Traunstein, Homöopathie und Hogwarts

Als wir im vorletzten Jahr über die esoterische Masterarbeit zur Hellseherei an der Viadrina (Institut IntraG) berichteten und es in kürzester Zeit zu einem Aufschrei der Blogosphäre kam, der auch von diversen Zeitungen wie der Sueddeutschen oder dem Spiegel aufgegriffen wurde, war die Freude groß.

Es war ermutigend zu sehen, wie sich Journalisten, Blogger, Wissenschaftler und viele mehr über die Zustände empörten und ihrem Ärger Luft machten.

Und es war auch schön zu sehen, wie der Druck auf Hogwarts an der Oder wuchs.

Kurz darauf stufte die Hochschulstrukturkommission das IntraG (Viadrina) auch auf Ramsch-Niveau hinab und Harald Walach wurde dann auch mit dem verdienten Goldenen Brett (vorm Kopf) ausgezeichnet für sein Bemühen, wissenschaftsbefreite Theorien in die akademische Welt hineinzubringen.

Man hatte danach den Eindruck, dass das Pseudoinstitut den Kopf unten hielt, um nur ja nicht mehr aufzufallen. Die Abstrafung durch Medien und Hochschulkommission hatte Wirkung gezeigt.

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Tradition, Tradition …

[Wikipedia]

[Bildquelle: Wikipedia]

Zu den häufigsten Bingo-Karten der Paramedizin (wie z. B. natürlich = sanft, und nicht chemisch; Stärkung der Selbstheilungskräfte / des Immunsystems; Ganzheitlichkeit; individuelle Behandlung) gehört die „jahrzehnte- bis hundertealte Erfahrung“, wenn irgend möglich dann auch als „jahrtausendealte Erfahrung“ (Ayurveda, Akupunktur) auftretend. Schon mein Großvater wusste, die Hausmittel …, nun, Sie wissen schon. Aber, nun mal im Ernst, was wusste unser Großvater eigentlich? Psiram hatte die Gelegenheit, ihn direkt zu befragen.

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® naturheilzentrum bottrop – Gequirlte Seiten

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Professioneller wurde heiße Luft nie präsentiert.

Betrachten wir heute im dritten Teil die bekannte und beliebte Website http://naturheilzentrum.com aus werblicher Sicht. Dazu setzen wir zunächst den Designerhut auf. Und sind begeistert. Professionelles Grafikdesign vom Feinsten. Das war bestimmt nicht billig. Nicht nur Logo und Website sind professionell gemacht. Die gesamte Corporate Identity ist aus einem Guss. Vom Interior Design über die Arbeitskleidung des Personals bis hin zu kleinsten Details. Selbst die Kakteen auf dem Chefschreibtisch stehen in Reih und Glied. Und dann die Kleinschreibung. Der Text als einheitlicher Grauwert ist die Idealvorstellung jedes Grafikers. Im grobstofflichen Bereich kann er diese Vorstellung jedoch nur selten durchsetzen. Da gibt es nämlich diese Faktenfanatiker, die tatsächlich glauben, Geschriebenes habe eine Bedeutung und müsse daher lesefreundlich formatiert werden.

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Homöo-Akademie in Traunstein – Die nächste Runde

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Der Titel dieses Beitrags ist geklaut, und zwar vom Blog Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie. Dort beschäftigt sich Norbert Aust mit der geplanten Hochschule für Homöopathie in Traunstein (auch Psiram berichtete). Kürzlich wies er darauf hin, dass der angekündigte Bachelor-Studiengang nicht die Anforderungen für eine staatliche Zulassung erfülle. Unter anderem müssen nämlich die Lehrkräfte über ein abgeschlossenes Hochschulstudium verfügen, hauptberufliche Lehrkräfte müssen promoviert sein. Das Dozententeam, „das seinesgleichen sucht„, erfüllt diese Voraussetzungen nicht. Der „Fachbereichsleiter Grundlagen Homöopathie“ beispielsweise kann in seiner Vita zwar auf „viel Eigenstudium“ verweisen, versteht es, Krebs homöopathisch zu behandeln und hat den „unwiderlegbaren Zusammenhang“ zwischen Rötelnimpfung und Gelenkrheuma erkannt (Einzelheiten hier im Wiki), aber das nützt alles nichts: ihm fehlt der nötige Hochschulabschluss und der Hälfte der übrigen Dozenten auch. Der für 2014 angekündigte Beginn des Lehrbetriebs wäre deshalb womöglich rechtswidrig, erst recht die Vergabe von akademischen Graden.

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® naturheilzentrum bottrop – Vorreiter der Augen-Akupunktur

naturheilzentrum

Wie kürzlich geschildert, waren wir gezwungen, in aller Form die Behauptung zu belegen, die Betreiber des „® naturheilzentrum bottrop“ seien „® maximal qualifizierte heilpraktiker“. Wenden wir uns nun einem Aspekt ihrer Tätigkeit zu:

“zu den am häufigsten – erfolgreich – mit akupunktur behandelten augenleiden gehören alterssichtigkeit, macula-degeneration, retinitis pigmentosa, glaukom, erkrankungen der netzhaut, kurzsichtigkeit bei kindern und jugendlichen bis zu 20 jahren, sogar erblindung durch gehirnquetschung oder blutgerinnsel. christian rüger und farid zitoun (naturheilzentrum bottrop), vorreiter der augen-akupunktur in deutschland, haben inzwischen ärzte und heilpraktiker in ganz deutschland, österreich und der schweiz in der neuartigen therapieform ausgebildet.”

quelle: wissenschaftssendung: ZDF, 3Sat, nano augen akupunktur
http://www.naturheilzentrum.com/was/therapiespektrumnabo/augenakupunktur/

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Hamersche Herde in Wiesbaden – die Germanische Neue Medizin on tour

Pilhar

Ein Gastbeitrag von Sigrid Herrmann-Marschall:

Antisemitismus aktuell – ein Besuch bei einer Vortragsveranstaltung Helmut Pilhars am 08.11.2013

Helmut Pilhar, die Nummer 2 der „Germanischen Neuen Medizin“ (GNM) oder neuerdings schlicht „Germanische Heilkunde“ genannt, tourt seit vielen Jahren als Handlungsreisender. Ziel dieser Reisen durch ganz Deutschland, die Schweiz und Österreich ist nicht nur der Absatz der Bücher von Ryke Geerd Hamer, sondern auch durch die Einnahmen aus den Veranstaltungen der Broterwerb. Pilhar hat eine österreichische Gewerbezulassung, die sich auf den Vertrieb von Büchern und Medien bezieht. Die Zulassung ist also sehr tieffliegend für die medizinische Hochstapelei, die in Vorträgen und Seminaren angeboten wird. Profitabel sind dabei neben den Einführungsveranstaltungen, die aktuell 10 Euro Eintritt kosten, die nachfolgenden Tagesseminare, die pro Teilnehmer 60 Euro einbringen. Der Hinweis auf die Veranstaltung wurde über seinen Newsletter verbreitet. Im Vorfeld hatte es einen Bericht des Wiesbadener Kuriers gegeben, in dem die Geschichte der „Germanischen Neuen Medizin“ dargestellt wurde und vor den Folgen gewarnt. In Reaktion auf diesen Bericht hatte Pilhar einen aktuellen Newsletter versandt, in dem er aus seiner Haltung gegen die „jüdische Schulmedizin“ keinen Hehl macht.

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Naturheilkunde – denn unfühlend ist die Natur

Ein Leser schrieb uns über die Wirkung von „sanfter Medizin“, die er aus nächster Nähe miterlebte. Dem einen oder anderen mögen solche Erfahrungen bekannt vorkommen. Wir geben sie hier ungekürzt wieder.

„Wer heilt hat Recht“. Jeder von uns kennt diese Plattitüde, allzu oft hört man diesen Satz. Das ist in Ordnung, denn er ist wahr. Wenn der Nutzen einer Therapie nachgewiesen ist und die Risiken der Behandlung kleiner sind als erwartbare Folgen der Erkrankung, dann bildet er die Grundlage der evidenzbasierten Medizin. Darüber hinaus werden Therapien, sobald der Heilungserfolg ausbleibt, häufig weiterhin verteidigt. Zwar ist der Therapieerfolg nicht nachweisbar, allerdings gibt es auch keine Nebenwirkungen, wodurch die Anwendung bestimmter Mittel vermeintlich risikofrei propagiert werden kann. Dieses Credo ist nicht nur bei Anwendern sogenannter alternativer Medizin tief verwurzelt, auch im Volksmund schlägt es sich in Sprichwörtern nieder wie „Hilft’s nix, schad’ts nix“.

Im ersten Moment klingt das sehr plausibel. Wieso sollte eine völlig nebenwirkungsfreie Behandlungsform wie Hochpotenzen der Homöopathie nicht verwendet werden, schließlich demonstrieren selbst Kritiker gerne und häufig, dass die Einnahme großer Mengen dieser Mittel unschädlich ist? Vielmehr noch, wieso regen sich Skeptiker, „Schulmediziner“ und viele andere so auf, woher dieser „missionarische Eifer“, wenn es auf alternative, nachweislich unschädliche Behandlungskonzepte kommt? Es muss doch jedem freigestellt sein, „komplementär – ergänzend – zur „schulmedizinischen“ Therapie weitere Mittel auszuprobieren! So bestechend diese Logik wirkt, ihre Anwendung hat oftmals verheerende Auswirkungen, die gerne geleugnet oder totgeschwiegen werden. Im Zweifel ist immer der Patient schuld, er hätte anders agieren müssen und hat gutgemeinten Rat missverstanden.

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Die österreichische Kronenzeitung: Noch immer eine Eso-Sonntagsbeilage

Im März kritisierten wir hier bereits eine absolut unkritische Esoterik-Serie in der Sonntagsbeilage der Kronenzeitung. Die Schreiberin der Artikel, Ingrid Altermann, hatte damals über mehrere Wochen Jubeltexte zu diversen Themen produziert.

Wir schreiben hier übrigens absichtlich nicht Journalistin, denn das impliziert ja, dass man journalistische Arbeit leistet. Und dazu gehört es auch, zu recherchieren und Quellen zu prüfen. Davon konnte jedoch bei den Artikeln, z.B. zur Aura Soma Therapie nicht die Rede sein. Man hatte eher den Eindruck, dass es sich um eine bezahlte Werbeeinschaltung handelt.

Sich zu informieren, ob irgendwelche der Behauptungen einer Überprüfung standhalten, kam der Texterin offenbar überhaupt nicht in den Sinn. Zu den vermeintlichen Wahrsage-Erfolgen der Rosalinde Haller, die in einem Artikel völlig unkritisch dargestellt wurden, ließ sich mit minimalem Aufwand einiges an Material finden.

Auch diesmal darf wieder Rosalinde Haller ihre G’schichtln erzählen, sie besitzt ja angeblich auch die „Heilkraft des Wendens“. Wenden ist ein lokaler österreichischer Begriff für Geistheilung. Wenn man Bullshitbingo spielen würde, hätte man eigentlich damit schon den ersten Begriff. „Uraltes Wissen“ und „alternativ“ kommen dann gleich in der Kurzfassung.

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Paul Karason ist tot

Der 62-jährige Paul Karason, der von vielen wegen seiner blauen Hautfarbe als Papa Schlumpf bezeichnet wurde (ein Name, den er gehasst hat), ist vorige Woche gestorben.

Paul Karason

Diese Verfärbung der Haut hatte er sich durch jahrelange Einnahme von Kolloidalem Silber selbst zugefügt. Diese Krankheit, Argyrie genannt, wird durch Einlagerung von Silber verursacht und war vor ca. einem Jahrhundert recht häufig, als Silber noch zur Desinfektion verwendet wurde. Silber ist zwar ein wirksames Desinfektionsmittel, aber die Nebenwirkungen sind nicht ohne.

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