Ägyptischer Atheist zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt

Alber_SaberGerade erst haben wir über den Bericht „Freedom of Thought“ geschrieben, der sich mit religiöser Verfolgung befasst. Und quasi gleichzeitig wurde der 25-jährige ägyptische Blogger Alber Saber Ayad (ألبير صابر عياد) zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Der junge Mann war/ist Betreiber einer ägyptischen Facebookseite für Atheisten. Am 12. September, kurz nachdem das „Innocence of Muslims“ Video verbreitet worden war, wurde sein Haus (in dem er mit Mutter und Schwester lebt) von eine Menge umzingelt, die ihn beschuldigte, ein Häretiker und Atheist zu sein.

Seine Mutter rief zum Schutz die Polizei. Diese erschien auch – am nächsten Tag. Und statt den Mob zu zerstreuen, verhaftete sie Alber Saber. Er wurde der „Diffamierung des Islam und des Christentums, Beleidigung des Göttlichen und der Verächtlichmachung religiöser Rituale und Heiliger sowie des Propheten“ beschuldigt, was mit bis zu 6 Jahren Gefängnis geahndet werden kann.

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Verfolgung des Unglaubens

Die Freiheit der Gedanken, der eigenen Meinung und die Möglichkeit, diese Gedanken und Meinung frei äußern zu können, sind ein hohes Gut. Ein Gut, über das man sich oft genug ärgern muss, wenn wieder irgendwo im Internet jemand kompletten Schwachfug behauptet (wir weisen hier im Blog oft genug darauf hin) – aber ein Gut, das wir vielleicht oft nicht hoch genug schätzen.*

Zu dieser Freiheit der Gedanken zählt im Speziellen auch die Haltung zur Existenz eines oder mehrerer Götter bzw. welche davon die echten sind. Genau wie die Frage, welche Farbe man am liebsten mag oder ob man lieber Frucade oder Eierlikör möchte, ist es eine Frage, die man nur für sich selbst beantworten kann.

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Dr. Richard Dawkins und warum es nicht beleidigend ist mit Religion nicht übereinzustimmen

Im zweiten Teil des Interviews mit Slashdot (den ersten bloggten wir hier) beschreibt Dawkins die Funktion und Intention seiner Webseite http://richarddawkins.net/. Klarerweise macht er etwas Werbung dafür, was aber wohl auch in berechtigtem Stolz begründet ist.

Er erwähnt, dass sie sich momentan sehr mit dem „Good News Club“ beschäftigen, einem Zusammenschluss fundamentalistisch-evangelikaler Organisationen, die weltweit verbreitet ist. Sie gehen nach dem Schlussläuten der Schulglocke in die Schulen (um so das Religionsverbot in Schulen zu unterlaufen). Sie treten dort wie Lehrer auf und missionieren: Wer sündigt, kommt in die Hölle. Juden und Katholiken kommen in die Hölle. Und man darf nicht vergessen: Ungläubige zu töten ist eine gute Sache.

Nächstes Jahr will sich der Good News Club wohl auf Denver konzentrieren und Dawkins und seine Leute planen, dort Gegenveranstaltungen durchführen.

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Dr. Richard Dawkins über Bildung, ‚Innocence of Muslims‘ und Paul Broun

Richard Dawkins hat vor kurzem beim „Tech-Nachrichtenticker“ Slashdot einige Fragen beantwortet, die auch auf Video aufgezeichnet wurden. Slashdot ist im Wesentlichen ein Nachrichtenportal für technikrelevante Informationen, bei dem Nachrichten durch die Benutzer eingestellt werden und die interessantesten dann auf der Frontseite landen. Slashdot hat durchaus Einfluss; es sind schon Webseiten zusammengebrochen, weil sie auf Slashdot verlinkt wurden.

Die Leser von Slashdot wurden aufgefordert, Fragen zu posten, von denen einige ausgewählt und in einem zweiteiligen Interview online gestellt wurden. Der nachfolgende Text soll nur einen kurzen Überblick geben, worüber geredet wurde, welche Themen angeschnitten wurden. Das Video ist gut verständlich und es ist ein Transkript vorhanden, in dem man nachlesen kann.

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Fazıl Say vor Gericht

Der türkischstämmige Starpianist Fazıl Say musste sich heute in Istanbul vor Gericht verantworten. Ihm wurde das Verbreiten von Meldungen wie dieser: „Ich weiß nicht, ob ihr es gemerkt habt? Überall, wo es Schwätzer, Gemeine, Sensationsgierige, Diebe, Scharlatane gibt, sie alle sind übertrieben gläubig. Ist das ein Paradoxon?“ per Twitter zur Last gelegt.

Der Prozess wurde nach einer Stunde bis zum 18. Februar 2013 vertagt. Warum die Äußerung den Islam beleidigt, in dem es doch keine Schwätzer, Gemeine, Sensationsgierige, Diebe und Scharlatane gibt, wurde nicht geklärt.

Der Atheist Say hat in der Türkei schon mehrfach für Aufruhr gesorgt und man wird den Prozess wohl mit Spannung verfolgen müssen. Bei Verurteilung drohen dem Mann 18 Monate Haft für einen Satz, den unsereiner nicht einmal tragisch findet. Bevor man allerdings mit dem Finger auf die Türkei zeigt, sollte man sich die entsprechenden Gesetze in unserem Raum vielleicht einmal ansehen:

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Evolution – Eine Lüge aus der Hölle

Als Kongressmitglied und Mitglied des Komitees für Wissenschaft und Technologie muss man zu wissenschaftlichen Themen eine klare Linie haben und diese auch öffentlich vertreten.

So geschehen in einer Rede, die der amerikanische Kongressabgeordnete Paul Broun bei einem Kirchenbankett hielt. Und er äußerte sich klar und unmißverständlich:

All that stuff I was taught about evolution and embryology and the Big Bang Theory, all that is lies straight from the pit of Hell. And it’s lies to try to keep me and all the folks who were taught that from understanding that they need a savior.

Als wäre es nicht schlimm genug, dass der Mann Kongressabgeordneter ist, darüber hinaus ist er auch noch einer der Leute, die über die zivilen Wissenschaftsausgaben der USA, wie zum Beispiel die der NASA, entscheidet.

Er ist übrigens in diesem Komitee nicht ganz allein mit eigenwilligen Ansichten, so glaubt zum Beispiel auch der Vorsitzende Ralph Hall nicht an den Klimawandel, Michael McCaul wollte vorschreiben, dass nur christliche Gebete bei Soldatenbegräbnissen verwendet werden oder der auch bei uns nicht ganz Unbekannte Todd Akin, der meinte, von echter Vergewaltigung wird man nicht schwanger. Die Liste der Mitglieder findet man hier, man findet noch so einige andere merkwürdige Ansichten bei den Mitgliedern.

Wer es nicht glaubt, dass jemand, der in einem Wissenschaftskomitee sitzt, solchen Unsinn von sich gibt – das Ganze gibt es natürlich auch auf Video:

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Was die Beschneidungsdebatte und eine Burgruine gemeinsam haben

Ein etwas ungewöhnlicher Einstieg ins Thema:

 

Eine mittelgroße Stadt in Südhessen zählt zu ihren wenigen bedeutenden Bauten ein Festungsbauwerk aus dem 15. Jahrhundert. Das Bauwerk war bis in die 80er Jahre hinein verfallen und von wuchernder Vegetation überwachsen. Dann endlich rafften sich Magistrat und Denkmalpfleger auf und konzipierten eine Wiederherstellung und Freilegung der Gebäudesubstanz. Es folgte eine jahrelange erbitterte Debatte zwischen Denkmal- und Naturschützern, die statt dessen unbedingt das gewachsene Biotop erhalten wollten. Die Auseinandersetzungen hätten beinahe dazu geführt, die örtlichen „Grünen“ zu spalten.

 

Was war passiert? Es war zu einem Interessenwiderstreit gekommen, den so niemand vorher hatte kommen sehen wollen. Auf beiden Seiten der Front standen Werte, die vorher bei ein und denselben Personen positiv besetzt waren. So lange diese Werte nicht an einem konkreten Fall in Kollision gerieten, war es bequem, die Möglichkeit einer solchen Kollision zu verdrängen. Debatten, die sich dann am Aufflammen solcher Konflikte entzünden, haben die Eigenschaft, unübersichtlich, unsortiert, unreflektiert und deshalb hochgradig hysterisch zu verlaufen. Und da werden sich plötzlich eine marode Festung der Grafen zu Katzenelnbogen und die Beschneidung jüdischer Kleinkinder ähnlich.

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Pimp Your Bishop

Zugegeben: es gibt Menschen, die haben eine bessere Presse als der derzeitige Bischof des Bistums Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst. Es kommt gerade ja auch eine ganze Menge Unrat, über den seit Anfang 2008 in der mittelhessischen Residenz hofhaltenden Hochwürdigen Herrn (ausnahmsweise keine Satire: so lautet die korrekte Anrede für einen römisch-katholischen Bischof).

 

Diese vier Jahre haben locker ausgereicht, ein Bistum, zu dem in heftigem Gegensatz zu dem beschaulichen Limburg auch die Metropole Frankfurt a.M. und die Landeshauptstadt Wiesbaden gehören, in hellen Aufruhr zu versetzen, der bundesweites Echo erzeugt.

 

 

Ein kurzer Rückblick: Vorgänger des aktuellen Bischofs war der sozialreformerisch orientierte Franz Kamphaus, der seine Termine mit einem selbstgesteuerten betagten VW Golf anfuhr. Mit solcher Bescheidenheit haben Exzellenz (ja, auch das ist offizielle Anredeform) gründlich aufgeräumt. Think Big, heißt es jetzt im bischöflichen Ordinariat, und man lässt sich beim Upgraden nicht lumpen.

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Der Einfluss der Religionen

Man hört ja sehr oft das Argument, dass der Papst in Afrika mit seinem Kondomverbot riesigen Schaden anrichtet, weil die Position der Kirche zu Verhütungsmitteln eine Katastrophe ist. Nicht nur wegen AIDS, sondern auch wegen der Bevölkerungsentwicklung. Dass diese Position aus Sicht von Vernunft und Ethik zu verurteilen ist, daran besteht für uns kein Zweifel. Und Aussagen afrikanischer Priester und Bischöfe, die behaupten, dass Kondome nicht schützen und sogar mit HIV verseucht sind, kann man nur als ekelhaft bezeichnen.

Aber dieses Problem, diese Thematik betrifft nicht nur das Christentum – speziell auch islamisch-fundamentalistische Gruppierungen sind nicht für ihren Einsatz für die Frauenrechte bekannt.

In diesem Sinne stellt sich natürlich die Frage: wie groß ist der Einfluss der Religionen? Wie viel Macht haben sie tatsächlich im Schlafzimmer? In Bezug auf Frauenrechte? Hans Rosling betrachtet den Punkt Sex in einer Rede in Qatar und setzt Religionen und Fruchtbarkeit in einen Kontext. Und was findet er? Dass die Macht der Religionen begrenzt ist.

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Mit einem Tritt ins Gesicht ins Himmelreich

Diese recht interessante Strategie scheint zumindest ein kanadischer Geistheiler zu verfolgen, der dieser Tage nach London kommt, um dort seine Show abzuziehen. Eine abstruse Figur, die wegen sexueller Belästigung eines 7-jährigen schon zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wurde (eine Jugendsünde offenbar, er selbst war damals 13) und nach einer Überdosis Drogen mit 18 Jahren angeblich zu Gott gefunden hat.

Todd Bentley behauptet, die Opfer Kranken durch Handauflegen heilen zu können. Egal, welche Krankheit sie haben. Bam! Geheilt! Und wenn das nicht hilft, schlägt und tritt er schon mal zu. Oder einfach so. Bam! Weil ihm gerade danach ist. Gott selbst befiehlt ihm, seine Wunder auf diese Weise zu wirken:

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