Wenn Politikwissenschaftler Naturwissenschaft erklären

Thorbrietz
Petra Thorbrietz ist promovierte Politikwissenschaftlerin. Wie es dazu kommen konnte, dass sie eine Kolumne – Thorbrietz´Diagnosen – zu medizinischen Themen auf Focus online schreiben darf, ist uns unbekannt.
In der neuesten Ausgabe „bricht sie eine Lanze für die Homöopathie“. Wir stimmen mit ein und brechen nach der Lektüre auch gleich.

Schon der erste Satz zeigt, wohin die Reise geht. Da unterstellt Frau Thorbrietz den homöopathischen Mitteln großartige Fähigkeiten:

Es heißt, der Glaube könne Berge versetzen. Globuli schaffen Ähnliches.

Was von dieser Aussage zu halten ist, lässt sich praktischerweise schon nach dem nächsten Satz beurteilen:

Die Wissenschaft will das nicht wahrhaben, weil sie es nicht beweisen kann.

Die Dame ist „Wissenschaftsjournalistin“ und hat doch von Wissenschaft offensichtlich keine Ahnung. Es ist das Wesen der Wissenschaft, eben nicht zu glauben („wahrhaben wollen“), sondern zu beweisen. So und nicht anders funktioniert Wissenschaft und besonders Naturwissenschaft. Es steckt auch kein „Wille“ dahinter, es gibt nur den Beleg. Und die Belege sind in Sachen Homöopathie glasklar: In 200 Jahren hat kein Homöopath einen wissenschaftlich haltbaren Beweis für die Wirksamkeit erbringen können. Alle ernstzunehmenden Versuche endeten im Desaster für die Homöopathen. Statt der Wirksamkeit wurde die Unwirksamkeit bewiesen.
Frau Thorbrietz versucht, mit diesem Satz den Wissenschaftlern eine ungerechte Haltung gegenüber der Homöopathie unterzuschieben. So, als würden die das Ganze aus formalen Gründen nicht anerkennen, obwohl sie es besser wissen müssten.

Frau Thorbrietz weiß, dass sie sich auf dünnes Eis begibt:


Achtung – dies ist ein Outing: Ja, ich vertraue der Homöopathie. Auch wenn es gerade mal wieder total en vogue ist, sich von dem scheinbaren Nichts zu distanzieren.

Im Folgenden berichtet sie über die Situation in England, wo es eine Parlamentsinitiative gibt, die zum Ziel hat, die Homöopathie aus dem Leistungskatalog der Gesundheitsvorsorge zu nehmen. Sie glaubt, Kritik an der Homöopathie sei eine aktuelle Modeerscheinung („en vogue“).
Sie erwähnt auch einen interessanten Selbstversuch:

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Idioten spielen sich als Experten auf

Ein wunderbares Interview mit Ben Goldacre (bad science) in der Stuttgarter Zeitung: Ich muss zugeben: Es macht mir zunächst Spaß, zu zeigen, dass Leute, die sich wahnsinnig groß als Experten aufspielen, Idioten sind. Aber ich versuche auch, meinen Lesern etwas wissenschaftliches Denken für den Alltag mitzugeben. Ich nehme Behauptungen, die jemand im Fernsehen, in der … Weiterlesen

Die Pharmamafia „unterdrückt“ mal wieder ein gaaaanz tolles Medizinprodukt

Die Masche mit der Unterdrückung eines „innovativen Medizinproduktes“ durch die allmächtige Pharmaindustrie zieht fast immer (siehe Regividerm). Das „urheimische“ Medizinprodukt Cystus wird als Infektblocker beworben. Die Datenlage ist dünn, eine Zulassung als Arzneimittel gibt es nicht und mit dem BfArm traf man sich auch schon vor Gericht. Bei der stationären Aufnahme gab es gestern einen … Weiterlesen

Ein bisschen „homöopathische“ Brustkrebsforschung, oder: Wer hätte gedacht, dass Alkohol so giftig ist?

Der vorletzte Blog hat sich bereits mit diesem Thema befasst, und wir hatten darin schon auf Oracs Blog verwiesen. Auf mehrfachen Wunsch haben wir den Artikel übersetzt. Orac ist Fachmann zu dem Thema – er forscht an Brustkrebs und arbeitet mit gleichen Zellinien, die in der kritisierten Studie verwendet werden.

(Dieser Artikel ist von Orac übernommen. Wiedergabe mit freundlicher Erlaubnis von Orac)

Homöopathen sind lästig.

Sie sind lästig aus mehreren Gründen. Der erste ist ihr magisches Denken, und, machen wir uns nichts vor, ihr Denken ist reine Magie, und zwar Analogie-Magie. Das ist alles, was hinter dem Simile Prinzip steckt. Normalerweise sagt es aus, dass „Gleiches Gleiches hervorruft“, aber die Homöopathie dreht das herum und behauptet, das gelte nur für normale Konzentrationen, und wäre bei hohen Verdünnungen genau umgekehrt. Irgendwie würde der magische Vorgang des heftigen Schüttelns bei jeder Verdünnung das Mittel dazu befähigen, das zu heilen was es normalerweise hervorruft. Wissenschaftler wissen natürlich, das dieses ganze Schütteln und Verdünnen Quatsch ist, wenn man bedenkt, dass eine typische homöopathische C30 Zubereitung eine Substanz so verdünnt, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass auch nur ein Molekül übrig bleibt.

Dies bringt uns zum zweiten magischen Prinzip, das hinter der Homöopathie steckt: Das Gesetz der Ansteckung, das besagt, dass Dinge, die mal Kontakt hatten, weiter aufeinander wirken wenn der Kontakt beendet ist. Die perfekte Verkörperung davon ist das behauptete „Wassergedächtnis“, mit dem die Homöopathen sich um die Tatsache herummogeln wollen, dass ihre Zubereitungen kein einziges Molekül Wirkstoff enthalten. Irgendwie soll das Wasser sich „erinnern“, dass es mit dem Wirkstoff Kontakt hatte und auf magische Weise vergessen, mit was es sonst noch Kontakt hatte, wie Fäkalien, Lebensmitteln und allem anderen. Denn Wasserfälle und andere natürliche Prozesse schütteln das Wasser nicht genau so gut.

Besonders lästig an den Homöopathen ist aber, dass Sie so fest an ihre Magie glauben, dass Sie immer wieder versuchen, die Wissenschaft zu missbrauchen um ihren Glauben zu „beweisen“. Kürzlich flatterte mir eine neue Studie ins Haus die beweisen soll, dass ihr Unsinn funktioniert:

Frenkel M, Mishra BM, Sen S, Yang P, Pawlus A, Vence L, Leblanc A, Cohen L, Banerji P, Banerji P. (2010). Cytotoxic effects of ultra-diluted remedies on breast cancer cells. Int J Oncol. 2010 Feb;36(2):395-403

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Neues aus dem Laborjournal-Blog

„Alternativmedizin im “Zeit-Wissen-Magazin”“ hatten wir ja schon im Blog, bevor das Heft erschienen war. Das Februarheft und der Artikel über die Phytotherapie waren dann für unser Themenspektrum uninteressant und lohnten eigentlich keinen eigenen Blogartikel. Allerdings scheint der Podcast relativ unkritisch die schamanistischen Praktiken der „Ambulanz für Prävention und Integrative Medizin” der Charite zu beleuchten, wie … Weiterlesen

Über Wunderwirkungen des Alkohols bei Homöopathie und Peer Review

Im Februar 2010 erschien im ansonsten eher zweitrangigen Journal „International Journal of Oncology“ (Herausgeber ist der Grieche Professor Spandidos aus Athen) ein von Homöopathen gefeierter Artikel mit dem Titel Cytotoxic effects of ultra-diluted remedies on breast cancer cells (Zytotoxische Effekte von ultrahoch verdünnten Heilmitteln auf Brustkrebszellen, Frenkel M, Mishra BM, Sen S, Yang P, Pawlus … Weiterlesen

Wozu ein Wärmflasche wenn man auch eine Therapeutin bezahlen kann?

Im dritten Teil der Werbeserie für das Institut Wolkenstein beim Standard geht es um Menstruationsbeschwerden. Natürlich ein typisches Frauenthema und wieder schafft es Frau Wolkenstein der Patientin einen Großteil ihres Repertoires anzudrehen. Die 35-jährige Patientin klagt über die typischen Symptome von Menstruationsbeschwerden, Spannungsgefühl in den Brüsten, krampfartige Schmerzen im Unterbauch etc. Die Ursache für diese … Weiterlesen

SBM über Hamer und seine Ableger

Heute gibt es beim sciencebased-medicine-Blog einen Beitrag über „Biologie Totale and other bastard offspring of Ryke Geerd Hamer“: http://www.sciencebasedmedicine.org/?p=4125 There are few things I detest more than quacks like these believers in German New Medicine and Biologie Totale preying on the desperation of seriously ill patients. Not only can they not cure any patients, but … Weiterlesen

Heilpraktiker – Das miese Geschäft mit Patienten

Artikel via xxxxx Hier geht es weiter: xxxxx [Wir haben diesen Artikel gelöscht, nachdem der Autor meinte, es handle sich um eine Copyright-Verletzung. Wir sind nicht dieser Meinung, das Zitieren aus öffentlich zugänglichen Seiten und entsprechende Verlinkung ist üblich und rechtens. Wir respektieren aber den Willen des Autors und haben alle Hinweise auf seine Seite … Weiterlesen

Gedicht zum Sonntag

Berühmt zu werden liegt an dem: Du mußt begründen ein System! Such was Verrücktes und erkläre, Daß alles Heil im Kuhmist wäre, Dem, auf die Wunde warm gestrichen, Noch jede Krankheit sei gewichen Und den, nachweislich, die Azteken Geführt in ihren Apotheken. . . Hält man dich auch für einen Narren, Du mußt nur eisern … Weiterlesen

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