sind. Unserer Ansicht nach müsste man es nämlich eher umgekehrt formulieren: Es ist ja nur ein Gesetz, nichts so Großartiges wie eine Theorie (wenn man uns diesen Äpfel – Birnen Vergleich verzeiht).

Das erste fundamentale Missverständnis betrifft aber sicher das Wort Theorie selbst, es wird umgangssprachlich anders verwendet als in der Wissenschaft. Die „umgangssprachliche Theorie“ wäre eher eine Hypothese.

Auf diesen Unterschied muss man sicher hinweisen, er wurde auch schon vielfach im Internet beschrieben. Aber trotzdem: Warum heißt es nicht Evolutionsgesetz?

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Homöopathische Mittel ins Süßwarenregal

Auch wenn Petitionen nicht so unser Ding sind: die hier ist wenigstens amüsant. Lorenz Meyer, großer Prophet der tiefen Weisheit von Sheng Fui, der uns lebensbejahende Dinge wie das Umarmen von Bäumen lehrt, hat vor kurzem eine Petition gestartet: Homöopathische Mittel ins Süßwarenregal / Kennzeichnung gem. Lebensmittel-Informationsverordnung Mit dieser Petition soll eine Einordnung homöopathischer Globuli … Weiterlesen

Aids? Da haben wir auch was für Sie …

Weil wir gerade so schön dabei sind, wollen wir noch so eine glänzende Homöopathen-Truppe vorstellen: Homoeopathy for Health in Africa

Das sind Männer und Frauen mit einer Mission:

  • To relieve the suffering of HIV/AIDS patients using classical homoeopathy
  • To identify the homoeopathic remedies most successful in treating HIV/AIDS
  • To spread this knowledge throughout Tanzania and Africa
  • To produce formal, ethical research
  • To prove to the world what homoeopathy can do

Das muss man wohl nicht übersetzen, die gefetteten Begriffe sind wohl Augenschmaus genug.

Jeremy Sherr, der Gründer dieser Aktion ist kein Unbekannter: schon 2009 hatte Orac viel Freude an seinem Geschwurbel.

Sherr fühlte sich damals (und auch heute noch) von der „pharmazeutischen Inquisition“ verfolgt, nur weil er eine ziemlich kreative Idee für eine homöopathische Studie hatte.

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