Das Salzburger Fenster und die Impfkritik

Manchmal fragt man sich, was in Journalisten, Redakteuren und bei Zeitungen im Allgemeinen vorgeht. Vor kurzem wurde durch das Salzburger Fenster ein Artikel online gestellt, den man nur als merkwürdig bezeichnen kann. Ok, zugegeben: es ist nur eine Gratiszeitung, was soll man da erwarten?
Nein doch, auch da muss man etwas erwarten. Wer eine Zeitung herausgibt, hat eine Verantwortung gegenüber dem Leser.

Die Autorin des Artikels tappt dabei in die Falsche Ausgewogenheit-Falle. Lässt sich leicht in einem Satz erklären: Es ist nicht notwendig, zum Thema Evolution einen Kreationisten nach seiner Meinung zu fragen.

Im fraglichen Artikel mit dem Titel „Kritik wegen Impfung gegen Krebs schon für Neunjährige“ geht es um die HPV-Impfung.

Diese Impfung ist nämlich inzwischen in Österreich im Rahmen des Schulimpfprogamms kostenfrei. So, und wen befragt man da zum Thema? Natürlich keinen Universitätsprofessor oder irgendeinen anerkannten Experten!

Nein, stattdessen fragt man die Grundschullehrerin Petra Cortiel und den steirischen „Arzt“ Johann Loibner. Den „Arzt“ haben wir in Anführungszeichen gesetzt, weil das medizinische Verständnis des Mannes einem richtiggehend Angst einflößt:

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Impfen in der Öko-Test

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Als ich letztens eher zufällig in der Stadtbücherei am Zeitschriftenregal vorbei kam, fiel mein Blick auf das Titelblatt der Juli-Ausgabe der Öko-Test. Dort las ich oben rechts in der Ecke:

Impfen: Ist es sinnvoll, gegen alle Kinderkrankheiten zu impfen?

Ich befürchtete schon das Schlimmste, immerhin ist die Öko-Test nicht ganz unumstritten.

Unter der Überschrift „Alles piekfein?“ folgt gleich die Unterzeile:

13 Impfungen in zwei Jahren: Die meisten Eltern stellten den Rundumschutz für ihr Kind nicht infrage. Doch wer Zweifel am Vollkaskopaket äußert, gerät unter Rechtfertigungsdruck. Die Impfdebatte ist hochemotional.

Doch der eigentliche Artikel wäre (zumindest für eine solche Zeitschrift) ganz in Ordnung. So kommt das Robert-Koch-Institut zu Wort und erklärt unter anderem, dass beispielsweise die Masern nicht die harmlose „Kinderkrankheit“ sind, für die sie bisweilen gehalten werden.

Wäre da nur nicht der letzte Absatz:

Die Argumente für das Impfen liegen auf der Hand, aber Einwände lassen sich nicht einfach von der Hand weisen – doch die Entscheidung nimmt den Eltern niemand ab. Der Verein Ärzte für Individuelle Impfentscheidung (www.individuelle-impfentscheidung.de), dessen Mitglieder sich ausdrücklich nicht als Impfgegner verstehen, unterstützen Eltern bei der Suche nach einem Arzt, der sie berät. Vielen Müttern und Vätern wäre vermutlich schon geholfen, wenn der eigene Kinderarzt ihre Bedenken ernst nehmen würde.

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112 Maserntote in Vietnam

Vietnam wird zur Zeit von einer heftigen Masernepidemie heimgesucht, die bereits 112 Tote gefordert hat. Laut Nguyen Tran Hien, dem Direktor des Institute of Hygiene and Epidemiology in Hanoi, waren die meisten davon Kinder, die direkt an den Masern bzw. den Komplikationen wie Lungenentzündung gestorben sind.

Die Kinderklinik von Hanoi behandelt zur Zeit 1.750 Kinder, die meisten davon leiden an Masern. Aufgrund der hohen Anzahl an Kranken mussten Büroräume in Behandlungs- und Schlafräume umgewandelt werden.

Leider wächst die Anzahl der Kranken immer noch stetig. Um des Problems Herr zu werden, wurde eine Impfkampagne gestartet, die zum Ziel hat, bis Ende des Monats eine Durchimpfungsrate von 95% zu erreichen.

Die Gründe für die ausufernde Epidemie? Die Eltern in Vietnam sind verunsichert, ob sie impfen sollen. Eine Mutter, die mit ihren 7 und 10 Jahre alten Kindern im Krankenhaus ist, antwortete auf eine entsprechende Frage:

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Stefan Lanka und die Existenz der Masernviren

So, heute war der erste Prozesstag, die Schwäbische Zeitung berichtete in einem Liveticker. Der Liveblog ist sehr lesenswert – bitte beachten: Der Beginn und die meisten Beiträge sind auf Seite zwei. Der Prozess endete wenig überraschend ohne Entscheidung und es wurde auf den 24. April vertagt; der Anwalt von Herrn Bardens (und auch Herr Bardens … Weiterlesen

Stefan Lanka: 100.000 Euro für einen kleinen Beweis …

Regelmäßigen Lesern unseres Blog ist die Szene der Impfkritiker Impfgegner ein Begriff. Ein Vertreter dieser Spezies ist Stefan Lanka. Lanka hat tatsächlich mal promoviert und in der Tat eine Publikation, die dem Peer Review unterlag, als Erstautor vorzuweisen. Immerhin: anderen fielen solche Ideen beim Melken ein. Danach aber kam er auf merkwürdige Gedanken (Impfkritik, AIDS-Leugnung … Weiterlesen

Harmlose Masern und Anthroposophie bei derstandard.at

Der österreichische Standard ist, was die Medizinredaktion angeht, bei uns im Blog schon ein alter Bekannter. Im Mai des letzten Jahres hatten wir ihn und die österreichische Presseagentur für ihre Artikelserie zum Thema Parawissenschaften auch gelobt.

In diesem Jahr haben sie sich aber wieder ziemlich bekleckert, allerdings nicht mit Ruhm. So hatten sie im Jänner die glorreiche Idee, Pro & Kontra-Artikel zum Thema Impfungen zu bringen. Der Artikel Pro Impfen: „Die Impfskepsis der Ärzte ist ein Problem“ ist in Ordnung, aber über den Kontra-Artikel In Europa kann heute auf Impfen verzichtet werden kann man sich nur ärgern.

Dann später, im Februar, wieder eine besonders skurrile Kombination aus Artikeln auf der Startseite:

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In den Artikeln Von roten Popos und hitzigen Diskussionen und Impfen ist eine Art von sozialer Verantwortung wird die Impfrate von Influenza und Masern beklagt.

Das Seltsame ist: dazwischen darf sich ein Anthroposoph austoben.

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Kinderlähmung: Weitere Attentate in Pakistan

Der Kampf gegen die Kinderlähmung nähert sich einerseits dem Ende, aber er ist in gewisser Hinsicht auch in die schwerste Phase eingetreten. Die letzten Meter sind offenbar die härtesten.

Waren es 2010 noch 1.352 Fälle, fiel die Zahl 2012 auf 223. Ein gewaltiger Erfolg. Leider sah es 2013 nicht so gut aus: die Fallzahlen stiegen erneut auf 389 Fälle. Und wie man auf polioeradication.org lesen muss, sind mit Stand 5. Januar 2014 schon wieder 4 Fälle bekannt.

Dass in den Kriegswirren Syriens die Kinderlähmung, wohl aus Pakistan eingeschleppt, wieder auftrat, war nur einer der Krisenherde des Jahres. Die U.N. hat in einem Kraftakt begonnen, 22 Millionen Kinder im Nahen Osten mit Impfungen (Polio, Masern, Mumps, Röteln) zu versorgen, davon 1,6 Millionen in Syrien. Man geht davon aus, dass dafür etwa. 40 Millionen US Dollar notwendig sind.

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Endlich ein Malaria-Impfstoff?

Seit Jahrzehnten arbeitet man daran, die Menschen gegen die Malaria zu immunisieren; sie ist eine der schlimmsten Krankheiten, die der Menschheit noch verblieben sind. Laut WHO gab es 2010 219 Millionen Fälle mit 600.000 Toten. 90% davon betrafen Afrika. Und das, obwohl man Fortschritte erzielt hat: Seit 2000 fielen die Sterblichkeitsraten um 26 Prozent.

Ein Impfstoff würde die Last durch die Seuche gewaltig lindern. Bis dahin bietet der UNICEF Shop für kleines Geld Dinge wie Moskitonetze an.

Der Weg zu einem Impfstoff hat sich bis jetzt als schwierig erwiesen und auch der neueste Kandidat, der in einigen Medien die Runde machte, ist leider nur suboptimal. Doch wie heißt es so schön: In der Not frisst der Teufel Fliegen.

Bereits in den 1990ern prüfte man einen Impfstoff namens SPf66, aber der Kandidat erwies sich nach ersten positiven Tests leider als Fehlschlag.

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Masern und impfkritische Pfarrer in Texas

Vor kurzem wurden bei einem Ausbruch der Masern in Texas wurden 21 Menschen angesteckt, darunter ein 4 Monate altes Baby. Die Krankheit wurde durch einen Reisenden aus Indonesien eingeschleppt und verbreitete sich schnell unter den 1500 Mitgliedern der „Eagle Mountain International Church“.

Es ist im Wesentlichen ein typisches Beispiel eines Masernausbruchs in den westlichen Ländern heutzutage. Texas hat zwar im Prinzip 98% Durchimpfungsrate, allerdings gilt das natürlich nicht für die fragwürdige Kirche. Mindestens 16 der infizierten Personen waren ungeimpft, die restlichen 5 könnten zumindest eine Impfung bekommen haben. Könnten, denn ob und wann sie geimpft wurden, ist undokumentiert.

Obwohl die Masern in den USA nicht mehr heimisch sind, werden sie ab und an doch aus anderen Ländern eingeschleppt. Wenn so ein Masernkranker dann auf eine entsprechend ungeimpfte Gemeinschaft trifft, hat man sofort eine Häufung von Fällen. Bei uns in Deutschland sind die Waldorfschulen eine Brutstätte für Masern: kaum ein Jahr vergeht, ohne dass es dort zu einem Ausbruch kommt.

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47.500 zusätzliche Lähmungen in Indien durch Polio-Impfung?

Diverse typische Desinformationsseiten wie Infowars, Mercola, NaturalNews, OMSJ und viele mehr gehen seit einigen Monaten mit einer Schlagzeile hausieren, die im Wesentlichen behauptet, dass Polioimpfungen in Indien 47.500 Fälle von Lähmungen verursacht hätten.

Als Basis der Behauptung wird ein Artikel der Wissenschaftler Neetu Vashisht und Jacob Puliyel angegeben, der im kleinen, relativ unbekannten „Indian Journal of Medical Ethics“ erschien. Es hat unserer Meinung nach wenig Wert, sich mit den auf Pseudoseiten verwursteten Texten zu befassen. Werfen wir lieber direkt einen Blick auf diese Publikation, sehen wir uns an, was darin steht und was die Daten in Wirklichkeit hergeben. Bevor wir aber in medias res gehen, möchten wir einige Punkte aus der Arbeit herausgreifen und kurz anschneiden.

In dem Artikel „Polio programme: let us declare victory and move on“ wird erklärt:

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