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Artikel Tagged ‘Abzocke’

Der Preis des bewussten Lebens (7) – Der Tee im Harem des Dr. Ming

18. November 2011 17 Kommentare

Abnehmen kann so leicht sein! Denn mit dem famosen „Te Chino  del  Dr Ming“ geht  alles wie von selbst. Angeblich genügt es, zwei Tassen täglich zu trinken,   und schwupps, purzeln die Pfunde. 10 kg in einem Monat, 4 kg in einer Woche?   Kein Problem,  so jedenfalls suggerierte es der Teleshopping-Kanal, mit entsprechendem   Nachhall in einschlägigen Foren.

Das Wundergebräu gibt es unter anderem im „Erlebnisladen“ in Vohenstrauß   in der Nähe von Weiden in Oberfranken,

oder in Österreich bei „Trendprodukte“ in Wien.                                              

Über die Zutaten weiß Dr. Ming persönlich folgendes:

Grüner Tee, Kassie (ein Johannisbrotgewächs mit leicht abführender Wirkung), Pfefferminz, Orangenschale, Süßholzwurzel, Zitronengras, Camelia Sinnensis (also nochmal Tee, hier allerdings mit einem n zuviel), Nachtschatten Andigenum (anscheinend irgendwas aus Kartoffeln), natürliches Aroma,

während bei Trendprodukte die Zutatenliste etwas kürzer ausfällt, die Erdäpfel muss man dort zwecks Gewichtsreduktion wohl dazu essen.

Bei einigen weiteren Anbietern wird noch Alfalfa genannt, also Luzerne, deren Auszüge ansonsten gerne gegen Fußpilz empfohlen werden.

Was da den unglaublichen Erfolg bringen soll, ist nicht so ganz einsichtig. Vielleicht wenn man vier Wochen lang sonst nichts zu sich nimmt…

Die in einer Packung enthaltenen 60 Teebeutel dürften einem Quantum von etwa 150 g Tee entsprechen. 33,95 € für 150 g läppisches aromatisiertes Teegemisch; bei Trendprodukte sind es sogar 39,90 € – darüber lassen Sie uns erst einmal tief durchatmen, ehe wir die Pfunde purzeln lassen.

Um die Relation zu veranschaulichen: die teuerste Zutat ist offensichtlich der grüne Tee. In einem Aufgußbeutel wird er gewöhnlich als „Gunpowder“,  also in kleinen Pellets, verwendet. Bei einer der großen deutschen Tee-Einzelhandelsketten kann man für den Preis von 150 g „Te Chino“ gleich ein ganzes Kilo grünes Gunpowder bekommen. Ein klarer Fall von Abzocke!

Ach übrigens: im oberfränkischen „Erlebnisladen“ bekommt man für die Kleinigkeit von weiteren 189 € auch diesen formschönen Artikel:

 

 

 

Bitte erst einmal raten, was das sein könnte – dann erst diesen Link anklicken.

Der Preis des bewussten Lebens (6): Summ, summ, summ

12. November 2011 6 Kommentare

Moskitonetze aus Synthetikstoff, konfektioniert für ein Einzelbett und mit einer einfachen Deckenaufhängung, kosten üblicherweise etwa bis 20 €. 

Der Elektrosmog-Paranoiker kommt nicht so billig davon. Wird ein ähnliches Synthetik-Textil-Produkt mit der Behauptung vertrieben, es schirme elektromagnetische Strahlung ab, werden bei pro-tex in Bern 800 Schweizer Franken dafür verlangt, das entspricht gut 670 €. Ohne den empfohlenen Bodenschutz, versteht sich.

Das gleiche gibt es natürlich auch in Euroland, beim emv-shop in Worms, für immerhin 414 €.

 

Das Produkt ist mit dem von pro-tex in der Schweiz vertriebenen anscheinend identisch, zumindest wird es mit exakt dem gleichen Foto beworben. Allein die Preisdifferenz von über 250 € pro Stück ist gelinde gesagt erstaunlich.

Das Produkt hat angeblich

100% textile Eigenschaften,

ist also anscheinend ohne versilberte Kupferfäden oder verkupferte Silberfäden (wie auch immer) gewoben, dafür seltsamerweise mit dem Versprechen einer Abschirmung gegen hochfrequente elektromagnetische Wellen, was die Frage aufwirft, was damit eigentlich bekämpft werden soll – Elektrosmog oder Sonnenbrand?

Wenn man unter so einem Netz in der Nacht von einem unbekannten Geräusch geweckt wird, könnten es die Mücken sein, die sich gerade einen Fortsatz lachen.

 

Teil 1: Das letzte Hemd …

Teil 2: Spiegel und Salz, Gott erhalts!

Teil 3: Ganzheitlich abdichten

Teil 4: Der gute (Grund)Ton

Teil 5: Wer eine Meise hat, hat auch Likör

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Der Preis des bewussten Lebens (5): Wer eine Meise hat, hat auch Likör

7. November 2011 20 Kommentare

Wer bejammert hier das Apothekensterben? Es gibt noch viel  zu viele Apotheken! – jedenfalls so lange es Häuser wie die „Apotheke am Bahnhof“ in Bad Ems an der Lahn gibt. Kein Snake-Oil ist so lächerlich, dass man es dort nicht für teures Geld bekommen könnte.

Besonders schräg: die Abteilung „Spagyrik“. Zur Erinnerung:

„Aus der mittelalterlichen Alchemie entwickelte sich das Heilverfahren der Spagyrik. Darin mischen sich religiöse, mythische, astrologische und naturwissenschaftliche Elemente. Grundlage dieses Heilverfahrens bilden nach mittelalterlichen, alchemistischen Vorstellungen hergestellte Mittel: die Spagyrika.“

Äh, ja. In unserer freundlichen „Naturheilapotheke“ zu Bad Ems  findet man solche religiös-mythisch-astrologisch-alchemistisch-mittelalterlich aufgemixten Tropfen zum Preis von 10 bis 20 € je 50 ml unter anderem für folgende Indikationen:

  • Aphrodisiakum
  • Aura-Schutz
  • Cool bleiben
  • Energieschutz
  • Harmonie
  • Harmonisierung von Lebensmitteln
  • Mobbing-Schutz
  • Schnarchen
  • Vampire
  • Chemtrails

Kein Witz, kein Angebot eines schwülen Esoterik-Versenders, sondern bittere Tatsache unterm Apotheken-A.

Schaut man sich die Rezepturen an, so sind das Kräutertinkturen mit Alkoholgehalten von jeweils 20 Volumen-%. Also etwas schwächliche Kräuterliköre. Mazeration, Destillation und Veraschung von Ausgangsstoffen, die typischen spagyrischen Verfahren, stecken in der Likörherstellung zum Teil ohnehin drin, und soweit sie das nicht tun, hat das eher kultische Gründe, als dass es chemisch nachvollziehbare Wirkungen für den Anwender hätte.

Geht’s auch ein bißchen günstiger? Aber sicher: Klosterfrau Melissengeist, Deutschlands meistverkaufter Kräuterlikör, hat immerhin stattliche 79 Vol-% und kostet in der Literflasche 45 bis 60 €. Verdünnt man ihn herunter auf 20 %, ergibt das 100 ml-Preise von etwa 1,10 bis 1,40 €. Den Schutz gegen Chemtrails muss man sich hingegen runde 30 € für die gleiche Menge spagyrischen strange brew kosten lassen.

Für 100 ml Jägermeister mit 35 Vol-% Alkohol kommt man übrigens schon bei etwa 0,80 € heraus, wenn man die Verdünnung auf 20 % mitrechnet.

Fehlt noch etwas religiös-mythisch-astrologisch-alchemistisch-mittelalterliches Brimborium? Na, dann wagen wir ein Tänzchen um die Buddel, klatschen dabei kräftig in die Hände und freuen uns ganz innig auf ein zünftiges Trankopfer, das kostet alles nix.

Und dann: Prösterchen, auf die Chemtrails!

Teil 1: Das letzte Hemd …

Teil 2: Spiegel und Salz, Gott erhalts!

Teil 3: Ganzheitlich abdichten

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Der Preis des bewussten Lebens (3) – Ganzheitlich abdichten

21. Oktober 2011 11 Kommentare

 

Bei der Firma PROBIOSA in Alfter bei Bonn ist „Ganzheitlichkeit“ Trumpf, und unter diesem Aspekt gibt es hier unter vielem anderem auch Mineralerden zur Nahrungsergänzung, insbesondere „Zeolit“ und „Myolit“. Dabei handelt es sich um zwei in der Anwendungsempfehlung ähnliche Mineralpräparate.

Über „Zeolith“ weiß unser Wiki mehr: https://www.psiram.com/de/index.php?title=Klinoptilolith

Schauen wir uns also Myolith einmal näher an.

Myolit wird in Kapselform angeboten. Angeblich soll es bei Entschlackung und Darmreinigung, die in einschlägigen Kreisen obsessiv propagiert wird, helfen und aus 100 % „Clarit 125“ bestehen. Dies ist nun kein Begriff aus Mineralogie oder Petrografie, sondern der Handelsname eines Produkts der Firma Süd-Chemie in München, die zur Clariant-Gruppe gehört, einem Spin-off der Chemiesparte der Sandoz AG und ein Nachfolgeunternehmen der Hoechst AG.

Das als pdf abrufbare Datenblatt zeigt: es handelt sich um alkalisch aktivierten Bentonit, ein tonhaltiges Mischmineral mit starker Wasseraufnahme- und Quellfähigkeit (bevor Mutmaßungen zur „Aktivierung“ aufkommen: bei der  „alkalischen Aktivierung“ wird durch einen Ionentausch einfach nur Calciumbentonit zu einem Natriumbentonit umgebaut).

Technisch kann man mit Bentonit alles mögliche anstellen – nur aufs orale Einwerfen muss man erst einmal kommen. Die üblichen Anwendungen reichen von Abdichtungen im Tiefbau über Katzenstreu bis zum Klären von Wein. Bentonit kann in Flüssigkeiten Schwebstoffe binden, daher ist es unter Aquariumbetreibern gebräuchlich. Clarit 125 wird von Süd-Chemie speziell für die Lebensmittelindustrie angeboten, als Klärungsmittel für Wein und Säfte, und ich kann mir recht gut vorstellen, was für einen Ast sich der Produktmanager gelacht haben könnte, wenn er seinen Weinverschönerer als „ganzheitliches“ NEM wiederfand. Als Lebensmittelzusatz trägt Bentonit übrigens die Bezeichnung E 558 und wird dort als Trennmittel und als Trägersubstanz für Farbstoffe verwendet . So haben wir uns „Ganzheitlichkeit“ immer vorgestellt!

Die Preise für Bentonit differieren je nach Anwendung und Aufbereitung: für Gartenbau und Aquarium ist es ca. 1 €/100 g, bei der Weinbehandlung 2 bis 5 €/100 g. Als Katzenstreu gibt es 10 kg schon für 3 €. Will man mit E 558 den eigenen Darm reinigen, muss man den Beutel etwas weiter auftun: bei PROBIOSA kosten 90 Myolit-Kapseln, von denen täglich ein bis zwei Stück eingeworfen werden sollen, knapp 35 €.

Übrigens weist PROBIOSA vorsichtshalber selbst darauf hin, dass das Präparat bei oraler Einnahme nicht ganz ohne ist:

Die angegebene empfohlene Verzehrmenge darf nicht überschritten werden.“

Womöglich entfaltet der Bentonit sonst an ganz ungeeignetem Ort seine abdichtenden Eigenschaften.

Teil 1: Das letzte Hemd …

Teil 2: Spiegel und Salz, Gott erhalts!

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Teil 5: Wer eine Meise hat, hat auch Likör

Homöopathische Omni-Potenzen

17. Oktober 2011 24 Kommentare

Der Artikel klingt nach Satire. Scheint aber ernst gemeint: Wenn die Frau keinen Oralsex mag, macht man sie einfach mit Homöopathie gefügig. Wozu sollte man(n) das auch respektieren? Für und gegen alles gibt es doch Glaubuli! Und die Frau hat gefälligst willig zu sein und immer und für alles zur Verfügung zu stehen.

Viele Frauen haben im Sprachgebrauch, ich muss den ganzen Tag soviel leisten, und abends soll ich noch die Beine breit machen, oder muss DEM am Ende noch einen Blasen

Aber wozu gibt es diese Tintenviecher, Sepia? Klar: Potenzierte Tinte macht bei der Frau Bedarf nach Tinte. Oder so ähnlich. Würde passen. Und das hilft! Nämlich:

Aus der Lust am Mann aufzuschauen, entsteht Lust seinen Mann zu verwöhnen, und den Inbegriff seiner Männlichkeit zu verwöhnen.

Alles klar? Und damit frau sich nicht so vergewaltigt fühlt, kann sie Staphisagria einwerfen. Staphisagria klingt gut, ist aber einfach nur ein Rittersporn.

Staphisagria ist ein Heilmittel, wenn man immer wieder in sexuelle Situationen kommt, in denen man sich erniedrigt fühlt, in denen man sich vergewaltigt fühlt, in denen man sich verletzt fühlt, in denen man sich betrogen fühlt, in denen man zum Opfer wird.

Klingt nach der homöopsychopathischen Version der KO-Tropfen.

Auf jeden Fall wird hier anschaulich die gerne verbreitete Sichtweise der „sanften Homöopathie“ in ein reales Licht gerückt. Statt Sanftheit die Rückbesinnung auf „uralte“ Ansichten zur ständigen Verfügbarkeit für sexuelle Dienstleistungen – paläopatriarchale Urständ gegen ein auch sexuelles Selbstbestimmungsrecht für Frauen. Also bleibt alles hübsch beim Uralten, Bewährten: mann braucht die Bedürfnisse der Frau nicht respektieren – dies umso mehr, als frau dies ja offenbar im homöopathologischen Weltbild nicht einmal selbst darf. Sollten dadurch dann doch sexuelle Traumata bei einer Frau entstehen, werden diese mit weiteren Zuckerpillen „therapiert“. Wer heilt, hat will Recht behalten.

Wer uns da nach immerhin Jahrhunderten des Kampfes um Frauenrechte in die Höhlenexistenz zurückhomöopathisieren möchte, ist tatsächlich eine Frau! Ihr Blog ist angefüllt mit Geschwurbel über diese Unmedizin und mehr. Denn da ist noch der Hof Hutmacher, wo diese Unheilpraktikerin (welche sich unter anderem von der mittlerweile verstorbenen Anita Petek-Dimmer inspirieren lässt) unter dem Motto „Mut – Intuition – Heilung“ (Fern-)Kurse, von ihr auch „Lehrgänge“ genannt, anbietet. Da wäre zu nennen -natürlich- Kurse in Homöopathie (Nichtbehandeln für Einsteiger kostet 320 Euro). Pendeln (€ 250,-), Engel (eine Woche € 280,-, dafür sind es aber auch ERZengel), Aufstellungen (Grundkurs fünf Monate € 2500,-) – alles, was das Eso-Herz begehrt! Auch Aufstellungen mit Tieren gibt es. Die Assoziation nach dem o.g. Blogbeitrag ist ziemlich unappetitlich.

Klingt so, als könne man prima davon Leben. Wenn  sie jedoch so viel Erfolg hat, wie das Gästebuch vermuten läßt (mit max. zwei Einträgen im Jahr), dann braucht sie Glaubuli mit Nihil C200. Damit sie nicht verhungert.

Der Preis des bewussten Lebens (2) – Spiegel und Salz, Gott erhalts!

14. Oktober 2011 11 Kommentare

 

Quelle: detoxshop.de

Gift, wohin man blickt! Aber in Lörrach gibt es ja die famose Casa Detox, da werden wir geholfen. Zum Beispiel mit diesem formschönen „Himalayahalitstein“ für läppische 239 €.

Ein Brocken Himalayasalz (welcher Herkunft auch immer) auf einem sechseckigen Glasspiegel. Angeblich leistet er folgendes:

  • Positive und natürliche Informationsübertragung über die Luft
  • Zunahme der negativen (lebensnotwendigen) Luftionen
  • Verbesserung der Luftqualität
  • Neutralisierung elektromagnetischer Schwingungsfelder
  • Harmonisierung geopathischer Störzonen
  • Schnellere Regulation von Körper und Psyche.
  • Längere Frische von Lebensmitteln
  • Eine Verbesserung des Geschmacks von Getränken und Lebensmitteln

Das will etwas heißen – und das einzig und alleine von einem Salzbrocken, der irgendwo herumsteht.

Schauen wir mal, ob wir uns so etwas nicht auch selber basteln und dabei den einen oder anderen Euro sparen können! Nehmen wir das Bild und die angegebenen Daten, so brauchen wir hauptsächlich einen Salzstein von 5*8,8*(geschätzt 1) cm; das ergibt ein Volumen von 44 cm³. Bei einem spezifischen Gewicht von 2,17 sind das nicht ganz 100 Gramm Salz.

Man kann von der Hype um Himalayasalz halten was man will, aber lassen es ruhig mal dabei. Himalayasalzbrocken erhält man im 25 kg – Gebinde für 45 €.

Der Materialwert des Salzbrockens, den man bei der Casa Detox kaufen kann, liegt also bei etwa 18 Cent. Zusätzlich braucht man noch einen sechseckigen Spiegel mit einer Diagonalen von 22 cm und etwas Zweikomponenten-Kleber. Der Materialeinsatz pro Stück kann damit insgesamt schwerlich über 20 € liegen. Der beträchtliche Rest geht, kauft man seinen Salzbrocken in Lörrach ein, für das übliche Schwingungs- und Quantengeschwafel drauf. Wahrhaft ein gesalzener Preis! Aber immerhin:

Das Gerät ist wartungsfrei, es entstehen keine Folgekosten

Das wäre auch noch schöner.

Teil 1: Das letzte Hemd …

Teil 3: Ganzheitlich abdichten

Teil 4: Der gute (Grund)Ton

Teil 5: Wer eine Meise hat, hat auch Likör

Der Preis des bewussten Lebens (1): Das letzte Hemd …

7. Oktober 2011 15 Kommentare

Wir schreiben das Jahr 2011. Gefahren umlauern den Menschen, unsichtbar, unhörbar, aber allgegenwärtig. Aber nicht verzagt, es gibt ein Entrinnen und jede Menge freundliche Zeitgenossen, die alle dazu benötigten Dinge verkaufen. Das hat, zugegebenermaßen, seinen Preis. Welchen Preis genau, und was man sich dafür sonst leisten könnte, das ist das Thema einer kleinen Reihe von Beiträgen, die mit dieser Folge beginnt.

Das letzte Hemd

Das letzte Hemd ...

Sie wollen 95 € für ein Baumwoll-T-Shirt bezahlen? Und 85 € für ein Unterhemd? Kein Problem mit Kirschke Naturversand in Stutensee (Nähe Karlsruhe). Der Clou: in den Stoff soll ein mit Silber ummantelter Kupferfaden eingewebt sein, zum Schutz vor elektromagnetischer Strahlung.

Hemden mit hervorragender Abschirmung im Naturversand Kirschke

Der Wunderstoff ist gerne auch als Liebestöter erhältlich, so feiert das Kettenhemd fröhliche Urständ.

Bei Wiegand & Sohn in Worms verzichtet man anscheinend auf die Drahteinlage; hier sorgt bereits 100 % Baumwolle für den gewünschten Strahlenschutz. Dafür darf ein schlichtes weißes Baumwolloberhemd dort schon mal 155 € kosten.

http://www.emv-shop.com/product_info.php?cPath=34_27&products_id=454

Das wagen ansonsten selbst Premiumhersteller wie van Laack nur am allerobersten Ende der Skala.

http://www.vanlaack.de/de/shop/Man/Hemden/Classic/

Teil 2: Spiegel und Salz, Gott erhalts!

Teil 3: Ganzheitlich abdichten

Teil 4: Der gute (Grund)Ton

Teil 5: Wer eine Meise hat, hat auch Likör

 

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Abzockwarnung: „Wichtige Paket-Zustellungs-Mitteilung“ von GP Health Products B. V.

11. September 2011 7 Kommentare

Die GP Health Products B. V., die die „Dr. Hittich Gesundheitsmittel“ vertreibt, verschickt zur Zeit wieder gefälschte Paketzustellungs-Mitteilungen. Die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern hat bereits bei der letzten Aktion eine Warnung dazu herausgegeben!

Auf der Karte steht, dass sich der Adressat bei der Internetaddresse der GP Health Products melden soll. Die Karte können Sie getrost wegwerfen, aber melden Sie das ganze doch an den Verbraucherschutzverband, damit gegen solche unlauteren Machenschaften etwas unternommen wird!

Was ist nun die Idee hinter dieser Karte? Sie sollen auf die Webseite gelockt werden und dort ihre Daten eingeben und als Kunde zu gewinnen oder zumindest lebenslang mit Werbung zu bombardieren.

Die Firma zeichnet sich schon seit Jahren durch aufdringliche Spam-Werbung aus, wie schon ausführlich im Öko-Test Forum diskutiert. Auch beim Web of Trust haben die Aktionen der Firma ihr schon ein tiefrotes Rating als Spammer und Verkäufer wertloser Produkte eingetragen.

Kiesha Crowther

29. Januar 2011 54 Kommentare

Machen wir doch einmal ein kleines Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Sie seien Katholik. Nun kommen Sie eines Tages an einem rasch dahingezimmerten Gebäude vorbei, das eine Kirche darstellen soll und lesen dort auf einem Schild:

„Der wiedergeborene Jesus – vom Papst anerkannt! Kommen Sie in mein Freitagsgebet. Für nur € 100 vergibt Odin auch Ihre Sünden! Auralesung durch Jesus nach Terminabsprache. Christliches Reiki – buchen Sie noch heute Jesus Kurs und werden Sie selbst geprüfter Christlicher Reiki-Meister. Bitte reservieren Sie rechtzeitig Sitzplätze für Jesus monatliche Ostermessen, für unsere Christmette am 6. Januar sowie für Jesus spezielle Ramadanpredigt (bewegliches Fest).“

Sie wären wohl kaum erfreut. Die Wiedergeburt gehört nicht zur katholischen Lehre. Sich als Jesus darzustellen, ist schon verschärfte Blasphemie. Die Behauptung, vom Papst anerkannt zu sein, kann schlechterdings auf Tatsachen beruhen. Und für eine Messe Geld zu kassieren, ist nicht akzeptabel – ebenso wenig, wie für die Vergebung der Sünden zu bezahlen (obwohl das in der Vergangenheit schon mal anders aussah). Schließlich zeigt die Erwähnung, dass Odin die Sünden vergebe, dass ein Freitagsgebet durchgeführt und Reiki und Auralesen angeboten wird, dass der Aufsteller des Schildes aber nun so gar keine Ahnung vom Christentum hat. Sie würden also wahrscheinlich zur Polizei gehen und der für das Schild Verantwortliche hätte einige Probleme.

Sofern Sie jedoch indigener Amerikaner in einer ähnlichen Lage sind, werden Ihre Rechte und Ihre Traditionen bedeutend weniger gut geschützt. Wem der Sinn danach steht, kann einfach behaupten, er sei von irgendwelchen Ältesten anerkannt – und etliche Personen tun das. Es gibt viele Plastikschamanen und falsche Medizinleute, die die Leichtgläubigkeit von Newagern ausnutzen. Die meisten Plastikschamanen vermischen die Traditionen und Zeremonien mehrerer Völker, teils werden noch Rituale und Praktiken aus Asien sowie weitere, auf dem Esoterikmarkt gerade angesagte Maschen mit hineingerührt. Das ist ein riesiger Markt und außerdem eine fortlaufende Ausbeutung und Verhöhnung tradierter Kulturen.

Kiesha Crowther ist nur ein Beispiel für eine solche Ausbeuterin. Sie hat eine große Anhängerschaft um sich geschart und spielt dasselbe Spielchen wie alle Plastikschamanen: Knöpf deinen Anhängern jede Menge Geld ab und drohe allen, die dich entlarven, mit Anzeigen und Prozessen. Hier ist ein Statement der Salish zu ihr:

Das Kultur- und Ältestenkomitee der Konföderierten Stämme der Salish und Kootenai von der Flathead-Reservation schützt die immateriellen kulturellen Ressourcen der Stämme, die auch Sprache, Gesänge, Geschichten etc. umfassen.

Keiner der Stammesältesten ist mit Kiesha Crowther zusammengetroffen und sie heißen ihre Behauptungen und Handlungen nicht gut.

Crowther ist nicht ihre „Schamanin“; sie hat nicht das Recht, diesen Titel zu beanspruchen und die Ältesten und Senioren des CSKT der Flathead-Reservation wünschen, dass sie umgehend aufhört, diese falschen Behauptungen zu verbreiten, die die Traditionen untergraben, die die Mitglieder des CSKT Kultur- und Ältestenkomitees zu erhalten bemüht sind.

Sie ist eine der Plastikschamanen, die bei NAFPS (New Age Frauds and Plastic Shamans) entlarvt werden. NAFPS ist ein Projekt, das seit einiger Zeit auf unserem Server untergebracht ist und von indigenen AmerikanerInnen betrieben wird, die in ähnlicher Weise Stellung beziehen wie wir bei Esowatch. Ihr Forum ist mit über 2000 Mitgliedern viel größer als unseres. Wir können nur jedem, der herausfinden möchte, was indigene AmerikanerInnen wirklich von diesen Schamanen halten, die im Internet zu finden sind, empfehlen dort zu lesen.

Armer schwarzer Kater

16. Dezember 2010 10 Kommentare

Professor Wallach von der Frankfurter Europa-Universität Viadrina ist traurig, weil es einen „Haut-die-Homöopathie-und-alle-Spinner-in-die-Pfanne“-Zug in Deutschland gibt. Da hatten sich doch wirklich ein paar überregionale Zeitungen erdreistet etwas Wahres, jenseits des Ganzheitsgeschwurbels, über die neoschamanistische Alternativheulermedizin zu schreiben. Es gibt eine Erwiderung (Link) zum „Magie im Hörsaal“-Artikel vom August aus der SZ. Die ist putzig, enthält herrliche Stilblüten, keine Wirksamkeitsnachweise, das übliche Big-Pharma-Bashing und den lustigen Vorwurf, dass Wissenschaftler und die Kritiker der Husch-Fuschi-Medizin fundamentalistische Dogmatiker sind.
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