Es mag merkwürdig klingen, aber London hat mittlerweile tatsächlich eine atheistische Kirche. The Sunday Assembly (Die Sonntags-Versammlung) wurde von den Schauspielern und Komödianten Sanderson Jones und Pippa Evans gegründet und hat sich am Sonntag, den 6. Jänner 2013, zum ersten Mal getroffen.
Die Idee dahinter war laut den Initiatoren, die guten Dinge der Religionsausübung zu genießen, wie zum Beispiel das Gefühl der Gemeinschaft. Der Mensch ist ein soziales Wesen und hat das Bedürfnis, sich mit anderen Menschen zu treffen und gemeinsam etwas zu unternehmen.
Im Prinzip ist dazu zwar (unserer Meinung nach) nicht mehr als ein Kegelklub nötig, aber nicht jeder kegelt gerne und warum sollte das gemeinsame Band nicht die atheistische Grundeinstellung sein?
Wir wurden gebeten auf ein Interview mit Christian Weymayr, Autor von „Die Homöopathie-Lüge“, hinzuweisen und tun das hiermit sehr gerne! Das hochspannende Gespräch mit dem Autor, der auch Redakteur beim IGeL-Monitor (einer Seite, die „Individuelle Gesundheitsleistungen“ bewertet) ist, sollte man nicht verpassen. Es geht (natürlich) um Homöopathie, den Binnenkonsens, Science Based Medicine/Evidence Based Medicine und … Weiterlesen
Eichstätt ist, zugegebenermaßen, nicht zufällig, sondern gezielt ausgewählt worden. Grund dafür war weniger der Umstand, dass hier ein Bischof Walter Mixa eine stockkonservative Ausrichtung des dortigen Priesterseminars betrieb, sondern der Umstand, der eine ungute Verquickung von kommunalen Diensten und esoterischen Umtrieben nahelegt: eine Stadträtin der „Grünen“ hatte sich als Betreiberin eines „spirituellen Kinos“, Anbieterin von „Lichtwasser“-Seminaren und Geistheilerin hervorgetan, Letzeres zeitweise sogar mit dem – illegalen – Anbieten von Fernheilungen.
Möchte man sich den Tort eines Vortrages von Rüdiger Dahlke, Jürgen Fliege oder Masaru Emoto antun, kann man das in ihrer Seminarreihe immer noch gerne tun.
Im ersten Teil haben wir einen Blick auf das Angebot des Internet-Shops geworfen, im zweiten wenden wir uns nun den Artikeln zu.
Die Seiten des Zentrums der Gesundheit strömen nur so über von wahnwitzigen und unsinnigen Aussagen zur Gesundheit. Die Artikel variieren in Qualität, aber viele sind wirklich übel:
Selbstverständlich ist Aids eine einzige große Lüge. Mehrere Texte des Verschwörungstheoretikers Jon Rappoport, der auch beim braunen Kopp-Verlag gelegentlicher Gastautor ist, werden vom ZdG abgedruckt und als lautere Wahrheit verkauft. Auch beim Nexus Magazin und anderen zweifelhaften Internetauftritten bedient man sich; das Hauptkriterium der Auswahl scheint zu sein, dass die Aussagen möglichst abstrus und weit hergeholt sind. Seriöse Artikel verirren sich wohl höchstens irrtümlich auf die Seiten des ZdG, die sind in dieser wunderlichen Welt nämlich unerwünscht.
Überhaupt ist natürlich alles eine große Verschwörung: Big Pharma, die Krebsindustrie, die Nahrungsmittelindustrie – alle haben nur das Schlechteste für die Menschen im Sinn. Aber beim Zentrum der Gesundheit erfahren sie die Wahrheit.
Der Internetshop des „Zentrum der Gesundheit“ präsentiert sich zwar gerne als Ratgeber für gesundheitliche Belange, aber wenn man sich die Aussagen auf der Webseite ansieht, sträuben sich die Haare.
Wir haben uns entschieden, Shop und Ratgeber/Artikelseiten getrennt zu betrachten und zwei Artikel über dieses Internetangebot zu schreiben.
Einen, der das Angebot im Shop unter die Lupe nimmt und einen, der die Aussagen zur Gesundheit beleuchtet. Dieser hier beschäftigt sich mit dem Shop (der noch recht harmlos ist); die haarsträubenden Artikel zur Gesundheit auf den Webseiten der Schweizer Firma werden wir in einem gesonderten Artikel würdigen.
Fangen wir mit „überteuert“ an und arbeiten uns dann zu „gesundheitsschädlich“ vor:
Die Wunderkraft des Placebo – ein Blick zurück, und einer nach vorn:
„»Wunderheilungen sind kein Voodoo, das können wir erklären«, ist Manfred Schedlowski überzeugt. »Eine starke Erwartungshaltung verändert die Gehirnchemie, Botenstoffe werden ausgeschüttet, und diese Veränderungen werden über das Nervensystem an den Körper weitergeleitet, wo sie häufig genau die gewünschten Wirkungen in Gang setzen«, sagt der Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen.“
So war es vor wenigen Jahren in der ZEIT zu lesen. Und im Januar 2013 trafen sich, so wird herablassend mitgeteilt, 100 Placebo-Forscher zum Kongress in Tübingen, „um in einer großen Aufbruchsstimmung die bislang stiefmütterlich vernachlässigte Placeboforschung voranzutreiben. […] Und natürlich wird das Einfluss auf das einseitig materialistisch[e] Weltbild anderer Forscher haben. Das wird nämlich in nicht allzu ferner Zukunft in seiner Einseitigkeit ausgedient haben …“ Die Journalisten der ZEIT hatten das Programm noch leichter fasslich präsentiert: „Die Wissenschaft erklärt, warum Jesus der perfekte Heiler war“.
Nun ist bekanntermaßen kaum etwas schwieriger, als die Zukunft vorherzusagen. Werfen wir daher einen Blick in die (ferne) Vergangenheit. Ein umherziehender Wunderheiler mit einer gewissen Rechtsgelehrsamkeit und der Fähigkeit, seine moralischen Gebote in Gleichnissen zu verkünden: das ist wahrscheinlich die historische Substanz der Jesus-Gestalt. Durch die Überlieferung wurden seine Heilungen vermehrt und überhöht, und es ist nicht sinnvoll, für jede eine naturalistische Erklärung zu suchen. Für den gläubigen Christen waren alle beschriebenen Heilungen völlig real und auch nicht durch eine Art primitiver Psychiatrie hervorgebracht, sondern durch direktes göttliches Eingreifen.
Auch die Landeshauptstadt Erfurt unterhält die örtliche VHS als Teil der kommunalen Verwaltung in Form eines Eigenbetriebs. Das Bildungsprogramm orientiert sich, den „Leitlinien“ zufolge, an den „individuellen Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Erfurt und dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse“. Das klingt an sich nicht schlecht, also schaun wir mal!
Unser alter Freund Hans Tolzin hat offenbar Facebook entdeckt und träumt dort seine wirren Träume weiter, wie man am Titel des Posts ablesen kann.
Argumente hat er ja keine, darum wird vor allem mit „schockierenden“ Bildern Stimmung gemacht. Sehr gerne werden dabei schreiende Kinder und Spritzen gezeigt, dass Ganze garniert mit Verschwörungstheorien und wilden Behauptungen. Auf Fakten wird dabei so gut es geht verzichtet. Und wenn Daten präsentiert werden, dann werden sie verfälscht, dass es schon ans Kriminelle grenzt.
Er kommt nicht umhin, die gaaaannnnzzzzzz alten Fälschungen aus dem Fundus zu kramen.
Regelmäßig erfreut die taz ihre anthroposophischen Leser mit der Beilage „taz THEMA Anthroposophie“. Nun wirbt Christian Füller in der taz-Rubrik „Zukunft – Bildung“ für ein höchst umstrittenes Schulprojekt, die erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands, als „Zukunftsmodell für das Bildungswesen“. Wirbt Christian Füller damit für die, Zitat Prof. Hopmann, „Sekte“ Anthroposophie? Gastbeitrag von Andreas Lichte mit freundlicher Genehmigung der Ruhrbarone.
Christian Füller beginnt seinen Artikel so: „Die Nachrichtenlage ist unübersichtlich, was die staatliche Waldorfschule in Hamburg anlangt. Ein Rudolf-Steiner-Hasser aus Bremen sammelt Unterschriften, um die Schule zu verhindern.“ Quellenangaben – z.B. einen einfachen link – hält Christian Füller offensichtlich nicht für nötig, um die „Nachrichtenlage“ zu verbessern, stattdessen versucht er es mit einer Unterstellung: „Rudolf-Steiner-Hasser aus Bremen …“.
Nein, André Sebastiani, Gastautor der Ruhrbarone, und Initiator der Petition „Gegen die geplante staatliche Waldorfschule in Hamburg“ ist kein „Steiner-Hasser“. Sebastiani interessiert sich als Lehrer einer öffentlichen Schule in Bremen für „Bildung“. Irgendwann stieß er auf das Thema „Waldorfschule“ und hat sich seitdem intensiv damit auseinandergesetzt, wie bei den Ruhrbaronen hier nachzulesen ist: Waldorfschule: Versteinerte Erziehung.
Für Sebastiani steht heute fest, dass es eine Waldorfschule ohne Anthroposophie nicht geben kann. Das ist eine Schlussfolgerung, die ich als ausgebildeter Waldorflehrer ausdrücklich bestätige: alles, was in der Waldorfschule passiert, basiert letztlich auf den Vorgaben Rudolf Steiners (1861–1925), Begründer der esoterischen Weltanschauung Anthroposophie. Über den anthroposophischen Hintergrund der Waldorfpädagogik informierte ich auch Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe in einem offenen Brief, Zitat:
„(…) Die Waldorfpädagogik übernimmt die in der Anthroposophie übliche Einteilung des Menschen in ‘Wesensglieder’. Diese ‘Wesensglieder’ entwickeln sich laut Rudolf Steiner in zeitlichen Abschnitten von 7 Jahren, den ‘Jahrsiebten’. Dazu sagt Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, im Interview ‘Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein’, Zitat:
‘(…) Lichte: noch einmal zur Jahrsiebtelehre – von 0–7 Jahre wird der physische Leib entwickelt, von 8–14 Jahre der Ätherleib, von 15–21 Jahre der Astralleib, vom 21. Lebensjahr an endlich das »Ich« – erst dann ist der Mensch ein Mensch. Was sagen Sie zu Steiners Mensch aus dem Esoterik-Baukasten?
lautet in Dantes Divina Commedia die Inschrift über dem Tor zur Hölle.
Volkshochschulen in Deutschland verstehen sich als gemeinnützige Einrichtungen zur Erwachsenen- und Weiterbildung. Zu ihren Trägern gehören, neben einigen privaten Organisationen, hauptsächlich Kommunen und kommunale Zweckverbände; auch die Finanzierung erfolgt zu beträchtlichen Teilen aus öffentlichen Haushalten. Die Kursangebote der Volkshochschulen tragen damit in der öffentlichen Wahrnehmung quasi einen amtlichen Stempel. Von verantwortlicher Seite sollte daher eigentlich ein Auge darauf geworfen werden, dass auf diesem Ticket kein Unsinn unter das Volk gebracht wird.